Die Nacht als mich mein lyrisches ich verließ

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Ralf Langer

Mitglied
Die Nacht als mich mein lyrisches ich verließ

Da war ein Kratzen und ein Scharren
hinter der Fensterscheibe der Garküche
erbrach ein Gast ein Stückchen
von Himmel und Erde.

Ich hatte so ein Gefühl - dabei, hauptsächlich
im Kopf ein Ziehen – gewitterschwer
bahnte sich ein Stück Hölderlin
versuchte an der Schläfe Satz zu werden.

Dieser Ruck durchfuhr mich
und endlich köpfte sich ein lyrisches Bild
an meine Stirn, die aber stieß
beim Ablassen des Spülwassers
mit dem Hängeschrank zusammen.

Das Blut in meinem Mund -
einen Moment lang fühlte ich
einen Hexameter auf meiner Zunge
gerinnen, doch die Stimme sagte:
Leck mich, ich bin eine Diva...
 

Curd Belesos

Mitglied
Die Grundstimmung ist gut beschrieben und passt zur Zeit der Einstellung.
Auch der Schlussvers passiert immer wieder, doch es geht nicht.

Also kämpfen wir weiter. Gerne gelesen. Curd
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo curt,
hab dank für deine meldung...
ja nie aufgeben, schon sehr richtig,...
aber auch nie herbeizwingen

lg
ralf
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Ralf Langer,

was, wenn die Diva eine nixnutzige Pfauenragall° ist ... ;-)

Kein Schaden, wenn die, sag ´mer mal, unter Schmerzen abhaut. Da fängt das Leben an, und die Geschichten. Sag ich mal einfach so.


LG
Die Dohle

° PostSkript: ... muß ich diesen Begriff übersetzen? Im Fall bitte ich freundlich um Nachricht.
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Ralf Langer,
das wird nicht so ganz einfach, das zu klären. Abschließend vielleicht gar nicht ...

Ein rechthaberisch keifendes Weib wird im Schwäbischen zuweilen eine Ragall genannt. Wobei damit noch nicht gesagt ist, ob dieses Weib nicht möglicherweise doch auch zurecht keift. Die Etymologie der Ragall, muß ich gestehen, ist mir derzeit nicht abschließend bekannt. Ragall leitet sich wohl vom französischen Racaille, böses zänkisches Weib, ab. Da im Schwäbischen alles anders ist, wird Ragall des öfteren auf eine, wohlgemerkt geliebte, Ehefrau geprägt. Du siehst die Schwierigkeit: Ein geliebtes Wesen mault hartnäckig, dazu noch möglicherweise zurecht...
Mir schien angesichts der dargelegten Umstände die Verwendung dieses Begriffes angemessen.

Die Pfauenragall nun ist eine aktuell anlässlich deines Werkes zusammengeflickte Wortschöpfung meinerseits, durchaus kritikfähig, wie ich meine.

Das wäre dann etwa ein rechthaberisch, abgrundtief selbstverliebt keifendes Weib, ein geliebtes selbstverständlich, wobei, gottbehüte uns vor Genderdebatten, das Weib ist natürlich DAS Weib. Was immer das sein soll, im Falle hier evtl. die wehrhafte Diva LyrI.

Soweit mal ein erster Versuch einer Klärung. Ich hoff, das kann weiterhelfen ;-)

einstweilen mal schmunzelnde Grüße
Die Dohle
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo dohle,
hab dank für deine ausführliche erklärung.

jetzt kann ich es verstehen, und ich finde es angemessen.

lyrich und die muse das sind eben sehr eigenartige wesen

lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo oli,
ja wer leckt hier wen?

ich denke manchmal fühlt sich mein lyrich von mir sehr im stich gelassen. dann ist meist sommer und ich habe einen arsch voll arbeit in meinem restaurant...
dann hör ich manchmal diese stimme - ich glaube es ist mein lyrisches ich: ganz derbe spricht diese stimme um zwischen
cordon bleu, doraden und bratkartoffeln noch gehör zu finden.
und dann nach ihrem wutausbruch ist sie wochenlang weg...
lg
ralf
 

Monochrom

Mitglied
Hi Ralf,

ist schon rund, der Text.

irgendwie stört mich aber der Rhythmus.

Ich kanns nich einordnen, und gerade das stört mich.

Vielleicht haste ja nen Augenblick Zeit, um etwas klärendes zu schreiben, wobei ich vermute, dass der Rhythmus frei ist, und dann würde mich gerade das stören.

Toll wäre es, wenn die Verse, in denen es ums Schreiben geht, eine Metrik hätten, und dann die störenden ELemente eben diese durchbrechen würden,

naja, nur so ne Idee,

Ciao,
Monochrom
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo monochrom,

das ist eine gute idee
(die ich versuchte im ansatz zu verwirklichen)
na ja ein paar bilder hats ja, aber das ist halt ein gedicht
über einen autor der sein lyrich verlor.
zu anfang wars übrigens ein prosatext.

ich denk noch mal drüber nach

ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Mir gefällt der temperamentvolle Ausbruch deiner lyrischen Seite, dieser Diva. Und so wie du das schilderst, hat sie ja nicht ganz unrecht, verhungert sie doch an diesen heißen Sommerabenden an einer Theke/ in einer Küche ganz weit draußen in Polsum. ;) Aber es kommen auch wieder andere Zeiten. Daran erinnere ich mich, habe ich doch mal in der Gastronomie eine Ausbildung gemacht... lang, lang ist es her.

Gern gelesen,
Bernd


p.s. Dorade gibt es bei euch? Gegrillt etwa? Lass das nicht meine Frau hören! ;)
 
Brilliant!

und endlich köpfte sich ein lyrisches Bild
an meine Stirn, die aber stieß
beim Ablassen des Spülwassers
mit dem Hängeschrank zusammen.
Lieber Ralf: Besser geht es nicht!
Danke für die Lektüre.

Lerne jetzt Dänisch, aber das nur nebenbei,

Probiere heute einen neuen Tennessee Bourbon Whiskey.
Interessiert an meiner Begutachtung ;-)

a la votre
serge
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo bernd,

ja es verkümmert dieses lyrich in mir, es ist erschreckend
wie deizehn stunden arbeit , sieben tage die woche und ein wenig
schlafentzug einen festbessenen zu habenden teil meines ichs
"weg2drängen...
:)

lg
Ralf
P.s. ja dorade ist da, schöne grüße an die frau gemahlin
 

Ralf Langer

Mitglied
halo serge,

"besser gehts nicht"
na da freue ich mich aber

apropos bourbon:
mein favorit: "bakers" aus der mittelmäßigen jim beam firma
sieben jahre alt.

mußt du mal probieren

bei welchem bist du gerade?

ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Die Nacht als mich mein lyrisches ich verließ

Da war ein Kratzen und ein Scharren
hinter der Fensterscheibe der Garküche
erbrach ein Gast ein Stückchen
von Himmel und Erde.

Ich hatte so ein Gefühl - dabei, hauptsächlich
im Kopf ein Ziehen – gewitterschwer
bahnte sich ein Stück Hölderlin
versuchte an der Schläfe Satz zu werden,

und endlich köpfte sich ein lyrisches Bild
an meine Stirn, die aber stieß
beim Ablassen des Spülwassers
mit dem Hängeschrank zusammen.

Das Blut in meinem Mund -
einen Moment lang fühlte ich
einen Hexameter auf meiner Zunge
gerinnen, doch die Stimme sagte:
Leck mich, ich bin eine Diva...
 



 
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