Die Nacht eines Dichters (Sonett)

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Zirkon

Mitglied
Die Nacht eines Dichters (Sonett)

Es treiben ihn die flüsternden Gedanken,
die wie ein Sommerregen tränend tropfen,
des nachts an seine Fensterläden klopfen,
an Simsen, Wänden klammern und sich ranken,

bis er sie fasst, sie trägt wie Pflastersteine,
und sie sich endlich wort-ergeben zeilen.
Aus Unbewusstem fliehen, ihm enteilen
auf das Papier, als wären es nicht seine.

Er liest sie laut und lauscht. Sich fremd, gebannt,
als wär er zwei, als wär er der vom Rand.
Dem andren lässt er ungern freien Lauf,

und doch hat der die Verse ihm gewoben.
Der Krypta seines Wesen, sich enthoben,
schaut er enttarnt zu blinden Sternen auf.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Die Nacht eines Dichters

Die Nacht eines Dichters, wie sie Zirkon aus der Legendenschatulle des edlen Dichterunwesens hervorgeholt hat. Ich bin da nüchterner, ich schlafe nachts. Ich weiß nicht, welchen Dichter du kennst, der nachts Sonette zusammenbastelt, vielleicht sogar meinst du, o holder Poet, dich selbst. Mit diesem verlogenen Sonett strickst du an der Legende, dass der Lyriker ein erhabenes Wesen sei, dem nichts gleicht auf der Welt, und der deshalb des Lorbeer der Mitwelt angeblich zu Recht beanspruchen darf. Nein, Schreiben, wenn es Substanz haben soll, ist Arbeit und nicht etwa göttliche Eingebung. Die Idee dazu kann dem Autor auf dem Klo kommen, egal, wo und wann. Entscheidend ist, was er dann produziert. Und damit bin ich bei deinem Sonett.

Wie gesagt, ein verlogenes Gedicht, fern jeder Realität.
Man kann nur das schreiben, was man fühlt, was man weiß, was man denkt. Und wie man fühlt, was man denkt und was man weiß, geht in das Gedicht ein. Da wäre erst mal das Bild des "tränend tropfenden Sommerregens" - bei Nacht! Es ist so verlogen und kitschig, wie es nur irgend geht, ganz abgesehen von dem abgedroschenen Bild des Regens als Tränen an den Fensterscheiben. Als Sommerregen wird ein Regen bezeichnet, der warm ist, weil die Sonne trotz des Regens scheint, und das geschieht nicht bei Nacht, sondern logischerweise bei Tage.

Das nächste Bild: Die Gedanken "zeilen sich wortergeben".
Was willst du denn damit ausdrücken? Dass "der Dichter"
schreibt, damit sich am Ende ein Reimwort ergibt? Natürlich muss er ein Reimwort finden, das ist klar, aber er muss nicht "wortergeben", sondern aus dem Gedanken heraus schreiben, sonst entsteht so ein Geklitter, wie du es geschrieben hast. Jo, es reimt sich, dein Sonett. Aber wenn die Gedanken des Autors unklar sind, wird er auch ein unklares Gedicht schreiben.

Nun aber zum Handwerklichen:
Zunächst fällt auf, dass du die Anforderung an das Sonett These - Antithese - Synthese nicht einhältst. Kurz gesagt, es ist ein Gedicht, in den förmlichen Mantel eines Sonetts gepresst. Du erfüllst mit diesem Sonett auch nicht die Regel, dass 1. und 2. Quartett dieselben Endreime haben müssen. Das zumindest darf man in aller Bescheidenheit erwarten.

Wie sieht es nun mit der Synthese aus? Da fällt erst einmal die "Krypta seines Wesen" (das sich noch dazu "enthoben" hat) ins tränende Auge. Nicht genug, dass der Genitiv unvollständig ist, nein, da wird mit Krypta zumindest ein falsches Bild benutzt. Entweder ist Krypta ein Grabraum in den Katakomben, ein unterirdischer Raum im Ostchor in romanischen Kirchen oder physiologisch ein krankhafter Zustand in der Darmschleimhaut. Nun darf man raten, was dieser Dichter im Wesen hat. Ich habe nichts gegen Metaphern, aber es müssen die richtigen sein, denn in der Krypta befinden sich nur Tote, also abgestorbene Gedanken, die folglich nicht mehr existieren. Nun könnte ich böse sagen, das merkt man dem Gedicht an. Ich spar mir diesen Kalauer.

Wie ist denn zu verstehen, dass der Dichter "enttarnt" zu "blinden Sternen" aufschaut? Merkt er also selber, dass er das blanke Nichts geschrieben hat, oder sind die Sterne blind, weil sie ihm zu Ehren nicht doppelt so hell leuchten, wie diesem missglückten Sonett nach Maßgabe des Dichters zustehen müsste?

blackout





Die Synthese soll Zusammenfassung, Einblick und Ausblick sein.
 

Zirkon

Mitglied
ach herrjeh, da habe ich mir wohl eine Erzfeindin aus dem Osten geschaffen. Naja, sei's drum - danke, dass du dieses Gedicht verrissen hast, ohne es zu verstehen, Blackout.
Gruß Zirkon
 

Tula

Mitglied
Hallo Zirkon

Der Schlüssel zum Gedicht liegt wohl in S3, der eigentlich-nicht-Dichter und sein im Unterbewusstsein wandelndes zweites Ich. So in etwa habe ich es verstanden. Hat etwas Freud'sches, womit der Leser in seiner Analyse einverstanden sein mag oder nicht. Als Gegenstück steht das von mir sehr gern zitierte Gedicht der Autopsychography von Fernando Pessoa https://www.poetryinternational.org/pi/poem/7088/auto/0/0/en/nocache, wo der Dichter zwar als Täuscher steht, aber dann doch den erfundenen Schmerz selbst miterlebt.

Sprachlich würde ich versuchen, in jeder Strophe weibliche und männliche Kadenzen zu verwenden, und es insgesamt etwas "moderner" erklingen zu lassen. Da denke ich vor allem an S4.

Wie dem auch sei, gern gelesen.

LG
Tula

PS: ich schreibe nachts !!
 

Zirkon

Mitglied
Lieben Dank, liebe Tula.
Die Kadenzen wähle ich absichtlich so, um zu betonen und zu "verhärten".
Sicherlich ist auch hier wieder Psychologie im Spiel. Immerhin hast DU es verstanden. Ich denke aber , dass die Leselupe ansonsten zu oberflächlich liest, zu unempathisch, zu konkurrenzgelenkt durch die Möglichkeit der Bewertungsbalken und vielleicht auch in der Mehrheit nicht das Niveau bei den Autoren hat, um mein Sonette zu verstehen und nachzuvollziehen. Hinzu kommt ein nicht nachvollziehbarer rüder Umgangston. Darum habe ich mich entschlossen, dem Forum wieder den Rücken zu kehren.
Ich habe keine Lust, meine Zeit mit hyperaktiven Revanchekommentatoren und Dummquatschern zu vergeuden.
Wer Walthers Sonette hoch lobt, der kann meine wohl nicht verstehen.
Danken möchte ich DIR jedoch ausdrücklich, da du dich bereits zum zweiten Mal engagiert auf ein Sonett von mir einlässt und fair kommentiert hast.
Liebe Grüße von Zirkon
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Guten Morgen Zirkon,

dein Sonett hat sicherlich einige, wenn auch kleine Fehler, an denen man nach einer gewissen Distanz noch arbeiten kann. Die Kadenzfrage sprach ja Tula schon an.

- wirkt wg. der Anlaute dramatisch, verdickt sich aber sehr schnell; sollte entspannter formuliert sein

des nachts an seine Fensterläden klopfen,
an Simsen, Wänden klammern und sich ranken,
- stark

Aus Unbewusstem fliehen, ihm enteilen
auf das Papier, als wären es nicht seine.
- Rilkes Enjambement (wie ich immer behaupte); ich mag sowas

Krypta seines Wesen
- leider ein Fehlgriff; will nicht recht in das ansonsten eher poetische Sprachbild passen; der Genitiv sollte ausgeschrieben sein

Also - alles gar nicht so schlimm. Das nächtliche Schreiben bevorzugen ganz viele Autoren, aus einem einfachen Grund: Das Sinneserleben ist um ein Vielfaches feiner als am Tag!

Empfehle dir, in der Lupe zu bleiben und die Löschorgie zu stoppen. Poeten deiner Art braucht dieses Forum!

Schöne Grüße
von
Dyrk
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Zirkon
Bitte lass dich nicht entmutigen. Du siehst ja, es gibt hier auch Leute, die sich ernsthaft mit deinem Text auseinandersetzen. Es wäre wirklich schade wenn du aufhörst. Ansonsten stimme ich deiner Kritik zu.
Mir gefällt dein Gedicht. Man kann es nachvollziehen. Die Tränen würde ich auch rauslassen, vielleicht: stetig tropfen?
Liebe Grüße
Kaetzchen
 

Zirkon

Mitglied
Lieber Dyrk,

ich danke dir für deinen Kommi, der mich sehr freut. Gerne will ich auf deine Punkte eingehen. Die Kadenzen erklärte ich schon. Es ist mein persönlicher Stil, auch, wenn es der alten Form nicht zu Hundert Prozent gefällt. Ich mag es so-

das tränende Tropfen, richtig von dir als Anapher erkannt, sollte eben auch als solches Stilmittel sein, denn gerade ein Sonett ist ja auch ein KLANGGEDICHT: Das wird hier in den Besprechungen von Sonetten total vergessen.
Hierzu weise ich darauf hin, dass ich wegen der Klangfülle, im "Findungsprozess des Dichters" viele dunkle Vokale eingebaut habe. Korrespondierend dazu dann Rand, gebannt und dies dann verhärtend in der Synthese.
Ansonsten geht es nach der Findung mit lockereren ei, und hellen Vokalen weiter.

Zum tränend tropfen bemerke ich: tränend nicht als traurig, sondern als fließend. Wenn ein Auge tränt, dann muss der Besitzer auch nicht zwingend traurig sein.

Ja, danke für die Konnotation an Rilke. Es ehrt mich. Man sagte mir das schon anderswo mal.

Da du dir solche Mühe gemacht hast, mich zu ermutigen und wirklich sorgsam zu lesen, verrate ich noch eines, obwohl ich eigentlich meine Gedichte normalerweise nicht erkläre:

Es geht nicht nur um nachtsschreibende Dichter.Ich schreibe nie nachts...
Die eigentliche Aussage ist ( der vom Rand, enttarnt, blinde Sterne), dass Dichtende oft behaupten und es auch selber oftmals glauben wollen,, sie würden von sich wegschreiben. Im Grunde aber kommt alles, was wir zu Papier bringen aus unserem tiefsten Inneren, sind WIR als Dichtende.

Ich hoffe, dass du nun verstehst, warum ich meine Löschaktion startete. Meine Werke haben was zu sagen und ich muss sie mir hier nicht mies reden lassen.
Lieben Dank für deine Ermunterung.

Ich überleg es mir.
Liebe Grüße von Zirkon
 

Zirkon

Mitglied
auch dir, liebe Kätzchen, besten Dank für die netten Zeilen, die mich sehr freuen. Bitte nimm den Antwortkommt an Dyrk auch für dich.
Was macht dein Jägersonett?
Schmunzeln von Zirkon
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Zirkon,

der Krypta seines Wesens sich enthoben
(ich fange mit Deinem Text jetzt mal vom Schluss her an)

das bedeutet für mich, dass der Schreibende so tief, wie das überhaupt möglich ist, in sein Unterbewusstsein hinabgestiegen ist. Und von dort hat er so viel Licht mitgebracht, dass im Vergleich dazu selbst die Sterne erblassen bzw. hier erblinden.

Du beschreibst in diesem Text für mich überzeugend, wie es überhaupt möglich ist, dass jemand ein Gedicht zu Papier bringt.

Er muss sich selbst zu Papier bringen. Kunst bedeutet nach meiner Erfahrung immer, sein Selbst vor Leser, Zuschauer usw. hin zu stellen. Geschieht das nicht, wirkt alles langweilig.

In den ersten zwei Strophen hofft er noch, dass die Welt um ihn herum so ist wie immer, es regnet und damit könnte alles gut sein, aber dann überfällt ihn diese Bedrängnis, nach dem Papier greifen zu müssen.

Auch ich pflege meine Gedichte nicht zu "basteln", sondern sie kommen zu mir und egal womit ich gerade beschäftigt bin, ich muss sie aufschreiben.

Ich finde das faszinierend, wie Du das hingekriegt hast, zu beschreiben: In solchen Momenten bin ich gar nicht mehr eine Person, sondern ich bin zwei.

Ach bitte, lass Dich nicht entmutigen von Schreibern, die kein Verständnis für Deinen Text aufbringen können. Ich bitte Dich zusammen mit den anderen. Bleibe uns erhalten!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Zirkon

Mitglied
von Anfang an habe ich dich, liebe Vera, als sehr empathische Leserin empfunden, die versucht,in die Werke einzusteigen und sie zu entschlüsseln. Mit viel Empathie, einem gesunden Verstand und vielleicht auch Lebenserfahrung, ist es dir bisher bei jedem Werk, das du von mir kommentiert hast, gelungen, ihm "auf den Grund zu gehen".
Dafür möchte ich dir herzlich danken. Auch für deine Ermutigung, zu bleiben.
Deiner Interpretation ist nichts hinzuzufügen. Punktgenaue Landung.
Danke Vera!
LG von Zirkon
 

James Blond

Mitglied
Die Nacht eines Dichters (Sonett)

Es treiben ihn die flüsternden Gedanken,
die wie ein Sommerregen tränend tropfen,
des nachts an seine Fensterläden klopfen,
an Simsen, Wänden klammern und sich ranken,

bis er sie fasst, sie trägt wie Pflastersteine,
und sie sich endlich wort-ergeben zeilen.
Aus Unbewusstem fliehen, ihm enteilen
auf das Papier, als wären es nicht seine.

Er liest sie laut und lauscht. Sich fremd, gebannt,
als wär er zwei, als wär er der vom Rand.
Dem andren lässt er ungern freien Lauf,

und doch hat der die Verse ihm gewoben.
Der Krypta seines Wesen, sich enthoben,
schaut er enttarnt zu blinden Sternen auf.
Liebe(r) Zirkon,

besondere Empfindlichkeiten sind auch bei den Autoren der Leselupe keine Seltenheit, insofern kann ich Löschreflexe angesichts "unzumutbarer" oder schändlicher Kommentare gut nachvollziehen. Oft ist es nur eine Person, der man sich durch das Löschen des eigenen Textes zu entziehen sucht, zugleich aber alle anderen mitbestraft, die in ihren Kommentaren Zeit und Mühe darauf verwendet haben, dem Text eine angemessene Beurteilung zukommen zu lassen. Ich halte das Löschen von Gedichten ungeeignet für einen kreativen Umgang miteinander und denke, wir sollten es bei gegebenem Anlass besser der Moderation überlassen, die entsprechenden Kommentare zu löschen. Einer ungerechtfertigt erscheinenden Kritik lässt sich von Autorenseite auch auf andere Weise erwehren.

Zum Sonett selbst ist ja bereits inhaltlich als auch formal verschiedenes angemerkt worden, auch mir ist ein durchwachsener Eindruck geblieben. Dies mag nicht zuletzt am hochgesteckten Ziel liegen, aus psychologischer Sicht den Vorgang des Dichtens selbst in ein Gedicht zu fassen. So trifft hier Analyse auf Metaphorik.

Die Schizophrenie des Dichters, seine Selbstdistanz wird mehrfach erwähnt, zugleich zeigt sie sich aber auch innerhalb des Textes, der sich neben klassisch lyrischen Elementen vor theorielastigen Erklärungen wie "Unterbewusstem" nicht scheut und so den Zauber einer metaphorischen Offenbarung mit der Direktheit einer psychologischen Deutung konfrontiert: Der Dichter "outet" sich vor sich selbst, indem er die aus seinem Unterbewusstsein fliehenden Gedanken in Worte fasst und sie zu Papier bringt.

Nun ja. Darüber ließe sich streiten und ich will hierzu nur anmerken, dass mir dieses Bild ein wenig zu einfach erscheint, aber das ist wohl Ansichtssache. Wesentlicher erscheint mir, dass angesichts dieser Simplizität das Pathos der lyrischen Passagen überzogen wirkt. Erklärung und Beschreibung bremsen sich gegenseitig aus; so ist das Sonett ein Zwitter geblieben, dessen Teile sich nicht recht fügen wollen.

Details:
  • Vorsicht vor gereimten Allgemeinplätzen: "Regentropfen, die an dein Fenster klopfen" könnten noch schlummernde Erinnerungen an Rudi Schurickes Tango wecken.

  • "an Simsen, Wänden klammern" ist ohne ein "sich" grammatisch nicht korrekt, das nachfolgende "ranken" bräuchte es nicht

  • "Als wären es" - "als wär er" - "als wär er" in kurzer Abfolge ist vielleicht etwas zu viel Rilke.

  • "Der Krypta seines Wesen"
    Die Krypta ist bereits in einem anderen Beitrag geschmäht worden. Ich möchte sie ausdrücklich positiv hervorheben, denn sie öffnet ein Bild, was das bereits erwähnte "Unbewusste" eben nicht vermag. Und dieses Bild ist lyrisch stimmig: Die Krypta ist der verborgene, geheimnisvolle und zugleich auch unverständliche Ort des aus der Zeit gefallenen, das immer noch seine (stille) Macht in uns entfaltet. Allerdings ist der Genitiv "Krypta seines Wesen" nicht nur inkorrekt, er relativiert und persifliert auch gleich wieder die starke bildliche Aussagekraft. Man könnte diese Formulierung als pars pro toto herausgreifen: Erklärung contra Metapher. Schade, dass hier die vielen, sorgfältig ausgesuchten Wörter einer lyrischen Sprache nicht so recht ihre Wirkung entfalten können.

Zusammenfassend möchte ich dir den Tipp mit an die Hand geben, der Kraft einzelner Bilder und Worte mehr zu vertrauen, sie nicht zu überladen oder mit Erklärungen einzumauern, der Leser sollte auch etwas ausdeuten können. Und was das große Vorbild anbelangt, sei zur Vorsicht geraten: Je mehr Rilke ich lese, desto weniger gefällt er mir.

Grüße
JB
 

Walther

Mitglied
Hi Zirkon,

der dichter verlangt immer nach wertschätzung und fühlt sich verkannt, wenn man sie ihm nicht entgegenbringt. selbst kritik ist bereits eine solche, wie Reich-Ranicki mal in seiner unnachahmlichen art bemerkte. schließlich hat sich der kritiker mit dem werk beschäftigt, seine wertvolle lebenszeit in dieses werk investiert. er hätte sich auch mit sich selbst beschäftigen können - oder mit anderen werken.
Ich habe keine Lust, meine Zeit mit hyperaktiven Revanchekommentatoren und Dummquatschern zu vergeuden.
Wer Walthers Sonette hoch lobt, der kann meine wohl nicht verstehen.
ich weiß nicht, ob solch eine bemerkung klug ist, denn du tust damit das, was du selbst beklagst. ich habe mich übrigens nie zur qualität deiner dichtung geäußert, allenfalls formale kritik angebracht, mehr nicht.
Du erfüllst mit diesem Sonett auch nicht die Regel, dass 1. und 2. Quartett dieselben Endreime haben müssen.
hier hat blackout unrecht. moderne sonette müssen diese regel nicht einhalten, sie müssen sich nicht einmal endreimen (schon Gryphius nahm es sich heraus, reimlose sonette zu verfassen). sie müssen auch keine fünfhebigen jamben haben, es kann trochäisch gearbeitet werden und mit daktlyen, wenn's beliebt. nur das dialogische und die formale strenge, die sich in schlüssig ist, das muß schon sein (ist bei deinem text auch so).

ich finde, daß Dyrk und James mit ihren hinweisen zur verbesserung einen guten weg aufzeigen. und, ja, damit auch das geklärt ist, mir gefällt dein text. vielleicht entschädigt dieses freiwillige geständnis dich für dein gefühl, ich hätte dich mißachtet. dem war nicht so, aber man hat ja nur seine eigene sicht der dinge, wie einen die erfahrung immer wieder lehrt.

stay tuned!

lg W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nur kurz etwas zur Form. Das Sonett hat sich über viele Jahrhunderte weiterentwickelt, es gibt viele Formen.
Heute sind 14 Verse das einzige Formmerkmal, das meist eingehalten wird.
Der Reimformen gibt es viele, bis hin zu reimlosen Sonetten.
Auch inhaltlich gibt es die verschiedensten Formen.

Viele Grüße von Bernd
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Zirkon, leider komme ich erst jetzt zu deiner Antwort auf meinem Kommentar zu deinem Text. Zunächst, ich bin zwar aus dem Osten, aber wenn du dich nicht zu meinem Feind machst, warum sollte ich dann deine Feindin sein? Wer dir eine ehrliche Meinung sagt, ist dein Feind? Denkst du so? Ich habe dir nur geschrieben, wo es hakt. Hier kriegst du kaum ehrliche Kommentare, sei zufrieden, dass du einen ehrlichen von mir gekriegt hast. Und ich lese da was von Rilke und Goethe. Nun bleib mal hübsch auf dem Teppich, dein Sonett ist weder Rilke noch Goethe ähnlich, es ähnelt schlicht Zirkon.

Du wirst gemerkt haben, dass ich was gegen Schwiemelei im Gedicht habe. Und darum geht es mir vor allem. Du solltest einfach mal wirklich gute Gedichte zum Thema lesen, dann gewöhnst du dir solcherart Gedichte wie deines ab. In diesem Sinne

in aller Freundschaft, blackout
 



 
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