Die Qualität und der Tod

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Hera Klit

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Die Qualität und der Tod

Der Direktor der mittelständigen Reichhard GmbH Gerätebau, war gerade dabei gewesen, während seiner Lektüre des Morgenblatts sich darüber aufzuregen, dass diese Schwachköpfe eine Rote zur Arbeitsministerin gemacht hatten. War dieses Land noch zu retten? Sie taten alles, um den Unternehmern Steine in den Weg zu legen, dachte er sich. War es denn nicht schon jetzt schwer genug, die deutschen Arbeitnehmer und Angestellten überhaupt zum Arbeiten zu bewegen? Musste da jetzt noch eine Rote daran arbeiten, das Arbeitsvolk mit Zugeständnissen zu verwöhnen und zu hätscheln und deren Arbeitsunlust noch zu steigern? Er überlegte schon seit geraumer Zeit, den Firmensitz in die USA zu verlegen, wo man, wie ihm ein amerikanischer Geschäftsfreund erzählte, die Arbeitnehmer als trainierte Affen bezeichnete und auch so behandelte. Wenn jetzt auch noch die Gewerkschaften neuen Zulauf erhielten, sähe er sich gezwungen, die Zelte in Deutschland abzubrechen. Just in dem Moment seiner größten Aufregung trat seine Tochter, welche in der Firma das Personalbüro leitete, in sein Büro und überbrachte ihm die Botschaft vom Tode der Frau Kleinert.

Gestern Mittag sei Frau Kleinert noch in das Personalbüro gekommen, um sich über den immensen Druck zu beschweren, der auf ihr laste. Diesen Druck hielte sie bestimmt nicht mehr lange aus, hatte sie gesagt und sie sei dabei völlig aufgelöst und zeitweise auch ganz fahrig und unfokussiert gewesen. Viele Qualitätsmängel habe es in letzter Zeit bei ihr gegeben, geradezu gehäuft hätten sich diese denn der Qualitätsmanager des Unternehmens, Helge Herweg, stünde ihr ständig auf den Füssen und belauere sie, das sei doch nicht zum Aushalten, sagte sie und die Chefin müsse ihr da helfen, in dieser Sache. Aber die Personalchefin sah sich da außerstande, für Frau Kleinert die Elektrohilfskraft etwas zu tun, denn Frau Kleinert wisse doch, so führte die Personalchefin ihr gegenüber aus, dass das diesjährige Audit des TÜV bevorstände am nächsten Montag und alles müsse dann aufs Genaueste geregelt und geordnet sein, um nicht das Zertifikat als TÜV-geprüfte Firma zu verlieren. Außerdem müsse doch Frau Kleinert einsehen, dass sie es war, die im letzten Jahr bei dem letztjährigen TÜV-Audit durch Unachtsamkeit fast eine Qualitätsabweichung herbeiführte, die den TÜV-Auditoren Herrn Meyer bestimmt gezwungen hätte, das Zertifikat wieder einzuziehen. Frau Kleinert hatte im letzten TÜV-Audit ein nicht kalibriertes Messgerät auf ihrem Werktisch liegen gehabt und hätte nicht der Qualitätsbeauftragte der Firma, Herr Herweg, dieses Gerät gerade noch bevor der TÜV-Auditor es sah verschwinden lassen, dann wäre es zum Äußersten gekommen und die Firma stünde nun ohne Zertifikat da, was auf dem Weltmarkt ein erhebliches Hindernis darstelle, das nachgerade einen weltweiten Vertrieb der Geräte der Firma praktisch unmöglich machen würde. Dieser Fehler der Frau Kleinert, die ja nur eine Elektrohilfskraft sei, war existenzbedrohend gewesen und alle hundertfünfzig Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Sie habe, so führte die Personalchefin weiter aus, Frau Kleinert in die Schranken gewiesen und von ihr gefordert, die Vorgaben des Qualitätsmanagementsystems der Firma genauestens einzuhalten, worauf Frau Kleiner grußlos und unter Tränen ihr Büro verließ. Heute Morgen sei sie von Frau Kleinerts Sohn telefonisch darüber unterrichtet worden, so sagte die Personalchefin, dass er seine Mutter an einem Hosengürtel erhängt im Schuppen, in welchem Brennholz und Gartengeräte gelagert seien, gefunden habe.

Daraufhin bestellte der Direktor sofort den Qualitätsmanagementbeauftragten hoch in sein Büro. Er hatte diesen Mann, der eigentlich gar nicht die Voraussetzungen für so einen
Posten hatte, denn er war vom Auftreten und von der Persönlichkeit her gar nicht markant und wirkmächtig genug, um solch ein Amt überhaupt auszufüllen, aus Ermangelung eines anderen Kandidaten, denn keiner wollte diesen Job machen, zum Qualitätsmanager gemacht.
Wie oft hatte der Direktor den Herrn Herweg anhalten müssen, strenger und sachlicher aufzutreten gegenüber dem Personal, um dieses anzuspornen, eine gute Qualität zu produzieren und nicht nachzulassen, auf die Kundenzufriedenheit hinzuarbeiten.

Herweg musste sich praktisch total umkrempeln in seiner ganzen Art und unter der Anleitung des Direktors und mithilfe einiger entsprechend teurer Fortbildungen beim TÜV wurde aus dem Jeans- und Turnschuhträger Herweg ein halbwegs ansehnlicher Anzugträger, beinahe eine Respektsperson. Selbst Herwegs Frau war überrascht gewesen und hatte gesagt, er, Herweg, stelle sogar schon ein bisschen etwas dar in seinem Anzug, wo er doch sonst ein Mann sei, der praktisch nicht auffiele und den kaum einer je ernst hätte nehmen können.
Deswegen war es ja Herweg auch oft passiert, dass er vielleicht etwas zu hart auftrat in seiner neuen Rolle, dem Personal gegenüber, weil die ihn doch noch von früher kannten und jetzt Respekt zeigen mussten vor ihm und dem Qualitätsmanagementsystem. Jetzt jedoch, in dieser ernsten Situation nach dem Tod der Frau Kleinert, kamen dem Direktor schon Bedenken, ob Herweg nicht den Bogen überspannte und nicht die von ihm, dem Direktor und seinem QM-Amt praktisch geliehene Macht ausgenutzt habe, um eine unschuldige Frau in die Krise zu treiben. Gerade Menschen, die nie den Umgang mit Macht einstudieren konnten, weil sie nie eine gehabt hatten, neigten ja dazu, ihre Möglichkeiten, die sich ihnen auf einmal boten, total auszunutzen und zu übertreiben. Herweg wisse doch, wie es mit Hitler war, so erklärte der Direktor, der zunächst auch ein Nichts war und als er an die Macht kam zum größten Tyrannen seit Menschengedenken wurde. Der Direktor selbst hatte jedenfalls, so sagte er, nicht erwartet, Herweg würde Machtmissbrauch betreiben. Man müsse noch hoffen, die Frauenbeauftragte mache nicht noch das Fass auf, hier sei eine Frau von einem Chauvinisten in die Enge getrieben worden, aus weiß Gott welchen Gründen. Man müsse nun den Ball flach halten und die Meinung im Unternehmen verbreiten, Frau Kleinert habe ihren Selbstmord aus rein privaten Gründen begangen, was ja wahrscheinlich auch stimmte, denn sie sei doch kürzlich erst geschieden worden. Ja, bei genauerer Betrachtung des Falls sei ja auch durchaus anzunehmen, so der Direktor, Frau Kleinert habe aus rein privaten Gründen die Nerven verloren. Es käme jetzt darauf an, so schärfte der Direktor Herweg ein, den Eindruck der vollkommenen Schuldlosigkeit dem gesamten Personal gegenüber aufrecht zu erhalten. Kein Verdacht dürfe auf Herweg und das QM-System fallen. Es sei doch auch abstrus annehmen zu wollen, ein QM-System, welches doch nur dazu da sei, das Personal anzuhalten, qualitativ hochwertig und ordentlich zu arbeiten, um Kundenzufriedenheit zu erlagen, könne einen Menschen wie die Kleinert in die Enge treiben und zu so einer Tat anstiften.

Herweg müssen nun den Kopf gegenüber dem Personal hochhalten und den Eindruck eines Mannes mit reinem Gewissen vermitteln, sagte der Direktor, denn würden diese erst einmal Wind davon bekommen und nur ahnen, Herweg sei schuld, dann könne sich Herweg ja vorstellen, dass seine Tage hier in der Firme gezählt seien, denn die würden ihn fertigmachen und in der Luft zerreißen. Es wäre klar, dass ein Mann wie Herweg, der aufgrund seiner einfachen Herkunft und schlichten Erziehung von Haus aus nicht zum Befehlen geschaffen sei, dann ziemlich schnell unter dem Druck und Ansturm des gereizten Personals zusammenbrechen würde.

Herweg schlief in dieser Nacht sehr schlecht und am morgen bügelte ihm seine Frau seinen besten Anzug noch einmal auf, denn er musste gerade jetzt etwas darstellen. Er musste jetzt Stärke zeigen, die niemand von ihm je erwartet hätte. Seine und ihre Existenz hingen davon ab, schärfte ihm seine Frau ein. Dass die Schuldenlast des Hauses schwer auf ihnen laste, wisse er ja selbst und einen Verlust seines Jobs mit wenig Hoffnung in der momentanen Arbeitsmarktsituation einen Neuen zu finden, gerade für ihn, der ja auch nicht mehr der Jüngste sei und in Bewerbungsgesprächen immer so nervös, dass er kaum etwas Besonderes rüberbringen könne, das brauche sie ihm doch nicht zu sagen, sagte seine Frau. Mit einem Hilfsarbeiterjob könne er die Existenz von seiner Frau und sich doch nicht sichern. Also es sei klar, was heute auf dem Spiel stünde, mahnte ihn seine Frau zum Abschied.

Als Herweg auf dem Firmenparkplatz, der extra für ihn reserviert war, denn ein Qualitätsmanager hat freilich einen eigenen, parkte, wurde er schon vom Sohn der Kleinert abgefangen. Seine Mutter habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er, Herweg und das QM-System der Firma Reichhart als der Grund für ihre Verzweiflungstat angegeben sei.
Er habe, so sagte der Sohn der Kleinert zu Herweg, dem Betriebsrat der Firma eine Kopie des Briefes vorgelegt, mit der Bitte, das Personal der Firma Reichhart über diesen Sachverhalt zu unterrichten.

Herweg stieg daraufhin ohne Worte in seinen Wagen ein und fuhr mit recht hoher Geschwindigkeit davon. Die Polizei fand seinen Wagen praktisch um eine Ulme gewickelt in einem nahen Waldstück.
 

Blue Sky

Mitglied
Hallo Hera Klit.
Das ist ein sehr Krasses ende für ihn! Wenn man bedenkt, dass Herweg nur ein Teil der Firmen Führung mit einer fragwürdigen Sozialkompetenz war.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass auf diese Weise ahnungslose Hilfskräfte unter Druck gesetzt werden und zu Leistung getrieben, obwohl es bei Findings aus einem Audit immer noch die Chance zum Nachbessern gibt.
Gern gelesen. Irgendwie aus dem Leben.

LG
BS
 
Die Auswüchse der QM Euphorie sind gut beschrieben. Von den QMs habe ich zwar (bei CTS) noch keinen mit Gürtel um den Hals erlebt aber es war eine hohe Fluktuation zu verzeichnen.

Ein Schlaglicht auf die derzeitige Situation, die romantauglich sein könnte.

Die Nachfolger von "Tod eines Handlungsreisenden" sehen sich einer perfiden Form des Misstrauens gegenüber, welches in immer dreisteren Formen des social distancing gipfelt.

Angefangen vom morning briefing bis zu den depperten Fortbildungsseminaren, die eine ganze Armada von Seminarleitern und Coaches ernährt, die in EVs eingebettet sind und ihren angelesenen Schwachsinn zelebrieren. Nichts kann einen mittleren Betrieb mit einem Chef, der seinen Mitarbeitern Wertschätzung und Führungsstil vermittelt, ersetzen.
Gern gelesen. Beislgrüße
 

Hera Klit

Mitglied
Die Auswüchse der QM Euphorie sind gut beschrieben. Von den QMs habe ich zwar (bei CTS) noch keinen mit Gürtel um den Hals erlebt aber es war eine hohe Fluktuation zu verzeichnen.

Ein Schlaglicht auf die derzeitige Situation, die romantauglich sein könnte.

Die Nachfolger von "Tod eines Handlungsreisenden" sehen sich einer perfiden Form des Misstrauens gegenüber, welches in immer dreisteren Formen des social distancing gipfelt.

Angefangen vom morning briefing bis zu den depperten Fortbildungsseminaren, die eine ganze Armada von Seminarleitern und Coaches ernährt, die in EVs eingebettet sind und ihren angelesenen Schwachsinn zelebrieren. Nichts kann einen mittleren Betrieb mit einem Chef, der seinen Mitarbeitern Wertschätzung und Führungsstil vermittelt ersetzen.
Gern gelesen. Beislgrüße
Vielen Dank lieber Hans.

Bis auf den letzten Satz, habe ich alles so ähnlich erlebt.

Liebe Grüße
Hera
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera Klit.
Das ist ein sehr Krasses ende für ihn! Wenn man bedenkt, dass Herweg nur ein Teil der Firmen Führung mit einer fragwürdigen Sozialkompetenz war.
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass auf diese Weise ahnungslose Hilfskräfte unter Druck gesetzt werden und zu Leistung getrieben, obwohl es bei Findings aus einem Audit immer noch die Chance zum Nachbessern gibt.
Gern gelesen. Irgendwie aus dem Leben.

LG
BS
Vielen Dank lieber Blue Sky.

Solche Menschen sind halt oft das schwächste Glied in der Kette.

Liebe Grüße
Hera
 
Hallo Hera,

zum Inhalt wurde ja schon etwas gesagt. Stilistisch und sprachlich finde ich die Geschichte nicht gelungen. Schon der erste Satz ist viel zu verschwurbelt formuliert:
Der Direktor der mittelständigen Reichhard GmbH Gerätebau, war gerade dabei gewesen, während seiner Lektüre des Morgenblatts sich darüber aufzuregen, dass diese Schwachköpfe eine Rote zur Arbeitsministerin gemacht hatten."
Viel einfacher und besser wäre z. B.: „Der Direktor las das Morgenblatt und regte sich darüber auf, dass diese Schwachköpfe eine Rote zur Arbeitsministerin gemacht hatten."

Dann:
Herweg müssen nun den Kopf gegenüber dem Personal hochhalten und den Eindruck eines Mannes mit reinem Gewissen vermitteln, sagte der Direktor, denn würden diese erst einmal Wind davon bekommen und nur ahnen, Herweg sei schuld, dann könne sich Herweg ja vorstellen, dass seine Tage hier in der Firme gezählt seien, denn die würden ihn fertigmachen und in der Luft zerreißen. Es wäre klar, dass ein Mann wie Herweg, der aufgrund seiner einfachen Herkunft und schlichten Erziehung von Haus aus nicht zum Befehlen geschaffen sei, dann ziemlich schnell unter dem Druck und Ansturm des gereizten Personals zusammenbrechen würde.
Warum schreibst du so etwas nicht im Dialog? Das wäre spannender zu lesen.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 

Hera Klit

Mitglied
Vielen Dank, lieber SilberneDelfine.

Ich schreibe im Moment diese Geschichte als Theaterstück. Dies ist praktisch eine Vorstudie dazu, die ich auch deswegen schrieb, weil man hier im Forum keine Stücke hochladen darf. Meine letzten wurden jedenfalls gelöscht. Auf meine Bitte, die Textart Theaterstück hier noch zu integrieren, erhielt ich keine Antwort vom Admin. Schade, nicht mal einer Antwort wird man hier für würdig gehalten.

In den letzten Tagen beschäftigte ich mich mit Prosatexten und Theaterstücken von Thomas Bernhard, die ich sehr interessant und lehrreich finde.
Ich habe hier versucht, die Prosatechnik von Bernhard zu imitieren, er ist bekannt gewesen für diese Technik mit dem "sagte der Direktor" etc.. Mir fiel dann auf, dass seine Prosatexte im Prinzip oft heimliche Theaterstücke sind und das wollte ich auch einmal probieren. Es war sehr anregend und lehrreich für mich.
Da werde ich erst mal dranbleiben.

Aber natürlich möchte ich diesen Text jetzt lieber als Theaterstück machen. Es gibt ja andere Foren, in denen ich zum Glück auch Stücke hochladen kann.

Liebe Grüße
Hera
 
Theaterstück ist ideal für das Thema... man kann Regie und Akteure selbst suchen und mit Glück gibt's nen guten Premierenbericht. Beislgrüße
 

Tula

Mitglied
Hallo
Sorry, aber so richtig kann ich mich mit dem Text nicht anfreunden. Um die die Auswüchse des QM aufs Korn zu nehmen, bräuchte der Text Humor. Die Personen als Karikatur, satirische Verzerrung der Realität. Siehe Dilbert.

Als ernster Text ist mir der Text zu realitätsfern, die Handlung eher unglaubwürdig. Weil jemand ein ungeeichtes Meßgerät nicht weggeräumt hat, stünde die Firma auf dem Weltmarkt ... pull my leg. Beim QM-Audit geht es in erster Linie um innerbetriebliche Prozesse und deren Dokumentierung. Ich denke hier eher, dass der Autor selbst wenig mit dem Thema vertraut ist. Die Bude der Handlung entsprechend viel zu klein, um von Weltmarkt zu reden. Mobbing und QM haben das eine nichts mit dem anderen zu tun.

Also mein Tipp: humoristisch, mit Übertreibungen (mit Hinsicht auf Verhaltensweisen).
Und bitte ohne 20 mal TÜV zu wiederholen.

Grüße
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo
Sorry, aber so richtig kann ich mich mit dem Text nicht anfreunden. Um die die Auswüchse des QM aufs Korn zu nehmen, bräuchte der Text Humor. Die Personen als Karikatur, satirische Verzerrung der Realität. Siehe Dilbert.

Als ernster Text ist mir der Text zu realitätsfern, die Handlung eher unglaubwürdig. Weil jemand ein ungeeichtes Meßgerät nicht weggeräumt hat, stünde die Firma auf dem Weltmarkt ... pull my leg. Beim QM-Audit geht es in erster Linie um innerbetriebliche Prozesse und deren Dokumentierung. Ich denke hier eher, dass der Autor selbst wenig mit dem Thema vertraut ist. Die Bude der Handlung entsprechend viel zu klein, um von Weltmarkt zu reden. Mobbing und QM haben das eine nichts mit dem anderen zu tun.

Also mein Tipp: humoristisch, mit Übertreibungen (mit Hinsicht auf Verhaltensweisen).
Und bitte ohne 20 mal TÜV zu wiederholen.

Grüße
Tula
Sorry, ich war 20 Jahre lang QM-Manager in so einem Betrieb und die Geschichte habe,
bis auf meinen Tod am Ende, genauso erlebt.

Firmen, die einen Nischenmarkt besetzen, können darin auch mit 150 Mann Weltmarktführer sein.
Ist alles authentisch.

Liebe Grüße Hera
 

Tula

Mitglied
Hallo Hera
Gut, dann wissen wir beide wie eine Firma von innen aussieht und wie langweilig Qualität ist ;) ich bin natürlich kein QManager und streite mich gern, wenn da irgendein template bereits zum achten Mal dieses Jahr abgeändert wurde, stets in Richtung der Verkomplizierung, mit der Rechtfertigung des "continuous improvements" ...

Probleme: kann man einen 'ernsten Text' zum Thema QM schreiben, ohne dabei zu langweilen? Zweitens: Erlebnis und Wiedergabe sind nicht dasselbe. Auf mich wirkt der Text unglaubwürdig. Vielleicht weil du dir hier doch zu wenig Zeit und erzählerischen Platz genommen hast, um die Widersprüchlichkeit der Akteure der Handlung aufzudecken. Der QManager ist inkompetent. Sein Chef ist noch inkompetenter und erkennt nicht das eigentliche Problem. Irgendein Mitarbeiter muß dann büßen. Kennt jeder aus der Praxis.

Ich erinnere mich jetzt an die britische sitcom-Serie "the office". Herrlich!!! - der narzistische und zugleich völlig unfähige Chef, die Mitarbeiter, ein jeder in seiner Melange von beruflichen Fähigkeiten und persönlichen Schwächen. Das zu beschreiben (gerade als Theaterstück, in Szenen voller Dialoge) erfordert viel Fingerspitzengefühl und Sinn für Situationskomik. Es geht um Widersprüche der Handelnden selbst, nicht um pauschale Skizzen. Eine Herausforderung auf jeden Fall. Viel Glück dabei!

Alles in allem, der beste Ansatz scheint mir der, die wirklichen Versager ins Lächerliche zu ziehen. Sonst erzielt der Text dieselbe Wirkung wie ein Nachmittag mit einem Auditoren. Gäähhn ...

LG
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera
Gut, dann wissen wir beide wie eine Firma von innen aussieht und wie langweilig Qualität ist ;) ich bin natürlich kein QManager und streite mich gern, wenn da irgendein template bereits zum achten Mal dieses Jahr abgeändert wurde, stets in Richtung der Verkomplizierung, mit der Rechtfertigung des "continuous improvements" ...

Probleme: kann man einen 'ernsten Text' zum Thema QM schreiben, ohne dabei zu langweilen? Zweitens: Erlebnis und Wiedergabe sind nicht dasselbe. Auf mich wirkt der Text unglaubwürdig. Vielleicht weil du dir hier doch zu wenig Zeit und erzählerischen Platz genommen hast, um die Widersprüchlichkeit der Akteure der Handlung aufzudecken. Der QManager ist inkompetent. Sein Chef ist noch inkompetenter und erkennt nicht das eigentliche Problem. Irgendein Mitarbeiter muß dann büßen. Kennt jeder aus der Praxis.

Ich erinnere mich jetzt an die britische sitcom-Serie "the office". Herrlich!!! - der narzistische und zugleich völlig unfähige Chef, die Mitarbeiter, ein jeder in seiner Melange von beruflichen Fähigkeiten und persönlichen Schwächen. Das zu beschreiben (gerade als Theaterstück, in Szenen voller Dialoge) erfordert viel Fingerspitzengefühl und Sinn für Situationskomik. Es geht um Widersprüche der Handelnden selbst, nicht um pauschale Skizzen. Eine Herausforderung auf jeden Fall. Viel Glück dabei!

Alles in allem, der beste Ansatz scheint mir der, die wirklichen Versager ins Lächerliche zu ziehen. Sonst erzielt der Text dieselbe Wirkung wie ein Nachmittag mit einem Auditoren. Gäähhn ...

LG
Tula
Versager gibt es da keine, nur Menschen mit ihren Schwächen und ein Tag mit dem Auditor, war für
mich immer der schlimmste des Jahres und ich habe mich sehr davor gefürchtet.
Das trifft einen natürlich nur, wenn man Verantwortung hat und viel Geld und die Karriere dranhängt.

Also, ich möchte das auf keinen Fall ins Lächerliche ziehen, wenn zwei Menschen sterben.
Es geht hier um Macht, die Pervertierung durch Macht und den Missbrauch derselben und noch mehr...
Ich habe ja geschrieben, dass das nur eine kurze Fingerübung war, im Stile (soweit es mir möglich war)
von Thomas Bernhard. Ich bearbeite den Soff noch viel ausführlicher als Theaterstück.

Glaube mir, wenn man in den Situationen drinsteckt, die durch QM provoziert werde, dann ist das nervenzerfetzend und
alles andere als lustig. Meinst du eine Frau hängt sich aus Jux auf? Nein mein Lieber so ist das nicht.
Das ist das richtige Leben, mit Stress, Burnout, Depressionen und allem was sonst noch dazugehört.
Für mich ist das sehr spannend, weil die Menschen dann in Extremsituationen kommen,
in denen sie zu extremen Handlungen neigen.
Mich interessiert persönlich nur die Tragödie, die Komödie überlasse ich anderen.
Ich möchte noch mehr Stoffe aufgreifen, die die Arbeitswelt betreffen, weil es da eine Menge Missstände gibt, die
aufgedeckt werden müssen und die uns alle betreffen und die die nach uns kommen.

Liebe Grüße
Hera
 

Tula

Mitglied
Hallo Hera
Ich kenne die Geschichte nicht im Detail. Berechtigte und sachliche Kritik am Arbeitsplatz und Mobbing sind nicht dasselbe. Mobbing könnte der Tropfen sein, der ein bereits volles Glas in der Seele zum Überlaufen bringt. Aber nicht die berechtigten Forderungen an einen Mitarbeiter, bitteschön die betrieblich vorgeschriebenen Prozesse einzuhalten. Auch solche berechtigte Kritik muss natürlich mit dem notwendigen Geschick verabreicht werden, ohne persönlich verletzend zu werden. Es gibt jedenfalls kein "berechtigtes Zusammenscheißen" sondern nur die sachliche Auseinandersetzung mit beruflichem Fehlverhalten.
Im beschriebenen Fall, den ich wie gesagt nicht kenne, scheint mir die Verantwortung als solche nicht im Unternehmen zu liegen. Die berechtigte Frage: hat denn keiner etwas bemerkt, dass mit dem Menschen schon lange etwas nicht mehr in Ordnung war? -- Diese Frage ist nur schwer zu beantworten, weil oftmals selbst familiär sehr nahestehende Personen die aufkeimenden suizidalen Gedanken nicht wahrnehmen. Alle sind geschockt, niemand kann sich die Tat erklären. Das las ich schon so oft. Jedenfalls wäre Mobbing eher in extremen Fällen die wahre Ursache.

Zur Angst vor den Auditoren ... nun gut, ein Zertifikat verliert man nicht ohne weiteres. Da muss einiges arg aus dem Lot sein. Oder die ganze Firma ist nicht in der Lage, definierte Arbeitsprozesse zu befolgen. Soll es auch geben. Das wäre dann die Verantwortung inkompetenter Fimenleitung, die dem QM-Beauftragten nicht das notwendige Gehör schenkt. Stoff für eine Satire ...

Aus dem wahren Leben zu schreiben ist nicht immer eine gute Idee. Beim Thema Firma steht wenigstens die Hälfte des Publikums außen vor, oder hat nur eine eingeschränkte, persönliche Sicht auf die Dinge. Um hier beim Ernst zu bleiben, wie von dir ausdrücklich unterstrichen, könnte sich der Text stärker mit dem seelischen Konflikt der Handelnden befassen. Ein Mitarbeiter nimmt sich das Leben. Wieso haben wir nichts bemerkt? Haben wir oder jemand eine Mitschuld? Hinterhältige Bemerkungen von Kollegen am Kaffeeautomaten: "der hat die noch am Vortag zusammengeschissen" ... usw. Da ist viel Potential für persönliche Konflikte, mit anderen und mit sich selbst. Das müsste der fertige Text dann aber weitaus tiefer schürfend herausarbeiten, gerade was die Dialoge und menschlichen Verhalten dahinter angehen. Das offen Gezeigte vs. die Ereignisse hinter den Stirnen ...

LG
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera
Ich kenne die Geschichte nicht im Detail. Berechtigte und sachliche Kritik am Arbeitsplatz und Mobbing sind nicht dasselbe. Mobbing könnte der Tropfen sein, der ein bereits volles Glas in der Seele zum Überlaufen bringt. Aber nicht die berechtigten Forderungen an einen Mitarbeiter, bitteschön die betrieblich vorgeschriebenen Prozesse einzuhalten. Auch solche berechtigte Kritik muss natürlich mit dem notwendigen Geschick verabreicht werden, ohne persönlich verletzend zu werden. Es gibt jedenfalls kein "berechtigtes Zusammenscheißen" sondern nur die sachliche Auseinandersetzung mit beruflichem Fehlverhalten.
Im beschriebenen Fall, den ich wie gesagt nicht kenne, scheint mir die Verantwortung als solche nicht im Unternehmen zu liegen. Die berechtigte Frage: hat denn keiner etwas bemerkt, dass mit dem Menschen schon lange etwas nicht mehr in Ordnung war? -- Diese Frage ist nur schwer zu beantworten, weil oftmals selbst familiär sehr nahestehende Personen die aufkeimenden suizidalen Gedanken nicht wahrnehmen. Alle sind geschockt, niemand kann sich die Tat erklären. Das las ich schon so oft. Jedenfalls wäre Mobbing eher in extremen Fällen die wahre Ursache.

Zur Angst vor den Auditoren ... nun gut, ein Zertifikat verliert man nicht ohne weiteres. Da muss einiges arg aus dem Lot sein. Oder die ganze Firma ist nicht in der Lage, definierte Arbeitsprozesse zu befolgen. Soll es auch geben. Das wäre dann die Verantwortung inkompetenter Fimenleitung, die dem QM-Beauftragten nicht das notwendige Gehör schenkt. Stoff für eine Satire ...

Aus dem wahren Leben zu schreiben ist nicht immer eine gute Idee. Beim Thema Firma steht wenigstens die Hälfte des Publikums außen vor, oder hat nur eine eingeschränkte, persönliche Sicht auf die Dinge. Um hier beim Ernst zu bleiben, wie von dir ausdrücklich unterstrichen, könnte sich der Text stärker mit dem seelischen Konflikt der Handelnden befassen. Ein Mitarbeiter nimmt sich das Leben. Wieso haben wir nichts bemerkt? Haben wir oder jemand eine Mitschuld? Hinterhältige Bemerkungen von Kollegen am Kaffeeautomaten: "der hat die noch am Vortag zusammengeschissen" ... usw. Da ist viel Potential für persönliche Konflikte, mit anderen und mit sich selbst. Das müsste der fertige Text dann aber weitaus tiefer schürfend herausarbeiten, gerade was die Dialoge und menschlichen Verhalten dahinter angehen. Das offen Gezeigte vs. die Ereignisse hinter den Stirnen ...

LG
Tula
Richtig, der Text schöpft nicht alles aus, das war auch nicht meine Intention. Ich müsste dann einen Roman schreiben.
Es geht mir um den Konflikt der Hauptfigur und den will ich in meinem Stück natürlich mehr herausarbeiten.
Wahrscheinlich wird er ein Zauderer wie Hamlet werden, kann sein. Er ist ein Mann, der nicht Ernst genommen wird
und die können gefährlich werden, das ist bekannt. Jeder hat Respekt verdient.

Liebe Grüße
Hera
 

James Blond

Mitglied
Ihr werdet's nicht glauben, aber ich war bis zum Rentenbeginn auch QM-Manager! Ehrlich! Allerdings für Software, die wir gern auch Saftware nannten - oder Bananenware, weil sie beim Kunden reift ...
Und einen Suizid hat es dort in meiner Zeit auch gegeben ... wirklich, ohne Scheiss.

Aber dennoch werde ich inhaltlich hinsichtlich der Plausibilität und der Motive zu dem Text nichts sagen. Ich sehe hierin nur ein Beispiel für die Last, die uns die Verantwortung auferlegen kann und für die Konflikte, in die sie uns führt.

Viel interessanter ist für mich der Versuch, alles in der indirekten Rede zu verfassen. Fast scheint es sich dabei um eine konjunktivische Stilübung zu handeln. Und die Wirkung ist interessant, denn alles, was wir so aus zweiter bis dritter Hand erfahren, wirkt seltsam distanziert, berührt eigentlich kaum noch und erscheint recht spannungslos als ein abgeschlossener Vorgang, der jetzt nochmals aufgerollt wird. Und zugleich wirkt der Text kühl wie ein Plot, ein Gerüst, dass darauf wartet, mit dramatischer Spannung aufgeladen zu werden.

Wäre ich ein Schreibkursleiter, dann würde ich die Aufgabe stellen: Schreib das bitte nochmal, aber jetzt alles in direkter wörtlicher Rede. Auf das Ergebnis wäre ich schon gespannt ...

Grüße
JB
 

Hera Klit

Mitglied
Ihr werdet's nicht glauben, aber ich war bis zum Rentenbeginn auch QM-Manager! Ehrlich! Allerdings für Software, die wir gern auch Saftware nannten - oder Bananenware, weil sie beim Kunden reift ...
Und einen Suizid hat es dort in meiner Zeit auch gegeben ... wirklich, ohne Scheiss.

Aber dennoch werde ich inhaltlich hinsichtlich der Plausibilität und der Motive zu dem Text nichts sagen. Ich sehe hierin nur ein Beispiel für die Last, die uns die Verantwortung auferlegen kann und für die Konflikte, in die sie uns führt.

Viel interessanter ist für mich der Versuch, alles in der indirekten Rede zu verfassen. Fast scheint es sich dabei um eine konjunktivische Stilübung zu handeln. Und die Wirkung ist interessant, denn alles, was wir so aus zweiter bis dritter Hand erfahren, wirkt seltsam distanziert, berührt eigentlich kaum noch und erscheint recht spannungslos als ein abgeschlossener Vorgang, der jetzt nochmals aufgerollt wird. Und zugleich wirkt der Text kühl wie ein Plot, ein Gerüst, dass darauf wartet, mit dramatischer Spannung aufgeladen zu werden.

Wäre ich ein Schreibkursleiter, dann würde ich die Aufgabe stellen: Schreib das bitte nochmal, aber jetzt alles in direkter wörtlicher Rede. Auf das Ergebnis wäre ich schon gespannt ...

Grüße
JB
Ich habe ja hier schon mehrfacht erwähnt, dass ich das gerade tue, der Text ist nur eine Vorstufe, geschrieben im Stile Thomas Bernhards.
Hier darf man keine Stücke hochladen, meine letzten wurden gelöscht.

Liebe Grüße
Hera
 

James Blond

Mitglied
Ich habe ja hier schon mehrfacht erwähnt, dass ich das gerade tue, der Text ist nur eine Vorstufe, geschrieben im Stile Thomas Bernhards.
Hier darf man keine Stücke hochladen, meine letzten wurden gelöscht.
Oh, das hatte ich tatsächlich übersehen. Oder glücklicherweise, denn so erscheint deine Absicht zumindest geglückt. Stell doch bitte zumindest ein link hier ein, wenn du die Bühnenfassung veröffentlichst.

Liebe Grüße
JB
 
Hallo Hera,

hier hat sich ja eine interessante Diskussion entwickelt.

Ich finde es super, dass du den Text als Theaterstück schreiben willst.

Also ich hatte hier unter Kurzprosa auch mal ein Bühnenstück hochgeladen, das wurde nicht beanstandet. Ich hatte es damals allerdings selbst gelöscht, weil ich einen Langtext daraus machen wollte. Zu der Zeit war die LL noch anders strukturiert.

Aber warum sollte es verboten sein, eine kurze Szene eines Theaterstück hochzuladen, das verstehe ich nicht. Eignet sich doch für Kurzprosa. Falls das nicht so gesehen wird, vom zuständigen Redakteur, deinen Vorschlag für eine neue Rubrik für Theaterstücke würde ich unterstützen.

LG SilberneDelfine
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera,

hier hat sich ja eine interessante Diskussion entwickelt.

Ich finde es super, dass du den Text als Theaterstück schreiben willst.

Also ich hatte hier unter Kurzprosa auch mal ein Bühnenstück hochgeladen, das wurde nicht beanstandet. Ich hatte es damals allerdings selbst gelöscht, weil ich einen Langtext daraus machen wollte. Zu der Zeit war die LL noch anders strukturiert.

Aber warum sollte es verboten sein, eine kurze Szene eines Theaterstück hochzuladen, das verstehe ich nicht. Eignet sich doch für Kurzprosa. Falls das nicht so gesehen wird, vom zuständigen Redakteur, deinen Vorschlag für eine neue Rubrik für Theaterstücke würde ich unterstützen.

LG SilberneDelfine
Hallo SilberneDelfine,

vielen Dank für deinen Beistand.

Liebe Grüße
Hera
 



 
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