Die Rule of Cool

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
... und da mit Alter und Tippfähigkeiten zu kommen, ist regelrecht falsch.
Hier stimme ich Dir zu. Mit Vorurteilen zu argumentieren, funktioniert nicht.

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Gut, dass Du die Nonsense-Texte erwähnst, Jon, Danke dafür. Die Nonsense-Texte liebe ich. Und oft haben sie einen tieferen Hintergrund, als wir denken.
Italo Calvino bemerkte treffend unzutreffend, es gab mal eine Zeit, in der man auf den Mond noch mit einer Leiter hochklettern konnte. Später entfernte er sich mehr und mehr von der Erde.
Die Figuren seiner Geschichte konnten es ...

Und Lems Ijon Tichy steckte mal in seiner Zeitmaschine fest. Er musste niesen, da dauerte das Niesen mehrere Jahre, er war hinterher völlig erschöpft.

Ihm nehme ich das ab. Einem Physiker nicht.

Dass bei Bulgakow die verhängnisvollen Eier dereinst nur durch den Winter besiegt wurden, war auch sehr schön.
 
Also an und für sich hat Bernd das Ganze schon richtig erklärt. Trotzdem glaube ich, ihr interpretiert alle ein wenig zu viel in meinen Text hinein. Es gibt keinen Katalog darüber was cool ist und was nicht. Das hängt von dem subjektiven Empfinden und den Erfahrungen eines jeden Individuums ab. Ich habe die Beispiele gewählt, weil ich denke, dass die breite Masse damit das nachvollziehen kann, was ich mit meinem Text oben aussagen will. Die müssen nicht für jeden gelten und das ist auch nicht als Verurteilung gedacht. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Die Logik auf die ich mich beziehe, basiert auf unserem heutigen Stand des Wissens und der Technik. Vielleicht besitzen wir in ein paar Jahren die Möglichkeit Licht in Form eines Laserschwertes nach 1 Meter einfach aufhören zu lassen. Bis jetzt ist das aber nicht der Fall. Demnach ist ein Lichtschwert nach unserem heutigen Stand nicht vereinbar. Gleiches gilt für Warpgeschwindigkeit oder künstliche Schwerkraft. So etwas in eine Geschichte einzubauen ist demnach unlogisch.
Es kann schon sein, dass in einer Geschichte etwas derartiges existiert und, dass es dafür auch eine logische Erklärung in der Geschichte gibt, die man nachvollziehen kann. Das ist dann aber eine Logik innerhalb der Geschichte und hat mit der Logik aus der realen Welt nicht viel zu tun.

Es geht hier auch nicht um irgendeine philosophische Namensgebung von bestimmten Personengruppen. Alles was ich sagen will ist, dass es diese „Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit“ gibt. (Danke an der Stelle an Bernd. Ich wusste nicht, dass es dafür eine deutsche Bezeichnung gibt und habe das aus dem Englischen frei übersetzt.) Die Rule of Cool hingegen baut auf diesem Phänomen auf und besagt, dass man eher bereit ist, die Ungläubigkeit willentlich auszusetzen, je cooler man das empfindet, was einem präsentiert wird. Das hängt natürlich auch immer mit den Regeln der Geschichte zusammen, aber ich finde, diesen Umstand sollte man kennen, wenn man mal vorhat, mit einer seiner Regeln zu brechen und nicht weiß, bis zu welchem Punkt das noch okay ist und ab wann nicht mehr.
 

ahorn

Mitglied
Hallo der philosophischen Runde,
gern habe ich eurem Gespräch gefolgt. Ihr werft euch gegenseitig Erklärungen zu, die nach meiner Empfindung alle den Kern treffen, dennoch ihn verfehlen.
Fantasie. Was ist Fantasie?

Demnach ist ein Lichtschwert nach unserem heutigen Stand nicht vereinbar. Gleiches gilt für Warpgeschwindigkeit oder künstliche Schwerkraft. So etwas in eine Geschichte einzubauen ist demnach unlogisch.
Nach unserem heutigen Stand? Physik! Wir können aus unserer Physik nicht raus. Sind in ihr gebunden ein Teil davon. In der Fantasie können wir sie verlassen. Schwerkraft ist eine Eigenschaft unserer Materie, eine Wechselwirkung, die - man hat sie nachgewiesen - sich durch die Hook-Teilchen sich manifestiert. Mathematische Modelle beschreiben sie. Aber künstlich hervorgerufen? Vergessen wir es.
Ich höre den Aufschrei. Niemand hätte je gedacht, dass ein Mensch einen Fußabdruck auf den Mond hinterlässt. Technik! Mehr nicht. Bereits die Griechen wussten, dass der Mond, wie die Erde eine Kugel ist. Er um die Erde kreist. Und – es ist eine Vermutung von mir – mit ihrem geometrischen Verständnis ahnten, wie weit weg er war. Technik! Mehr nicht. Kein Verlassen der für uns geltenden Physik. Warpantrieb, Tunneleffekt! Quantenmechanik! Wir sind keine Quanten.
Weg mit dem Kram! Fantasie!
Lasst Drachen, die doppelt so groß wie Elefanten mit Entenflügeln fliegen – von mir aus auch Furzantrieb, wenn die Geschichte den Leser bindet. Okay!
Die Frage ist, was will der Autor uns damit zeigen. Nonsensliteratur! Möglich, wenn es spaß macht.
Ist Douglas Adams Per Anhalter ins All Nonsensliteratur? Oder hat sie eine Botschaft.
Ist H. G. Wells Zeitmaschine Nonsensliteratur? Nein!
Würde J.R Rowlings Harry Potter uns begeistern, wenn es platt nur um Hexen und Zauber ging oder liegt es eher an der Liebesgeschichte von Servus und Harrys Mutter, dem Faschismus der Reinrassigen.

Wenn die Botschaft stimmig, kausal ist, dürfen gern Drachen fliegen.

Ahorn
 

FrankK

Mitglied
Wenn die Botschaft stimmig, kausal ist, dürfen gern Drachen fliegen.
<genau dies ist der Punkt, an dem sich die Geister scheiden,,,
Und genau dann dürfen Drachen auch Gut ODER(!) Böse sein.

Alles - absolut alles - ist eine Frage der Perspektive, des vermeinlich objektiven Standpunkts.
Ich glaube, so ziemlich jeder ist mit "Der Zauberer von Oz" vertraut. Und mit der bösen Hexe..
In "Wicked" - dem Musical - geht es gerade eben um diese böse Hexe(!).
Und plötzlich ist sie gar nicht mehr so Böse. Und plötzlich ist alles ganz anders.

So wie "Dornröschen",
Aus einer anderen Sichtweise wirkt die "böse Fee" gar nicht mehr so böse. Siehe dazu "Maleficent".

Ich habe mal eine Kurzgeschichte gelesen - innerhalb einer Anthologie (leider finde ich die Kurzgeschichte nicht mehr) - es ging um einem Drachen, dem "Jungfrauen" geopfert wurden.
Magere, dürre, junge Dinger, an denen absolut nichts "dran" war.
Und das letzte, rituelle Opfer fand mit dem Drachen eine Einigung ... die Opferpriester - an denen hätte der Drache seine Begierden viel eher stillen können, wäre er kein Vegetarier gewesen ...

Es gibt keinen Katalog darüber was cool ist und was nicht.
Also gibt es auch keine "Regel" darüber - keine "Rule".
Es variiert, es verändert sich.

Es (die "Cool-ness") unterliegt einer Art von Mode, einem gewissen Geschmack. Ein Mini-Rock - der mehr zeigt als verbirgt - galt vor gut zwanzig Jahren noch als Cool ... heute wird darüber diskutiert.

Bilder (in Form von TV-Shows oder Comics) die mir coole Figuren zeigen, sind dem geschriebenen Wort überlegen (Stichpunkt: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte").
Andererseits kann ich mit Worten eine viel größere emotionale Tiefe erreichen als mit allen Bildern einer TV-Show zusammen.
Ich glaube - ich fürchte? - eine Szenen-orientierte Analyse wie bei TV-Tropes ist nicht(!) geeignet, eine erzählerische Tiefe (oder Untiefe) zu beurteilen. Einige Bausteine passen, einige sind völlig unpassbar.

Tropes (nicht Tropen) - sind elementare Bausteine. Je universeller ich sie halte - desto universeller sind sie anwendbar.
Wie LEGO-Bausteine.
Ich kann einen Spezial-Lego-Baustein (z.B. ein Baustein für die Frontscheibe eines Hubschrauber-Cockpits) nicht mit einem Standard-Baustein vergleichen.
Ich kann die "Spezial-Figur" Jean-Luc-Picard nicht mit irgendeiner anderen Figur vergleichen. Je nach Ansatzpunkt der Kriterien hätte pauschal die eine oder die andere Figur von Anbeginn ... verloren.
Kann ich "Kirk" mit Pcard vergleichen? - Nein.

Kann ich "Cliff Allister McLane" aus der TV-Show mit "Cliff Allister McLane" aus den Terra Astra - Romanen vergleichen? - Nein.

Kann ich Harry Potter aus den Romanen mit Harry Potter aus den Kino-Filmen vergleichen? - Nein.
(Und genau letzteres ist ein Problem der von Dir so häufig zitierten Webseite. Bei den dort aufgeführten "Problemen" habe ich sehr häufig das Gefühl, als hätten die "Kritiker" wohl die Filme gesehen, aber nie die "Romane" gelesen.)
Das ist aber nicht wichtig.

Eine elementare Problematik entsteht in der Vorstellung einer Geschichte als reiner Text-Darstellung.
Wie heißt es doch so schön? Ein "Bild" sagt mehr als tausend Worte.
Ein Film - oder auch ein Comic - gewinnt durch seine "Bild-Gewalt".
Eine Geschichte muss sich auf das "Kopfkino" konzentrieren. Die "Bilder" werden mit Worten erzeugt. Dies ist der kleine - aber so gewaltige - Unterschied.

Der Regisseur kann - in einem Film - ein Bild der Enterprise für wenige Sekunden zeigen - und der Zuschauer hat für alle Ewigkeit genau dieses Abbild im Kopf. Wie viele Worte müsste ein Autor aufwenden, um genau dieses Abbild im Kopf des Lesers zu erzeugen?

Welchen Aufwand müsste ein Regisseur betreiben, um einen simplen Satz aus einem Roman visuell darzustellen: "Und es gab eine gewaltige Schlacht!"
(Original-Zitat aus "Der Herrr der Ringe", sechs Worte im Buch - etwa eine Sekunde zu lesen - und in der Verfilmung etwa 4 Minuten Bildgewalt)

(Soviel zu Aufwand und Bezug zwischen TV-Tropes und realem Erzählen von Geschichten.)


Wir können nicht Bilder (aus Filmen, TV-Shows oder Comics) mit den "Bildern" aus Romanen oder Erzählungen / Geschichten vergleichen. Während das Abbild aus Film und Comic immer weitestgehend an der Oberfläche bleibt, kann die "Visualisierung" einer Erzählung bis in die tiefsten Facetten einer Figur vordringen.


Nächtliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Die Logik auf die ich mich beziehe, basiert auf unserem heutigen Stand des Wissens und der Technik. Vielleicht besitzen wir in ein paar Jahren die Möglichkeit Licht in Form eines Laserschwertes nach 1 Meter einfach aufhören zu lassen. Bis jetzt ist das aber nicht der Fall. Demnach ist ein Lichtschwert nach unserem heutigen Stand nicht vereinbar. Gleiches gilt für Warpgeschwindigkeit oder künstliche Schwerkraft. So etwas in eine Geschichte einzubauen ist demnach unlogisch.
Es kann schon sein, dass in einer Geschichte etwas derartiges existiert und, dass es dafür auch eine logische Erklärung in der Geschichte gibt, die man nachvollziehen kann. Das ist dann aber eine Logik innerhalb der Geschichte und hat mit der Logik aus der realen Welt nicht viel zu tun.
Du vermischst schon wieder Logik mit etwas anderen - diesmal mit denen Gegenstück zu Phantastik, nämlich mit "Wissen und technischer Stand hie rund heute". "Wissen und technischer Stand hier und heute" ist "Hie rund heute kann niemand kein Lichtschwert bauen". Logik ist "Wenn niemand ein Lichtschwert bauen kann, dann kann auch eins benutzen. Wenn jemand eins bauen kann - z. B. in der Welt von Star Wars -, dann kann auch jemand eins benutzen." Diese Logik gilt nicht nur in der Welt von Star Wars, die gilt auch hier und heute.

Ich habe die Beispiele gewählt, weil ich denke, dass die breite Masse damit das nachvollziehen kann, was ich mit meinem Text oben aussagen will.
Das/Mein) Problem ist, dass dein Text Dinge aussagt, die so schlicht und einfach falsch sind. Das wird auch nicht durch die richtigen Dinge aufgehoben.
 

FrankK

Mitglied
Ich ärgere mich über den Begriff "unlogisch".
Natürlich - in einem Real-Bezug - sind Warp-Geschwindigkeit oder künstliche Schwerkraft oder Lichtschwerter absolut unlogisch. Diese Dinge sind (zur Zeit) noch Fantasie-Produkte.
Aber in einer fantastischen Geschichte (dazu zählen nun mal SF und Fantasy, aber auch Märchen und Fabeln) muss die Logik innerhalb einer Geschichte stimmig sein. Als Verfasser einer solchen Geschichte "erfindest" du dein eigenes Universum mit eigenen Naturgesetzen (Fantasy) und eigenen technischen Errungenschaften (SF).

Richtig lustig finde ich, wenn diese vermeintlich "unlogischen Dinge" von der Wirklichkeit nicht nur eingeholt sondern übertroffen werden.


Gegenfrage: Wo steht geschrieben, dass Fantasie logisch sein muss?

Phantasie ist wichtiger als Wissen. Wissen ist begrenzt. Phantasie umfasst die ganze Welt.
-Albert Einstein


Allen Diskutanten eine
Corona-Freie Zeit wünschend
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Gegenfrage: Wo steht geschrieben, dass Fantasie logisch sein muss?
Wir reden hier nicht pauschal über Fantasie - natürlich kann sich jeder den unlogischsten Quatsch ausdenken, wenn er gern möchte. Es geht hier ums Geschichten-Erzählen.

Am Rande: Dieses Zitat ist so - sorry - Bullshit. Allein mit Phantasie wäre die Menschheit nicht, wo sie jetzt ist, und würde der Einzelne grandios scheitern (so er seine ersten Lebenjahre überhaupt überstünde). Phantasie ist die wichtigste Voraussetzung fürs Wissen-Schaffen - so wird ein Schuh draus.
 

FrankK

Mitglied
Wir reden hier nicht pauschal über Fantasie - natürlich kann sich jeder den unlogischsten Quatsch ausdenken, wenn er gern möchte. Es geht hier ums Geschichten-Erzählen.
Richtig.
Noch genauer: Es geht hier um die "Rule of Cool" - die es (nach Aussage des TO) gar nicht gibt. Dies ist ebenfalls unlogisch.

Dieses Zitat ist so - sorry - Bullshit.
Eine so heftige Reaktion ... cool. ;)

Phantasie ist die wichtigste Voraussetzung fürs Wissen-Schaffen
Eben genau deshalb. Spiel doch mal mit den Worten:
Phantasie (die Fähigkeit oder der Mut, mal einen anderen Entwicklungsweg einzuschlagen und etwas neues auszuprobieren) ist wichtiger als Wissen (der Drang, bestehende Pfade zu nutzen). Wissen ist begrenzt (aktuelles, vorhandenes Wissen, wir wissen noch lange nicht alles). Phantasie umfasst die ganze Welt (oder besser das ganze Universum, es gibt noch so vieles, was noch nicht entdeckt und ausprobiert wurde).


Lasst euch nicht unterkriegen.
Grüßend
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Eben genau deshalb. Spiel doch mal mit den Worten:
Eben nicht "eben" – es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man behauptet, Fantasie sei generell das Wichtigste, oder ob man sagt, sie das Wichtigste in Sachen Wissenerweiterung.
Natürlich kann man immer solange mit "Worte spielen" (und z. B. Wissen als Drang, bestehende Pfade zu nutzen, umdefinieren), bis Rot dasselbe ist wie Maulwurf. Das mag Spaß machen - Sinn ergibt das Ergebnis deshalb aber nicht automatisch.
 
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