Die Sache mit Mohrle

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sufnus

Mitglied
Sorry fürs Selberpushen... aber - neben der Bedankung für die Astralspenden! :) - wollt ich doch mal gerne Meinungen abfragen, ob die Quantenkatze als finaler "Rausschmeißer" des Gedichts eigentlich zu abgeschmackt (verbraucht, totgeritten, übersimplifiziert) ist oder ob es hier als eine Art Schlusswendung funktioniert. Ich bin hier so ein bisschen einerseits-andererseits-hin-und-her-gerissen und ein Blick von außen wäre hilfreich. :)
Aufhänger für das Gedicht war das häufig anzutreffende Verhalten des gemeinen Stubentigers, sich mit Vorliebe in irgendwelchen (mehr oder weniger naheliegenden), als "Höhle" nutzbaren, Artefakten einzuquartieren, vom Wäschekorb über die Reisetasche bis zum Umzugskarton...
LG!
S.
 
Hallo S,

vielleicht kann man erst sehen, ob die Katze noch lebt, wenn man den Kasten öffnet. Wer S.'s Cat kennt, wird Dir sofort 5 Quanten spenden. Ich weiß aber nicht, wie bekannt sie bei uns Poeten ist, oder wie viele Quantenphysiker Deine Zeilen lesen werden. Das Gedicht ist sehr spritzig. Ließe sich sehr gut vetonen wie das Flohlied von Mephisto. Du kannst ja zwei verschiedene Versionen anbieten, eine biedere und eine für den Quantencomputer. ;)

LG,
RP
 

Scal

Mitglied
Vielleicht (lapidar):
Sie wird, wenn wir's nicht spitzen
ein Riechbarphänomen


Das Quantenphänomen scheint mir von etwas gar zu weit hergeholt-gewollt zu sein, wurde (meinen Geschmacksknöspchen zufolge:)) allzu eckig ans Ende getatzt.
Die Spatzenfresspassage ins Präteritum?

LG
Scal
 

kakadu

Mitglied
Hi Sufnus,

ich würde den Schluss auch auf die Gefahr hin, dass er vielleicht nicht von allen Lesenden verstanden wird, so lassen. Irgendwie zielt doch das ganze Gedicht auf diese Pointe ab und wäre ohne sie nur noch eine halbe Sache. Manchmal ist die Zielgruppe halt nicht so groß, dafür dann aber umso dankbarer. So sehe ich das jedenfalls und hatte meinen Spaß mit Mohrle.

LG Claudi
 

fee_reloaded

Mitglied
Schrödinger scheint - wie übrigens die meisten Naturwissenschaftler - viel Humor besessen zu haben und war wohl - no, na! - ein aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt (wie man an der tiefsinnigen Wahl der Katze in der Kiste sehen kann). Und diesen Humor finde ich in deinem kleinen, feinen "Katzengedicht mit wissenschaftlicher Leichtigkeit" wieder, lieber sufnus.

Mir geht es wie Claudi - ich würde da auch nicht versuchen, auf Kosten der eigentlichen Pointe mehr LeserInnen mit ins Boot zu holen.
Und mit "Mohrle" hast du für mich DEN Katzennamen schlechthin gewählt. Diese Namenswahl trägt weit mehr zum Gedicht bei, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Der Name erzeugt einen Mix aus Nostalgie und Nähe, der dafür sorgt, dass man das Gefühl hat, man würde Schrödinger "ganz privat" kennenlernen. Also ich hab das zumindest, dieses Gefühl. Kann's nicht besser erklären.

Ich habe übrigens irgendwo im entfernteren Bekanntenkreis jemanden, der seinen Kater Schrödinger genannt hat...ein Naturwissenschaftler natürlich. Ich liebe diesen sexy-intelligenten Humor einfach! ;)

Gerne gelesen! Und lass es so - da passt alles.
LG,
fee
 

Scal

Mitglied
einerseits-andererseits ...

Die Argumente von Kakadu und fee, die Anmerkung von Rolf-Peter: überzeugender als mein Einwand! - denk ich mittlerweile.
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr!
Vielen lieben Dank für die vielen Aspektausleuchtungen! Das hat mir wirklich geholfen - ich nehme mit, dass 1. meine Quantenbedenken bedenkenswert waren und ich es aber 2. doch so stehen lassen kann. Ich hab mich in fernen Jugendzeiten ziemlich viel mit Physikern rumgetrieben, die ziemlich genauso drauf waren, wie Sheldon & Co. - nur halt mit richtigem Fachhintergrundwissen. Bei denen wäre das Gedicht mit meiner Pointe gestartet und hätte sich dann in n-Dimensionalen Sphären verloren (vermutlich mit n<1), wohin man ihnen als bemitleidenswerter Mensch mit nur einem Gehirn nicht mehr hätte folgen können. :)
LG!
S.
 

wiesner

Mitglied
der name Mohrle bereitet mir große bauchschmerzen ... (mohrlemohrneger?)
und wenn das geschöpf auch noch schwarz wäre - oje

ich weiß, sufnus, dass du darüber erhaben bist, deshalb unterstelle ich nichts

auch quantenphänomen will bei mir nicht so recht greifen

(übrigens: unser kater hieß Büchner, weil er seine lieblingsschlafstatt hinter der ersten buchreihe im regal fand; das untere brett war breiter als die anderen)


gruß
wiesner
 

sufnus

Mitglied
Hey wiesner,

Ja... also inwieweit ich besonders erhaben bin, wie Du das netterweise unterstellst, da will ich lieber mal nicht zuuu positiv-verblendet in der Selbsteinschätzung sein... aber die Sache mit Mohrle... also die Möglichkeit, dass man auch diesen, doch recht "klassischen" Kätzchennamen u. U. rassistisch auffassen könnte, war mir tatsächlich erst durch Fees weiter obige Anmerkung aufgegangen, weil ich auch erst im Anschluss drüber nachgedacht habe. Letztlich finde ich aber weiterhin, dass der Name hier gut passt und wenn ich Mohrle höre, dann habe ich sehr positive Assoziationen, also in dem Fall dürfte tatsächlich keine abwertende Diskriminierung meinerseits mitschwingen, nicht einmal eine vor- oder unbewusste.

Ich glaube auch tatsächlich, dass es ganz allgemein in Diskussionen über potentiell abwertende Begriffe wichtig ist, die Absichten oder Vorstellungen des Begriffsnutzers mit einzubeziehen. Andernfalls ergibt sich m. E. so eine Art Katz-und-Maus-Spiel, dass ständig neue Begriffe eingeführt werden, die vermeintlich "unschuldig" sind und sich dann aber über kurz oder lang im Gebrauch doch auch als anfällig für ungute Verwendungen erweisen, womit sie wieder auf eine Verbotsliste rutschen und durch neue Wortschöpfungen ersetzt werden müssen. Das ist dann ein immer schneller rotierender Prozess von Sprachverboten, ohne dass sich an den hinter den Wörter stehenden Denkstrukturen etwas ändert.

Besser wäre es m. E. die "bösen" Wörter durch positivere Kontexte wieder zu "reparieren" und damit wieder nutzbar zu machen. Das wird jetzt meinethalben beim N-Wort nicht so gut möglich sein, da ist der Flurschaden erstmal zu groß. Aber bei einem süßen Katzennamen hätte ich Hoffnung. :)

Natürlich kann man sagen, dass es generell unstatthaft ist, einen Menschen abzuwerten, indem man ein Tier nach ihm "benennt". Aber wenn man so argumentieren würde, müsste ja jeder existierende Menschvorname auf eine Verbotsliste von Tiernamen, weil sich evtl. z. B. ein Peter auch beleidigt zeigt, wenn ein Hund Peterle genannt wird usw.

Ich denke - siehe oben - es kommt bei sowas mehr auf die hinter der Namenswahl stehende Absicht an, als auf den objektiven Namen. Wenn ein radikaler Religionsverächter sich eine zahme Ratte zulegte und diese, was weiß ich, von mir aus Wojtyla nennen würde, dann ginge ich davon aus, dass das nicht nett gemeint war und fände das (als areligiöser Mensch mit einer ziemlich kritischen Einstellung zu Papst JP II) erstmal geschmacklos, bis mir ggf. vielleicht erklärt würde, dass sich dahinter etwas ganz anderes verbirgt und sich der Verdacht in Wohlgefallen auflöst.

Ich hoffe, damit meine aktuellen Gedanken zumindest andeutungsweise verständlich rüberzubringen. :)

LG!

S.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Das Mohrle die Superposition in deiner Version hält finde ich cool. Von dem Standpunkt aus, lässt sich unsere Realität wie mit Schrödinger diskutieren. Du überträgst die Kopenhagener Absurdität auf die Katze. Andersrum fände ich es interessanter, dass die Katze quasi der Chuck Norris des Quantentheorems würde. Die Theorie als ein Resultat, das aus der Katze hervorgeht. Katze King, Quanten Lehrling. Katzen sagt man nicht ohne Grund ein Herrisches und unnahbares Wesen nach.
Die fünf Sterne gibts für Kreativität und Handwerk. Ich würde es stehen lassen.

Gernst gelesen.

lg

P
 

sufnus

Mitglied
Hey P! :)
Vielen lieben Dank fürs Lob! Das freut mich sehr! Wenn ich Dich richtig verstehe, postulierst Du in Fortentwicklung von Newton'scher Mechanik, relativistischen Modellen und der Quantenmechanik die Katzenmechanik als nächste Theoriestufe, welche folgerichtig die Entwicklung einer Katzenfeldtheorie zuließe. :)
LG!
S.
 



 
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