diese lautlosen Gedichte

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo!

Also ich schreibe meine Texte immer noch sehr, sehr altmodisch mit Füller in eine dicke Kladde.
Auf dem PC landen sie nur, wenn ich mich mit anderen Dichtern austauschen will.

Noch eine Frage:
War das wirklich als Gedicht gedacht oder ist es mehr ein wütender Aufschrei??

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Oliver,

sich einfach sagen:"Ich schreibe nicht mehr." Dann erholt sich das Unterbewusstsein und nach einiger Zeit kommt ganz von allein etwas, das Du aufschreiben m u s s t. Das hat mich jedenfalls meine Erfahrung gelehrt. Vielleicht hilft es Dir ja auch.

So viel zu Deinem Aufschrei.

Hoffnungsvolle liebe Grüße
Vera-Lena
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo revilo,
jo, ich denk, ich mach das ganz anders. meine schreiberei ist abfall. schnee von gestern. lauter leere hüllen dessen, was da war und daraus wurde. ich versuch zu leben, u.a. bleibt als asche ein text, eine geschichte am abendlichen feuer ...
zu leben, in beziehung zu treten mit den wesen und dingen, das ist wichtiger. mir ist es das wichtigste.

dennoch, dein text ist echte asche in dem sinne, ist zwar vermutlich nicht lustig, aber kündet authentisch, find ich. keine angst, das wird schon, will ich mal behaupten.

lg
die dohle
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo revilo,
ein Aufschrei ist das?...dann schreie auch!...und diskutiere...weißt Du...ich würde gern lernen, wie man das lyrisch darstellt...entfessle Deine Wut...stampf mit den Füssen auf...treibe uns und Dich zur Weißglut...was soll passieren...ich glaube daran, dass Du es kannst...
lebendige Lyrik...mit Deinem Talent...das wäre ein Traum.;-)
Abseits meiner etwas schrägen Vorstellung meine ich zu verstehen, was Du meinst. Es soll etwas Besonderes sein. Es soll wachsen und stehen. Der Preis dafür ist mitunter Schelte, aber irgendwann winkt der Lohn. Perfektion in Ehren, aber es braucht Seele. Ich habe gerade Gänsehaut.
Gruß vom GAP
 
O

orlando

Gast
Na ja, ihr Lieben,
Lyrik ist das schon.
Auch durchaus kein schlechte, halt überarbeitungswürdig - wie vieles von uns.
[Die komplette Zeit des Expressionismus war übrigens ein einziger Aufschrei ...]
Gern lege ich hier ein bisschen Hand an:

Ich

möchte mal wieder
Tipporgien zelebrieren
und das Geklapper meiner
Schreibmaschine hören
schwarze Finger vom
Farbbandwechsel haben und
über verklemmte Tasten fluchen

Stattdessen pulverisieren
meine Worte
auf einer Festplatte

praktisch
geruchlos

Fühle mich seltsam dezimiert

mutiere
allmählich zum

Wortwichser
Mit dieser moderaten Kürzung gestaltet sich das Gedicht vielleicht etwas schmiegsamer, ohne an Schlagkraft zu verlieren.
Die Streichungen nahm ich vor, weil sie die Speerspitze minimieren und auf zwei Gleise führen - obwohl nur eine angesagt ist.

Inhaltlich kann ich dich gut verstehen, obwohl es sich bei mir mittlerweile umgekehrt verhält: Erst am Computer fügen sich die Worte in die angemessener Form.
Tja, so oder so,
vielleicht kannst du was brauchen. - Von der Substanz her ist das ein gutes Gedicht! Auch klanglich. :)

orlando
 

revilo

Mitglied
Hallo Ihr Lieben.....herzlichen Dank für Eure Anmerkungen...zum Hintergrund dieses Gedichts:
ich hatte in meiner Junggesellenbude eine riesige Küche, die auch als Arbeitszimmer fungierte...dort habe ich auf einer alten Olympia gerne vor mich hingeklappert, so dass dies Teil sicherlich eine leicht wehmütige Erinnerung ist...ich wollte einfach mal etwas anderes schreiben und bin mir bewusst, dass dies kein Meisterwerk ist....ich benötige hier schlicht und ergreifend Hilfestellung......ich habe jetzt keine Zeit, jedem Einzelnen zu erwidern......das kommt noch.....

mein besonderer Dank gilt Kal und Orlando....sie wissen schon, warum.......
so ich muss jetzt wieder malochen....

Lg revilo
 
D

Dnreb

Gast
Maloche...

Hallo revilo

Gilt Dein Malochen dem Schreiben? Wenn ja, dann brauchts keine Aufregung.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 
D

Die Dohle

Gast
ja, revilo, wenn das so ist, dann bedarf es einer sortage, kann das sein?

die erste strophe passt am ehesten zu deiner wehmut, das folgende kündet wohl von professioneller wortjonglage, der aber offenbar der authentische inhalt abhanden gekommen ist. das wären in dem falle zwei verschiedene baustellen: wehmut über die alten zeiten an der herrlich störrischen schreibmaschine und die wehmut darüber, dass die texte damals tatsächlich was sagen wollten ...

vielleicht kannst du ja was brauchen davon ...

lg die dohle
 

Ralf Langer

Mitglied
der kampf um das wort als haptisches erlebnis:

die schreibmaschine ist dem kampf um das fertige produkt
näher, auf und an ihr, sind dir irrungen und wirrungen ablesbar.

auf dem pc erweckt auch der letzte scheiß den eindruck äußerer perfektion, weil man dem bildschirm am ende die arbeit nicht mehr ansieht.

das verstehe ich nur zu gut.

inhaltlich würde ich dem vorschlag von heidrun ersteinaml folgen.
"und ihr" gehört hier m.e. nicht hin. der leser fühlt sich eh angesprochen zumindest in einem literaturforum.


"wortwichser" - ein schön derbes wort, das ich auch als titel verwendete, überhaupt ist die onanie ein interssantes metaphernfeld für einen künstler.
ich sehe nicht nur "beleidigendes" in diesem wort sondern auch ein faktum über das sich nachzudenken lohnt.

ralf
 

Val Sidal

Mitglied
revilo,

ein großartiger Text, den Du hier vorgelegt hast -- er atmet, winselt, würgt und brüllt; und wenn er leise wird, dann bin ich als Leser dem Lyrich sehr nahe. Demut und Zweifel ohne Larmoyanz oder Selbstverleugnung -- Lyrich, mit offenem Visier.
Zwei Kleinigkeiten (Geschmackssache):
[strike]F[/strike][blue]f[/blue]ühle mich so seltsam
dezimiert

[strike]A[/strike][blue]a[/blue]lles nur
Dichter-Fake
Die Schlussfrage ist meiner Meinung nach zwingend notwendig. Doch Lyrich erwartet darauf keine Antwort.

Sehr gerne gelesen.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gedanken-Los

Ich möchte mal wieder
wütende Tipporgien zelebrieren
das Geklapper meiner alten
Schreibmaschine hören
schwarze Finger vom
Farbbandwechsel haben und
über verklemmte Tasten fluchen

Stattdessen pulverisiert
mein Zeug genügsam
auf einer Festplatte

Fühle mich seltsam
Dezimiert

Alles nur
Dichter-Fake

Mutiere allmählich zum
Wortwichser
 

rogathe

Mitglied
Meine Antwort auf deine Frage: Nein, ich mutiere nicht.
Wüsste auch gar nicht, weshalb.
Ob ich mit Gänsekiel, Füller oder Tastatur meine Gedanken notiere, ist ja nun ziemlich egal.


:D rogathe
 

revilo

Mitglied
Ich möchte mal wieder
wütende Tipporgien zelebrieren
das Geklapper meiner alten
Schreibmaschine hören
schwarze Finger vom
Farbbandwechsel haben und
über verklemmte Tasten fluchen

Stattdessen pulverisiert
mein Zeug genügsam
auf einer Festplatte

ist ja so praktisch
und geruchlos

Fühle mich so seltsam
dezimiert

Alles nur
Dichter-Fake

mutiere allmählich zum
Wortwichser
 

revilo

Mitglied
Hallo, Ihr lieben Lesenden.....

Ihr habt all meine Fragen beantwortet.......vielen Dank....

LG und einen schönen Tag wünscht revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Oh ja,

es geht ja noch viel weiter als hier wörtlich beschrieben. Da ist mal schnell ein Text "hingewichst" am PC, in ein Forum oder einen Blog gestellt. Und schon ist man Dichter ...

Die Texte, damals mit der alten Olympia geschrieben, konnten bestenfalls in Literaturzirkeln oder in Literaturprüfgremien (eines gab es in Düsseldorf, da hab ich es selbst mal versucht ;)) vorgelesen und der Kritik ausgesetzt werden. Das waren noch harte Zeiten für den Dichter. :)

Kann den Text gut nachvollziehen. Schwarze Finger haste heute bestenfalls noch vom Toner, wenn du dich ganz blöde anstellst!

LG
BeBa
 



 
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