dionu souphilos

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mondnein

Mitglied
dionu souphilos


eins mit vaters geist keimt zum kind
si len der lehrer des semmelen sohns
grasharz berauscht im korinthischen ka pi
tell kupfer rot der mach mutt baum säulen

spielt mit sophie ein rätsel raten
wie (fragt er sie) unterscheidest du traum von
wirklichkeits trunkenem tod tief schlaf? kennst
du wie mein ich demi orgie dich?

wie (lacht sie still) fragt der geist der dies alles
weisz? fragt der geist der dies alles weisz? fragt:
wie fragt der geist der dies alles weisz? fragt der
geist der dies alles weisz? fragt: wie fragt der?
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Hallo Hansz,

des hier zu lesende grasharz ist wunderschön. Allein für das Wort muss ich dir fünf Sterne geben.

Ist "sophie" und "souphilos" ein Verweis auf Weisheit? (Sophia).

Ansonsten kommt das Werk bei mir an wie eine Auseinandersetzung mit Traum und die Realität des Todes, auch wegen des dionysos' Wesen, das sich mir, eventuell, aus dem Titel erschließt. "dionu = Dionysos, souphilos = Weisheit". Das ist aber nur geraten...

Die letzte Strophe wirkt auf mich wie eine Vermittlung, wie eine Gelehrsamkeit und Meditation. Wie ein autistisches Abnicken, dass den Leser einerseits konfrontieren will und andererseits Ruhe schafft.

"korinthisch", "machtmuttbaum" verstehe ich spirituell, leider fehlt mir hier Wissen. Diese Begriffe wirken auf mich definitiv fernöstlich und da bin ich leider nicht beheimatet. Die zweite Strophe bietet mehr Zugänge, wobei die letzte Zeile von Strophe zwei für mich mehr in Richtung Gnostizismus, christliche Theologie und vielleicht Richtung Platon geht. "unterscheidest du traum von wirklichkeits trunkenem tod tief schlaf" ist eine Selbstreflexion, die das Träumen mit dem Tod als ein automones philosophisches Element begreifen (und hinterfragen) will, wie mir scheint.

Deine Lyrik ist auf jeden Fall keine Lyrik für Betrachter mit einer kurzen Zündschnur. Nichts für Instagram und nichts für Leser, die leichte Unterhaltung wollen. Was die Sache interessant macht, vor allem für mich.
Das spirituelle Ebene ist aber nicht meins. Mit der Qualität des Gedichts hat das jedoch nichts zu tun. Sondern mit Geschmäcker.



logi
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Für mich ist die letzte Strophe der Höhepunkt in dieser Erkenntnisumkreisung mit zwei verhinderten Hermeneuten, Dionysios, Sohn der Semele, wie immer leicht entrückt, dieses mal aber wohl weniger vom Wein sondern eher von irgend einem Zeugs ("grasharz"), das der neugierige Gott geraucht hat (vielleicht der Rauch, der von seiner Mutter Grab aufstieg?) - auf alle Fälle gibt er so einen etwas autoritätswackligen Zenlehrer für Sophie (aus Sophies Welt?), die den zottligen Gott nicht allzu ernst zu nehmen scheint (was ein gelungener Einstieg in den Erkenntnisprozess darstellt). :)
Wie das korinthische Kapitel da so reinpasst ist mir nicht ganz klar... eine ornamentale Zutat oder doch ein inhaltliches Element, das sich mir gerade entzieht?
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Danke für die Nachfragen, logica und sufnus!

Der Titel hat den Genetiv von Dionusos, das ist "Dionusou" (griechisches "y" transskribiere ich immer als "u"), und philos, das heißt "Freund" getrennt - "Freund des Dionusos" - und neu (verwirrend) zusammengezogen.
Silen ist der gern berauschte Lehrer und väterliche Freund ("philos") des Sohnes der Semele, also des Dionusos.
Korinthische Kapitelle sind besonders reich mit Akanthusblättern geschmückt.
Mammutbäume haben eine rotgoldene Rinde.
Der "demiourg" ist der Schöpfer als Handwerker; eine "demi-orgie" bzw, die Tätigkeit eines ichs, das die Sophia (Weisheit) "demiorgt", ist gewiß etwas fragwürdig.

grusz, hansz
 

sufnus

Mitglied
Hey Hansz... wie ein korinthisches Kapitel aussieht, weiß ich schon... ich hab nur nicht kapiert, was die Anspielung hier in dem Kontext soll... Akanthus würde ich, wenn überhaupt am ehesten mit der schönen Helena assoziieren und Korinth wiederum mit Aphrodite. Der Kontext hier in dem Text ist mir von daher nicht so 100%ig klar (was aber kein wirkliches Problem darstellt! :) ).
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
spielerisch, rhapsodisch, wild drauflos, diese korinthischen Kapitelle, als sei es ein Waldtempel (und der auch noch amerikanisch, denn wo gibts schon Mammutbäume, die hier zugleichzu "mach mutt" verballhornt sind), oder eine Bank.
und genauso quer der Silen als Demiourg, wie ein trunken flirtender Mammutbaumwaldschrat.
die mantrisch wiederholte Frage - das ist schon fast eine Art theologisches Genre: selbstbezügliche offene Frage des Geistes an sich selbst, worin er schöpferisch offen wird. Wie bei so berühmten Fagen wie "Kann der Alleskönner einen Stein erfinden, den er nicht heben kann? Kann der Allbegreifende sich ein Rätsel stellen, dessen Beantwortung ins Ewige läuft?" u.ä.
offensichtlich ist der Freund des Ekstasen-Gottes grasharzberauscht. Man muß ihn aus dem Schuldienst schmeißen oder aus dem seriösen Wissenschaftsbetrieb verbannen. Ein Fall für die Tabu-Silentia. Silen Silen!

grusz, hansz
 



 
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