Distanzen

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Tim Weber

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Distanzen – Im synchronen Dasein, der digitalen Zeit, muten Distanzen an wie Hirngespinste aus vergangenen Epochen. Gedankliche Verortung verschwindet. Die in Summe wohl eher spärlich verteilten Zwischenräume, die Platz für potentiell neue Eindrücke und Denkmuster bereithalten, mehr und mehr ersetzt durch Dejavus Erlebnisse. Wer kenne nicht das Gefühl, wenn im Radio ein brandneuer Song angekündigt wird, der das progressive Lebensgefühl zum Ausdruck bringen soll, und man sich beim Zuhören nur denkt: Die Melodie kennst du doch schon von woanders. Nietzsche schreibt: „Dieser Berg macht die ganze Gegend, die er beherrscht, auf alle Weise reizend und bedeutungsvoll. Nachdem wir dies uns zum hundertsten Male gesagt haben, sind wir so unvernünftig und so dankbar gegen ihn gestimmt, dass wir glauben, er, der Geber dieses Reizes, müsse selber das Reizvollste der Gegend sein, und so steigen wir auf ihn hinauf und sind enttäuscht. Plötzlich ist er selber, und die ganze Landschaft um uns, unter uns wie entzaubert; wir hatten vergessen, dass manche Größen, wie manche Güte, nur auf eine gewisse Distanz hin gesehen werden will, und durchaus von unten, nicht von oben, so allein wirkt sie. Vielleicht kennst du Menschen in deiner Nähe, die sich selber nur aus einer gewissen Ferne ansehen dürfen, um sich überhaupt erträglich oder anziehend und kraftgebend zu finden; die Selbsterkenntnis ist ihnen zu widerraten. (aus den fröhlichen Wissenschaften)“ Kühn leiten wir daraus ab, dass das Streben nach einer fortwährenden Mehrung des Wissens und des Wohlstandes, nach immer mehr vorgetragener Identität und Eigenem, sein eigener Totengräber ist.
 

jon

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Wenn mehr als die Hälfte eines Textes aus einem Zitat* besteht, stimmt im literarischen Sinne etwas mit dem Text nicht.
(*Wörter Text: 247, Wörter Zitat: 140)
 

Tim Weber

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Ja, stimmt. Die Hälfte ist ungefähr Zitat. Is' ja auch nur so etwas wie ein Aphorismus. Also ein Gedankenschnipsel. Eine Kategorie Aphorismus habe ich hier allerdings nicht entdeckt. Sonst hätte ich es da hochgeladen.
 

Tim Weber

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Na dann....... Dann eben nur Gedankenschnipsel. Einverstanden? P.S. Da gibt es übrigens eine spannende Studie aus Boston (MIT). Kam vor etwa zwei oder drei Jahren raus. Demnach gibt es immer weniger bahnbrechende Entdeckungen in den Wissenschaften (Betonung liegt hier auf bahnbrechend). In diese Kerbe wollte mein Gedankenschnipsel bzw. meine Fingerübungen (was es nun auch sein mag) u.a. schlagen. Nietzsche möge mir die Schützenhilfe verzeihen.
 

petrasmiles

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Kühn leiten wir daraus ab, dass das Streben nach einer fortwährenden Mehrung des Wissens und des Wohlstandes, nach immer mehr vorgetragener Identität und Eigenem, sein eigener Totengräber ist.
Ich finde, in dem Satz steckt gleichzeitig zu viel und zu wenig.
Mehrung des Wissens ist viel zu unbestimmt - es geht ja nicht nur um geistige Höhenflüge, um 'Bahnbrechendes' zu entdecken; mehr selbst wissen anstatt nachlesen zu können, wo es steht, ist schon ein Aspekt.
Mehrung des Wohlstands in einem Atemzug damit ist eine völlig andere Baustelle; wenn man Wohlstand nicht in sozialen Bezügen denkt, wird er zum Schlagwort ohne Nährwert.
Immer mehr vorgetragene Identität - das ist ja gar nicht das Problem, sondern das Spannungsverhältnis vom Individuum zur sozialen Gruppe, wenn also das Individuum sich selbst absolut setzt. Und was meinst Du mit 'vorgetragen'?
Was das alles zum Totengräber macht, kann so nicht gefolgert werden.

Ein Aphorismus wirkt nur dann, wenn er tatsächlich auf findige Weise komplexe Zusammenhänge oder verborgene Wahrheiten quasi aufspießt. Da ist kein Platz für so viele Fragezeichen wie ich nach der Lektüre Deines Textes habe.

Für meine Begriffe schwankst Du auch im Abstraktionsniveau - die erste Aussage zu den Distanzen regt erst einmal zum Nachdenken an, aber dann kommen Aussagen, die dagegen sprechen, dass der Gegenstand wirklich durchdacht worden ist. Zu viele Behauptungen, zu wenig schlüssig. Für mich.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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