Drachenjunge

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen
Der Drachenjunge

Es ist etwas still in mir und ich denke an den Jungen, der im Büffelgras am Rande der Klippen steht. Der Junge hat keinen Namen, ich habe es versäumt, ihm einen zu geben. Niemand kümmert sich um das Verbleiben des Jungen. Er steht alleine da. Ich gebe ihm einen Würfelzucker zum Zeitvertreib. Mit fast geschlossenen Augen sieht er auf das Meer hinaus. Kühle Luft schlägt an seine Stirn, hebt das Haar und senkt es wieder. Er wartet auf ein Ereignis, aber es geschieht nichts, so sagt er bald ungeduldig:
„Haben Sie Mitleid, mein Herr, und lassen Sie mich nach Hause gehen.“
„Nein“, rufe ich hinunter auf das Blatt Papier, „du hast kein zu Hause.“
Da sagt er: „Ach lieber Herr, Sie haben doch eine lebhafte Fantasie und können mir mit Leichtigkeit ein schönes zu Hause schaffen.“
„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, und der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Das leuchtet ihm ein und er verlangt nach einem weiteren Würfelzucker. Ich werfe den nächsten in die Geschichte hinein.
„Was für ein Erlebnis soll es für dich sein?“, frage ich und zähle heimlich die Würfelzucker in meinem Gedächtnis. Er setzt sich auf einen Stein und sagt, die Süßigkeit von einer Backe in die andere schiebend: „Ich möchte Raumschiffpilot sein.“
„Das ist unmöglich“, lasse ich ihn etwas grob wissen, „ich schreibe eine Fantasygeschichte.“
„Was sagt Ihr da“, ruft er viel zu laut für seine Kleinwüchsigkeit.
„Ich verlange von dir, dass du auf einem Drachen fliegst“, fordere ich, „zehn Würfelzucker bekommst du für deinen Einsatz.“
„Na gut, aber nur wenns ein kleiner Drache ist und keiner mit Feuer im Mund, so wie ein wildes Tier in den Tropen.“
„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. So erfunden kommt der Drache im Aufwind von links daher. Platsch, und mein Held sitzt auf dem Tier.
Daraufhin wird der Junge mutig. Er legt die Hände um den Hals des Transporteurs und tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seite. Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus dreimal um die Welt. „Hey, Hey“, jauchzt der Junge wild geworden.
Er reitet den Transporteur noch zu Tode, denke ich und schnappe mir den Bengel am Rockzipfel, als er an der Küste vorbei fliegt.
„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch tot.“
Der erdachte Junge, welcher mir gegenüber steht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder und erzählt mit nachdenklicher Grimasse: „Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der ich durch mich selbst von meinem Leben überzeugt war. Ich erfasse die Dinge um mich nur in so hinfälligen Vorstellungen einiger Autoren, die sich meiner bedienen. Sie glauben immer, die Dinge hätten einmal gelebt, jetzt aber seien sie vorbei. Immer, lieber Herr, habe ich eine so quälende Lust, die Dinge so zu sehn, wie sie für mich erfunden wurden. Ich vergesse keine Geschichte, in der ich vorkam. Aber die Menschen vergessen mich, es muss wohl so sein und doch macht es mich traurig. Ich möchte leben und nicht sterben. Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern. Ich bin der Junge aus den Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Wirst du mich auch vergessen, mein lieber Herr?“
„Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du, und nun komm, ich bau dir ein schönes Haus, dort hinterm Hügel im Büffelgras.
 
D

Donkys Freund

Gast
Hallo Gernot,

Interessante Idee. Manchmal etwas kontruiert formuliert ("Transporteur", "die Süßigkeit von einer in die andere bBacke schiebend", ",welcher mir gegenübersteht,", "nachdenkliche Grimasse"). Und vielleicht eine "Kindergeschichte", aber keine Geschichte für Kinder, was -glaube ich- Sinn dieser Rubrik ist.

Liebe Grüße
 
D

Donkys Freund

Gast
Quatsch, das mit der Kindergeschichte im Vorkommentar. Ich bin gerade etwas verwirrt zwischen den Rubriken hin- und hergesprungen... :)
 
Der Drachenjunge

Es ist etwas still in mir und ich denke an den Jungen, der im Büffelgras am Rande der Klippen steht. Der Junge hat keinen Namen, ich habe es versäumt, ihm einen zu geben. Niemand kümmert sich um den Verbleib des Jungen. Er steht alleine da. Ich gebe ihm einen Würfelzucker zum Zeitvertreib. Mit fast geschlossenen Augen sieht er auf das Meer hinaus. Kühle Luft schlägt an seine Stirn, hebt das Haar und senkt es wieder. Er wartet auf ein Ereignis, aber es geschieht nichts, so sagt er bald ungeduldig:
„Haben Sie Mitleid, mein Herr, und lassen Sie mich nach Hause gehen.“
„Nein“, rufe ich hinunter auf das Blatt Papier, „du hast kein zu Hause.“
Da sagt er: „Ach lieber Herr, Sie haben doch eine lebhafte Fantasie und können mir mit Leichtigkeit ein schönes zu Hause schaffen.“
„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, und der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Das leuchtet ihm ein und er verlangt nach einem weiteren Würfelzucker. Ich werfe den nächsten in die Geschichte hinein.
„Was für ein Erlebnis soll es für dich sein?“, frage ich und zähle heimlich die Würfelzucker in meinem Gedächtnis. Er setzt sich auf einen Stein und sagt, die Süßigkeit von einer Backe in die andere schiebend: „Ich möchte Raumschiffpilot sein.“
„Das ist unmöglich“, lasse ich ihn etwas grob wissen, „ich schreibe eine Fantasygeschichte.“
„Was sagt Ihr da“, ruft er viel zu laut für seine Kleinwüchsigkeit.
„Ich verlange von dir, dass du auf einem Drachen fliegst“, fordere ich, „zehn Würfelzucker bekommst du für deinen Einsatz.“
„Na gut, aber nur wenns ein kleiner Drache ist und keiner mit Feuer im Mund, so wie ein wildes Tier in den Tropen.“
„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. So erfunden kommt der Drache im Aufwind von links daher. Platsch, und mein Held sitzt auf dem Tier.
Daraufhin wird der Junge mutig. Er legt die Hände um den Hals des Transporteurs und tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seite. Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus dreimal um die Welt. „Hey, Hey“, jauchzt der Junge wild geworden.
Er reitet den Transporteur noch zu Tode, denke ich und schnappe mir den Bengel am Rockzipfel, als er an der Küste vorbei fliegt.
„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch tot.“
Der erdachte Junge, welcher mir gegenübersteht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder und erzählt mit nachdenklichen Gesicht: „Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der ich durch mich selbst von meinem Leben überzeugt war. Ich erfasse die Dinge um mich nur in so hinfälligen Vorstellungen einiger Autoren, die sich meiner bedienen. Sie glauben immer, die Dinge hätten einmal gelebt, jetzt aber seien sie vorbei. Immer, lieber Herr, habe ich eine so quälende Lust, die Dinge so zu sehn, wie sie für mich erfunden wurden. Ich vergesse keine Geschichte, in der ich vorkam. Aber die Menschen vergessen mich, es muss wohl so sein und doch macht es mich traurig. Ich möchte leben und nicht sterben. Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern. Ich bin der Junge aus den Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Wirst du mich auch vergessen, mein lieber Herr?“
„Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du, und nun komm, ich bau dir ein schönes Haus, dort hinterm Hügel im Büffelgras.
 
Hallo Donkys Freund

*smile*, die Geschichte hat dich verwirrt, aber trotzden danke für deine Anmerkungen, habe geändert. Ich weiß, dass es keine Kindergeschichte ist, ich wusste nicht wohin damit, also steht sie hier. Ich übe mich etwas in der Sprache und im Schrägen.

schöne grüße
gernot
 
Der Drachenjunge

Es ist etwas still in mir und ich denke an den Jungen, der im Büffelgras am Rande der Klippen steht. Der Junge hat keinen Namen, ich habe es versäumt, ihm einen zu geben. Niemand kümmert sich um den Verbleib des Jungen. Er steht alleine da. Ich gebe ihm einen Würfelzucker zum Zeitvertreib. Mit fast geschlossenen Augen sieht er auf das Meer hinaus. Kühle Luft schlägt an seine Stirn, hebt das Haar und senkt es wieder. Er wartet auf ein Ereignis, aber es geschieht nichts, so sagt er bald ungeduldig:
„Haben Sie Mitleid, mein Herr, und lassen Sie mich nach Hause gehen.“
„Nein“, rufe ich hinunter auf das Blatt Papier, „du hast kein zu Hause.“
Da sagt er: „Ach lieber Herr, Sie haben doch eine lebhafte Fantasie und können mir mit Leichtigkeit ein schönes zu Hause schaffen.“
„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, und der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Das leuchtet ihm ein und er verlangt nach einem weiteren Würfelzucker. Ich werfe den nächsten in die Geschichte hinein.
„Was für ein Erlebnis soll es für dich sein?“, frage ich und zähle heimlich die Würfelzucker in meinem Gedächtnis. Er setzt sich auf einen Stein und sagt, die Süßigkeit von einer Backe in die andere schiebend: „Ich möchte Raumschiffpilot sein.“
„Das ist unmöglich“, lasse ich ihn etwas grob wissen, „ich schreibe eine Fantasygeschichte.“
„Was sagt Ihr da“, ruft er viel zu laut für seine Kleinwüchsigkeit.
„Ich verlange von dir, dass du auf einem Drachen fliegst“, fordere ich, „zehn Würfelzucker bekommst du für deinen Einsatz.“
„Na gut, aber nur wenns ein kleiner Drache ist und keiner mit Feuer im Mund, so wie ein wildes Tier in den Tropen.“
„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. So erfunden kommt der Drache im Aufwind von links daher. Platsch, und mein Held sitzt auf dem Tier.
Daraufhin wird der Junge mutig. Er legt die Hände um den Hals des Transporteurs und tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seite. Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus dreimal um die Welt. „Hey, Hey“, jauchzt der Junge wild geworden.
Er reitet den Transporteur noch zu Tode, denke ich und schnappe mir den Bengel am Rockzipfel, als er an der Küste vorbei fliegt.
„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch eingehen.“
Der erdachte Junge, der in meinen Gedanken steht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder und erzählt mit nachdenklichen Gesicht: „Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der ich durch mich selbst von meinem Leben überzeugt war. Ich erfasse die Dinge um mich nur in so hinfälligen Vorstellungen einiger Autoren, die sich meiner bedienen. Sie glauben immer, die Dinge hätten einmal gelebt, jetzt aber seien sie vorbei. Immer, lieber Herr, habe ich eine so quälende Lust, die Dinge so zu sehn, wie sie für mich erfunden wurden. Ich vergesse keine Geschichte, in der ich vorkam. Aber die Menschen vergessen mich, es muss wohl so sein und doch macht es mich traurig. Ich möchte leben und nicht sterben. Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern. Ich bin der Junge aus den Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Wirst du mich auch vergessen, mein lieber Herr?“
„Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du, und nun komm, ich bau dir ein schönes Haus, dort hinterm Hügel im Büffelgras.
 
O

Open Mike

Gast
Kürzlich erzählte mir jemand von Buu und Zino. Die wollten auch etwas von ihrem Schöpfer. Nach Gaya sollte er sie bringen und helfen ihre Erzfeinde auszutricksen, falls ich mich recht entsinne. Haben S' den Streifen gesehen?

einen Würfelzucker ... einem weiteren Würfelzucker ... die Würfelzucker ... zehn Würfelzucker
Viele reden und schreiben heute so, doch strenggenommen gibt es das Wort Würfelzucker (wie auch Kristall- und Puderzucker) nur in der Einzahl.

„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, und der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Irgendeine andere Verknüpfung (wie zum Beispiel "denn eigentlich hat"), aber nicht "und".

„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. So erfunden kommt der Drache im Aufwind von links daher.
Auf welche Art erfunden? Worauf bezieht sich "so"? Gestrampelt hat doch der Junge.

tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seite
Nur in eine Seite? D. h. er "reitet" im sogenannten Frauensitz?

Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus dreimal um die Welt.
"Wie eine Fledermaus dreimal um die Welt"? Vermutlich meinen S': "Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus und dies dreimal um die Welt."

als er an der Küste vorbei fliegt
Letzteres zusammen.

„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch tot.“
Der erdachte Junge, welcher mir gegenüber steht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder ...
Ab hier geht nicht nur sprachlich einiges daneben.

Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du
Meine persönliche Deutung: Auch Sie wurden erfunden.

om
 
Der Drachenjunge

Es ist etwas still in mir und ich denke an den Jungen, der im Büffelgras am Rande der Klippen steht. Der Junge hat keinen Namen, ich habe es versäumt, ihm einen zu geben. Niemand kümmert sich um den Verbleib des Jungen. Er steht alleine da. Ich gebe ihm ein Stück Würfelzucker zum Zeitvertreib. Mit fast geschlossenen Augen sieht er auf das Meer hinaus. Kühle Luft schlägt an seine Stirn, hebt das Haar und senkt es wieder. Er wartet auf ein Ereignis, aber es geschieht nichts, so sagt er bald ungeduldig:
„Haben Sie Mitleid, mein Herr, und lassen Sie mich nach Hause gehen.“
„Nein“, rufe ich hinunter auf das Blatt Papier, „du hast kein Zuhause.“
Da sagt er: „Ach lieber Herr, Sie haben doch eine lebhafte Fantasie und können mir mit Leichtigkeit ein schönes Zuhause schaffen.“
„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, denn der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Das leuchtet ihm ein und er verlangt nach einem weiteren Stück Würfelzucker. Ich werfe es in die Geschichte hinein.
„Was für ein Erlebnis soll es für dich sein?“, frage ich und zähle heimlich den Zucker in meinem Gedächtnis. Er setzt sich auf einen Stein und sagt, die Süßigkeit von einer Backe in die andere schiebend: „Ich möchte Raumschiffpilot sein.“
„Das ist unmöglich“, lasse ich ihn etwas grob wissen, „ich schreibe eine Fantasygeschichte.“
„Was sagt Ihr da“, ruft er viel zu laut für seine Kleinwüchsigkeit.
„Ich verlange von dir, dass du auf einem Drachen fliegst“, fordere ich, „zehn Stück Würfelzucker bekommst du für deinen Einsatz.“
„Na gut, aber nur wenns ein kleiner Drache ist und keiner mit Feuer im Mund, so wie ein wildes Tier in den Tropen.“
„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. Ich schreibe den Drachen nahe an die Klippen, er kommt im Aufwind von links daher. Platsch, und mein Held sitzt auf dem Tier.
Daraufhin wird der Junge mutig. Er legt die Hände um den Hals des Transporteurs und tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seiten. Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus und dies dreimal um die Welt. „Hey, Hey“, jauchzt der Junge wild geworden.
Er reitet den Transporteur noch zu Tode, denke ich und schnappe mir den Bengel am Rockzipfel, als er an der Küste vorbeifliegt.
„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch eingehen.“
Der erdachte Junge, der in meinen Gedanken steht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder und erzählt mit nachdenklichen Gesicht: „Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der ich durch mich selbst von meinem Leben überzeugt war. Ich erfasse die Dinge um mich nur in so hinfälligen Vorstellungen einiger Autoren, die sich meiner bedienen. Sie glauben immer, die Dinge hätten einmal gelebt, jetzt aber seien sie vorbei. Immer, lieber Herr, habe ich eine so quälende Lust, die Dinge so zu sehn, wie sie für mich erfunden wurden. Ich vergesse keine Geschichte, in der ich vorkam. Aber die Menschen vergessen mich, es muss wohl so sein und doch macht es mich traurig. Ich möchte leben und nicht sterben. Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern. Ich bin der Junge aus den Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Wirst du mich auch vergessen, mein lieber Herr?“
„Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du, und nun komm, ich bau dir ein schönes Haus, dort hinterm Hügel im Büffelgras.
 
Hallo OM

ich danke für die freundliche Unterstützung, habe sofort geändert. Tut mir Leid, wegen der vielen Fehler.

Kürzlich erzählte mir jemand von Buu und Zino. Die wollten auch etwas von ihrem Schöpfer. Nach Gaya sollte er sie bringen und helfen ihre Erzfeinde auszutricksen, falls ich mich recht entsinne. Haben S' den Streifen gesehen?
Habe ich noch nie gehört. Ist das ein Kinderfilm? Fantasie?

herzliche grüße
gernot
 
O

Open Mike

Gast
Der Film heißt "Back to Gaya".

Meine letzte Deutung war übrigens kein Verschreiber. Mit anderen Worten: Mit "Sie" ist der Schöpfer jenes Schöpfers gemeint.

om
 
Es ist etwas still in mir und ich denke an den Jungen, der im Büffelgras am Rande der Klippen steht. Der Junge hat keinen Namen, ich habe es versäumt, ihm einen zu geben. Niemand kümmert sich um den Verbleib des Jungen. Er steht alleine da. Ich gebe ihm ein Stück Würfelzucker zum Zeitvertreib. Mit fast geschlossenen Augen sieht er auf das Meer hinaus. Kühle Luft schlägt an seine Stirn, hebt das Haar und senkt es wieder. Er wartet auf ein Ereignis, aber es geschieht nichts, so sagt er bald ungeduldig:
„Haben Sie Mitleid, mein Herr, und lassen Sie mich nach Hause gehen.“
„Nein“, rufe ich hinunter auf das Blatt Papier, „du hast kein Zuhause.“
Da sagt er: „Ach lieber Herr, Sie haben doch eine lebhafte Fantasie und können mir mit Leichtigkeit ein schönes Zuhause schaffen.“
„Gut“, sage ich, „aber zuvor musst du ein Abenteuer bestehen, um dem Leser eine Freude zu bereiten, denn der gemeine Leser hat einen einsamen Jungen lieber, als einen mit einem schönen Haus.“
Das leuchtet ihm ein und er verlangt nach einem weiteren Stück Zucker. Ich werfe es in die Geschichte hinein.
„Was für ein Erlebnis soll es für dich sein?“, frage ich und zähle heimlich den Zucker in meinem Gedächtnis. Er setzt sich auf einen Stein und sagt, die Süßigkeit von einer Backe in die andere schiebend: „Ich möchte Raumschiffpilot sein.“
„Das ist unmöglich“, lasse ich ihn etwas grob wissen, „ich schreibe eine Fantasygeschichte.“
„Was sagt Ihr da?“, ruft er viel zu laut für seine Kleinwüchsigkeit.
„Ich verlange von dir, dass du auf einem Drachen fliegst“, fordere ich, „zehn Stück Würfelzucker bekommst du für deinen Einsatz.“
„Na gut, aber nur wenn's ein kleiner Drache ist und keiner mit Feuer im Mund, so wie ein wildes Tier in den Tropen.“
„Einverstanden“, sage ich, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch über die Klippen hinaus. Er strampelt hilflos mit den Füßen, als wäre er ein Frosch ohne Halt. Ich schreibe den Drachen nahe an die Klippen, er kommt im Aufwind von links daher. Platsch, und mein Held sitzt auf dem Tier.
Daraufhin wird der Junge mutig. Er legt die Hände um den Hals des Transporteurs und tritt ihm mit den Stiefeln fortwährend in die Seiten. Erschrocken flattert der Drache wie eine Fledermaus und dies dreimal um die Welt. „Hey, Hey“, jauchzt der Junge wild geworden.
Er reitet den Transporteur noch zu Tode, denke ich und schnappe mir den Bengel am Rockzipfel, als er an der Küste vorbeifliegt.
„Genug ist es“, sage ich, „der Drache wird noch eingehen.“
Der erdachte Junge, der in meinen Gedanken steht, lächelt. Dann setzt er sich wieder auf den Stein nieder und erzählt mit nachdenklichen Gesicht: „Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der ich durch mich selbst von meinem Leben überzeugt war. Ich erfasse die Dinge um mich nur in so hinfälligen Vorstellungen einiger Autoren, die sich meiner bedienen. Sie glauben immer, die Dinge hätten einmal gelebt, jetzt aber seien sie vorbei. Immer, lieber Herr, habe ich eine so quälende Lust, die Dinge so zu seh'n, wie sie für mich erfunden wurden. Ich vergesse keine Geschichte, in der ich vorkam. Aber die Menschen vergessen mich, es muss wohl so sein und doch macht es mich traurig. Ich möchte leben und nicht sterben. Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern. Ich bin der Junge aus den Geschichten, die sich die Menschen erzählen. Werden Sie mich auch vergessen, mein lieber Herr?“
„Nein, ich vergesse dich nicht, denn ich bin wie du, und nun komm, ich bau dir ein schönes Haus, dort hinter'm Hügel im Büffelgras.
 



 
Oben Unten