Hallo Bernd,
ich versuche mich mal in etwas, das nur auf nebenwegen mit diesem gedicht zu tun hat, gleichwohl aber etwas mit deiner lyrik und dem zugang zum lyrischen.
kategorisch gesprochen:
ich glaube nicht das es einen zugang zur zweiten strophe gibt, es sei denn wie hier, das du sie erkärst.
hm, das könnte man dann hermetische lyrik nennen.
und vielleicht ist dir daran gelegen.
vielleicht istbes auch so wie bei beus:
wenn der betrachter nicht um die bedeutung von fett und filz für den menschen hinter dem künstler weiss, bleibt der zugang zur kunst dem betrachter meist verschlossen.
viele deiner gedichte sind metatexte, mit oft mathematischen oder kosmologischen inhalten, wie sie sich zum beispiel in "pi"
zeigen. das vertrackte ist, wenn der leser nicht um die arithmetrischen "begebnheiten" zum beispiel um pi weiss, steht er vor einem gschlossenen rätsel.
zurück zu diesem gedicht:
Dschungel
der titel weiß mir zu gefallen.
es geht um undurchdrigliches, es geht um orte außerhalb des kulturraums, um plätze die nach eigenen gesetzen funktionieren,
der dschungel ist ein lebens und verständnisloser raum für den menschen.
aber es gibt pfade:
Ich fiebere der Nähe entgegen
und nähere mich dem Fieber.
ja das empfinde ich als pfad. natürlich ein widerspruch,
wahn(fieber) ist die begleiterscheinung der annäherung an eine Erkenntnis. ich sehe in der nähe zu einem ding auch die nähe um das wissen.
gleichzeitig sorgt die nähe für den fieber/wahnzustand.
Ich stricke ein Pedal auf meine Wange
und gebe Gas im Gestrick.
diese strophe bleibt mir in meinem zusammenhang undurchschaubar
Ich schlüpfe aus der Eierschale
und schäle das Ei.
empfinde ich auch nach deiner erkärung als "schwach"
aber für mich begehbar:
ein zeitparadoxon bzw, ein wirklichkeitsparadoxon,
das ei symbol der herkunft ist nach dem schlüpfen zerstört. es gibt keinen weg das zerstörte ei zu pellen, es gibt keinen weg zurück "in" den ursprung.
ich sehe hier im weitesten sinne eine zivilisationsbeschreibung
back to the roots - nein, der weg ist versperrt, es geht nur in ein nach vorn, in ein "weiter"
All das tat ich wieder und wieder,
bis ich das Wieder im Wieder erkannte.
gefällt mir sehr, als "nietzschianer", die widerkehr des immergleichen, das ende der geschichte, ist seine wieder-holung.
aber die erkenntnis ist gnosis, ist wissen, und die auflösung - im wratsen sinne des wortes hat buddhistische züge.
ich kehre zu dem "immer" solange wieder, bis ich um das "immerwieder" weiß.
hat mir freude bereitet
lg
ralf