Hey SufnusHey Chandrian!
Ich glaube, dass Annaloh - ggf. auch aus gewissen technischen Beschränkungen heraus (?) - nicht so diskursfreudig ist (muss ja auch nicht sein), aber ich finde Deine Erklärungen sehr instruktiv! Und eine Diskussion kann sich ja auch mal unabhängig vom Autor verselbständigen
Auf alle Fälle finde ich Deinen Punkt sehr gut nachvollziehbar, dass es irgendwie schon so viele Untreue-Gedichte gibt, dass die Hürde da nicht so ganz niedrig liegt, wenn man sich einreihen will.
Mein Punkt war jetzt noch, dass man Annalohs Zeilen ggf. auch gar nicht als "Besingung" von Untreue lesen könnte, sondern (als parallel exisitierende Nebendeutungsmöglichkeit) auch als Geschichte einer Ich-Auflösung der Person, deren Hand gehalten wird. In dem Sinne, dass die Hand, die im zweiten Teil gehalen wird, physisch schon noch die gleiche ist, die zur Hand zugehörige Person sich aber so stark verändert hat (im Sinne einer evtl. Alters-bedingten Vita reducta, aber ggf. auch im Sinne einer Reife-bedingten persönlichen Weiterentwicklung, beides wäre denkbar), dass die (eigentlich gleiche) Hand jetzt plötzlich einer Fremden gehört.
Wenn es dem Text gelänge hier in der Schwebe verschiedener Deutungsebenen zu bleiben, hätte er für mich einen beträchtlichen lyrischen Mehrwert. Ob es dem Text in der vorliegenden Form (bereits) (in Teilen) gelingt und auch, ob dieses Gelingen eine wünschenswerte Textebene erschlösse, darüber kann man natürlich debattieren.
LG!
S.
Mein Gefühl bei diesem Text (und auch anderen hier in der Lupe allgemein) geht da in die Richtung die Chandrian andenkt. Ich glaube zwar nicht, dass der konkrete Text hier viel länger sein müsste, aber den Wunsch bzw. Anspruch, dass er eine Atmosphäre schafft (durch die Sprache und Wahl von Worten und/oder Bildern), die den Inhalt trägt (auch zwischen den Zeilen sozusagen), und den Leser so ein wenig "führt", habe ich auch. Führen meine ich im Sinne einer bewusst erzeugten Stimmung, die durch den Rhythmus und die Melodie der Sprache und die gewählten Bilder und Worte gebildet wird.Für mich bräuchte es....mindestens doppelt so viele Zeilen, um Spannung aufzubauen, oder eine „raffiniertere“ Sprache
Ich würde das eher so formulieren: sie sollte nicht eine Textkategorie für Denkfaule sein - im Sinne von " es sich leicht machen" beim Schreiben. Ich möchte die Denkarbeit und damit auch die "Denke" des Autors lesen können - der Inhalt ist für mich zweitrangig ehrlich gesagt. Das, WIE dieser Inhalt vermittelt wird, welches Gefühl (sprachlich und gedanklich) da vom Autor hineingepackt wurde - das ist es, was mir etwas erzählt, das weitaus spannender ist als das zigste Sonnett zum Tagesgeschehen (auf niemanden gemünzt gemeint!). Dazu muss man sich als Autor aber eben mehr überlegen als bloß die guten Gedanken irgendwie in Worte zu packen.Bei aller Freude am Kondensieren und Reduzieren, sollte Lyrik halt doch nicht eine Textkategorie für Schreibfaule sein.