EIN FREUND

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S

Sandra

Gast
Klasse!!!

Ja, warum setzt man sich diese Stäbe? Ich weiß es auch nicht, aber ich habe mein Revier auch ganz klar abgesteckt und es hindert mich oft daran, über den Tellerrand zu schauen. Bilder erlischen, rütteln nur kurz an der Seele, am Gemüt oder am Gewissen und verblassen dann wieder. So traurig und doch so wahr.

Wunderbar dieses Gedicht.

LG
Sandra
 
R

rilesi

Gast
seebär

ohne stäbe waere es wirklich einfacher!
gut ausgedrückt, find ich.
nette grüsse von rilesi
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

mich stört das "seine". Wenn Freund, dann "Deine"?
Ist wohl Geschmackssache?
Unten mal meine Empfindung/Interpretation/Rumdrehe.
Ich weiss nicht, wo die Gitterstäbe herkommen. Finde den Bezug am Ende nicht zu ihnen.
Schrieb ja auch mal was, mit Käfig,Stäbe..
hm...
So wie da steht, mag ichs nicht so sehr.
Nur meine Meinung;)

lG
Stoffel

Dein Revier
abgesteckt
Länge mal Breite
abdefiniert
deine Welt
dein Zuhause
Dann und wann
öffnen sich
deine Augen
ein Biuld wandert
durch sie hindurch
dringt ins Innerste
erlischt
nach kurzer Zeit
 

clumsy

Mitglied
#Das Revier
#Länge und Breite
#Abgesteckt
#Definiert
#Seine Welt
#Und
#Sein Zuhause

Du schreibst es, als wäre jeder Punkt für sich wichtig für das Ganze ... Du zwingst zum unflüssigen lesen. Kein erkennbarer Rhythmus (für mich!?) ... Absicht? Es zwingt mich jedenfalls alles einzeln und für sich genommen aufzunehmen, wenn ich dem Takt deiner Zeilenumbrüche folge.
Ich verbinde das beschriebene mit einem Freund des Sprechers (siehe Überschrift). Ein Zuhause ist abgesteckt. Klar definiert.

#Dann und wann
#Jedoch

Das Wort "jedoch" lässt mich stolpern. Es lässt mich vermuten, dass bisher etwas ganz anderes voran ging was sich jetzt ändert, geändert hat, gleich ändern wird. Im Moment seines Auftauchens ist mir nicht klar, welche Berechtigung dieses jedoch im weiteren Verlauf bekommen wird.

#Öffnen sich seine Augen

legt den Schluss nahe, dass sie vorher geschlossen waren.

#Ein Bild dringt hinein
#Wandert
#Durch ihn hindurch
#Dringt
#In sein Innerstes
#Und
#Erlischt

Wieder der abgehackte Sprachrhythmus der zumindest mich zwingt fast jedes Wort einzeln und in gleichschwerer Betonung aufzunehmen. Intention?? Zufall?? Warum??

#Diese Stäbe

Wer fragt hier? Der Betrachter/Erzähler oder der "Freund". Ich finde für diese Frage keine Hinweise. Sind die Stäbe die (selbst?) gesteckten definierten Grenzen die oben beschrieben wurden? Dann könnte es sich hier m.E. um eine Erkenntnis handeln die sich vollzieht: Die Grenzen werden als solche (Stäbe) sichtbar und vielleicht weiss der "Freund" nicht, dass sie (vielleicht nur zum Teil?) selbst definiert wurden? Ahnt er es jetzt?


#Warum

Zielt die Frage hier auf diese Erkenntnis?

Naja ... Gedichte sind spannend, weil oft viele Fragen der Interpretation überlassen bleiben. Mich stört jedoch eindeutig das >jedoch< ... denn ich finde keinen starken Hinweis im Vorangehnden auf seine Berechtigung .... :) Jedoch heisst ja soviel wie : "Aber" oder vielleicht auch "trotzdem" oder "obwohl" . Wenn ich das ersetze komme ich darauf, das das vorher beschriebene, die definierte Heimat, geschlossene Augen verursacht haben muss oder zumindest dadurch begünstigt wurde ... oder durch offene Augen in Gefahr gerät. Dafür war mir das Bild vorher allerding persönlich noch nicht stark genug, um Dir bzw. dem Erzähler zustimmend zu folgen.

Ich persönlich habe mich da allerding auch noch an etwas anderes erinnert gefühlt .... was das Gedicht für mich damit in ein neues Licht rückt. Rilke hat einmal mit ähnlichen Worten wie Du sie benutzt die Gefangenschaft eines Panthers beschrieben. Allerdings waren hier dei Grenzen nicht selbst gesetzt :) Vielleicht ist das ja hier ein Inspirationsquell gewesen.
Wie dem auch sei ... ich finde die Ide dessen was Du ausdrückst eigentlich ziemlich prima und für mich persönlich geht es über das Rilke-Gedicht hinaus. Was ich mich frage ist allerdings, ob Du Spannungsaufbau und Sprachrhythmus nicht mehr im Einklang schwingen lassen kannst, mit dem, was Du in Deinen Bildern transportierst ... ein Gedicht wird immer auf mehreren Ebenen aufgenommen und verstanden ... wenn da widersprüchliche oder keine geordneten Signale auf einigen Kanälen kommen fragt sich der Kritiker: Was war die Absicht ... und wenn er keine findet ... dann ist für ihn das Gedicht schlecht. ;-)
Falls Rilke nicht Deine Inspirationsquelle war ... gib mal "Rilke" und "Panther" im Google ein und lies! Dann wirst Du fühlen, was ich meine!

LG Clumsy
 

seebaer

Mitglied
Erstmal vielen Dank für eure Kritiken. Das Gedicht "Ein Freund" habe ich spontan, als Antwort auf eine E-Mail hin, geschrieben. Es zeigt die Situation meines Freundes auf, in der er derzeitig lebt; eingesperrt in einem Käfig.

@ Sandra: Danke dir für deine offene Kritik. Freue mich immer, wenn ich jemanden erreicht habe.

@ Stoffel: Auch dir vielen Dank für deine Kritik. Im Werk habe ich mich von meinem Freund etwas distanziert; deswegen habe ich auch das "seine" verwendet. Die Stäbe, vielmehr das daraus entstehende Gitter, sind Symbole für das Eingesperrtsein.

@ rilesi: Dank auch dir für deine Antwort. Die Stäbe symbolisieren das Eingesperrtsein. Er (der Freund) hat sich durch sein berufliches Engagement selbst seiner Freiheit beraubt.

@ Clumsy: Vielen Dank für deine Mühe, die du dir mit meinem Werk gemacht hast. Deine Kritik und Ausführung habe ich mehrmals mit Freude gelesen. Den Aufbau meines Gedichtes habe ich mit Absicht so gewählt, damit jedes Wort "gelesen" werden muß. Es gibt dem Werk die nötige Schwere und zeigt dem Leser das Leid des Freundes. Dir fiel das Wort "jedoch" auf, hier mache ich den Leser darauf aufmerksam, das eine Änderung ansteht. So zu sagen, es steckt noch Leben in ihm (dem Freund), er fängt an aufzuwachen. Das mit dem "öffnen sich seine Augen" hat damit zu tun, das er für andere Sachen keine Zeit und Interesse übrig hat, und sie somit vernachlässigt, und damit auch sich selbst.
"diese Stäbe" ist keine Frage, sondern eine Feststellung.
"warum". Hier wird seine Situation hinterfragt. Jetzt ist das Gedicht in sich geschlossen.
Das Gedicht "Ein Freund" habe ich spontan, also ohne Vorschreiben und Verbessern, in die Lupe eingesetzt, an Rilkes "Panther" habe ich da nicht gedacht. Von R.M. Rilke kenne ich heute noch einige Gediche auswendig. Als ich deine Ausführung gelesen habe, fiel mir die inhaltliche Ähnlichkeit auf. Werd mir mal eine Überarbeitung ausdenken, möchte allerdings nicht zu viel verändern, da mein Werk sonst an Charakter verliert. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle für deine konstruktive Kritik.


Lieb Gruß aus dem Kalten Norden
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo seebaer,

Das Gedicht "Ein Freund" habe ich spontan, also ohne Vorschreiben und Verbessern, in die Lupe eingesetzt, an Rilkes "Panther" habe ich da nicht gedacht. Von R.M. Rilke kenne ich heute noch einige Gediche auswendig. Als ich deine Ausführung gelesen habe, fiel mir die inhaltliche Ähnlichkeit auf.

Das Revier
Länge und Breite
Abgesteckt
Definiert
Seine Welt
Und
Sein Zuhause
[blue]Dann und wann
Jedoch
Öffnen sich seine Augen
Ein Bild dringt hinein
Wandert
Durch ihn hindurch
Dringt
In sein Innerstes
Und
Erlischt[/blue]

Diese [blue]Stäbe[/blue]

Warum


zum Vergleich:


Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn [blue]der Stäbe[/blue]
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein grosser Wille steht.

[blue]Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf--. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille--
und hört im Herzen auf zu sein.[/blue]


Tut mir leid seebaer, dass Du nicht an den Panther gedacht hast und die "inhaltliche Ähnlichkeit" Dir erst durch clumsys Ausführungen aufgefallen ist, kann ich Dir beim besten Willen nicht abnehmen. Und ehrlich gesagt finde ich diese Aussage auch ziemlich unverschämt.

Werd mir mal eine Überarbeitung ausdenken, möchte allerdings nicht zu viel verändern, da mein Werk sonst an Charakter verliert.
Vielleicht gewänne es an eigenem?

Hannah *kopfschüttelnd*
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hier mal ein vergleich...

hallo seebär,
also bei aller liebe, aber ich nehme dir nicht ab, dass du den panther von rilke nicht im kopf hattest...
hier mal zum vergleich (auch für alle anderen) das "original"

der panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein grosser Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf--. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille--
und hört im Herzen auf zu sein.

und wenn ich mir so die dritte strophe von rilke ansehe und sie mit deinen zeilen vergleiche... sorry das ist mir zu ähnlich...
ich würde sogar noch weiter gehen und deinen text als schwache kopie betrachten...
es ist nicht wirklich eine weiterführung der rilkeschen gedanken, auch keine andere kontextualisierung, denn die analogie zu deinem freund ist aus dem text überhaupt nicht erkenntlich. wie soll der leser, der bei deinen zeilen an rilke denken muß (wenn er den panther kennt) denn diesen transfer erbringen? dazu gibst du keinen einzigen textuellen hinweis. es ist und bleibt für mich eine umformulierung des panthers. die formulierungen beider texte ähneln sich zu sehr, als dass ich dir ernsthaft abnehmen könnte, dass du diesen text nicht im kopf hattest.
tja und da man bei solchen sachen ja immer das original mit der kopie vergleicht, schneidet dein text eben dadurch, dass er keine weiterführung ist, keine neuen aspekte bringt und die geschichte mit deinem freund überhaupt nicht herauszulesen ist, entsprechend schlecht in meiner bewertung ab...
gruß mirko

edit: oh wie ich sehe, war hannah schneller :)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe es gelesen und für mich erscheint es sehr deutlich als ein anderes Gedicht. Die Figur ist die gleiche, aber Thema, Wortwahl und Form sind sehr unterschiedlich.

Sofern ein Einfluss von Rilke da war, so sehe ich ihn als sehr gering an. Und wenn es eine direkte Übersetzung wäre, wäre es doch in dem Fall ein eigenes Werk, denke ich.

Viele Dichter haben andere Ideen aufgegriffen.

Vergleicht mal:


Erlkönig
Johann Wolfgang Goethe

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.


Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -


»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«


Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. -


»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«


Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. -


»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -


Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Übersetzung einer dänischen Ballade:

Erlkönigs Tochter
Johann Gottfried Herder
(1744 - 1803)

Herr Oluf reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut;

Da tanzen die Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.

»Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.«

»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Zwei güldne Sporne schenk ich dir.

Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleicht's mit Mondenschein.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«

»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk ich dir.«

»Einen Haufen Goldes nähm ich wohl;
Doch tanzen ich nicht darf noch soll.«

»Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit folgen dir.«

Sie tät einen Schalg ihm auf sein Herz,
Noch nimmer fühlt er solchen Schmerz.

Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd.
»Reit heim nun zu deine'm Fräulein wert.«

Und als er kam vor Hauses Tür,
Seine Mutter zitternd stand dafür.

»Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,
Wie ist dein' Farbe blaß und bleich?«

»Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,
Ich traf in Erlenkönigs Reich.«

»Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,
Was soll ich nun sagen deiner Braut?«

»Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,
Zu proben da mein Pferd und Hund.«

Frühmorgen und als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

»Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;
Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?«

»Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund,
Er probt allda sein Pferd und Hund.«

Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Oluf, und er war tot.







Viele Grüße von Bernd
 

seebaer

Mitglied
ERLKÖNIG.....

Hallo nochmals,

@ Hannah Rieth. Mehr als die Wahrheit kann ich nicht sagen.
Und in meinen Augen ist das Werk absolut eigenständig.

@ Mirko Kussin: Siehe bei Hannah Rieht.

@ Bernd: Dein Vergleich mit Goethes "Erlkönig" trifft. Die dänische Ballade "Erlkönigs Tochter" habe ich erst vor kurzem gelesen, und mir ist die Ählichkeit aufgefallen. Wie du sagst, es wird unabsichtlich übernommen. Vielen Dank für deine Ausführung.



Lieb Gruß aus dem kalten Norden
 
Also seebär,

ein Plagiat ist das nicht, aber über Rilkes Grab bebt die Erde, seit du es gepostet hast! Im Grunde sind das nichts als abgebrochene Stücke aus Rilkes Panther. So hinkt auch der Vergleich der Erlkönigthemen von Bernd, denn das sind zwar thematisch ähnliche, beinflusste Gedichte, aber sie sind eigenstänig formuliert. Das hier ist nur abgekupfert.
Und was mich wirklich persönlich beleidigt, ist, dass du die User für dumm verkaufen willst, als hätten sie, außer ihren eigenen Sachen, keine anderen Gedichte in ihrem Leben gelesen. Du hättest es dir schenken sollen, bis dir wieder was eigenes einfällt, oder du hättest es zumindest als von Rilke inspiriert kennzeichnen sollen.
Ich fass es nicht!

the not that stupid sparrow
 



 
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