Ein letzter Winter – noch

4,70 Stern(e) 21 Bewertungen

anbas

Mitglied
Ein letzter Winter – noch
(meinem Vater gewidmet)

Wird dies der letzte Winter sein,
Dein letzter Schnee auf kahlen Zweigen?
Ich wünsche mir, der Frühling tanzt
Mit dir noch manchen Reigen.

Wird dies das letzte Treffen sein,
Ein letztes Auseinandergehen?
Ich wünsche mir, wir können uns
Im Sommer wiedersehen.

Wird dies der letzte Austausch sein
Ein letztes Reden und Begreifen?
Ich wünsche mir, dass wir im Herbst
Noch durch Gedanken streifen.

Wird dies der letzte Winter sein,
Die letzte Zeit in deinem Leben?
Ich wünsche uns, es wird für dich
Noch viele Winter geben.
 

wüstenrose

Mitglied
Hi anbas,

hm, wie es der Zufall so will: genau mein Thema in diesen Tagen.

Der sehr persönliche Ton, der hier angeschlagen wird, überzeugt, wirkt auf mich sehr authentisch.

Dein (wie ich finde: schönes) Gedicht würde ich so aufnotieren:

Wird dies der letzte Winter sein,
Dein letzter Schnee auf kahlen Zweigen?
Ich wünsche mir, der Frühling tanzt
Mit dir noch manchen Reigen.

Wird dies das letzte Treffen sein,
Ein letztes Auseinandergehen?
Ich wünsche mir, wir können uns
Im Sommer wiedersehen.

Wird dies der letzte Austausch sein
Ein letztes Reden und Begreifen?
Ich wünsche mir, dass wir im Herbst
Noch durch Gedanken streifen.

[blue]Wird dies der letzte Winter sein?[/blue]

Das Ende ist dann "härter" - aber ich denke, genau darum geht es.

lg
wüstenrose
 

anbas

Mitglied
Hallo wüstenrose,

sorry fürs späte Antworten!

Ich danke Dir für Deine Rückmeldung und freue mich, dass Dir das Gedicht gefällt.

Über Deinen Vorschlag habe ich lange nachgedacht. Er zeigt mir eine weitere Lesart, die mir beim Schreiben nicht so bewusst war. Doch auch sie passt.

Durch Deinen Vorschlag rückt die Angst und die Sorge mehr in den Vordergrund. So gesehen würde das harte Ende tatsächlich passen.

Mir sind aber die Hoffnung und die guten Wünsche, die dieses Gedicht enthält, wichtiger. Daher möchte ich das Gedicht so stehen lassen (zumal es derzeit so aussieht, als ob das Hoffen und Wünschen Erfolg zu haben scheint ;) ).

Liebe Grüße und alles Gute

Andreas
 

wüstenrose

Mitglied
Hi anbas,
ja, das verstehe ich natürlich und freue mich für die hoffnungsvolle Aussicht.
Ich antwortete aus meinem Blickwinkel bzw. aus dem Gefühl heraus, dass der Reigen noch ein letztes Mal die Runde machen und dann ausklingen wird.

lg wüstenrose
 

anbas

Mitglied
Hallo wüstenrose,

ich kann Deine Sichtweise durchaus nachvollziehen.

Nochmals Danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße

Andreas



Hallo Oliver, hallo Anonymus,

vielen Dank für Eure guten Wertungen!

Liebe Grüße

Andreas
 

revilo

Mitglied
Das ist eines deiner besten Gedichte...ich bin kein Reimer...aber ich finde es nahezu perfekt.....ich kann es auch Wort für Wort nachempfinden....alles was Du hier geschrieben hast, habe ich selbst erlebt....

Lg revilo
 

anbas

Mitglied
Vielen Dank - auch für "Das ist eines deiner besten Gedichte"! :)

Ich freue mich wirklich!

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Andreas,

ein gelungenes Gedicht, das aber sprachlich noch verbessert werden könnte, wenn Du nach „wünschen“ jeweils den Konjunktiv II verwendetest:
Ich wünsch[blue](t)[/blue]e mir, der Frühling tanzt[blue]e[/blue]
Mit dir noch manchen Reigen
Auf jeden Fall wäre das meines Erachtens grammatikalisch richtig – ob das in der Lyrik immer gewünscht ist, kann ich nicht beurteilen. :rolleyes:

Gruß Ciconia
 

molly

Mitglied
Lieber Andreas,

ich wünsche mir für Dein Gedicht keinerlei Veränderung mehr. So wie es da steht, ist es für mich rund und - sehr berührend.

Alles Gute, Dir und Deinem Vater

molly
 

anbas

Mitglied
Hallo Wittgenstein,

vielen Dank - auch für die Punkte!



Hallo Monika,

mein Dank auch an Dich. Nein, ich werde nichts ändern - jedenfalls derzeit nicht ;).
Mein Vater ist jetzt zur Reha - im Moment sieht es wirklich gut aus.



Hallo Oliver, Cellist, Walther und anonyme Werter und Werterinnen,

ganz herzlichen Dank für Eure Wertungen - mit solch einer tollen Resonanz hatte ich nicht gerechnet.



Liebe Grüße an Euch alle

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo Ciconia,

schön, dass Dir das Gedicht gefällt.

Vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich denke schon, dass dies in der Lyrik erlaubt ist, bin mir selber jetzt aber gar nicht mal so sicher, ob nicht auch meine Formulierung in Ordnung ist - Du hast mich also etwas verunsichert :D. Ich werde es jedenfalls nicht ändern, zumal dann die Metrik nicht mehr passen würde ;).

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Andreas,

ich hab’s befürchtet … ;)

Es war keineswegs meine Absicht, Dich zu verunsichern, ich wollte Dir nur einen Verbesserungsvorschlag machen. Dass Du einige Zeilen geringfügig umschreiben müsstest, ist klar.

Nur mal ein einfaches Beispiel für die Verwendung des Konjunktivs II bei "wünschen":
Sagst Du: Ich wünsch(t)e, ich bin ein Schriftsteller
oder: Ich wünsch(t)e, ich wäre ein Schriftsteller?

Aber in der Lyrik ist das wohl erlaubt. Das Gedicht gefällt ja auch vielen Lesern, dann kann’s ja nicht falsch sein, oder? ;)

Alles Gute für Dich und Deinen Vater!

Gruß Ciconia
 

anbas

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

ich danke Dir für Deine Worte und freue mich, dass Dich dieses Gedicht erreicht.

Vielen Dank auch für Deine Wertung.



Hallo Erbsenrot, hallo Anonymus,

vielen Dank für Eure Wertungen - ih freue mich sehr!


Liebe Grüße in die Runde

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo Ciconia,

sieht so aus, als ob Du Recht hast. Allerdings lässt die Lyrik einem tatsächlich etwas mehr Spielraum (hoffe ich jedenfalls :D). Vielleicht fällt mir ja noch eine Verbesserung ein, doch im Moment befürchte ich, dass jede Änderung den Text kaputt machen würde.

Danke fürs Feedback!

Liebe Grüße

Andreas
 

Moppel

Mitglied
Hallo,

Dieses Gedicht hat mich sehr berührt und beeindruckt.
Es stimmt einen nachdenklich.

Alles Gute wünscht Moppel
 
O

orlando

Gast
Ja, anbas,
das ist ein sehr anrührendes Gedicht.
Einen "Obulus" hatte ich schon vor längerer Zeit entrichtet; es ist halt schwierig während einer Zeispanne zu kommentieren, die so von Furcht oder besser noch von einem bangen Ausblick in die Zukunft geprägt ist, wie hier dargestellt.
Selbst die darin aufkeimende Hoffnung ist stark melancholisch eingefärbt und wirkt deshalb wie eine suggestive Formel, an die das LyrIch selbst nicht recht zu glauben vermag.
Die vereinfachende Umgangsprache (Ciconias Kritik an der Grammatik) stört mich hier eher nicht, weil sie recht eigentlich das betont, was vorgeht: Das LyrIch redet zu sich selbst. Und derlei geschieht nicht immer geordnet. -
Ciconias Einwand behält natürlich trotzdem seine Berechtigung.
Dir einen schönen Tag
orlando
 



 
Oben Unten