Einladung zum Beschneidungsfest

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Einladung zum Beschneidungsfest

Diese Einladung war ungewöhnlich. Meine Frau und ich wurden von unserer liebenswürdigen türkischen Haushaltshilfe zum Beschneidungsfest ihres siebenjährigen Sohnes Achmet eingeladen.

Wir fielen fast aus allen Wolken als sie so nebenbei bemerkte, dass ungefähr sechshundert Gäste geladen wären – überwiegend türkische Verwandte und islamische Gemeindemitglieder.

Wir bereisten vor ca. fünfzehn Jahren einen großen Teil der Türkei, und viele kulturelle Elemente waren uns nicht ganz fremd. Dieses Fest aber war absolutes Neuland. Uns war klar, dass diese Einladung eine große Ehre bedeute.

Die Beschneidungsfeier mit Gebeten des Hodschas (religiöser Gelehrter) fand bereits vierzehn Tage nach der stationären Beschneidung im engsten Familienkreis im Hause der Eltern statt.

Um nicht ganz unwissend zu erscheinen, machten wir uns bei einem ehemaligen türkischen Kollegen schlau. Bewusst verzichteten wir auf eine Aufklärung über Wikipedia. Wir wollten von den Einladenden, dem Informanten und falls es sich ergeben würde, auch von den Gästen Näheres über dieses Fest erfahren.

Welche Kleidung war erwünscht, was schenkt man dem Kind. Gratuliert man? Wenn ja, wem? Den Eltern, Großeltern, Geschwistern, dem kleinen Achmet? Fragen über Fragen.

Festliche Kleidung war angesagt. Man schenkt Geld oder Gold. Man gratuliert den Eltern, Großeltern und dem Jungen.
Natürlich fragten wir auch nach dem Sinn der Beschneidung.
Ursprünglich war die Entfernung der Vorhaut ein Akt der Genitalhygiene. Bei Juden und Moslems gehört das Entfernen der Vorhaut allerdings zur religiösen Pflicht.
Die Beschneidung wurde vom ersten Propheten (Adam) bis zu dem letzten Propheten Muhammed durchgeführt und danach von jedem Muslim auch als Verpflichtung weitergeführt.
Ab dem vierten Lebensjahr wird das Kind in Jahren mit ungeraden Zahlen, also mit dem 5., 7., 9. ... beschnitten. Aber auch Beschneidungen nach dem 12. Lebensjahr sind durchaus üblich.
Wir nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass ein muslimischer Mann keine Muslima heiraten dürfe, wenn er nicht beschnitten wäre.

Für Sohn Achmet bedeutet das Fest, dass er danach ein vollwertiges Mitglied der muslimischen Gemeinde ist und in der Männergemeinschaft aufgenommen wird.

Wir erfuhren bei unseren Recherchen durchaus amüsante Volksbräuche, die man mit dem abgetrennten Vorhäutchen anstellte. Man wickelt das gute Stück in ein buntes Tuch und schickt den Jungen in den Garten um es zu vergraben. Er hat dann den Auftrag, dieses „Grab“ immer fleißig zu befeuchten, damit sein Schniedelchen gut wächst.

Mit diesem subtilen Hintergrundwissen erschienen wir pünktlich – etwas zu pünktlich, zum Fest. Eine ehemalige Werkshalle in Wuppertal hatte man zum riesigen Festsaal mit Bühne umgestaltet.

Die Feier sollte um drei Uhr beginnen. Es waren um diese Zeit die engsten Familienmitglieder wie Eltern, Großeltern und Geschwister anwesend, die uns einer nach dem anderen sehr herzlich begrüßten. Jeder Wunsch sollte uns erfüllt erden, wir sollten uns nur melden. Man erklärte uns, der Festsaal würde sich bis 18 Uhr füllen. Dann würde auch Sohn Achmet erscheinen.

Im Eingangsbereich stand ein gedeckter Tisch mit einer Schale Süßigkeiten und verschiedenen Duftwässerchen bereit.
Der Saal war liebevoll mit bunten Girlanden und Luftballons geschmückt. Auf langen Tischen standen alkoholfreie Getränke, Obstschalen und leckere Knabbereien aus kandierten Nüssen, Mandeln und Pistazien.
Wer nun glaubt, dass bei den Muslimen kein Alkohol getrunken oder nicht geraucht wurde, den muss ich desillusionieren. Es wurde teilweise gut zugelangt und auch tüchtig gequalmt.

Es war hochinteressant zu beobachten, mit welch hohem Respekt die älteren Menschen von den jungen Leuten begrüßt wurden. Hier feierten vier Generationen harmonisch zusammen! Es herrschte in der Familie und zwischen den Gemeindemitgliedern ganz offensichtlich ein herzlicher Zusammenhalt. Wangen- und Handküsse waren obligatorisch.

Die Damen und Herren waren zum Teil sehr festlich und modisch gekleidet. Einige Damen trugen üppiges Goldgeschmeide. Die Hennabemalung an Händen und Armen der Frauen zeugten noch von dem tags zuvor gefeierten „Hennatag“, der normalerweise nur den Bräuten vorbehalten ist.
Eine Braut beginnt die Hochzeitszeremonie mit dem Hennatag. Hier treffen sich abends nur die Frauen, und die Braut nimmt Abschied vom Elternhaus und ihrer Mädchenjahre. Es wird getanzt, gesungen und gegessen.

Eine kurdische Kapelle probte noch auf der bunt angestrahlten Bühne. Die für uns gewöhnungsbedürftigen Klänge, die aus riesigen Lautsprecherboxen wubberten, vermittelten eine fast orientalische Atmosphäre.
Da wir bis zum Erscheinen aller Gäste noch sehr viel Zeit hatten, erteilte man uns gern und umfassend Auskunft über viele Fragen zur islamischen Moralauffassung, den Fastenmonat Ramadan, der Integration türkischen Einwohner in den Großstädten und vieles mehr. Manche Klischees und das beklemmende Unwohlsein gegenüber der anderen Kultur schwanden nach und nach.

Der Saal füllte sich. Und statt der erwarteten sechshundert Gäste, kamen letztendlich siebenhundertfünfzig. Die Küche musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen.

Ein kleiner aber bemerkenswerter Eklat am Rande: Das kurdische Servicepersonal weigerte sich aus politischen Gründen, die türkischen Gäste zu bedienen. Die sofort eingesprungenen Familienmitglieder übernahmen sehr gekonnt den gesamten Service.

Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Es ertönten Flötenklänge und Paukenschläge. Zwei Männer bewegten sich musizierend zur Tanzfläche – der Auftakt zum Tanz.
Zuerst tanzten nur die Frauen einen anmutigen Tanz, den Halay – einen national-folkloristischen Tanz. Die Frontfrau gab mit ihrem weißen Tanztuch wedelnd Tempo und Tanzstil vor. Er wurde nebeneinander in Reihe und im Kreis getanzt, wobei man sich mit den kleinen Fingern einhakte.
Nach ihnen tanzten die Männer. Die getrennten Tänze deuteten noch auf die traditionelle Geschlechtertrennung hin. Jeder Mann erhielt von den Frauen eines von 200 selbstgestickten traditionellen Tanztüchern. Das sind ca. 20 x 20 cm große Tücher, die mit bunten Pailletten umhäkelt sind. Die Tänze erinnerten uns sehr an folkloristische Veranstaltungen auf unseren Orient- und Balkanreisen.

Gegen 18.00 Uhr ging die Tür auf, Kinder streuten Blumen in den Gang, und ein Fahnenträger mit einer riesigen türkischen Flagge kündigte mit Flöten- und Paukenschlagbegleitung an, dass etwas Außergewöhnliches folgte. So war es.
Der kleine Achmet, wie ein Prinz mit Zepter und in rotweiße Gewänder gehüllt, wurde auf einer Sänfte mit bunt glitzerndem Baldachin von vier Männern mit Turbanen durch den Festsaal getragen. Dann wurde er quietschfidel im Tanzkreis der Männer auf den Schultern herumgeschwenkt.

Ein Clown bereitete mit seinen Späßen den vielen Kindern riesiges Vergnügen und veranstaltete mit ihnen eine ausgelassene Polonaise. Die Stimmung war großartig.
Das Dröhnen der Musikanlage störte fast niemanden. Die Paare tanzten jetzt zusammen. Es herrschte eine ausgelassene Fröhlichkeit, die ansteckte.

Gegen 20.00 Uhr wurden die Vorspeisen serviert: Saziki, Weinblätter, Fladenbrot, eingelegtes Gemüse und weißer Bohnensalat. Danach tischte man als Hauptgang Lammfleisch, Reis und gemischter Salat auf. Anschließend wurden riesige Butterkremtorten aufgetragen.

Nach dem Essen folgten Tänze und Spiele. Der vortrefflich organisierte, fröhliche Festtag endete gegen 0.30 Uhr. Allerdings schlummerten wir da schon längst und träumten von Sultanpalästen, Flötenklängen und türkischen Bädern.

Trotz der freundlichen Einladungen an Arbeitskollegen, Klassenkameraden und Nachbarn erschienen bedauerlicherweise nur eine Handvoll deutscher Gäste.
Sie erlebten, genau wie wir, eine großartige Feier und nahmen gern die seltene Gelegenheit wahr, eine fremde Kultur ein wenig besser zu verstehen. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und fördert die Integration.
 

Eve

Mitglied
Hallo Wolfgang Bessel,

eine nette Geschichte - allerdings denke ich, sie steht im falschen Forum (eher Kurzgeschichte?) ...

Ist mal ganz informativ, zu lesen, wie so ein Beschneidungsfest abläuft ... allerdings liest sich der Text fast wie eine Werbung für solche Veranstaltungen, der Spannungsbogen fehlt komplett. Es ist fast mehr eine Aneinanderreihung von Informationen (Beschneidung, Hennafest, Ablauf, Menü ...). Als eigenständige Geschichte hätte ich mir mehr Handlung in diesem Kontext gewünscht, nach Art, dass die deutsche Frau am Ende alle in Grund und Boden tanzt (eher unwahrscheinlich *g*), oder dass die beiden als besonderes Gastgeschenk am Ende das nun "fehlende Stückchen" überreicht bekommen ...

So passiert nichts, dass den Leser in den Text hinein zieht, das ihn die Musik hören, das Essen riechen und die Lust spüren lässt, auch bei so einem Fest dabei sein zu wollen.

Für mein Empfinden ließe sich aus dem Thema sicher noch mehr herausholen.

Viele Grüße,
Eve
 
Einladung zum Beschneidungsfest - Antwort auf Eve

Liebe Eve,

verzeih mir, aber sollten wir nicht im Zweifelsfall die Foren-Zuordnung den jeweiligen Forenredakteuren überlassen?

Es sollte lediglich ein simpler Erlebnisbericht werden und keine ersonnene Geschichte mit Spannungsbögen und literarischem Anspruch. Ich drosch ihn, um nicht Details zu vergessen, rasch in den Computer und stellte ihn in die Leselupe.

Es tut mir leid, Deinen Ansprüchen nicht gerecht worden zu sein.

Immerhin erhielt ich einige Mails, sogar Anrufe, die mir bestätigten, dass sich die Leserinnen/Leser gut in das Fest hineindenken konnten.

Herzliche Grüße
Wolfgang Bessel
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Wolfgang,

ich schließe mich das Eves Gedankengängen an. Eve bemerkte lediglich, dass dieser Bericht nicht in dieses Forum passt, ich bin der gleichen Meinung.
Dieser persönliche Bericht würde wohl gut in die Rubrik Tagebuch passen, spiegelt er doch sehr informativ deine Einrücke über dieses Fest und die daran teilnehmenden Menschen wieder.
Ich drosch ihn, um nicht Details zu vergessen, rasch in den Computer und stellte ihn in die Leselupe.
Für schnell hingefleddertes gibt es persönliche Blogs. Auch dieses Board und seine Leser erheben gewisse Ansprüche. Gottlob ist dieser Bericht gut geschrieben.
Nochmal zum Text: Vor dem Hintergrund, dass er nach deine Aussage lediglich informativen Charakter hat und deine persönlichen Eindrücke widerspiegelt, finde ich ihn gelungen.
Sowohl inhaltlich wie auch formal.

lg
Duisburger

PS: Ich sah es gerade noch.
Immerhin erhielt ich einige Mails, sogar Anrufe, die mir bestätigten, dass sich die Leserinnen/Leser gut in das Fest hineindenken konnten.
Ach nö. Die Qualität eines Textes definiert sich nicht an den Begeisterungsstürmen nichtgenannter, unbekannter Jubelperser. Solche Aussagen muten daher immer etwas seltsam an.
 

Eve

Mitglied
Hallo Wolfgang,

ich wollte mit meinem Kommentar niemandem auf den Schlips treten, aber wenn ich in einem Forum "Essays, Rezensionen, Kolumnen" einen Text öffne, habe ich etwas anderes erwartet. Damit will ich nicht sagen, dass dein Text schlecht ist (den informativen Charakter habe ich wohl bemerkt), ich hatte nur etwas "Geschichtsträchtigeres" erwartet (á la Kolumne). Nun bin ich informiert, dass deine Absicht durchaus war, den Lesern, die sich mit den Bräuchen anderer Kulturen – Beschneidungsfesten – nicht auskennen, einfach eine Art "Anleitung", einen Erlebnisbericht, an die Hand zu geben. Das ist dir auch gelungen, ich konnte mir das Fest und die Leute dort gut vorstellen - aber wie auch Duisburger sagt, passt das besser ins "Tagebuch", weil dort ganz einfach auch die persönliche Note des Textes eher Berücksichtigung findet (statt wie hier der "literarische"). Aber gut, die Diskussion über das richtige oder falsche Forum sollte nicht Grundlage der Text-Diskussion sein ...

Was die Ansprüche angeht – jeder hat seine Vorlieben, was er gerne liest, welches Genre und welchen Schreibstil. Aber da wir uns doch in einem Forum zum Austausch über eben solches befinden, in dem Kommentare zu den Texten anderer das Forum selbst ausmachen, bin ich davon ausgegangen, dass du Rückmeldungen über deine Texte erhalten möchtest. Das hat nichts mit Ansprüchen zu tun, sondern mit der Mitteilung an den Autor, wie sein Text auf den jeweiligen Leser wirkt. Sicherlich gibt es da ganz unterschiedliche Meinungen – und das ist ja auch gut so :).

Viele Grüße,
Eve
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Redakteursreaktion: Ich halte den Text für grenzwertig – einserseits würde er wegen seiner "Hab ich erlebt"-Seite ins Tagebuch passen, andererseits kann ich mir "sowas" durchaus auch im Magazinteil einer Zeitung vorstellen, da es Reportagen-Charakter trägt. Der Text bleibt also hier, falls der Autor nicht doch noch anders entscheidet.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich muss mich Duisburger anschließen:
„Reingedroschene“ Notizen als fertigen Text zu verkaufen, ist dreist und zeugt von einem fragwürdigen Verständnis in Sachen Schreiben und/bzw. Journalismus. Daran ändern auch solche Wortmeldungen wie die von dir erwähnten nichts; sie sind weniger ein Beleg für die Güte des Textes als für die allgemein recht niedrigen Ansprüche der meisten Leser.


Um das nicht so als allgemeine Meckerei stehen zu lassen, hier ein paar Dinge, die schlecht gemacht sind:



Einladung zum Beschneidungsfest
Die Überschrift passt nicht zum Text – du erzählst weniger von der Einladung, was ihr davon hieltet, welche tatsächliche Bedeutung sie hat, was sie auslöste (eure Vorbereitung etc), sondern der Hauptteil des Textes dreht sich um das Fest selbst.


Diese Einladung war ungewöhnlich.
Inwiefern? Im weiteren Text sehe ich, dass ca 600 Leute eingeladen waren – etwas viel, um so einer Einladung den Status „ungewöhnlich“ zu geben.

Meine Frau und ich wurden von unserer liebenswürdigen türkischen Haushaltshilfe zum Beschneidungsfest ihres siebenjährigen Sohnes Achmet eingeladen.
Was hat der Charakter der Frau mit der Einladung zu tun? Außerdem klingt dieses einzeln hingeworfene „liebenswürdig“ sehr stark nach schmalzigem Klischee der Kategorie „behauptet statt gezeigt“.

Wir fielen fast aus allen Wolken als sie so nebenbei bemerkte, dass ungefähr sechshundert Gäste geladen wären – überwiegend türkische Verwandte und islamische Gemeindemitglieder.
Wieso fast? Und warum? Hieltet ihr sie für ein einsames Mauerblümchen? Hattet ihr „deutsche Familienfeste mit Oma und Opa und das war’s“ im Sinn? Seid ihr erschrocken, dass es in der Umgebung so viele Ausländer gibt? Habt ihr Angst vor Menschenmengen? Fragtet ihr euch, wie sie so viele Gäste mit dem Einkommen aus ihrem Putzjob verköstigen kann (und es ist euch aufgegangen, dass ihr der Frau viel zu viel bezahlt – was ihre Liebenswürdigkeit erklären würde). Nein im Ernst: Der Grund für das Erschrecken muss einfach hierher.
Komma hinter „Wolken“ fehlt

Wir bereisten vor ca. fünfzehn Jahren einen großen Teil der Türkei, und viele kulturelle Elemente waren uns nicht ganz fremd. Dieses Fest aber war absolutes Neuland. Uns war klar, dass diese Einladung eine große Ehre bedeute.
Wieso war euch das klar, wenn für euch das Fest absolutes Neuland war? Offenbar werden Hinz und Kunz zu dieser Geschichte rangekarrt – worin besteht dann die Ehre, dass ihr auch noch mit untergebracht werdet?

Die Beschneidungsfeier mit Gebeten des Hodschas (religiöser Gelehrter) fand bereits vierzehn Tage nach der stationären Beschneidung im engsten Familienkreis im Hause der Eltern statt.
Hat das was mit der eben erwähnten Ehre zu tun? Du hoppelst ganz schön von Gedankenfetzen zu Gedankenfetzen …
Saumäßig aufgedröselt: Hätte ich wissen müssen, dass die Beschneidung „stationär“ erfolgt? Warum nicht ambulant? Warum nicht zu Hause? Und warum ist die Feier „schon“ 14 Tage nach dem eigentlichen Vorgang – ist nicht ursprünglich Fest und Beschneidung am selben Tag gewesen? Und wenn die Beschneidungsfeier schon im engsten Kreise stattgefunden hat – was ist denn nun das, wo die 600 Leute eingeladen sind?

Um nicht ganz unwissend zu erscheinen, machten wir uns bei einem ehemaligen türkischen Kollegen schlau.
Statt am „nicht unwissend scheinen“ rumzudoktern hättet ihr wohl eher am „nicht unwissend sein“ was ändern sollen.

Bewusst verzichteten wir auf eine Aufklärung über Wikipedia.
Wieso das denn? Habt ihr keinen Computer? Und was ist mit anderen Nachschlagwerken? – Entschuldige bitte, aber dieser Satz hier zählt zu den dümmsten in dem ganzen Text.

Wir wollten von den Einladenden, dem Informanten und falls es sich ergeben würde, auch von den Gästen Näheres über dieses Fest erfahren.
Komma vor „falls“ fehlt
„Informant“ – klingt nach Geheimoperation. Das ist ein deutlicher stilistischer Missgriff.
Mooooment! Ihr wolltet nicht unwissend dort auftauchen, zugleich aber erst bei dem Fest eine allgemeine Befragung über Sinn und Traditionen des Festes anstellen? Abgesehen davon, dass es ein wenig arrogant rüberkommt, wenn jemand zu einem Fest eingeladen wird und dieses dann als Informationsveranstaltung für sich benutzt (weil er zu faul ist, in Wikipedia oder so nachzuschlagen), widerspricht sich da was ganz erheblich.


Welche Kleidung war erwünscht, was schenkt man dem Kind. Gratuliert man? Wenn ja, wem? Den Eltern, Großeltern, Geschwistern, dem kleinen Achmet? Fragen über Fragen.
… die ihr von den GÄSTEN erklärt bekommen wolltet? Ist es da nicht ein bisschen zu spät für Fragen nach Kleidung, Geschenken etc.?

Festliche Kleidung war angesagt. Man schenkt Geld oder Gold. Man gratuliert den Eltern, Großeltern und dem Jungen.
Natürlich fragten wir auch nach dem Sinn der Beschneidung.
Entschuldige, aber dass ihr nach Kleidung und Geschenken fragt, versteh ich, aber nach dem Sinn? Ich bin nicht ganz sicher, was ich von dem allgemeinen Bildungsstand eines „Journalisten“ halten soll, der das bei so einer Gelegenheit erst erfragen muss. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihr das ernsthaft erfragt habt – drüber geredet, ok, aber erfragt? Ich will mal erklären, warum mich das stört: Wenn ich einen informativen Text lese, dann brauche ich eine Vorstellung davon, wie glaubwürdig die Infos sind. Wenn ich nun erfahre, dass jemand nicht mal etwas so Banales weiß, wie, dass die Beschneidung ein Initiationsritual ist (und der sich zugleich zu fein / der zu faul ist, in Lexika nachzuschlagen), dann nehme ich alles Folgende eher wie Gerüchte als wie Wissen auf … Harte Worte, ich weiß, aber es ist nun mal so. Das ist wie wenn jemand mir was über die Chemie von Wasser erzählen will und im dritten Satz offenbart, dass er nicht wusste, dass es gar keine Wasseratome gibt, sondern Wassermoleküle. So einer kann doch alles und jedes derart missverstehen, dass er es völlig falsch widergibt!


Ursprünglich war die Entfernung der Vorhaut ein Akt der Genitalhygiene. Bei Juden und Moslems gehört das Entfernen der Vorhaut allerdings zur religiösen Pflicht.
Die Beschneidung wurde vom ersten Propheten (Adam) bis zu dem letzten Propheten Muhammed durchgeführt und danach von jedem Muslim auch als Verpflichtung weitergeführt.
Also wenn es mit Adam anfing und bis heute so weitergemacht wird, was soll das die Zwischenstation mit Muhammed?

Ab dem vierten Lebensjahr wird das Kind in Jahren mit ungeraden Zahlen, also mit dem 5., 7., 9. ... beschnitten. Aber auch Beschneidungen nach dem 12. Lebensjahr sind durchaus üblich.
Wie bitte????? Wie viele Vorhäute haben Moslems denn?! – Sowas passiert, wenn man Texte einfach nur „reindrischt“!

Wir nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass ein muslimischer Mann keine Muslima heiraten dürfe, wenn er nicht beschnitten wäre.
Das war alles? Ihr habt gestaunt? Und warum? Was ist so überraschend an der Info gewesen? Und was ist mit „eine Nicht-Muslima heiraten“? Ein wirklich informativer Text sieht ein bisschen anders aus …

Für Sohn Achmet bedeutet das Fest, dass er danach ein vollwertiges Mitglied der muslimischen Gemeinde ist und in der Männergemeinschaft aufgenommen wird.
Welches Fest? Das im Familienkreis oder das mit den 600 Eingeladenen?

Wir erfuhren bei unseren Recherchen …
Ihr habt doch gar keine angestellt! Ihr habt den Ex-Kollegen und eure Haushaltshilfe gefragt – das kann man (wenn man als Journalist durchgehen will) kaum Recherche nennen.


Wir erfuhren bei unseren Recherchen durchaus amüsante Volksbräuche,
Das heißt, ihr hab sie erlebt, am eigenen Leib erfahren. Du meinst, ihr erfuhrt VON den Bräuchen oder etwas ÜBER die Bräuche.

… die man mit dem abgetrennten Vorhäutchen anstellte.
Wieso anstelltE? Macht man das heute nicht mehr?
„Bräuche, die man mit der Vorhaut anstellt“ – Man stellt keine Bräuche an. Du meinst „Wir erfuhren etwas über Bräuche rund um die abgetrennte Vorhaut.“ oder besser: „Wir erfuhren von Bräuchen. Zum Beispiel wickelt man die Vorhaut… „


Man wickelt das gute Stück in ein buntes Tuch und schickt den Jungen in den Garten um es zu vergraben. Er hat dann den Auftrag, dieses „Grab“ immer fleißig zu befeuchten, damit sein Schniedelchen gut wächst.
Komma nach „Garten“
Das ist EIN Brauch – was ist mit den andern?
Du benutzt das Wort „Schniedelchen“ nicht wirklich als „echtes Wort“ – also ohne, es als kindliche Umgangssprache kennzeichnende Anführungsstriche?!
Wie befeuchten? Draufspucken? Draufpinkeln? Tee drauf gießen? Den Hund dorthin Gassi führen?

Mit diesem subtilen Hintergrundwissen …
Was für ein Hintergrundwissen? „subtil“ = „fein strukturiert“, „unterschwellig“ oder „scharfsinnig“

…erschienen wir pünktlich – etwas zu pünktlich, zum Fest. Eine ehemalige Werkshalle in Wuppertal hatte man zum riesigen Festsaal mit Bühne umgestaltet.
Gedankenstrich statt Komma nach „pünktlich“.
Wuppertal also – wohnt ihr da oder seid ihr extra angereist?

Die Feier sollte um drei Uhr beginnen. Es waren um diese Zeit die engsten Familienmitglieder wie Eltern, Großeltern und Geschwister anwesend, die uns einer nach dem anderen sehr herzlich begrüßten. Jeder Wunsch sollte uns erfüllt erden, wir sollten uns nur melden. Man erklärte uns, der Festsaal würde sich bis 18 Uhr füllen. Dann würde auch Sohn Achmet erscheinen.
Mooment! Ihr ward 15 Uhr da – und ward damit „zu pünktlich“. Heißt das, ihr hättet erst 18 Uhr da sein sollen?
Die Feier sollte um drei beginnen – warum tat sie’s nicht?
Dass euch jeder Wunsch erfüllt wird, ihr euch nur melden sollt – das habt ihr doch nicht wirklich als „Liebesbekenntnis“ genommen?! Das sind Floskeln, die gehören nur dann in den Text, wenn es irgendwie eine Rolle spielt. Vielleicht die, DASS ihr einen Wunsch gehabt habt und eine Abfuhr bekamt oder die Gastgeber sich tatsächlich fast ein Bein ausgerissen haben, den Wunsch zu erfüllen.

Im Eingangsbereich stand ein gedeckter Tisch mit einer Schale Süßigkeiten und verschiedenen Duftwässerchen bereit.
Die Schale enthielt die Süßigkeiten und die Wässerchen? Ieeh!
Ja klar, ist ja auch normal. Ihr habt euch – anders als über diverse Selbstverständlichkeiten – nicht über die Duftwässerchen gewundert und nachgefragt. Schade, das wäre mal was wirklich Neues und Interessantes gewesen.

Der Saal war liebevoll mit bunten Girlanden und Luftballons geschmückt. Auf langen Tischen standen alkoholfreie Getränke, Obstschalen und leckere Knabbereien aus kandierten Nüssen, Mandeln und Pistazien.
Wer nun glaubt, dass bei den Muslimen kein Alkohol getrunken oder nicht geraucht wurde, den muss ich desillusionieren. Es wurde teilweise gut zugelangt und auch tüchtig gequalmt.
Zeitfehler: „Wer glaubt, dass bei den Muslimen nicht getrunken und geraucht wurde, irrt.“ heißt: „Wer dachte, das machen die erste heute so, der irrt.“
Was soll diese Einschränkung mit dem „zeitweise“? Wann denn genau?

Es war hochinteressant zu beobachten, mit welch hohem Respekt die älteren Menschen von den jungen Leuten begrüßt wurden. Hier feierten vier Generationen harmonisch zusammen!
Das eine hat mit dem anderen nicht unbedingt was zu tun.
Warum war es hochinteressant? Und was ist so erheblich an den vier feiernden Generationen? Das haben wir bei Familienfeiern auch gemacht, als meine Großeltern noch lebten!

Es herrschte in der Familie und zwischen den Gemeindemitgliedern ganz offensichtlich ein herzlicher Zusammenhalt. Wangen- und Handküsse waren obligatorisch.
Das geht bei 750 Leuten überhaupt nicht! Ein „herzlicher Zusammenhalt“ zwischen Leuten, die sich eventuell über besagte vier Generationen hinweg nur von gelegentlichen Straßen-Begegnungen kennen ist ein Groschenheft-Klischee der üblereren Sorte. Wenn Wangen- und Handküsse zum Ritual gehören (so wie das Bussi in der Schickeria), dann sagen die ÜBERHAUPT nichts über die Gefühle zueinander aus. Wir sagen einander ja auch „Guten Tag!“, auch wenn wir dem andern vielleicht insgeheim die Pest an den Hals wünschen.

Die Damen und Herren waren zum Teil sehr festlich und modisch gekleidet. Einige Damen trugen üppiges Goldgeschmeide. Die Hennabemalung an Händen und Armen der Frauen zeugten noch von dem tags zuvor gefeierten „Hennatag“, der normalerweise nur den Bräuten vorbehalten ist.
Eine Braut beginnt die Hochzeitszeremonie mit dem Hennatag. Hier treffen sich abends nur die Frauen, und die Braut nimmt Abschied vom Elternhaus und ihrer Mädchenjahre. Es wird getanzt, gesungen und gegessen.
„Die Bemalung zeugte“ oder „die Bemalungen zeugten“
Sehr schön – und was hat das mit dem Beschneidungsfest zu tun? Hat die offenbar an diesem Tag erfolgte/erfolgende Hochzeit was mit Achmets Beschneidungsfest zu tun oder sind das zwei zufällig zeitgleiche Ereignisse?
Offenbar haben alle Frauen diese Bemalung getragen – wie das, wenn der „Hennatag“ nur Bräuten zusteht? Massenhochzeit?

Eine kurdische Kapelle probte noch auf der bunt angestrahlten Bühne.
Wann probte sie? Als ihr kamt? Gegen drei? Als ihr schon sehen konntet, dass alle sich doll lieb haben und zeitweise trinken und rauchen? Oder irgendwann dazwischen?

Die für uns gewöhnungsbedürftigen Klänge, die aus riesigen Lautsprecherboxen wubberten, vermittelten eine fast orientalische Atmosphäre.
Die Klänge machten was?
Warum nur fast? Was war an den Klängen denn dann doch nicht orientalisch?

Da wir bis zum Erscheinen aller Gäste noch sehr viel Zeit hatten, erteilte man uns gern und umfassend Auskunft über viele Fragen zur islamischen Moralauffassung, den Fastenmonat Ramadan, der Integration türkischen Einwohner in den Großstädten und vieles mehr. Manche Klischees und das beklemmende Unwohlsein gegenüber der anderen Kultur schwanden nach und nach.
Manche Klischees verschwanden? Diese Eigenschaft haben Klischees in dieser Zeitspanne nur höchst selten. Das Klischee „Opas rauchen Pfeife“ existiert – egal, ob du es als Denkmuster benutzt oder nicht. Du meinst sicher, manche Klischeevorstellungen verschwanden aus euren Köpfen. (Wäre übrigens interessant gewesen zu lesen, welche.)

Der Saal füllte sich. Und statt der erwarteten sechshundert Gäste, kamen letztendlich siebenhundertfünfzig. Die Küche musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen.
Wieso können 150 Leute mehr auftauchen? Ist das normal, dass man zu sowas geht, ohne eingeladen zu sein? Wenn ja: Warum haben die Organisatoren das dann nicht eingeplant? Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass du zwar das Gefühl hast, viel gelernt zu haben, diese Erkenntnisse aber offenbar nicht so detalliert, so greifbar sind, dass du sie dem Leser auch vermitteln könntest. Kurz gesagt: Viel Lärm um herzlich wenig.

Ein kleiner aber bemerkenswerter Eklat am Rande: Das kurdische Servicepersonal weigerte sich aus politischen Gründen, die türkischen Gäste zu bedienen. Die sofort eingesprungenen Familienmitglieder übernahmen sehr gekonnt den gesamten Service.
Das ist weiß Gott KEIN kleiner Eklat!
Ich fragte mich, wieso die Cateringfirma nicht vorher wusste, dass ihre Kurden auf Türken treffen würden …


Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Es ertönten Flötenklänge und Paukenschläge. Zwei Männer bewegten sich musizierend zur Tanzfläche – der Auftakt zum Tanz.
Zuerst tanzten nur die Frauen einen anmutigen Tanz, den Halay – einen national-folkloristischen Tanz. Die Frontfrau gab mit ihrem weißen Tanztuch wedelnd Tempo und Tanzstil vor. Er wurde nebeneinander in Reihe und im Kreis getanzt, wobei man sich mit den kleinen Fingern einhakte.
„Reingedroschen“, man merkt’s – so oft wie hier „Tanz“ verwendet wird, wirkt es wie ein 4.-Klässler-Bericht.

Nach ihnen tanzten die Männer. Die getrennten Tänze deuteten noch auf die traditionelle Geschlechtertrennung hin. Jeder Mann erhielt von den Frauen eines von 200 selbstgestickten traditionellen Tanztüchern. Das sind ca. 20 x 20 cm große Tücher, die mit bunten Pailletten umhäkelt sind. Die Tänze erinnerten uns sehr an folkloristische Veranstaltungen auf unseren Orient- und Balkanreisen.
Wann deutetEN die getrennten Tänze darauf hin? Worauf deuten sie heute hin?
Ach guck an! Ich dachte, die traditionellen Tänze auf einem türkischen Beschneidungsfest würden üüüüüüberhaupt nichts mit den folkloristischen Tänzen im Orient und auf dem Balkan zu tun haben! Nein im Ernst: Das ist wie „Wir tranken Bier. Es schmeckte wie Bier – bemerkenswert!“
Frage: Ist es irgendwie von Belang, dass es 200 Tücher sind? Sind es immer 200? Oder waren nur zufällig gerade 200 Frauen da und jede hatte eins? Und wann erhielten die Männer es? Zur Ablösung? Von wem? Einfach so anonym von allen Frauen, Hauptsache jeder hat eins? Oder als eine Art „ich mag dich“- Symbol? Und wer keins hat, darf der nicht tanzen? Oder wie oder was …

Gegen 18.00 Uhr ging die Tür auf,…
Das ist wie „In der Tasse sind jetzt ungefähr 357 ml Milch.“ – „Gegen um sechs“ oder „gegen 18 Uhr“


Kinder streuten Blumen in den Gang, …
Was für ein Gang? Ich seh keinen – bis jetzt ist da nur ein Saal und lange Tische (ohne Stühle oder Bänke übrigens) und eine Tanzfläche

… und ein Fahnenträger mit einer riesigen türkischen Flagge kündigte mit Flöten- und Paukenschlagbegleitung an, dass etwas Außergewöhnliches folgte. So war es.
Der kleine Achmet, wie ein Prinz mit Zepter und in rotweiße Gewänder gehüllt, wurde auf einer Sänfte mit bunt glitzerndem Baldachin von vier Männern mit Turbanen durch den Festsaal getragen. Dann wurde er quietschfidel im Tanzkreis der Männer auf den Schultern herumgeschwenkt.
„Der Flaggenträger kündigt mit Musik-Begleitung an… “? Wie viele Arme hat der? Du meinst „Der Flaggenträger kündigt unter Musikbegleitung an…“

Ein Clown bereitete mit seinen Späßen den vielen Kindern riesiges Vergnügen und veranstaltete mit ihnen eine ausgelassene Polonaise.
Moooment mal! Wo kommen denn jetzt plötzlich die „vielen Kinder“ her?

Die Stimmung war großartig.
Das Dröhnen der Musikanlage störte fast niemanden.
Wieder dieses rumeiernde „fast“ – Sag doch, wen es störte und was sich daraus ergab!

Die Paare tanzten jetzt zusammen. Es herrschte eine ausgelassene Fröhlichkeit, die ansteckte.

Gegen 20.00 Uhr wurden…
… und in meiner Suppe schwimmen ungefähr 674,5 Fadennudeln …

… die Vorspeisen serviert: Saziki, Weinblätter, Fladenbrot, eingelegtes Gemüse und weißer Bohnensalat. Danach tischte man als Hauptgang Lammfleisch, Reis und gemischter Salat auf. Anschließend wurden riesige Butterkremtorten aufgetragen.
Man tischte gemischteN Salat auf.

Nach dem Essen folgten Tänze und Spiele. Der vortrefflich organisierte, …
Na so vortrefflich ja nun nicht: Es war zu wenig Essen da, weil zu viele Leute kamen, und die Cateringfirma war auch schlecht gewählt.

… fröhliche Festtag endete gegen 0.30 Uhr. Allerdings schlummerten wir da schon längst und träumten von Sultanpalästen, Flötenklängen und türkischen Bädern.
Moooment! Wann seid ihr denn gegangen? Ab wann ist das, was hier steht nur noch Hörensagen?
Was haben türkische Bäder mit dem Fest zu tun? War da eine so stickige Luft wie in einem Dampfbad?

Trotz der freundlichen Einladungen an Arbeitskollegen, Klassenkameraden und Nachbarn erschienen bedauerlicherweise nur eine Handvoll deutscher Gäste.
… und es waren trotzdem 150 Leute zu viel da????
Woher weißt du, dass es freundliche Einladungen waren? Mir scheint das eher eine Art „Rundumschlag“ zu sein. Wenn ich zu einer Massenveranstaltung geladen werden würde, nur weil man eben alle, mit denen man jemals ein halbes Wort gewechselt hat, dazu einlädt, würde ich das weder als freundlich (sondern beliebig – wie so eine Postwurf-Werbung) noch als automatisch hingehenswert empfinden. Vor allem, wenn ich den Einladenden persönlich vielleicht gar nicht mag. Oder nicht genug mag, meine Freizeit mit ihm zu verbringen. Oder nicht genug, seinem Sohn was zu schenken (, was sich wohl offenbar gehört, wenn man zu dem Fest geht.) So viel zu dem unterschwelligen Vorwurf, der in dem Wort „bedauerlicherweise“ steckt. Er wäre gerechtfertigt, wenn das eine „offene Veranstaltung zum Gegenseitigen Kennenlernen“ gewesen wäre – es war aber ein Familienfest.


Sie erlebten, genau wie wir, eine großartige Feier und nahmen gern die seltene Gelegenheit wahr, eine fremde Kultur ein wenig besser zu verstehen. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und fördert die Integration.
Ja klar, die Deutschen, die da waren, wollten alle die fremde Kultur verstehen – die gucken nämlich auch alle nicht bei Wikipedia rein. Und niemand von denen wollte einfach mal nur einen fröhlichen Abend haben. Und keiner kam, weil er sich der Familie verbinden fühlte. Neeee, die wollten alle was für „Vertrauen und Integration“ tun. (Wieso eigentlich Integration: Die Deutschen müssen sich doch nicht die türkische Kultur integrieren, oder?) tun. Um Himmels willen lass solche Propaganda-Sätze weg! Damit machst du den besten Text (nicht dass das hier einer wäre) kaputt!
Wieso eigentlich „seltene Gelegenheit“? In einer Gegend, wo zu einer Familienfeier etwa 700 nicht-deutsch-stämmige Leute zusammenkommen, muss es doch tagtäglich dutzende Begegnungen zwischen den Kulturen geben! Vielleicht haben die „bedauerlicherweise nicht erschienen Deutschen“ ja diese Gelegenheiten zum sich Kennenlernen genutzt. …
 
Lieber Jon,

ich danke Dir für die Mühe, die Du Dir bei der s e h r kritischen Betrachtung meines Beitrags gemacht hast.
Du hast völlig Recht. Man muss journalistischen Ansprüchen genügen und genauer arbeiten. Ich habe Deine Lektion kapiert.

Ich bin jetzt auch der Meinung, dass der Erlebnisbericht besser ins Tagebuch gestellt werden sollte. Würdest Du das bitte veranlassen?

Herzliche Grüße
Wolfgang
 



 
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