Einst wollte ein Jüngling aus Hatten (Limerick, P18)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich schreibe mal alle drei Varianten, um die Wirkung gegenüberzustellen:

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
eine Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
'ne Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
die Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

und

Da wollte ein Jüngling aus Hatten
'ne Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

"Die" könnte funktionieren, weil es unbetont ist.
 
Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
'ne Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

Das ist mein Favorit. Du wolltest ja nicht das ´ne. Aber, ich finde, dass es zu dem witzigen Text prima passt.

Limerickschen Gruß,
Estrella
 

kakadu

Mitglied
Lieber Bernd,

mein Favorit wäre die Variante mit "die". Hier hast Du
sowohl den Klang als auch die Einsilbigkeit, und ich
stimme Herberts Argument zu, dass der Leser hier geschickt
zum Mitwissenden gemacht wird.

Darf ich Dir noch eine andere Schlusszeile anbieten? Bitte
sag mir gleich Bescheid, wenn Du keine Herumpfuscherei in
Deinen Gedichten magst, dann tu ichs nicht wieder.:)


Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
die Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!"
Da blieb nicht mehr viel zu bestatten.


Aber es kommt noch schlimmer:

Einst wollte ein Metzger aus Hatten
die Lenden im Fleischwolf begatten,
er drückte den Schalter-
schrie auf: "Mein Gott, Walter!"
Da blieb nicht mehr viel zu bestatten.


Bin schon verschwunden:D

Liebe Grüße
Claudia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Heidrun, ich habe keine Probleme mit "Herumpfuschen" in Texten und habe auch schon einiges angenommen. Vielen Dank für Deine Gedanken. Ich denke, wir kommen alle weiter.

An Limericks arbeite ich auch meist sehr lange nach.

Vor allem spreche ich sie laut und versuche auf die Wirkung zu hören. Ich erkläre jetzt alle genannten Fassungen für autentisch und die gemeinsamen als Zusammenarbeit.

(Das ist vielleicht eine Lösung.)

Für mich liegt das rhytmische Problem eher in "Mein Gott, Walter!" - durch die Steigerung in Richtung Kulminationspunkt fällt es aber nicht so auf.

Nur noch eins. Es hat einen realen Hintergrund, wenn auch nicht in Hatten und mit Küchenmaschine, sondern mit Staubsaugern. Ich war schon etwas geschockt. http://de.wikipedia.org/wiki/Penisverletzungen_bei_Masturbation_mit_Staubsaugern

Ich bin nicht mal sicher, ob man sich über so was in einem Limerick lustig machen darf. Andererseits geht es mit allem.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Bernd,

wie bereits mehrfach durchgesprochen geht es m. E. nicht um Meinungen, sondern um richtig oder falsch.

Dein Vergleich mit dem gelungenen englischen Limerick hinkt, weil dort die Endung betont wird, bei dir aber eben nicht.

Selbst nach deinen verqueren Ausspracheregeln (sorry ;) ) bleibt der Limerick falsch, weil drei unbetonte Silben aufeinanderfolgen.

Ich finde es schade, dass du so zur Verwirrung Lernender (Feste Formen) beiträgst.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Heidrun,
leider folgen aber hier nicht drei unbetonte Silben aufeinander.
Es folgen eine unbetonte Silbe, eine kurze Pause und zwei unbetonte Silben aufeinander, wobei die eine unbetonte Silbe einen Takt bildet und die zwei unbetonten Silben zusammen einen Takt bilden. Das ist im Limerick gebräuchlich und legitim, nicht jedoch notwendig.

Deshalb sind es wohl Meinungen, was korrekt und nicht korrekt ist, denn wir haben offenbar verschiedene Meinungen.


Edward Lear:
[blue]There [/blue]was a Young Lady of Por[blue]tugal[/blue],
[blue]Whose id[/blue]eas were excessively nau[blue]tical[/blue]:
She climbed up a tree,
To examine the sea,
But declared she would never leave Portugal
Neuere deutsche Limericks kann ich leider aus Copyright-Gründen nicht zitieren, sie sind aber leicht zu finden.

Ich trage nicht zur Verwirrung Lernender bei. Feste Formen bedeutet nicht "starre Silbenzahl", sondern bestimmte Regeln, die zum Gedicht passen.
Bei Clerihew gehört zur festen Form, dass kein regelmäßiger Versfuß vorhanden ist, beim Limerick, dass der Auftakt aus unterschiedlich vielen Silben besteht usw.

Insbesondere verwende ich keine "verqueren" Ausspracheregeln.

Hier noch Regeln:

Rhythmus:

Here is how the lines should go: (Hier steht, wie die Verse aussehen sollten:)

1. ta-TUM ta-ta-TUM ta-ta-TUM

2. ta-TUM ta-ta-TUM ta-ta-TUM

3. ta-ta-TUM ta-ta-TUM

4. ta-ta-TUM ta-ta-TUM

5. ta-TUM ta-ta-TUM ta-ta-TUM

You can change this slightly by adding on an extra syllable to the beginning or end of any line, but this is about all the freedom you are allowed.

Man kann das etwas ändern, indem man vorn oder hinten eine extra Silbe anfügt, aber das ist alle Freiheit, die erlaubt ist.
http://www.link75.org/bcs/Publish C/bcspoetry/limerick.html The Laughing Limerick
(Wobei es noch Formen ohne Auftakt gibt oder mit kürzerem Auftakt in den Zeilen 3 und 4, die hier nicht erwähnt sind.)

Viele Grüße von Bernd
 
H

Heidrun D.

Gast
Lass gut sein Bernd,

der Moderator hat immer Recht, und ich ziehe mich aus dieser Diskussion zurück. Gern sogar. :)

Anapästische Grüße
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hier habe ich nicht als Moderator oder Redakteur argumentiert, sondern als Limerick-Freund. Den Artikel zum Limerick hatte ich schon geschrieben, als ich noch kein Redakteur war (bereits dort hatte ich geschrieben, dass die Silbenzahl im Auftakt variieren kann.
Ich würde mich aber freuen, wenn Du ihn diskutieren würdest.
 
H

Heidrun D.

Gast
Das hat schon deshalb keinen Sinn, weil sich auch deine Aussprache des Englischen von meiner unterscheidet.

Ich möchte eine weitere Diskussion mit anderen Usern keineswegs abwürgen, aber ich persönlich habe dazu alles gesagt, was (von meiner Seite) zu sagen ist.

Winkend-anapästische Grüße
Heidrun
 
Mal ganz ehrlich? Mir ist die Freude am Limerick schreiben abhanden gekommen. Gut, dass es noch so schöne andere Feste Formen gibt.

Lieben Gruß,
Estrella
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe den Limerick jetzt in die Schreibwerkstatt verschoben, Das ist wahrscheinlich im Moment ein besserer Platz.
 

kakadu

Mitglied
Lieber Bernd,

Du hast ja bereits drei verschiedene Versionen, und ich muss sagen,
dass m.E. alle drei echte Limericks sind.

Ich selber bin zugegebenermaßen ein bisschen feige und vermeide bei
den Limericks, die ich ausdrucke, solche Streitigkeiten schon im Vorfeld,
denn es gibt viele Kritiker, die die Seele dieses schrulligen Iren nicht
kennen. Hier muss ich aber mal für Dich in die Bresche springen und in
aller Deutlichkeit sagen: Was einen guten Lim auszeichnet, ist die ihm
eigene Rhythmik und die geschickte Pointierung.

Der prägnante Rhythmus impliziert nicht, dass die Metrik glatt wie ein
Kinderpopo sein muss. Wichtig ist, dass beim Sprechen die amphibrachische
Binnenstruktur der Verse deutlich ans Ohr dringt. Ein paar unbetonte
Silben mehr oder weniger an den Versrändern sind keineswegs falsch.

Wie gesagt, beim Abdrucken geh ich solchen Diskussionen aus dem Weg,
beim Lesen achte ich auf den Klang. Es ist ja auch keine Schwierigkeit,
das Wort "eine" genauso kurz zu sprechen wie ein einsilbiges Wort.

Dieses gewisse Feeling kann man allerdings nicht allein in Worten erklären.
Da muss ein Interessierter schon richtig mit dem Herzen reinfühlen.:)

"Mein Gott Walter" wäre da schon eher ein Streitpunkt. Für mich ist es
betonungstechnisch gerade noch an der Grenze. Da es sich aber hier
um einen "echten Klassiker" und damit einen festen Begriff handelt,
fügt sich der Walter-Ausruf hier gut ein und ist für mich o.k.

Liebe Grüße
Claudia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich bitte darum, (als Autor, nicht als Forenredakteur), die Frage der Silbenzahl im abstrakten Sinn (ob der Limerick korrekt ist oder nicht) auszuklammern, da wir das ausführlich erörtert haben und damit nicht weiterkommen.

Da ich alle Formen für "authentisch" erklärt habe, kann jeder sich die bevorzugte Form wählen.

Ich habe in einem Sprachforum nachgefragt, wie ich die Form mit entsprechenden Zeichen verdeutlichen kann - und wir können es unter "Theoretisches" weiter besprechen.

---

Ich weiß jetzt, was ich gefühlsmäßig gegen "'ne" habe. Es senkt die Sprachebene. Die verkürzte Form macht es laxer.
Dadurch sinkt der Kontrast zwischen der "erhabenen Form" und dem "niederen" Inhalt.

Bei "Die" passiert es nicht. Aber dann ist eine bestimmte gemeint. Seine. Danke für den Hinweis, ich werde das ändern.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
seine Küchenmaschine begatten,
[ 4] er drückte den Schalter:
[ 4] er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.



Zum Schatten: Warum Schatten?
Es ist mehrdeutig:
1. er wird zum Schatten, Symbol für die Verletzung
2. er ist im Schattenreich (natürlich!)
3. er sieht ganz grau aus.

Ich muss auch an Max und Moritz denken.


"Mein Gott, Walter!" ist rhythmisch grenzwertig, wird aber ins Schema "hineingezogen".

"Darf man das"?

Ich spiele hier mit dem Leid von Fetischisten.
Aber Limericks sind alle böse. Man sollte den Limerick nicht überall verwenden.

Verletzt er das Empfinden? Hier bin ich unsicher.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
seine Küchenmaschine begatten,
[ 4][ 4]er drückte den Schalter:
[ 4][ 4]er schrie: "Mein Gott, Walter!"
... und übrig blieb nichts als sein Schatten.
 

kakadu

Mitglied
Verletzt er das Empfinden? Hier bin ich unsicher
Hallo Bernd,

hab gründlich über diese Frage nachgedacht. Ich denke, wann
immer man sich über reale Vorkommnisse lustig macht, werden
die Betroffenen solcher "Pannen" verletzt sein. Andererseits
ist es aber ja typisch Limerick, die menschlichen Schwächen
aufs Korn zu nehmen. Noch schlimmer wäre es, wenns auf eine
bestimmte Person abzielt. Da wäre für mich die Grenze.

Nachdem ich die Informationen in Deinem Link gelesen habe,
würde ich fast sagen, das die direkte Erwähnung des Staubsaugers,
evtl. sogar speziell des Kobolds, noch besser wäre.

Z.B.: ... die Staubsaugerdüse, den saugenden Kobold, den Vorwerkschen
Kobold

Am allerbesten fänd ichs, wenn Du den Staubsauger durch einen
Fantasiebegriff verschleiern würdest, so dass die Pointe
noch überraschender kommt.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
die Staubsauger-Lady begatten
sein Staubsauger-Schmusi ...

Ich hoffe, dass sich auch noch andere Interessierte beteiligen,
jetzt, wo Du extra in die Werkstatt gekommen bist.

Liebe Grüße
Claudia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Hinweise. Mit "Staubsauger" hatte ich bereits vor einiger Zeit geschrieben:


Heinz wollt's mit 'nem Staubsauger treiben,
die Wirkung war kaum zu beschreiben -
[ 4]er fand wohl sein Glück.
[ 4]Jetzt trägt er das Stück
als Beweis vor Gericht: dünne Scheiben.

Das ist scharf pointiert, aber krass.

Aber ich habe es noch so geändert:

Vor einigen Tagen, in Eiben,
wollt's Hans mit nem Staubsauger treiben -
[ 4]er fand wohl sein Glück.
[ 4]Jetzt trägt er das Stück
als Beweis vor Gericht: dünne Scheiben.
 

kakadu

Mitglied
Was hältst Du davon:

Ein Vorwerk-Vertreter aus Bingen
wollt jüngst seinen Kobold bespringen.
Er drückte den Schalter,
schrie auf: "Mein Gott, Walter!"
Jetzt kann er im Knabenchor singen.

Gruß Claudia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Top, Claudia.

Das ist ausgezeichnet. Eventuell muss "Kobold" in Anführungszeichen.

Viele Grüße von Bernd
 

wüstenrose

Mitglied
die Knabenchor-Pointe finde ich perfekt. Kommt wunderbar trocken rüber bzw. empfinde ich es als Stärke dieser Zeile, dass kein Spielraum für Mehrdeutigkeit bleibt, sondern nur eine Schlussfolgerung möglich ist: Das Ding ist ab!

lg wüstenrose
 

Rhea_Gift

Mitglied
Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
die Küchenmaschine begatten,
[ 4]er drückte den Schalter,
[ 4]schrie: "Alter Verwalter!"
... wir hatten nicht viel zu bestatten.

>> der Varianten gäb's da viele... die Vorwerk-Variante ist auch sehr fein, hihi... füge eine hinzu:

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
'nen Thermomix fix mal begatten
[ 4]er drückte den Schalter,
[ 4]schrie: "Alter Verwalter!"
... was raus kam, war Fraß für die Ratten.

:eek:


"Alter Verwalter" ist sicher nicht allen als Redewendung bekannt, aber ähnlich wie "Mein Gott, Walter!" zu verstehen :D


LG, Rhea
 



 
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