Eiszeit (Sonett)

4,30 Stern(e) 4 Bewertungen

anbas

Mitglied
Eiszeit

Die Zeit der Leichtigkeit ist jäh vergangen,
und Schwere schleicht sich in dein Leben ein.
Wie festgekettet stehst du nun allein
von grauen Schleiern immer mehr umhangen.

Es ist, als würde Winter Einzug halten,
doch fehlt der Zauber, der ihm innewohnt.
Sein kalter Atem lässt dich nicht verschont,
so kann er seine ganze Macht entfalten.

Kein Mensch, der das nicht kennt, kann dich verstehen.
Stattdessen woll'n die Leute von dir sehen,
dass du dich aufraffst, wieder funktionierst.

Doch dir fehlt jede Kraft, dich zu erheben,
von Frost und grauen Schleiern eng umgeben
merkst du nicht mal, wie du dich selbst verlierst.
 
O

orlando

Gast
Hallo Andreas,
wenn man erst einmal seine (vielleicht) übertriebene Ehrfurcht vor den Sonetten verloren hat, fließen sie relativ flott vom Händchen, nicht wahr?
Das Gute ist, dass nicht nur die Form, sondern auch die Struktur vorgegeben ist; das kann einem das Dichterleben schon erleichtern ...
LG, orlando
 

anbas

Mitglied
Hallo Heidrun,

ich glaube, es war keine Ehrfurcht sondern eher ein Widerwille, mich mit dieser Form zu beschäftigen. Jetzt habe ich mich mal ran gemacht. Richtig "Blut geleckt" habe ich bisher nicht, aber ein weiteres Sonett liegt bereits "in der Röhre". Ich schaue einfach mal, wohin mich meine Schreibe treibt. Möglich, dass noch weitere Sonette folgen werden.

Vielen Dank für Deine Rückmeldung sowie - vermutlich - Deine und die anderen guten Bewertungen.

Liebe Grüße

Andreas
 
O

orlando

Gast
Da liegst du ganz richtig, Andreas. ;)
Ich denke, man muss es mit der Sonetterei auch nicht übertreiben ... eine gute Übung ist es allemal.
 
O

orlando

Gast
Mit Penetranz: schon wieder ich! :p

Du könntest dein einziges Sonettminuspünktlein übrigens geschickt ausbessern:
Kein Mensch, der das nicht kennt, kann dich verstehen.
Stattdessen [blue]will dein Nachbar von dir sehen[/blue],
dass du dich aufraffst, wieder funktionierst.
Das passt auch inhaltlich besser, finde ich. Und klanglich.
LG, orlando
 

anbas

Mitglied
Liebe Heidrun,

lass Dich nicht abhalten, sei penetrant - und ertrage es, dass ich Dir wieder einmal nicht folge :D.

Zwar kenne ich Formulierungen der Art "Was dem bösen Nachbarn nicht gefällt..." - nur mag ich sie nicht. Hier, in diesem Zusammenhang, erst recht nicht. Auch, wenn der Nachbar symbolisch für die Umwelt herhalten muss, will ich den Text an dieser Stelle deutlich offen halten für das ganze Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen usw.).

Ich nehme aber Deinen Einwand - für den ich mich trotz meiner Ablehnung bedanke - zum Anlass, noch mal über meinen ersten Gedanken nachzudenken, den ich an dieser Stelle hatte. und mit dem ich aber nicht weiter gekommen bin:

Stattdessen will man von dir sehen...
Hier fehlen mir nur zwei Silben, die wirklich reinpassen, damit das Ganze rund ist.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo rogathe,

dass die grauen Schleier zweimal auftauchen, ist beabsichtigt. In dem Gedicht geht es im übertragenen Sinne auch um Depression - bei dieser Krankheit ist nichts, was piekst. Deshalb passen, meiner Ansicht nach, auch die Stalaktiten nicht.

Ich danke Dir aber für Deine Gedanken.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo rogathe,

vielen Dank für Deinen Vorschlag. Am Titel könnte tatsächlich noch etwas geändert werden. "Bleizeit" hat was - allerdings bin ich mit meiner Assoziation gleich bei dem Filmtitel "Bleierne Zeit" und somit endet meine Gedankenkette beim Thema "Terrorismus". Das macht es mir etwas schwer, diesen Vorschlag zu übernehmen.

Daher warte ich noch etwas ab, bevor ich den Titel ändere. Vielleicht kommt mir oder anderen noch eine besserer Idee.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Eiszeit

Die Zeit der Leichtigkeit ist jäh vergangen,
und Schwere schleicht sich in dein Leben ein.
Wie festgekettet stehst du nun allein
von grauen Schleiern immer mehr umhangen.

Es ist, als würde Winter Einzug halten,
doch fehlt der Zauber, der ihm innewohnt.
Sein kalter Atem lässt dich nicht verschont,
so kann er seine ganze Macht entfalten.

Kein Mensch, der das nicht kennt, kann dich verstehen.
Stattdessen will man lieber von dir sehen,
dass du dich aufraffst, wieder funktionierst.

Doch dir fehlt jede Kraft, dich zu erheben,
von Frost und grauen Schleiern eng umgeben
merkst du nicht mal, wie du dich selbst verlierst.
 

anbas

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für die Mitarbeit hinter den Kulissen. Ich habe Deinen Vorschlag aufgenommen.

Hinsichtlich der Überschrift bin ich noch nicht weiter gekommen. Mit "Bleizeit" habe ich aus den erwähnten Gründen ein Problem. Daher belasse ich es erst mal bei "Eiszeit".

Liebe Grüße

Andreas
 
K

Kara

Gast
Eiszeit

Lieber Andreas,
nach mehrmaligem Lesen stolpere ich immer wieder über:
... immer mehr umhangen.
Was meinst du dazu:
Wie festgekettet stehst du nun allein
umhängt von grauen Schleiern. (vielleicht auch entbehrlich: immer mehr)
LG Uschi
 

anbas

Mitglied
Hallo Uschi,

den Stolperer kann ich nachvollziehen. Dein Vorschlag passt allerdings weder für das Silbenmaß noch für den Reim des Sonetts.

Ich werde über die Stelle aber noch mal nachdenken.

Danke und liebe Grüße

Andreas
 

Trasla

Mitglied
Hmm, ich stolpere da nicht. Wo liegt denn in der Zeile das Problem? Für das Zeilenende gibt es ja zig Variationen mit umhangen oder umfangen und "mehr und mehr", "intensiv", "gnadenlos", "ausweglos",...
 

anbas

Mitglied
Hallo Trasla,

"mehr und mehr" gefällt mir. Ich lasse es noch ein wenig weiter wirken, kann mir aber vorstellen, dass ich es dann übernehme.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
Oben Unten