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Gelöschtes Mitglied 14278
Gast
Hallo Ralf,
ich glaube, ein „sensorischer Sinn“ (ist das nicht ein Pleonasmus?) für Orthographie reicht nicht, wenn man gute Prosa schreiben will. Da sollte man die Regeln schon beherrschen. Aber ich helfe Dir gerne auf die Sprünge.
Für mich wird diese Geschichte aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt, daher ist der Gebrauch des Konjunktivs durchaus vertretbar.
Gruß Ciconia
ich glaube, ein „sensorischer Sinn“ (ist das nicht ein Pleonasmus?) für Orthographie reicht nicht, wenn man gute Prosa schreiben will. Da sollte man die Regeln schon beherrschen. Aber ich helfe Dir gerne auf die Sprünge.
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)Die alte Zabka lehnte wie immer auf einem Kissen im Fenstersims und schaute uns Kindern beim Spielen zu. Da war ein kleiner Rasen vor ihrer Küche, dahinter ein Sandkasten mit einer großzügigen Fläche aus roter Asche. Dort spielten wir „[red]keine Leerstelle[/red] Deutschland erklärt den Krieg“.
Die alte Zabka schaute zu, stundenlang, ohne ein Wort zu sagen.
Meine Mama sagte [blue]Komma[/blue] die Zabka sei etwas sonderlich, und das läge daran [blue]Komma[/blue] [red]das[/red] [blue]dass[/blue] ihr Mann in Russland geblieben [red]ist[/red] [blue]sei[/blue].
Manchmal schüttelte sie mit dem Kopf und murmelte von Dingen [blue]Komma[/blue] die wir nicht verstanden.
Ein Nachbarjunge spielte immer als Russland. Warum [blue]Komma[/blue] wussten wir nicht. Meine Mama sagte, der Vater von ihm [red]hat[/red] [blue]habe[/blue] eine Wolgadeutsche geheiratet, und so [red]sind[/red] [blue]seien[/blue] die Dinge nun einmal.
Wir wollten immer Deutschland sein. Was aber nicht ging.
Wir liebten dieses Spiel. Bei Wind und Wetter waren wir auf dem Hof und riefen: „Deutschland erklärt den Krieg an[red]....[/red]" [red](drei !Auslassungspunkte gehören nicht direkt an das Wort, es sei denn, sie dienten als Ersatz für einzelne Buchstaben eines Wortes[/red])“ - große Spannung - „Russland“ oder „ [red]keine Leerstelle[/red] Frankreich“ oder „ [red]keine Leerstelle[/red] Italien“, und warfen danach unsere Stöckchen.
Wenn Russland verlor, nickte die alte Zabka stumm, ließ uns unter ihrem Küchenfenster antreten, [red]kein Komma[/red] und gab jedem einen Fuchs.
„ Holt euch Klümpchen an der Bude“, sagte sie dann und schloss das Fenster.
In der nächsten Zeit hustete die alte Zabka viel und hielt sich immer ein Taschentuch vor [red]dem[/red] [blue]den[/blue] Mund. Ab und zu ließ sie es mit zittrigen Händen fallen, und es war voller Blut.
Dann war sie weg vom Fenster.
Meine Mama sagte, da wo sie jetzt hingekommen [red]ist[/red] [blue]sei[/blue], [red]ist[/red] [blue]sei[/blue] sie endlich mit ihrem Mann zusammen, und wir [red]sollen[/red] [blue]sollten[/blue] uns für sie freuen.
Wir waren aber doch eher geknickt, jetzt so ganz ohne Fuchs und Klümpchen nach dem Spiel.
Ein neuer Nachbar zog ein, und der rief immer [blue]Komma[/blue] wir sollten uns was [red]Schämen[/red] [blue]schämen[/blue]. Er sprach von Gräuel und Stalingrad und den Juden und anderen Dingen.
Wir standen alle stramm, ließen uns die Leviten lesen, und wussten nicht [blue]Komma[/blue] worum es ging.
„ [red]keine Leerstelle [/red]Es ist doch nur ein Spiel“, sagte ich manchmal zaghaft.
Da wurde er noch zorniger, und ich hielt die Klappe.
Meine Mama erklärte, es [red]ist[/red][blue] sei[/blue] wohl besser [blue]Komma[/blue] damit aufzuhören. Schließlich [red]kommen[/red] [blue]kämen[/blue] wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde [red]ist[/red] [blue]sei[/blue] es wohl besser [blue]Komma[/blue] wenn ich in einen Fußballverein [red]gehe[/red] [blue]ginge[/blue].
Für mich wird diese Geschichte aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt, daher ist der Gebrauch des Konjunktivs durchaus vertretbar.
Gruß Ciconia