Ende der Spielzeit

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Ralf Langer

Mitglied
Hallo Frankk,

habe den Text noch einmal ein wenig überarbeitet,und versucht das nebulöse wir etwas aufzudröseln.

Vielleicht hat der Leser so einen etwas besseren Zugang?

Lg
Ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Ralf,

ich will ja nicht nerven, aber das klingt für mich ein wenig unlogisch:
das war mein Bruder, der ein paar Monate älter war als ich
"Ein paar Monate" reichen da, glaube ich, nicht. ;)
Ich würde da lieber schreiben:
der ein Jahr älter war als ich
Oder war es ein Stiefbruder?

Gruß Ciconia
 
T

Trainee

Gast
Hallo Ralf,

mir gefällt der Text, den ich anrührend und auf eine kindlich anmutende Weise gut getroffen finde.
Von Anfang an richtete sich meine persönliche Kritik auf das Ende (der Spielzeit). Nicht allein wegen der Wiederholung des "besser sein" der jetzigen Fassung, sondern eher, weil der mir nicht überzeugend genug rüber kommt.
Leider kann ich den von Seite 1 nicht einkopieren, versuche es deshalb aus dem Kopf:

Es sei wohl besser, damit aufzuhören. Und überhaupt wolle sie mich jetzt in einem Fußballverein anmelden. Dort gebe es schließlich auch Krieg, nur friedlicher.
Was in der Art ... ;)

Liebe Grüße
Trainee
 

molly

Mitglied
Hi Ralf,

"" Dort gebe es schließlich auch Krieg, nur friedlicher.""

Dieser Vorschlag passt nicht zu der damaligen Zeit.
Als diese Spiel die Buben begeisterte, hätte keine Mutter von einem "friedlichen Krieg" gesprochen.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag

molly
 

FrankK

Mitglied
Hallo Ralf
Ein neuer Nachbar zog ein, und der rief immer, wir sollten uns was schämen. Er sprach von Gräuel und Stalingrad und den Juden und anderen Dingen.
Wir standen alle stramm, ließen uns die Leviten lesen, und wussten nicht, worum es ging.
„Es ist doch nur ein Spiel“, sagte ich manchmal zaghaft.
Da wurde er noch zorniger, und ich hielt die Klappe.

Meine Mama erklärte, es sei wohl besser, damit aufzuhören. Schließlich kämen wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde sei es wohl besser wenn ich in einen Fußballverein ginge.

[blue]Ein neuer Nachbar zog ein, und der rief immer, wir sollten uns was schämen. Er sprach von Gräuel und Stalingrad und den Juden und anderen Dingen.
Wir standen alle stramm, ließen uns die Leviten lesen, und wussten nicht, worum es ging.
„Es ist doch nur ein Spiel“, sagte ich manchmal zaghaft.
Da wurde er noch zorniger, und ich hielt die Klappe.

Meine Mama erklärte, es sei wohl besser, damit aufzuhören. Schließlich kämen wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde sei es wohl besser wenn ich in einen Fußballverein ginge.[/blue]
Kleine Panne, beim umkopieren hat sich der Abschnitt mit dem neuen Nachbarn verdoppelt.

... das war mein Bruder, der [red]ein paar Monate[/red] älter war als ich ...
Hat Ciconia auch schon angemerkt - funktioniert so nicht. Der Ich-Prot scheint der Sprachführer zu sein (er gibt ja auch dem neuen Nachbarn wiederworte). Aus dem Bauch heraus hatte ich das Gefühl, er wär der älteste innerhalb der Gruppe.

Meine Mama erklärte, [blue]es sei wohl besser[/blue], damit aufzuhören. Schließlich kämen wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde [blue]sei es wohl besser[/blue] wenn ich in einen Fußballverein ginge.
Hmm - wenn diese Floskel als Standard-Erklärung für Mama`s Aussagen dienen sollte - möglicherweise kannst du dies weiter vorne noch ein- oder zweimal einbauen.


Die Beschreibung der Gruppe bringt etwas Licht ins Dunkle, ich habe jetzt eine gewisse Vorstellung von der Bande ...


Grüßend
Frank
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Aus dem Bauch heraus hatte ich das Gefühl, er wär der älteste innerhalb der Gruppe.
Völlig unabhängig davon, wer der Älteste in der Gruppe war - eine Schwangerschaft dauert und dauerte nun mal immer schon neun Monate - es sei denn, der Prot. war ein Frühchen ... Also muss der Abstand zwischen den Brüdern wohl mindestens ein Jahr betragen.

Gruß Ciconia
 

anbas

Mitglied
Hallo Ralf,

mir gefällt diese Geschichte richtig gut.

Auf das "gedoppelte Ende" ;) und die Unstimmigkeit beim Alter wurde schon hingewiesen. An folgender Stelle würde ich noch mal etwas an die Überarbeitung gehen:
Wir waren immer zu viert; das war mein Bruder, der ein paar Monate älter war als ich, Stephan der Sohn unserer Nachbarin, der wie ich etwas über sechs Jahre alt war, und Alex ,der wohnte auf der anderen Straßenseite und wollte immer Russland spielen.
Hier gibt es für mein Empfinden zu viele "war". Eine Möglichkeit könnte in folgende Richtung gehen:
Wir waren immer zu viert[blue]:[/blue] [strike]das war[/strike] mein [blue]einige Monate älterer Bruder[/blue], [strike]der ein paar Monate älter war als ich[/strike], Stephan der Sohn unserer Nachbarin, der wie ich etwas über sechs Jahre alt war, und Alex ,der wohnte auf der anderen Straßenseite und wollte immer Russland spielen.
Liebe Grüße

Andreas
 

FrankK

Mitglied
Ach, ihr lieben ...

... das war mein Bruder, [red]der ein paar Monate älter[/red] war als ich ...
Ihr habt ja recht, das funktioniert so nicht.
Zumindest nicht unmittelbar.

Halb-Geschwister wäre ein vorstellbares Szenario: zwei verschiedene Mütter müssten es dann sein.
Adoptiv-Kind wäre ein weiteres vorstellbares Szenario.
Auch in solchen Familien nennen sich die Kinder untereinander Bruder (oder Schwester), der Rest ist egal.

Andererseits ... eine Frau kann doch bereits vier bis sechs Wochen nach einer Geburt schon wieder Schwanger werden ... wenn das Kind dann als Frühgeburt kommt (z.B. 28. Woche - 7. Monat) dann lägen tatsächlich nur etwa 8-9 Monate zwischen den Geschwistern. Mal abgesehen von der Tatsache, dass eine solche Frühgeburt in der damaligen Zeit nur eine sehr geringe Überlebenschance hätte.


Warten wir einfach mal ab, was Ralf dazu meint. ;)


Sonntagsgrüße
Frank
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
nur etwa 8-9 Monate
Netter Versuch, Frank. Aber unter "ein paar" versteht man allgemein nicht 8 - 9, sondern eher weniger.

Wie wäre es denn ganz einfach mit einem Zwillingsbruder? Das würde auch die gemeinsame Einschulung eher erklären.

Allerdings scheint Ralf schon längst das Interesse an diesem Text verloren zu haben. Schade!

Gruß Ciconia
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Brüder sind nach wie vor nur ein paar Monate auseinander.
Aber bei Gott ist ja kein Ding unmöglich ... vielleicht sind es ja zehn Monate, das geht - ich kenne zwei solche Geschwister - aber trotzdem bleibt es ein Mysterium.

Auf Lösung hofft

DS
 

Ralf Langer

Mitglied
Ende der Spielzeit

Die alte Zabka lehnte wie immer auf einem Kissen im Fenstersims und schaute uns Kindern beim Spielen zu. Da war ein kleiner Rasen vor ihrer Küche, dahinter ein Sandkasten mit einer großzügigen Fläche aus roter Asche. Dort spielten wir „Deutschland erklärt den Krieg“.
Die alte Zabka schaute zu, stundenlang, ohne ein Wort zu sagen.
Meine Mama sagte, die Zabka sei etwas sonderlich, und das läge daran, dass ihr Mann in Russland geblieben sei.

Manchmal schüttelte sie mit dem Kopf und murmelte von Dingen, die wir nicht verstanden.

Wir waren immer zu viert; da war mein Bruder, der ein Jahr älter war als ich, Stephan der Sohn unserer Nachbarin, der wie ich etwas über sechs Jahre alt war, und Alex ,der wohnte auf der anderen Straßenseite und wollte immer Russland spielen. Warum wußten wir nicht.

Meine Mama sagte, er hieße eigentlich Alexej, und sein Vater habe eine Wolgadeutsche geheiratet, und so seien die Dinge nun einmal.
Wir anderen wollten immer Deutschland sein. Was aber nicht ging.
Wir liebten dieses Spiel. Bei Wind und Wetter waren wir auf dem Hof und riefen : „Deutschland erklärt den Krieg an“ - große Spannung - „Russland“ oder „Frankreich“ oder „Italien“, und warfen danach unsere Stöckchen.
Wenn Russland verlor, nickte die alte Zabka stumm, ließ uns unter ihrem Küchenfenster antreten und gab jedem einen Fuchs.

„Holt euch Klümpchen an der Bude“, sagte sie dann und schloss das Fenster.

In der nächsten Zeit hustete die alte Zabka viel und hielt sich immer ein Taschentuch vor den Mund. Ab und zu ließ sie es mit zittrigen Händen fallen, und es war voller Blut.
Dann war sie weg vom Fenster.
Meine Mama sagte, da wo sie jetzt hingekommen sei, sei sie endlich mit ihrem Mann zusammen, und wir sollten uns für sie freuen.
Wir waren aber doch eher geknickt, jetzt so ganz ohne Fuchs und Klümpchen nach dem Spiel.

Ein neuer Nachbar zog ein, und der rief immer, wir sollten uns was schämen. Er sprach von Gräuel und Stalingrad und den Juden und anderen Dingen.
Wir standen alle stramm, ließen uns die Leviten lesen, und wussten nicht, worum es ging.
„Es ist doch nur ein Spiel“, sagte ich manchmal zaghaft.
Da wurde er noch zorniger, und ich hielt die Klappe.

Meine Mama erklärte, es sei wohl besser, damit aufzuhören. Schließlich kämen wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde sei es wohl besser wenn ich in einen Fußballverein ginge.

Ein neuer Nachbar zog ein, und der rief immer, wir sollten uns was schämen. Er sprach von Gräuel und Stalingrad und den Juden und anderen Dingen.
Wir standen alle stramm, ließen uns die Leviten lesen, und wussten nicht, worum es ging.
„Es ist doch nur ein Spiel“, sagte ich manchmal zaghaft.
Da wurde er noch zorniger, und ich hielt die Klappe.

Meine Mama erklärte, es sei wohl besser, damit aufzuhören. Schließlich kämen wir alle im Sommer in die Schule, und im Grunde sei es wohl besser wenn ich in einen Fußballverein ginge.
 
Hallo Ralf Langer,

interessanter Text, flüssig erzählt. Ich kann mich erinnern, dass wir dieses Spiel in den 60er Jahren, zu meiner Grundschulzeit, auf dem Schulhof spielten (aber keineswegs verstanden). Verstanden habe ich das Spiel erst Jahre später, aber es gefiel mir schon damals nicht.

Dein Text beleuchtet Hintergründe, die die handelnden Kinder (natürlich) nicht verstehen. Das regt zum Nachdenken an.

Frank hat übrigens recht: Political correctness passt nicht in diese Zeit bzw. spielte damals keine Rolle.

LG SilberneDelfine
 
A

aligaga

Gast
Political correctness passt nicht in diese Zeit bzw. spielte damals keine Rolle.
Das ist so ziemlich der größte Blödsinn, der sich hier insgesamt unter dem verkrampften Texterl findet.

Political Correctness gab's zu jeder Zeit - vor, im und nach dem Dritten Reich. Es war halt nur immer wieder, so wie auch heute, eine jeweils andere. Die ~ geht mit den Zeitgeistern Hand in Hand und ist recht flexibel. Wer das dabei immer wieder verlangte "Umdenken" nicht auf Anhieb schafft, dem wurde und wird "geholfen" - im Gulag, in Guantanamo oder in Masanjia, in Bautzen, in Stammheim, im Religionsunterricht oder in Facebook.

Bei Bedarf kann man die Leuz ja wieder "entnazifizieren".

Quietschend vor Vergnügen

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Aus welchem Kessel Buntes pflückte wohl unser guhter @Willibald seine Pappmaché-Zeigefinger?

@Ali verfasst gerade einen Brief an den alerten Herrn Bedford-Strohm, in dem er von ihm wissen möchte, wann hochdero Erschütterungen über die politischen Unkorrektheiten seiner KatechetInnen der 1950er und 1960er Jahre so weit abgeklungen sein werden, dass man den evangelikalen Opfern mitteilt, wann sie wohin kriechen dürfen, um der Aufklärung und dem Umdenken wenigstens des heutigen Klerus einen winzigen Vorschub zu leisten.

Außer einem "working in progress" kam leider noch nichts. Mit Säuseln erreicht man da kaum was, o @Willibald. Eher schon mit dem ganz groben Schmirgelpapier.

Heiter wie immer

aligaga
 



 
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