Ende der Zeit

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lilly

Mitglied
wie recht du doch hast. der künstler spiegelt seine sicht der dinge wider. aber denkt der mensch nicht in bildern? das bedeutet, der lyriker beschreibt seine welt und bringt sie zu papier, jedoch codiert. und des lesers aufgabe ist es, sich ein bild des bildes des autors zu machen...dass dabei dieses verfälscht wird liegt doch auf der hand! oder?

mfg, lilly

p.s.: die umwelt lediglich zu kopieren kann so allein keine kunst sein
 
P

Phantom

Gast
Da hast du dir aber einen schönen Mist eingebrockt mit dem werten Theubner, Lilly... am besten du liest mal eines seiner Werke und schreibst pro forma irgendwas nettes drunter... Dann kann Theubner wieder beruhigt schlafen gehen... :)
Gruß Phantom

P.S. bin im Deutsch - LK, deine Sicht der Dinge kann ich leider nur all zu gut nachvollziehen :) ...

P.S. 2. wäre mal interessant was du so malst, Impressionismus, Expressionismus... ??? Gibts deine Werke irgendwo im Internet zu bestaunen...??? bei sothebys.com hab ich schon reingeschaut, da suchte ich dich aber vergeblich :)
 

Svalin

Mitglied
Hallo lilly

> die umwelt lediglich zu kopieren kann so allein keine kunst sein

Ich denke, wir glauben nur, die uns umgebende Wirklichkeit bis in den letzten Winkel zu kennen. Bei der Aufzählung folgender Begriffe z.B. ist man in keiner Weise geneigt, dahinter etwas Interessantes, Schönes oder gar "Kunst" (?) zu vermuten: Silbernitrat, Seifenlauge, Mikrokristalle 1 + 2, Harnstoff, Algorithmus.

So verwirrend es auch scheinen mag - all diese Bilder entspringen nicht der menschlichen Phantasie, sondern entstanden mit Hilfe von Mikroskopen, Fotoapparaten oder Rechenprogrammen. Die Art der technischen Ausführung (Malen, Schreiben, Fotografieren usw.) scheint nicht wirklich von Bedeutung zu sein. Letztendlich zählt, ob der Mensch am Ende des Pinsels, Stiftes, Objektivs oder Okulars in der Lage ist, eine neue, überraschende, bewegende oder ästhetische Sichtweise auf diese uns so vertraut (und banal) scheinende Lebenswirklichkeit einzufangen. Das würde ich unter Kunst verstehen.
Einigen wir uns doch darauf, dass es egal ist, auf welche Weise die Bilder in unser Bewusstsein gelangen. Hauptsache, sie schaffen es, uns zu bewegen ;-)

Grüße Martin
 

Svalin

Mitglied
Nachtrag

Mir fällt gerade auf, das zwar die Materie an sich sehr interessant aber völlig off-topic ist ;-) Deshalb noch ein paar Worte zu deinem Text.
Nach meinem Empfinden krankt er an einer "unstimmigen" (inkohärenten) Bilder- und Begriffswelt.
>Leben< z.B. ist ein völlig überbesetzter Begriff, der soviele Bedeutungen enthält, das er schon wieder nichtssagend ist bzw. eigentlich nach Ergänzung/ Präzisierung verlangt. Das zeigt sich z.B. im Zusammenhang mit:
1. Das Leben stürzt ein.
2. Die unendlichen Bäche des Lebens.

Hinter 1. steht der Niedergang von etwas Festgefügtem, Statischem
hinter 2. ein unaufhörliches Fließen. Beides ist über den Begriff >Leben< miteinander assoziiert, läßt sich aber nicht zu einem stimmigen Gesamtbild auflösen. Bei 1. müsste also der "lyrische Weichzeichner" etwas zurückgenommen werden: Was genau im Leben ist im Niedergang begriffen?

> Grüne Blitze zerreissen die Nacht.
> Die Sterne sterben. Schreie zeugen von sein.
> Schwarze Vögel fressen Macht.

Gefällt mir vom surrealistischen Gehalt her gut. (>sein< wird m.E. hier groß geschrieben: das Sein). Mit >Macht< ist hier wiederum ein Begriff im Spiel, von dem ich behaupten möchte, dass er nicht wirklich greifbar ist und sich damit äußerst widerstrebend in diese apokalyptische Athmosphäre einfügt.

> Wie lange werden sie noch fließen?
> Die unendlichen Bäche des Lebens.
> Durchzogen von gelbem Gift.
> Grab der unzähligen Leichen.

Im Gegensatz zum ersten (eher surrealistischen) Abschnitt, scheint hier alles auf eine konkrete Aussage hinauslaufen zu wollen, was sich insbesondere an der auftauchenden Frage >Wie lange werden sie noch fließen?< ausdrückt. Das empfinde ich als Stilbruch: Während es für den ersten Abschnitt völlig ausreichte, meine Leseempfindungen schweifen zu lassen, erfordert der zweite Abschnitt einen deutlichen Fokus an Aufmerksamkeit. Das deutet auf einen Wechsel des Abstraktionsgrades hin und ist innerhalb eines Textes eher unangenehm bzw. erschwerend.
Natürlich bin ich als Leser unwillkürlich bemüht, diese Frage beantworten zu wollen, begebe mich auf Spurensuche und stolpere schon im nächsten Satz über >unendliche[] Bäche des Lebens<. Was auch immer dieser Satz aussagen will, er steht im absoluten Widerspruch zum Titel "Ende der Zeit" und dem Inhalt (Apokalypse). Die naheliegende logische Ableitung daraus ist: Es existiert etwas Unaufhörliches, Immerwährendes ... im Leben. Es ist ein Wortkonstrukt von Unsterblichkeit!

Daher bin ich von der angesprochenen Intention des Textes ein wenig überrascht. Dass er von Menschen oder dem Menschsein handeln soll, ist mir - bei aller Phantasie - nicht ersichtlich. Ich meine, dass mir ein Text alle Antworten geben sollte, für die Fragen, die er aufwirft. Notfalls suche ich mir diese selber:
Grab der unzähligen Leichen. [Wer stirbt in diesem Text?] Sterne sterben.
Schreie zeugen von sein. [Wer/was lebt in diesem Text?] Schwarze Vögel fressen

Derartige Rückbezüge verraten etwas über die Geschlossenheit/ Stimmigkeit von Bilderwelten. Das etwas skurrile Ergebnis in diesem Fall entsteht nach meinem Empfinden aber nicht primär durch logische Schwächen, sondern durch den unreflektierten Einsatz verschiedenartiger Metaphern. Die surrealistischen (Das Leben stürzt ein. Grüne Blitze zerreissen die Nacht. Die Sterne sterben. Durchzogen von gelbem Gift.) leben allein von ihrem Stimmungsanteil. Konkrete hingegen (Schwarze Vögel fressen Macht. Die unendlichen Bäche des Lebens. Grab der unzähligen Leichen.) müss(t)en vom Leser auf einer anderen Ebene hinterfragt/ interpretiert werden. Vielleicht ist es dieser permanente Wechsel zwischen Schärfe und Unschärfe (Abstraktionsgrad), der das Gesamtbild letztlich so verschwommen macht.

Grüße Martin
 
...

*seufz*
es ist toll, wie ihr euch Philosophen, Künstler und was weiß ich nicht nennt.
Wenn ihr das wirklich alle miteinander seit, frage ich mich als Aussenstehende, die an und für sich nicht die Gabe des Dichtens mit auf den Lebensweg bekommen hat, warum ihr ein Gedicht, dessen Interpretierung bei jedem Einzelnen liegt so auseinander pflücken könnt, eigentlich eine Schande für die Dichterwelt

KITTY
 

Svalin

Mitglied
Hallo Kitty,

man kann Diskussionen über literarische Texte durchaus auch so bewenden lassen: "Nicht jedes Gedicht eines jeden Dichters ist in jedem Augenblick für jeden Leser geeignet." (Reiner Kunze) Das stimmt, klingt gut und ist ein annehmbarer Kompromiss, doch er hilft uns (Schreibenden) nicht wirklich, herauszufinden, was genau in unseren Texten anderen ge- oder missfällt. Die Rückmeldung der Leser soll dem Autor für gewöhnlich die Möglichkeit bieten, die Wirkung seiner Texte besser einschätzen, kennenlernen und aus anderen Sichtwinkeln betrachten zu können. Je kontroverser, vielfältiger und detaillierter die Meinungen gestrickt sind - um so besser. Der Autor muss sich ja nicht jeden Schuh anziehen, sondern nur jene, die ihm passen und weiterhelfen. Das allerdings, denke ich, wird nur lilly selbst beurteilen können.

Grüße Martin

P.S.: Das Reden über Kunst macht noch lange niemanden zum Künstler. Mit dem Schreiben und der Philosophie ist das ähnlich ;-)
 



 
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