Feueralarm

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mondnein

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Ich vermute, James,

Du bist mutig an den Kraterrand getreten, heiliger Empedokles,
indem Du das Oxymoron der Schlußsentenz so tief ins rein metaphorisch Verständliche hineintreibst, daß es ohne solch eine ins Bild empor geschleuderte Abgehobenheit nicht verständlich wäre. Du willst, denke ich, das naturalistisch verstandene Schildern einer (bloßen) Naturkatastrophe durchbrechen: In der etwas abstrakten, sentenzenhaft generalisierten Paradoxie vom "alles", das verzückt und spätbeglückt in den Tod taumelt.

Doch nicht etwa Goethes arme Motte, auf deren Grabstein das Motto vom "stirb und werde!" zu lesen ist?

grusz, hansz
 

James Blond

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Genau, lieber mondnein,

ich wollte die naturalistische Schilderung einer bloßen Naturkatastrophe, u. a. auch als "Herbst" bekannt, zugunsten einer naturhaften Selbstopferung durchbrechen, bzw. in dieser aufheben: "Stirb und werde - zu Erde."

Das gilt insbesondere dem schönen Wörtchen "spätbeglückt" , das laut KI "nicht mehr im Duden geführt wird", nichtsdestotrotz den Sprachraum aber noch bevölkert.

Grüße
JB
 

mondnein

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"spätbeglückt" , das laut KI "nicht mehr im Duden geführt wird", nichtsdestotrotz den Sprachraum aber noch bevölkert
nun ja, es kann ja verschwinden aus dem Duden
und dann jenseits des Dudens von einzelnen Komponisten neu geschöpft werden,
das Kompositionenkomponieren ist ja frei im Kombinationenkombinieren

grusz, hansz
 

mondnein

Mitglied
wenn etwas in etwas "frei ist", oder zu etwas, schließt das irgendwelche Aussschlüsse, also "von etwas frei zu sein", natürlich nicht aus.
Die deutsche Grammatik ist, wie jede Grammatik, ein zu vielen seiten hin offenes System, vergleichbar anderen Systemen wie dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Letzteres erlaubt jede Handlung, solange sie nicht verboten ist. So ermöglicht die Grammatik der Nominalkomposita die Kombination unzähliger Wörter, die nicht im Duden zu stehen brauchen, weil der Wortschatz nicht durch den Duden vorgegeben oder eingeschränkt wird. Vielmehr sind Wörter ganz gut komponierbar, wie Protonen und Neutronen in den Atomen: wenn die Zusammenballungen zu groß werden, zerfällt das labile Atom und gibt Energie frei. Manche Halbwertzeiten überschreiten kaum die Millisekunde. Manche Elemente sind nur künstlich synthetisierbar. Technezium ist glaubich das leichteste von denen.

"spätbeglückt" ist im Zusammenhang gut verständlich, gewissermaßen physikalisch "stabil".

grusz, hansz
 

James Blond

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Bei den Atomen ist es relativ simpel: Alle Atome mit einer Ordnungszahl größer 83 (Bismut) sind instabil, hinzu kommen noch solche mit einem unausgewogenen Protonen-Neutronen-Verhältnis. Bei den Nominalkomposita liegt die Sache ähnlich: Sie lassen sich beliebig zusammenfügen, ihre Kombinationen lassen sich wiederum kombinieren, bis ... sich ihre Bedeutung im Wortgemenge aufzulösen beginnt. Heißt es nun Wertsackbeutelfahne oder Wertbeutelsackfahne? Und worin besteht der Bedeutungsunterschied? Ohne eine entsprechende Wertbeutelverordnung drohte der Zerfall.

Bei den zusammengesetzten Verben und Adverbien ist die Sache schon etwas heikler. Werden sie nun zusammengesetzt oder nur zusammen gesetzt? ;)
Es gibt ja die Möglichkeit zu beidem. Die klassische Regel spricht hier von einem Bedeutungswandel: Zusammenschreiben meint nicht zusammen schreiben. Demnach sorgt hier die Bedeutungsdifferenz für Stabilität.

Worin aber besteht der Unterschied zwischen "spät beglückt" und "spätbeglückt"?

Die Antwort überlasse ich gern dem Leser. :)

Grüße
JB
 



 
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