liebe violetta,
eine tolle geschichte ist das. aber das meine ich ja nicht alleine, wie ich an der bewertung sehe. trotzdem bekommst du von mir nicht die höchstnote, weil ich nämlich gar nicht bewerte hier.
so. jetzt überleg ich grad, ob ich vielleicht was zu meckern habe. ich fänds nämlich jetzt fad, als soundsovieler einfach „toll“ drunter zu schreiben.
Darüber, fast schwebend, ihr fahles Gesicht, das ein Lächeln probte, bis es gelang. Die Trauer reichte nicht weiter als bis an ihr Kinn. da war ich etwas irritiert, weil ich nicht so recht weiß, was sie denn jetzt nicht kann, lächeln oder trauern. später wird’s ja klar. das mit dem lächeln proben, das find ich da halt nicht ganz treffend.
den sie lange, mit einem Gefühl berauschten Triumphes betrachtete das „berauscht“ ist mir hier ein bissel too much.
Morgen würde sie Tee kaufen gehen, bunte, exotische Sorten: Orange, Vanille, Himbeer. Für heute musste es noch einmal der billige Ceylon Assam tun. da weiß ich jetzt auch nicht, ob das feine ironie oder mangelnde fantasie ist. die genannten sorten sind ja nicht wirklich bunt und exotisch. hm, feine ironie ist das, oder?
...und trug ihre abgeschlagene Tasse zurück zum Tisch. was ist eine abgeschlagene tasse?
Er hatte ihre Hand genommen, fast zärtlich, und sie auf die Platte gedrückt, dabei bis zehn gezählt. diese szene ist mir irgendwie ein bissel zu krass, aber das soll sie ja wohl auch sein. trotzdem hab ich das irgendwie ungern gelesen, was du ja offensichtlich wolltest. dennoch, solche unterdrückungen geschehen doch vielfach subtiler. könntest du nicht etwas mehr rücksicht auf mich nehmen hier?
Sie trank ihren Tee aus, dann drehte sie eine Kontrollrunde durchs Haus. Diese Runden waren zu einer lieben Gewohnheit geworden, die ihr viel Schmerz ersparte. warum dreht sie da jetzt die runde? ich finds ja schon sehr schön, wie du das beschreibst, aber ihre motivation versteh ich in diesem moment nicht ganz. schon eher, wenn sie sich die eine oder andere klitzekleine unverschämtheit leisten würde. na ja, sie killt das pendel am ende, aber das hat ja nicht direkt was mit diesem kontrollritual zu tun.
Der schwarze Apparat stand in der Diele, das lange Kabel reichte in alle Zimmer der unteren Etage. das ist irgendwie ein detail, das in dem moment nicht so wichtig ist, das könnte man auch weglassen.
Der Schaum vor Karls Mund wurde blutig. das find ich jetzt auch nicht so gut. warum bitte wird der schaum blutig? was hat der alte sack denn jetzt? einen herzinfarkt, nehm ich doch an. warum blutets da? warum kommt in filmen den leuten immer blut aus dem mund? das hab ich nie kapiert.
In seinem Blick lag Verstehen und Wut da weiß ich dann auch nicht, was der karl jetzt vesteht.
Die Balken des Hauses knisterten, als ihr kehliges Lachen die absolute Stille zerriß.
der letzte satz ist immer so wichtig. das zerreißen der stille, das find ich schon sehr gelungen, auch weil du das schöne bild von vorher mit dem pendel wieder aufnimmst. aber auch hier hätte ich es gern subtiler gehabt, als einfach ein lachen. (bitte jetzt nicht fragen, wie ich es subtiler machen würde. mir fällt nämlich selbst nichts ein, was da gut passen würde.)
was mich dann noch etwas stört ist, dass die wörtliche rede nicht in anführungszeichen stört. ja, das hätte den karl sicher auch gestört.
und jetzt schreib ich noch, was ich besonders schön fand. den titel zum beispiel. lilien mag ich eh.
Langärmeliges, breithüftiges Schwarz. ja, auch schön. einfach geschrieben, und gut vorzustellen.
Schlampe, pochte er. Sie hauchte Nebel auf die glatte Fläche, wischte mit dem Ärmel nach, hielt dann mitten in der Bewegung inne. Nicht. Nicht mehr. ja. sensationell gut diese stelle.
Lauschte der Ruhe des Hauses nach, vom Ticken der schweren Pendeluhr im Salon zu kleinen Stücken gehackt. auch ein schönes bild.
Ich kann niemanden anrufen, sagte sie leise. Du hast es mir nicht erlaubt, weißt du? schön ist das, überhaupt, wie sie redet in der situation. ich kann ihre stimme dabei richtig hören. auch gerade, weil du nicht umständlich beschreibst, wie sie jetzt redet.
Dann ging sie in die Küche, räumte sorgfältig die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank. ebenso schön. weil ganz einfach.
so. hoffentlich denkst du jetzt nicht, ich wollte deine schöne geschichte durch die blume noch irgendwie verreißen. ich red eh nicht gerne durch die blume. nicht mal durch eine feuerlilie.
vetiver (applaudierend)