Floristik und andere Sorgen

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Floristik und andere Sorgen

Schon als Kind pflückte sie gern Wald- und Wiesenblumen. Die Familie war oft in der Natur. Das Waldbaden, wie man es heute schön nennt, war etwas Selbstverständliches für die Eltern und deren 2 Töchter. Die kleinere Tochter hatte immer ein Blumensträußchen in der Hand. Das fand absolute Befürwortung bei der Mutter und einen eher schwachen Protest bei dem Vater. Die nicht langlebigen Waldblumen verwelkten üblicherweise, noch bevor sie das Zuhause erreichen konnten, und hinterließen Dreck im Auto.

Männer nehmen es mit vielen Sachen im Leben nicht ernst. Das betrifft auf keinen Fall das eigene Auto. Am Anfang ihres beruflichen Werdegangs war sie viel auf dem Land unterwegs. Eines Tages konnte sie den Feldgänseblümchen nicht widerstehen und pflückte einen riesigen Strauß. Als sie mit den Blumen aus dem Fahrzeug des Kollegen ausstieg, ließ sich seine Verärgerung weder übersehen noch überhören. Er hat nämlich sein Auto am Vortag picobello sauber geputzt. Autsch!

Sie beschäftigte sich auch im weiteren Leben gern mit Blumen. Sie stellte Blumensträuße zusammen und verschenkte sie an Menschen, die sie mochte. Dafür hob sie die noch intakte Deko auf, womit ihr Mann äußerst unzufrieden war. Er meinte, dass dafür die Mülltonne beziehungsweise der gelbe Sack gut wären, nicht der Dachboden.

Seitdem die Nachbarin einen Blumenladen im Dorf aufmachte und per WhatsApp unzählige Fotos von Sträußen und Gestecken durch das Netz jagte, gab es eine neue Inspirationsquelle für sie. Die täglichen Waldspaziergänge bekamen einen neuen Sinn. Sie sammelte Moos, Rinde, Tannenzapfen sowie trockene Baumpilze. Für die Ideen war sie der Nachbarin dankbar. Auf viele von denen wäre sie im Leben nicht gekommen. Gelernt ist gelernt.

Sie dagegen kreierte nach Gefühl. Sie steckte nach und nach die Blumen in die Vase, nahm sie wieder heraus und platzierte sie anders. Die Blumen mussten farblich zusammen passen. Sie mochte symmetrisch aufgebaute Sträuße. Sie machte drei Schritte zurück und betrachtete das Gesamtbild aus der Entfernung. Dann ging sie in den Garten, in der Hoffnung das fehlende Etwas zu finden, was der Vollendung im Wege war.

Ihr Mann meinte zu ihr, dass die Nachbarin Floristin mit so einem Tempo kaum Geld verdienen würde. Das war nämlich der Punkt. An Zeit mangelte es ihr nicht. Die langen Krankschreibungen häuften sich. Ihr Tempo konnte sie schlecht beeinflussen. Sie zählte zu den früh Erkrankten, bei denen ein Zittern und eine Muskelsteifigkeit im Vordergrund waren. Muskelverkrampfungen waren auch keine Seltenheit. Sie musste an eine alte Anekdote denken. Dort ging es um einen Drogenabhängigen, der Sozialstunden im Zoo ableistete. Seine Aufgabe bestand darin, die Schildkröten zu füttern. Die Biester hauten ihm jedes Mal ab, sobald er die Käfigklappe aufmachte. Drogenabhängig war sie nicht. Der Rest der Geschichte könnte locker zu ihr passen.

Das war noch kein Ende. Und solange es ging, vermied sie keine Aufgaben mit Beanspruchung der Feinmotorik. Sie musste in Bewegung bleiben. Die Krankheit wird schon eines Tages die Oberhand gewinnen. Sie hoffte nur, dass das spät genug eintreten wird.
 
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molly

Mitglied
Hallo Liselotte,

In Deiner Kurzgeschichte sind, wie ich meine, zu viele "war".

"Er machte nämlich sein Auto am Vortag picobello sauber. Autsch"
Vorschlag: Er hatte sein Auto am Vortag picobello geputzt

Seine Aufgabe war die Fütterung der Schildkröten. Die Biester waren sehr schnell und hauten ihm ständig ab, sobald er die Käfigklappe aufmachte.
Vorschlag: Seine Aufgabe bestand darin, die Schildkröten zu füttern. Die Biester waren sehr schnell und liefen ihm davon, sobald er die Käfigklappe öffnete.

Viele Grüße
molly
 
@molly: Hallo Molly, vielen Dank fürs Lesen und für den Hinweis. Du hast recht.
Der erste Zensor ist üblicherweise mein Mann. Ich lese ihm meine Geschichten vor. Er hat wohl nicht aufmerksam genug zugehört :)
Liebe Grüße, Liselotte
 
Hallo Liselotte,

es sind auch sehr viele Füllwörter und Adjektive in der Geschichte:

Schon als Kind pflückte sie gern Wald- und Wiesenblumen. Die Familie war oft in der Natur. Das Waldbaden, wie man es heute schön nennt, war etwas Selbstverständliches für die Eltern und deren 2 Töchter.
Die kleinere Tochter hatte immer sehr schnell nach der Ankunft ein Blumensträußchen in der Hand. Das fand absolute Befürwortung bei der Mutter und einen eher schwachen Protest bei dem Vater. Die bekanntlich nicht langlebigen Waldblumen verwelkten üblicherweise, noch bevor sie das Zuhause erreichen konnten, und hinterließen nur Dreck im Auto.
. Männer nehmen es mit vielen Sachen im Leben nicht so ernst. Das betrifft aber auf keinen Fall das eigene Auto. Am Anfang ihres beruflichen Werdegangs war sie viel auf dem Land unterwegs. Eines Tages konnte sie den Feldgänseblümchen nicht widerstehen und pflückte einen riesigen Strauß. Als sie mit den Blumen aus dem Fahrzeug des Kollegen ausstieg, ließ sich seine Verärgerung weder übersehen noch überhören. Er hat nämlich sein Auto am Vortag picobello sauber geputzt. Autsch!
Sie beschäftigte sich auch im weiteren Leben sehr gern mit Blumen in allen ihren Erscheinungsformen. Für Menschen, die sie mochte, stellte sie selbst Blumensträuße sehr sorgfältig zusammen. Dafür warf sie die noch intakte Deko nie weg, womit ihr Mann äußerst unzufrieden war. Er meinte, dass dafür die Mülltonne beziehungsweise der gelbe Sack gut wären, nicht der Dachboden.
Seitdem die Nachbarin einen Blumenladen im Dorf aufmachte und per WhatsApp unzählige Fotos von Sträußen und Gestecken durch das Netz jagte, ließ sie sich davon inspirieren und machte ihre eigenen Kompositionen. Die natürliche Deko für Gestecke sammelte sie im nahgelegenen Wald. Alles kam in Frage: Moos, Tannenzapfen, Rinde sowie trockene Baumpilze. Für die Ideen war sie der Nachbarin dankbar. Auf viele von denen wäre sie nie im Leben gekommen. Gelernt ist gelernt.
Sie selbst dagegen machte alles nach Gefühl. Sie steckte nach und nach die Blumen in die Vase, platzierte sie mal so, mal anders. Die Blumen mussten farblich zusammen passen. Sie mochte symmetrisch aufgebaute Sträuße. Dafür ging sie immer wieder ein paar Schritte weiter von der Vase und betrachtete das Gesamtbild aus der Entfernung. Dann ging sie in den Garten, in der Hoffnung ein gewisses Etwas zu finden, was immer noch fehlte und der Vollendung im Wege war.
Ihr Mann meinte neulich zu ihr, dass die Nachbarin Floristin mit so einem Tempo kaum Geld verdienen würde. Das war nämlich der Punkt. Sie hatte nur einen Strauß für sich zu machen und empfand das als angenehmen Zeitvertreib. An Zeit mangelte es ihr nicht. Die Krankschreibungen häuften sich und dauerten immer länger. Das Tempo konnte sie je weiter desto weniger beeinflussen. Sie zählte zu den früh Erkrankten, bei denen eher ein Zittern und eine Muskelsteifigkeit im Vordergrund waren. Muskelverkrampfungen waren mittlerweile auch keine Seltenheit. Eine alte Anekdote, die sie selbst vor Jahren ihrem Mann erzählt hatte, wurde mittlerweile sehr aktuell. In der Anekdote ging es um einen Drogenabhängigen, der Sozialstunden im Zoo machen musste. Seine Aufgabe bestand darin, die Schildkröten zu füttern. Die schnellen Biester hauten ihm ständig ab, sobald er die Käfigklappe aufmachte.
Drogenabhängig war sie eindeutig nicht. Der Rest der Geschichte könnte locker zu ihr passen. Das war noch kein Ende. Und solange es ging, vermied sie keine Aufgaben mit Beanspruchung der Feinmotorik. Sie musste in Bewegung bleiben. Die Krankheit wird schon eines Tages die Oberhand gewinnen. Sie hoffte nur, dass das spät genug eintreten wird.
Man kann drüber streiten, ob Adjektive in einigen Fällen hier nötig sind oder nicht, die vielen Füllwörter sind es nicht.

Ich vermag keine richtige Handlung in der Geschichte zu erkennen. Wenn du den Text gut straffst und Wesentliches herausarbeitest, könnte vielleicht eine gute Kurzprosa dabei herauskommen. So finde ich ihn leider nicht gut.


Viele Grüße
SilberneDelfine
 
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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Auch diese Geschichte ist für mich verwirrend. "Sie" und "die Nachbarin, die Floristin" werden munter durcheinander geworfen. Wer ist nun krank?

Du solltest dich auf einen wesentlichen Punkt konzentrieren. Entweder das Blumengeschäft, dessen Erfolg oder Nichterfolg usw beschreiben oder die Krankheit der Prot.

Die Geschichte wirkt unausgereift und wie ein erster Entwurf und ich ordne sie eher unter Kurzprosa ein.

Wenn sie so bleibt, werde ich sie dahin verschieben.

Ansonsten haben Molly und Silberne Delfine gute Tipps zur Verbesserung gegeben!

Gruß DS
 
@DocSchneider: Hallo DocSchneider, danke fürs Lesen und Feedback.
Kurzprosa dann Kurzprosa, ich habe nichts dagegen.

Zum Inhalt:

Mit "sie" wird nur eine Frau im Text bezeichnet. Und um sie geht es im Text: sie mag seit Kind an Blumen; das ist ihr Hobby; sie ist krank; sie hat viel Zeit durch häufige Krankschreibungen; sie gibt nicht auf; sie fummelt weiter an den Blumen, auch wenn die Feinmotorik immer mehr nachlässt. Sie wird in allen Hinsichten langsamer. Ihr könnten quasi die Schildkröten beim Füttern abhauen.

Die Nachbarin Floristin wird NICHT mit "sie" bezeichnet, um beide Frauen eindeutig zu trennen. Die Nachbarin dient als Inspirations- und Ideenquelle für die kranke "sie", weil die Nachbarin die Floristik gelernt hat. Die kranke "sie" dagegen kreiert intuitiv nach Gefühl.

Die etwas vollierte Handlung ist die Krankheit im Progress, die unverkennbare Auswirkungen in diesem Einzelfall auf dieses (Blumen)Hobby hat. Der Ausgang ist offen, weil niemand weiß, wie schnell und in wieweit sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Die kranke "sie" hofft, dass die Krankheit spät genug die Oberhand gewinnt.

Wenn unbedingt sein muss, kann ich der kranken "sie" einen Namen geben.
Mit meinen Texten möchte ich einen mitdenkenden Leser erreichen. Ich möchte dem Leser nicht alles vorkauen und ihm nur zum Schlucken geben.

Zu viele "war" habe ich schon reduziert. (Molly)
Die Füllwörter habe ich von 5% auf 2% reduziert. Auf die Adjektive kann ich leider schlecht verzichten. (SilberneDelfine)

Vielen Dank.
Viele Grüße,
Liselotte
 
@WolfgangFridolin: DANKE!
Ich habe Angst, etwas Falsches zu sagen :) Ich glaube, dass ich einen neuen Freund gewonnen habe...
...
Jemand ist nicht neidisch
in den besseren Zeiten.
Jemand ist da
zwischen Gezeiten.
Jemand hält Abstand
bei Peinlichkeiten.
Jemand rückt näher
in Schwierigkeiten.
...
("Ein bisschen Freundschaft" von meiner Wenigkeit)

Liebe Grüße, Liselotte
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Nachbarin Floristin wird NICHT mit "sie" bezeichnet, um beide Frauen eindeutig zu trennen. Die Nachbarin dient als Inspirations- und Ideenquelle für die kranke "sie", weil die Nachbarin die Floristik gelernt hat. Die kranke "sie" dagegen kreiert intuitiv nach Gefühl.

Das war mir schon klar.

Der Text hakt m.E. hier


Ihr Mann meinte zu ihr, dass die Nachbarin Floristin mit so einem Tempo kaum Geld verdienen würde. Das war nämlich der Punkt. An Zeit mangelte es ihr nicht. Die langen Krankschreibungen häuften sich. Ihr Tempo konnte sie schlecht beeinflussen. Sie zählte zu den früh Erkrankten, bei denen ein Zittern und eine Muskelsteifigkeit im Vordergrund waren.

Im ersten Satz ist die Floristin Thema, dann schwenkst du plötzlich um und meinst die andere Frau.


Wenn unbedingt sein muss, kann ich der kranken "sie" einen Namen geben.
Einer Dame einen Vornamen zu geben, wäre in der Tat hilfreich und würde den Text verbessern.


Mit meinen Texten möchte ich einen mitdenkenden Leser erreichen. Ich möchte dem Leser nicht alles vorkauen und ihm nur zum Schlucken geben.

Diese Bemerkung ist ziemlich unverschämt. Dann schreibe so, dass der Text auf Anhieb verständlich ist.

Ich verschiebe ihn zur Kurzprosa.

Gruß DS
 
@DocSchneider: Guten Morgen! Danke für alles. Ich möchte nicht viel diskutieren. Ich nehme alle Hinweise von erfahrenen Mitgliedern zur Kenntnis. Unverschämt bin ich nicht. Ich wurde noch nie im Austausch bei LL persönlich. Ich möchte lediglich schreiben und gelesen werden. Deshalb bin ich hier. Es gibt so viele Leser. Sie reichen für alle Autoren. Auch ich habe meine Leser, auch wenn es behauptet wird, dass ich vom Fach nichts verstehe...

Ich wünsche einen schönen sonnigen Sonntag! Endlich ist der Sommer da! Zumindest bei uns in Brandenburg. Sonst hatten wir seit 2 Monaten nur Aprilwetter :)
VG Liselotte
 



 
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