Na gut, dann versuch ich es mal:
Das erste Missverständnis ist bereits entstanden, mit der Annahme, der Trichter müsste als Gegenstand in einem Figurengedicht auftauchen. Dem ist aber nicht so. Genauso zulässig ist die Verwendung des Trichters als Sinnbild, als Symbol, direkte oder indirekte Übertragung oder in seiner Funktion.
Ein Figurengedicht hat eine verbale und eine nonverbale Aussagekraft. Das heißt, die Kommunikation verläuft über zwei Ebenen. Deshalb verliert ein solches Werk seine Aussagekraft teilweise oder sogar ganz, wenn man die Figur rausnimmt.
Die Entstehung und Tradition der Figurengedichte gehen bis in die Antike zurück. Zu Beginn des Mittelalters hat die Religion sie für sich entdeckt, dafür gibt es unzählige Beispiele. Später bekamen sie häufig einen Rätselcharakter und ihre eigentliche Aussage war nicht sofort klar zu erkennen. Sie bekamen metrische Grundzüge und Bilder im Bild.
Moderne Figurengedichte haben manchmal gar keinen poetischen Inhalt mehr. Siehe das Beispiel mit dem Apfel. (Eigentlich wollte ich hier ein Bild einfügen, geht aber nicht. Dann muss ich es beschreiben. Ein Figurengedicht in Form eines Apfels und nur bestehend aus den Wörtern Apfel Apfel Apfel Apfel ......)
Mein Figurengedicht funktioniert in zwei Richtungen:
- Nehmen wir als Vergleichsbild „die Beziehungskiste“. In der Kiste befindet sich eine Beziehung. Nun hat sie aber inzwischen, warum auch immer, unten ein Loch und plumps fällt die Beziehung raus und eine leere Kiste bleibt übrig.
- Wir drehen die leere Kiste um, jetzt ist das Loch oben und ich kann sie wieder füllen, aber mit Dingen, die Freude bringen und Spaß.
So wäre das Bild leicht und einfach.
Nimmt man nun einen Trichter, statt einer Kiste, dann ist das Loch viel kleiner, was dann den Weg nach draußen findet, fällt nicht, sondern schwindet nach und nach.
Dass es sich um eine Beziehung handelt, ist nicht mehr so offensichtlich. Wobei „dein Unkraut in meinem Garten wächst“ und „Tor“, die deutlichsten Wörter sind. Ansonsten ist es mehr aus dem Zusammenhang zu entnehmen. Dass es keine gute Beziehung war lässt sich daraus ableiten, dass die Freude fehlte und dass vor allem Unkraut vom Gegenüber hinterlassen wurde. Das hat die Beziehung kaputtgemacht und sie von ganz alleine weniger und weniger, mit jeder Zeile schwindet sie (um eine Silbe weniger formt sich der rinnende Trichter). Aber das nicht nur das, das Li wird selbst aktiv und reißt die schädlichen Folgen (Unkraut) der Beziehung aus ihrem Garten (Leben).
Atira hat es erfasst, in dieser Richtung bedeutet „Tor“ du Depp, du Dummkopf. Selbst schuld, das hast du nicht besser verdient. Mit dem Ausrufzeichen versehen, wirkt durchaus auch Ärger mit. Ob mehr über den Tor oder sich selbst, lass ich mal offen.
Selbstironie schwingt schon mir, denn man hätte ja die Variante Beziehungskiste wählen können. Großes Loch rein, Beziehung raus. Fertig. Stattdessen geschieht die Lösung in einem Prozess, der nur schrittchenweise funktioniert.
Wenn wir nun in die andere Richtung gehen. Beginnt es mit dem Tor, und damit mit der Öffnung. Es ist genug Freiraum und Leere entstanden, in die man Neues pflanzen kann. Und zuallererst ist die Entscheidung gefallen, die Tragödie mit Humor zu nehmen, um dann aktiv dazu beizutragen, dass auch die Sonne in diesem Leben wieder tanzen kann. Es wird praktisch ein neues Lebensmuster gewoben (Binden des Blütenkranzes), das mit Erfolg gekrönt wird. Die Blumen leuchten wieder und die (Lebens-)Freude wächst und gedeiht.
Zur Überschrift – das Leben fängt neu an! - Frühling wird's! (weil das Li dazu beigetragen hat, aktiv und mit Nachdruck)
Ehrlich gesagt, finde ich es unmöglich, meine eigenen Gedichte interpretieren zu müssen. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass es so schwierig zu verstehen sein würde. Für mich war es offensichtlich.
Wenn euch das Gedicht immer noch nicht gefällt, soll es mir wurscht sein. Hirnloses Blumenwiesengeschwafel ist es jedenfalls nicht.
Nicht die Bewertungen und Kommentare unter dem Gedicht haben mich so verärgert und verletzt (abgesehen davon, völlig links liegen gelassen worden zu sein) - sodass ich mich zur längeren Pause entschieden habe - sondern die Diskussion im Untergrund im Forum Lupanum. Dort bin ich nur zufällig gelandet. Vielleicht hat es aber auch so sein sollen.
Gruß Liara
Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe auch versucht auf die Metrik zu achten, was mit zunehmendem Silbenschwund immer schwieriger bis fast unmöglich wurde.