Fuchsschwanz
Er hatte ihn abgemacht, von seiner Autoantenne. Das musste so sein, sonst wäre er schnell entwendet worden, denn die Begehrlichkeiten der Fangemeinde nach einer derartigen Trophäe waren groß. Ein echter Fuchsschwanz - selten. Aber er verfolgte heute damit auch noch einen anderen Zweck, und der hatte nichts mit dem Schutz vor einem möglichen Diebstahl zu tun.
Jetzt näherte er sich dem seit langem bereits ausgespähten Areal. Da war es, sauber eingezäunt, von Büschen gesäumt. Ein Sichtschutz. Schutz vor Unbefugten. Und vor Eindringlingen, die Gefahr bedeuteten. Gefahr und Verderben, bis hin zum bitteren Ende. Deshalb ein geschütztes Terrain für die Bewohner, für die glücklichen freilaufenden Bewohner. Zugelassen als Besucher waren nur Angehörige der gleichartigen Spezies, das garantierte dann absolute Sicherheit. Man war dann sozusagen unter sich, niemand tat dem anderen weh, also meistens nicht. Ausreisser gab es immer, wie überall. Unproduktiv, und selbst die hohlsten Köpfe wurden zumindest eine zeitlang geduldet. Ihr Geschwafel sollte ihre mangelnde Qualifikation kompensieren, dann schaute man nach, was sie denn so mitgebracht hatten. Und liefern konnten, beitragen konnten zum Wohle der Allgemeinheit. Da war nichts.
Und der Chef der gesamten Mannschaft mühte sich dann aufopfernd auch mit diesen Versagern ab, immer wieder.
Da war nichts. Unproduktiv. Rohrkrepierer, sagte er.
Das unnütze Gesindel verschwand dann auch irgendwann wieder.
Neue kamen nach, das Spiel begann von vorne.
Jetzt kam der große Auftritt! Der Busch verdeckte ihn perfekt, sein Fuchsschwanz war mit einer langen Angelschnur versehen.
Ein Schwung, ein einziger Wurf, schon war er über den Zaun geflogen und hing jetzt an dessen Innenseite bis kurz vor dem Gras herunter.
Einige leicht zuckende Bewegungen, schon wurde ihm vermeintlich Leben eingehaucht. Er bewegte sich auf und ab jetzt, nur dieses Stück Fell.
Die freilaufenden Insassen registrierten das sofort. Das darauf einsetzende Geschrei war unglaublich. Sie stoben auseinander, von Panik erfasst. Am Eingangsbereich zu ihrer gemauerten Festung kam es zu Tumulten, das Gedränge war unglaublich.
Einige von ihnen schafften es nicht einmal bis dorthin und kollabierten bereits vorher. Niemand half ihnen. Der Chef war als erster verschwunden, als erster Bewohner im sicheren Hort.
Kein Vorbild, nur als Vorhut und wissend, das erstens der Eingang für den Feind meistens zu eng war, und zweitens bei ausreichendem Geschrei dann auch meistens schnell Hilfe nahte.
Professionelle Hilfe, denn er und auch seine Schützlinge waren wertvoll.
Die Hilfe kam dann auch, bewaffnet mit einem Korb. Dann wurde eingesammelt, die gesamte Produktion. Flüche begleiteten diese aufopfernde Tätigkeit, denn die Ausbeute war dürftig.
Der Fuchsschwanz war längst wieder eingezogen worden, der Scherzkeks hatte seinen Spaß gehabt und befestigte ihn wieder an seiner Antenne. Und morgen würde er auch er fluchen, wenn die Eier schon wieder teurer geworden waren.
Im Gehege war inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Man kehrte zum Tagesgeschäft zurück. Der Chef hatte alle Hände voll zu tun, wobei jetzt "die Hände" nur eine Metapher sind.
Der Mann mit dem Korb inspizierte den Zaun. Nichts zu sehen, nichts war beschädigt. Auch das alte Schild hing noch unversehrt an seiner Stelle.
"Deutsches Forum für zukunftsweisende Literatur". Er befestigte das neue Schild direkt daneben. " Lehrwerkstatt des Deutschen Bundestags".
So manche Parabel erfüllt einen guten Zweck. Und ab und zu schaut mal ein Fuchs vorbei und sorgt für konstruktive Besinnlichkeit. Manche nennen es auch Unruhe. Preissteigerungen sind dabei nicht zu befürchten. Und es hängt auch kein Schwanz dabei über dem Zaun. Man bleibt seriös. Und produziert wird auch ohne Chef, und zwar kräftig. Alles gut.
Er hatte ihn abgemacht, von seiner Autoantenne. Das musste so sein, sonst wäre er schnell entwendet worden, denn die Begehrlichkeiten der Fangemeinde nach einer derartigen Trophäe waren groß. Ein echter Fuchsschwanz - selten. Aber er verfolgte heute damit auch noch einen anderen Zweck, und der hatte nichts mit dem Schutz vor einem möglichen Diebstahl zu tun.
Jetzt näherte er sich dem seit langem bereits ausgespähten Areal. Da war es, sauber eingezäunt, von Büschen gesäumt. Ein Sichtschutz. Schutz vor Unbefugten. Und vor Eindringlingen, die Gefahr bedeuteten. Gefahr und Verderben, bis hin zum bitteren Ende. Deshalb ein geschütztes Terrain für die Bewohner, für die glücklichen freilaufenden Bewohner. Zugelassen als Besucher waren nur Angehörige der gleichartigen Spezies, das garantierte dann absolute Sicherheit. Man war dann sozusagen unter sich, niemand tat dem anderen weh, also meistens nicht. Ausreisser gab es immer, wie überall. Unproduktiv, und selbst die hohlsten Köpfe wurden zumindest eine zeitlang geduldet. Ihr Geschwafel sollte ihre mangelnde Qualifikation kompensieren, dann schaute man nach, was sie denn so mitgebracht hatten. Und liefern konnten, beitragen konnten zum Wohle der Allgemeinheit. Da war nichts.
Und der Chef der gesamten Mannschaft mühte sich dann aufopfernd auch mit diesen Versagern ab, immer wieder.
Da war nichts. Unproduktiv. Rohrkrepierer, sagte er.
Das unnütze Gesindel verschwand dann auch irgendwann wieder.
Neue kamen nach, das Spiel begann von vorne.
Jetzt kam der große Auftritt! Der Busch verdeckte ihn perfekt, sein Fuchsschwanz war mit einer langen Angelschnur versehen.
Ein Schwung, ein einziger Wurf, schon war er über den Zaun geflogen und hing jetzt an dessen Innenseite bis kurz vor dem Gras herunter.
Einige leicht zuckende Bewegungen, schon wurde ihm vermeintlich Leben eingehaucht. Er bewegte sich auf und ab jetzt, nur dieses Stück Fell.
Die freilaufenden Insassen registrierten das sofort. Das darauf einsetzende Geschrei war unglaublich. Sie stoben auseinander, von Panik erfasst. Am Eingangsbereich zu ihrer gemauerten Festung kam es zu Tumulten, das Gedränge war unglaublich.
Einige von ihnen schafften es nicht einmal bis dorthin und kollabierten bereits vorher. Niemand half ihnen. Der Chef war als erster verschwunden, als erster Bewohner im sicheren Hort.
Kein Vorbild, nur als Vorhut und wissend, das erstens der Eingang für den Feind meistens zu eng war, und zweitens bei ausreichendem Geschrei dann auch meistens schnell Hilfe nahte.
Professionelle Hilfe, denn er und auch seine Schützlinge waren wertvoll.
Die Hilfe kam dann auch, bewaffnet mit einem Korb. Dann wurde eingesammelt, die gesamte Produktion. Flüche begleiteten diese aufopfernde Tätigkeit, denn die Ausbeute war dürftig.
Der Fuchsschwanz war längst wieder eingezogen worden, der Scherzkeks hatte seinen Spaß gehabt und befestigte ihn wieder an seiner Antenne. Und morgen würde er auch er fluchen, wenn die Eier schon wieder teurer geworden waren.
Im Gehege war inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Man kehrte zum Tagesgeschäft zurück. Der Chef hatte alle Hände voll zu tun, wobei jetzt "die Hände" nur eine Metapher sind.
Der Mann mit dem Korb inspizierte den Zaun. Nichts zu sehen, nichts war beschädigt. Auch das alte Schild hing noch unversehrt an seiner Stelle.
"Deutsches Forum für zukunftsweisende Literatur". Er befestigte das neue Schild direkt daneben. " Lehrwerkstatt des Deutschen Bundestags".
So manche Parabel erfüllt einen guten Zweck. Und ab und zu schaut mal ein Fuchs vorbei und sorgt für konstruktive Besinnlichkeit. Manche nennen es auch Unruhe. Preissteigerungen sind dabei nicht zu befürchten. Und es hängt auch kein Schwanz dabei über dem Zaun. Man bleibt seriös. Und produziert wird auch ohne Chef, und zwar kräftig. Alles gut.
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