Fuchsschwanz

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Klaus K.

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Fuchsschwanz

Er hatte ihn abgemacht, von seiner Autoantenne. Das musste so sein, sonst wäre er schnell entwendet worden, denn die Begehrlichkeiten der Fangemeinde nach einer derartigen Trophäe waren groß. Ein echter Fuchsschwanz - selten. Aber er verfolgte heute damit auch noch einen anderen Zweck, und der hatte nichts mit dem Schutz vor einem möglichen Diebstahl zu tun.

Jetzt näherte er sich dem seit langem bereits ausgespähten Areal. Da war es, sauber eingezäunt, von Büschen gesäumt. Ein Sichtschutz. Schutz vor Unbefugten. Und vor Eindringlingen, die Gefahr bedeuteten. Gefahr und Verderben, bis hin zum bitteren Ende. Deshalb ein geschütztes Terrain für die Bewohner, für die glücklichen freilaufenden Bewohner. Zugelassen als Besucher waren nur Angehörige der gleichartigen Spezies, das garantierte dann absolute Sicherheit. Man war dann sozusagen unter sich, niemand tat dem anderen weh, also meistens nicht. Ausreisser gab es immer, wie überall. Unproduktiv, und selbst die hohlsten Köpfe wurden zumindest eine zeitlang geduldet. Ihr Geschwafel sollte ihre mangelnde Qualifikation kompensieren, dann schaute man nach, was sie denn so mitgebracht hatten. Und liefern konnten, beitragen konnten zum Wohle der Allgemeinheit. Da war nichts.
Und der Chef der gesamten Mannschaft mühte sich dann aufopfernd auch mit diesen Versagern ab, immer wieder.
Da war nichts. Unproduktiv. Rohrkrepierer, sagte er.
Das unnütze Gesindel verschwand dann auch irgendwann wieder.
Neue kamen nach, das Spiel begann von vorne.

Jetzt kam der große Auftritt! Der Busch verdeckte ihn perfekt, sein Fuchsschwanz war mit einer langen Angelschnur versehen.
Ein Schwung, ein einziger Wurf, schon war er über den Zaun geflogen und hing jetzt an dessen Innenseite bis kurz vor dem Gras herunter.
Einige leicht zuckende Bewegungen, schon wurde ihm vermeintlich Leben eingehaucht. Er bewegte sich auf und ab jetzt, nur dieses Stück Fell.
Die freilaufenden Insassen registrierten das sofort. Das darauf einsetzende Geschrei war unglaublich. Sie stoben auseinander, von Panik erfasst. Am Eingangsbereich zu ihrer gemauerten Festung kam es zu Tumulten, das Gedränge war unglaublich.
Einige von ihnen schafften es nicht einmal bis dorthin und kollabierten bereits vorher. Niemand half ihnen. Der Chef war als erster verschwunden, als erster Bewohner im sicheren Hort.
Kein Vorbild, nur als Vorhut und wissend, das erstens der Eingang für den Feind meistens zu eng war, und zweitens bei ausreichendem Geschrei dann auch meistens schnell Hilfe nahte.
Professionelle Hilfe, denn er und auch seine Schützlinge waren wertvoll.

Die Hilfe kam dann auch, bewaffnet mit einem Korb. Dann wurde eingesammelt, die gesamte Produktion. Flüche begleiteten diese aufopfernde Tätigkeit, denn die Ausbeute war dürftig.
Der Fuchsschwanz war längst wieder eingezogen worden, der Scherzkeks hatte seinen Spaß gehabt und befestigte ihn wieder an seiner Antenne. Und morgen würde er auch er fluchen, wenn die Eier schon wieder teurer geworden waren.

Im Gehege war inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Man kehrte zum Tagesgeschäft zurück. Der Chef hatte alle Hände voll zu tun, wobei jetzt "die Hände" nur eine Metapher sind.
Der Mann mit dem Korb inspizierte den Zaun. Nichts zu sehen, nichts war beschädigt. Auch das alte Schild hing noch unversehrt an seiner Stelle.
"Deutsches Forum für zukunftsweisende Literatur". Er befestigte das neue Schild direkt daneben. " Lehrwerkstatt des Deutschen Bundestags".

So manche Parabel erfüllt einen guten Zweck. Und ab und zu schaut mal ein Fuchs vorbei und sorgt für konstruktive Besinnlichkeit. Manche nennen es auch Unruhe. Preissteigerungen sind dabei nicht zu befürchten. Und es hängt auch kein Schwanz dabei über dem Zaun. Man bleibt seriös. Und produziert wird auch ohne Chef, und zwar kräftig. Alles gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Klaus, ein herrlicher Spaß. Ein Chef, der alle Hände voll zu tun hat und ein vermeintlicher Unhold, der den kompletten Stall durcheinander wirbelt.
Für den Bundestag wünsche ich mir auch so einen Fuchsschwanz:D
Beislgrüße
 

Hagen

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Hallo mein Freund,
als routinierter Universalversager ist dieser Text etwas zu hoch für mich; - es muss sich aber um ganz hohe Literatur handeln, denn sonst hätte ich alles verstanden. Nur der Fuchsschwanz sagt mir etwas, da ich bis vor Kurzem noch den Manta gefahren habe! Der Mantafahrer spricht Ruhrpott-Slang, trägt den Namen „Manni“, als Schuhe „Mantaletten“ (Cowboystiefel), um den Hals ein Goldkettchen und auf dem Kopf eine Vokuhila-Frisur. Er lässt bei jeder Temperatur beim Fahren den Ellenbogen durch das geöffnete Seitenfenster ragen (weshalb die Manta-Tür vom Achselschweiß rostig sein soll und Mantafahrer am Eiszapfen am Arm zu erkennen sein sollen), hat eine blond(iert)e Friseuse auf dem Beifahrersitz, und sein Auto ist getunt, verspoilert, tiefergelegt und dekoriert (Plüschwürfel am Rückspiegel, Fuchsschwanz an der Antenne, „Kenwood“-Aufkleber auf der Heckscheibe, …). Er war höchstens auf der Hauptschule, in der er mehrere Klassen wiederholen musste, und bedient sich gern der Interjektionen „ey!“ und „boah!“. Bei Frauen zeigt er ein äußerst direktes Flirtverhalten („Ey, ficken?“). Er pflegt eine Feindschaft vor allem gegenüber VW-Golf-GTI-Fahrern („Golfkrieg“), mit denen er auch bevorzugt Wettrennen veranstaltet, und verunglückt mit seinem Auto in vielen Witzen tödlich. Bei der anschließenden Beerdigung, die typischerweise montags stattfindet, weil die Friseusen frei haben, wird sein Sarg auf Wunsch seiner Kumpels noch etwas tiefer gelegt.
Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt schön fröhlich, guter Dinge, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert, negativ getestet und stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen
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Bedenke: Stimme niemals ein Klavier in nassem Zustand!
 

Klaus K.

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Beislhans,

hab vielen Dank, auch für den Kommentar! Fuchsschwanz für den Bundestag? Völlig richtig, das wäre dringendst erforderlich!!! Mit Gruß, Klaus
 

Klaus K.

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Hagen,

das war doch nur die Rache eines Manta-Fahrers, dem die Aufnahme selbst nur als Gast im "Forum für zukunftsweisende Literatur" verweigert worden war!
Assoziationen sind erlaubt und erwünscht, unser Politikbetrieb bietet sich förmlich an. Die Ausbeute für den Bürger ist gering, der Korb fast leer. Aber der Chef war wie immer bei drohender Gefahr sofort weg. - Ich war gerade einkaufen. Ein Ei für einen Euro. Aus Schokolade. Man stellt sich bereits um. Mit Gruß von Klaus, dem Mann aus Essen, genannt "Mach mich mal zwei Pils!".
 



 
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