"Fund" von Johann Wolfgang von Götmann

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James Blond

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Mal im Ernst, JB: Willst du mir unbedingt beweisen, dass mein Geschmack falsch ist, oder was soll das Draufrumreiten?
Vielleicht mal nicht so ganz im Ernst, liebe jon: Hast du auch Humor? Die Haare auf deinen Zähnen kenne ich mittlerweile recht gut.

Aber ich kann dir mit heiligem Ernst versichern, dass ich noch nie in meinem Leben versucht habe, jemanden von der Fehlerhaftigkeit seiner Empfindungen zu überzeugen. Vielleicht eher schon mal von ihrer "Einzigartigkeit" ...

Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
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... Die Versuche in dieser Richtung waren zumeist schön schauderhaft, pardon: schun schuderhuft. Man könnte vielleicht einen Wettbewerb daraus anrühren ...

Grüße
JB
Das nennt man monovokalischer Verse. Die sind sehr schwierig, am einfachsten sind sie mit "e", sehr schwer mit den Umlauten.

"Schun schuderhuft" - das wäre aber nicht zulässig, sonst könnte man jedes Wort erfinden.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Beides ist leider nicht zutreffend. Jenes Veilchen ziert nur die Treulosen, die's auch verdient haben, mich jedoch nicht.

Und ein Dutsch-Spaß, der nicht erkannt wird, ist auch nicht komisch. Vielleicht solltest du "Dutsch" einmal so definieren: Es gibt nur den U-Vokal. Die Versuche in dieser Richtung waren zumeist schön schauderhaft, pardon: schun schuderhuft. Man könnte vielleicht einen Wettbewerb daraus anrühren ...

Grüße
JB
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PS: Eines scheint zu stimmen: man kann viel besser diskutieren, wenn ein Werk gerade nicht vollkommen ist. Das habe ich gerade in einem Fotoforum gelesen, und es trifft auch auf Lyrik zu.
 
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jon

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Vielleicht mal nicht so ganz im Ernst, liebe jon: Hast du auch Humor? Die Haare auf deinen Zähnen kenne ich mittlerweile recht gut.
Momentan begrenzt. Also das mit dem Humor. Derzeit ärgere mich zu sehr über diesen und jenen. Um Herrn Drosten zu zitieren: "Ich habe Besseres zu tun."
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
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Können wir wieder zum Thema zurückkommen? (Zerfleischen oder Anhimmeln meines Werkes ;) ) Ich weiß: Ich habe bei dem Exkurs mitgemacht.
--- Dass es dafür Veilchen regnet, hätte ich ja nicht gedacht ...
 

James Blond

Mitglied
Können wir wieder zum Thema zurückkommen? (Zerfleischen oder Anhimmeln meines Werkes ;) )
Kein Problem, vielleicht noch ein Viertelchen Hackepeter? ;) Oder darf's auch ein bisschen mehr sein?

Lieber Bernd,
ich stimme dir einerseits zu, wenn du schreibst, dass es doch ein gutes Zeichen ist, wenn der Vokalverzicht nicht sonderlich auffällt. Das bedeutet ja, dass die Sprache nicht gezwungen wirkt, die Worte ihrem natürlichen Lauf folgen und den Sinn nicht sonderlich verbiegen. Darüberhinaus versucht das Gedicht ja auch noch den Bezug zu Goethes Vorbild zu halten. Darin liegt schon eine gewisse Leistung.

Was aber, wenn man die Rahmen nicht kennt, denen sich das Gedicht einzupassen sucht? Für den Goethe-Rahmen mag das schwer vorstellbar sein, doch was die Vokalbeschränkung anbelangt, so wirkt sie als solche doch nur innerhalb einer vorgegebenen oder selbstgestellten Aufgabe. Will damit sagen, sie hat keinen besonderen Wert außerhalb ihrer selbst, sie erhöht weder die phonetische Attraktivität noch verbessert sie den klanglichen Charakter des Gedichtes; es ist so, als würde man mit Badelatschen den Mount Everest bezwingen - am Ergebnis ändert sich dadurch nichts, außer dass man eventuell mehr Bewunderung einheimst, dass man es auf diese Weise geschafft hat. Doch zählt in der Lyrik nicht die Leistung, sondern das Ergebnis!

Vielleicht verdeutlicht sich meine Kritik, wenn ich eine andere Formvorgabe zum Vergleich heranziehe: Angenommen, du hättest Goethes Gedichtlein in ein Sonett umgewandelt, dann könnte es sein, dass der Text davon profitierte, denn die Sonettform impliziert eine spezielle Wirkung auf den Leser, die man sich zunutze machen kann. Ich schreibe das wohl wissend, dass genau dies bei vielen Sonetten leider nicht der Fall ist, dass auch hier die Leistung in den Vordergrund rückt und nicht das Ergebnis: Man ist stolz, formal ein Sonett zustande gebracht zu haben, wenn auch ohne jeden inneren Bezug.

Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist eine grundsätzliche Schwäche von solchen Spielformen in der Poesie.
Was die Badelatschen betrifft: ich verwende in der Fotografie sehr seltsame Objektive mit starker Unschärfe. Das ist eine Art Analogie.

Ich habe Sonetts in Limericks übersetzt.
 

James Blond

Mitglied
Was die Badelatschen betrifft: ich verwende in der Fotografie sehr seltsame Objektive mit starker Unschärfe. Das ist eine Art Analogie.
Wenn das Ergebnis heißt: Ein Gedicht schreiben / auf einem Gipfel ankommen / eine Fotografie herstellen, dann ist der Weg dorthin nicht so entscheidend. Wenn aber der Weg einen spürbaren Einfluss auf die Qualität des Ergebnisses hat, dann wird er u. U. zu einem künstlerischen Verfahren, das Verfremdung nicht nur in Kauf nimmt, sondern sie auch anstrebt.

Insofern kann eine selbstauferlegte Beschränkung in der Lyrik als ein kreatives Verfahren eingesetzt werden. Doch zählt auch dann nur das jeweilige Ergebnis; es wird durch das Verfahren zwar beeinflusst oder gesteuert, nicht aber qualifiziert. Vielleicht erzielt man mit dem Einsatz von Rote Bete-Saft auf Fotoplatten wunderbare Effekte, aber die Effekte sind nicht dadurch wunderbar, dass sie durch den Saft hervorgerufen wurden.
Ein anderes Beispiel sind computergenerierte lyrische Texte. Der Text wird per se nicht "besser" oder "schlechter" durch den Hinweis, dass er von einem Programm erstellt wurde.

jon brachte weiter oben für die Bezugnahme auf andere literarische Werke nach Parodie und Adaption auch den Begriff der Travestie ins Spiel. Ich denke aber nicht, dass es sich bei diesem Gedicht um eine Travestie ("Verkleidung") handelt, dazu müsste sich der Inhalt eng an das Vorbild halten, allerdings in einem anderen, eher unangemessenen Sprachstil.

Grüße
JB
 



 
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