Aber da (an dieser Stelle) hat der sapphische Vers gar nicht den Daktylus. Er kommt später.
Der Ausdruck "Daktylus" ist nur ein Hilfsmittel, denn in Wirklichkeit haben alle griechischen lyrischen Versmaße (alkäisch, sapphisch, asklepiadeisch) eine Art Molekülgruppe von drei Längen, gefolgt von einer Doppelkürze: XXXxx.
Bei der alkäischen Strophe ist es ähnlich der sapphischen, nur noch eine unbetonte Auftaktsilbe davor: xXxXXX (alkäisch) statt XxXXX (sapphisch).
Da wir nicht nach Längen, sondern nach Betonungen lesen bzw. durch Betonungen die Längen noch einmal stärker oder schwächer gewichten, ist das Längentripel (XXX) für uns betont-unbetont-betont, dann folgen die beiden Kürzen als deutlich unbetonte Silben. So regelmäßig bei Hölderlin.
Es ist natürlich Quatsch, den Daktylus rumzuschieben, wie man gerade Lust hat. Es ist, als verschiebe man die Halbtonstufe in den modalen Tonarten, ohne den Namen der "neuen" Leiter zu ändern oder bei den anderen modalen Tonarten ("Kirchentonarten") zu finden. (Aber Phrygisch hat nun mal einen Halbtonschritt von der untersten zur zweituntersten Treppenstufe der Leiter, um das an einem Beispiel zu verdeutlichen. Wer den Halbtonschritt zwischen die zweite und dritte Stufe setzt, der erhält Dorisch, es kann dann nicht mehr "Phrygisch" genannt werden.)
Es sei denn, man nennt so einen veränderten Vers nicht "sapphisch", - dann kann man natürlich machen, was man will.
Man kann ja auch eine andere Versart nehmen. Alkäisch, asklepiadeisch, - oder man schreibt irgendwas ohne benamte Regel.
grusz, hansz