Gedenk

4,50 Stern(e) 2 Bewertungen

sufnus

Mitglied
Hey Scal!
Wieder ein sehr vielschichtiges Gedicht von Dir mit dem Thema "Stein". Im Zentrum der Konzeption scheint mir die Mehrdeutigkeit von "beschweren" zu stehen: Meckern-mosern-sich beschweren vs. als Last auf etwas ruhen (wie im Wort Briefbeschwerer).
Stein und Hand sind dabei grammatisch durch den etwas schwebenden Bezug von Furchen mit einander verknüpft. Der Stein könnte mit Furchen in der Hand liegen (als gefurchter Stein) oder er könnte in einer Hand mit Furchen liegen (also in einer gefurchten Hand). Letztere Wortreihenfolge ist die im Gedicht realisierte, also ist das die dominierende Lesart, sprich: die Hand zeigt bereits Abnutzungserscheinungen und der Stein (vielleicht noch) nicht - aber die andere Lesart ist zumindest auch möglich, was ich sehr schön finde. :)
Mir ist die untenstehende, um ein paar Zwiebelschichten erweiterte Variante eingefallen - soll keine Konkurrenz zu Deinem schönen Gedicht sein und schon gar keine Verbesserung - nur eine Anknüpfung. :)
LG!
S.

---

hühnergott

der stein die adern die hand
der stein und die hand

nicht beschweren

die stille die hand
und der stein
 

Scal

Mitglied

Hallo Sufnus,

vielen Dank für Deine befragende Zuwendung zum Gezeilten, zu den drei Zeilchen!

Das Motiv „Stein“ hat sich für mich mehr oder weniger spontan eingestellt oder ergeben, weil ich zur Zeit eine mörtelfreie Natursteinmauer errichte.

„Gedenk“, dachte und denke ich, sei mir hinfort der Sammelbegriff für derlei kurze, einem Momentum entsprungenen Erkundungsbekundungen!
„Gedenk“ als eine Art abendländische Alternative zum Haiku.
Zudem – dachte und denke ich mir – könnte „Gedenk“ auch auf „Stein“ bezogen werden, auf dessen substantivistische Erstarrungsverfasstheit. Der „Stein“ als „Gedenkstein“ - für eine zum Stillstand gekommene Bewegung. Ein hartes Schicksal. Lyrik erlöse, verbisiere ihn.
In Anbetracht der „Steinigkeit“: welche „Bewusstseinsverfasstheit“ starrt mir entgegen, ist sie – als Momentum – für die lyrische Spürnasigkeit erfassbar, wird sie

von tiefstem schlaf
von stiller, schwerer kraft
ermuntert?

Kleinodig, was durch Dein Zwiebelschälen zum Vorschein gekommen ist! Und ja, das Wörtlein „hühnergott“ lädt meine Phantasie ein, zu pick-nicken.

Wird beim Anblick eines – stillschön ins Ganze eingefügten – Steines in einem Zen-Garten Erleichterung spürbar?

LG
Scal
 



 
Oben Unten