John Wein
Mitglied
Vom Unterwegssein
Ich möchte bis zum letzten Atemzug lebendig bleiben, nicht so wie manche Menschen, die schon lange bevor sie sterben aufhören zu leben, weil sie keine Ambitionen, keine Ziele, keine Träume mehr haben. (Paulo Coelho)
Manche Wege sind ein Leben lang. Fünfundsiebzig schon und noch immer ein Träumer, ich der ruhelose Vogel, den es, wie die Schwalbe, nach Süden zieht.
Wie seit Jahr und Tag überfällt mich im Frühling eine rätselhafte Unrast. Es ist das Fieber nach Abenteuer und das Verlangen dem Alltag Adieu zu sagen. Ich sehne mich nach der grenzenlosen Weite und dem hohen Himmel über einem magischen Weg. Es schärft den Blick für Wunder, befreit den Geist von Enge und stärkt den Leib für das Leben. Ich tausche die Tretmühle gegen Genügsamkeit und Einfachheit und gewinne Langmut und Festigkeit.
Die Via de la Plata, eine antike Römerroute in Spanien, ist mein fünfter Gang auf einem Pilgerweg zum Jakobsgrab. Die Strecke führt über 1000 km von Sevilla im Süden, parallel zur portugiesischen Grenze nordwärts, nach Santiago de Compostela. Man durchquert dabei die autonomen Regionen Andalusien, Extremadura, Kastilien und Galicien. Es heißt, es sei der reizvollste aller großen Jakobswege auf der iberischen Halbinsel und der südliche Frühling mit seiner explodierenden Natur, nicht zu heiß und nicht zu nass, eignet sich für dieses Unterfangen ganz besonders.
2019, Sevilla.
Die Oster-Prozessionen sind Geschichte, von hier aus will ich meiner eigenen Uhr folgen und meine persönliche Passion feiern. Auf Schusters Rappen werde ich ein mir unbekanntes Land bereisen, begleitet von Hitze und Regen, Licht und Dunkelheit, Anstieg und Abstieg, Monotonie und Abwechslung und manchmal mit Schmerzen und Traurigkeit, aber auch mit Freude und Glück.
Morgens aufbrechen und dem lieben Gott die Zeit stehlen, den Tag auskundschaften, Neues und Unerwartetes vorfinden, an jedem Abend in einer fremden Stadt, einem Dorf oder Weiler ankommen, es also wieder einmal geschafft zu haben, das ist wie ein heilsames Fieber. Fremden Menschen begegnen, Freundschaften schließen, Hilfe annehmen oder gewähren, Erfahrungen austauschen, Freude und Leid teilen, sind glückliche Momente für jeden, der sich diesem mystischen Weg anvertraut.
Trotz aller Langsamkeit bei 4km/h, schafft man es zu jedem Ziel, sei es auch noch so fern. Es kostet nur ein paar Vorkehrungen, Gesundheit und Gottvertrauen, dann steht dem Unternehmen nichts entgegen.
Heureka! Ich werde meiner inneren Uhr frohen Herzens folgen und mit Lust und Laune einfach den Tag und die Dinge, wie sie kommen und sich reihen, aufnehmen und dabei in kleinen Schritten Großes erleben.
Ich lade ein zum Mitgehen.
Buen Camino!
Was noch zu sagen wäre:
Sevilla.
24. April, 2019. Ich bin in Sevilla: „Sevilla maravilla!“ Flamenco, Carmen, Don Carlos, Barbier und Figaro, was für eine Aufführung in der Stadt, die mit ihrem Herzen das meine auf Anhieb gewinnt. „Sevilla ein Wunder!”
Die Absperrgitter der Karwoche werden bereits abgebaut, doch immer noch haben viele Besucher die Stadt fest in ihrer Hand. Gern reihe ich mich ein, lasse mich mittreiben, Sevilla verdreht noch jedem den Kopf.
Sevillas Altstadt ist ein einziger Dschungel, ein Gewimmel von Gassen in das man eintaucht und sich dem Zauber des Verlierens hingibt. Paläste, die Kathedrale, die Kirchen und Plätze leuchten in dem Kunterbunt wie Inseln im Häusermeer. Die Geschichte erzählt vom Glanz der goldenen Zeit, in der die Stadt als Nabel der Alten Welt die Schätze der Neuen in ihren Mauern türmte.
Doch will ich hier nicht touristischer Ratgeber sein, diese Geschichten sind besser und umfangreicher in den Reiseführern aufgehoben. Sevilla ist der Ausgangspunkt meines Pilgerwegs, bei dem ich meine eigenen Impressionen und Erlebnisse zum Besten geben möchte.
Die Stiefel stehen bereit, der Rucksack ist gepackt. Draußen in den Gassen, probt eine atlantische Wetterfront den Weltuntergang. Morgen früh, ich bin schon recht zappelig, beginnt mein Weg und mein Abenteuer, auf der Via de la Plata.
Fortsetzung folgt
Ich möchte bis zum letzten Atemzug lebendig bleiben, nicht so wie manche Menschen, die schon lange bevor sie sterben aufhören zu leben, weil sie keine Ambitionen, keine Ziele, keine Träume mehr haben. (Paulo Coelho)
Manche Wege sind ein Leben lang. Fünfundsiebzig schon und noch immer ein Träumer, ich der ruhelose Vogel, den es, wie die Schwalbe, nach Süden zieht.
Wie seit Jahr und Tag überfällt mich im Frühling eine rätselhafte Unrast. Es ist das Fieber nach Abenteuer und das Verlangen dem Alltag Adieu zu sagen. Ich sehne mich nach der grenzenlosen Weite und dem hohen Himmel über einem magischen Weg. Es schärft den Blick für Wunder, befreit den Geist von Enge und stärkt den Leib für das Leben. Ich tausche die Tretmühle gegen Genügsamkeit und Einfachheit und gewinne Langmut und Festigkeit.
Die Via de la Plata, eine antike Römerroute in Spanien, ist mein fünfter Gang auf einem Pilgerweg zum Jakobsgrab. Die Strecke führt über 1000 km von Sevilla im Süden, parallel zur portugiesischen Grenze nordwärts, nach Santiago de Compostela. Man durchquert dabei die autonomen Regionen Andalusien, Extremadura, Kastilien und Galicien. Es heißt, es sei der reizvollste aller großen Jakobswege auf der iberischen Halbinsel und der südliche Frühling mit seiner explodierenden Natur, nicht zu heiß und nicht zu nass, eignet sich für dieses Unterfangen ganz besonders.
2019, Sevilla.
Die Oster-Prozessionen sind Geschichte, von hier aus will ich meiner eigenen Uhr folgen und meine persönliche Passion feiern. Auf Schusters Rappen werde ich ein mir unbekanntes Land bereisen, begleitet von Hitze und Regen, Licht und Dunkelheit, Anstieg und Abstieg, Monotonie und Abwechslung und manchmal mit Schmerzen und Traurigkeit, aber auch mit Freude und Glück.
Morgens aufbrechen und dem lieben Gott die Zeit stehlen, den Tag auskundschaften, Neues und Unerwartetes vorfinden, an jedem Abend in einer fremden Stadt, einem Dorf oder Weiler ankommen, es also wieder einmal geschafft zu haben, das ist wie ein heilsames Fieber. Fremden Menschen begegnen, Freundschaften schließen, Hilfe annehmen oder gewähren, Erfahrungen austauschen, Freude und Leid teilen, sind glückliche Momente für jeden, der sich diesem mystischen Weg anvertraut.
Trotz aller Langsamkeit bei 4km/h, schafft man es zu jedem Ziel, sei es auch noch so fern. Es kostet nur ein paar Vorkehrungen, Gesundheit und Gottvertrauen, dann steht dem Unternehmen nichts entgegen.
Heureka! Ich werde meiner inneren Uhr frohen Herzens folgen und mit Lust und Laune einfach den Tag und die Dinge, wie sie kommen und sich reihen, aufnehmen und dabei in kleinen Schritten Großes erleben.
Ich lade ein zum Mitgehen.
Buen Camino!
Was noch zu sagen wäre:
Sevilla.
24. April, 2019. Ich bin in Sevilla: „Sevilla maravilla!“ Flamenco, Carmen, Don Carlos, Barbier und Figaro, was für eine Aufführung in der Stadt, die mit ihrem Herzen das meine auf Anhieb gewinnt. „Sevilla ein Wunder!”
Die Absperrgitter der Karwoche werden bereits abgebaut, doch immer noch haben viele Besucher die Stadt fest in ihrer Hand. Gern reihe ich mich ein, lasse mich mittreiben, Sevilla verdreht noch jedem den Kopf.
Sevillas Altstadt ist ein einziger Dschungel, ein Gewimmel von Gassen in das man eintaucht und sich dem Zauber des Verlierens hingibt. Paläste, die Kathedrale, die Kirchen und Plätze leuchten in dem Kunterbunt wie Inseln im Häusermeer. Die Geschichte erzählt vom Glanz der goldenen Zeit, in der die Stadt als Nabel der Alten Welt die Schätze der Neuen in ihren Mauern türmte.
Doch will ich hier nicht touristischer Ratgeber sein, diese Geschichten sind besser und umfangreicher in den Reiseführern aufgehoben. Sevilla ist der Ausgangspunkt meines Pilgerwegs, bei dem ich meine eigenen Impressionen und Erlebnisse zum Besten geben möchte.
Die Stiefel stehen bereit, der Rucksack ist gepackt. Draußen in den Gassen, probt eine atlantische Wetterfront den Weltuntergang. Morgen früh, ich bin schon recht zappelig, beginnt mein Weg und mein Abenteuer, auf der Via de la Plata.
Fortsetzung folgt
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