geheime zeichen
in der geleerten
cappuccino tasse
dort wo schaum
am rande verkrustet
entdecke ich die wahrheit
welche schon der blinde
seher erkannte
verstummt
ist nun mein verlangen
nach allwissenheit
lebe lieber
in scheinbar klaren zeiten
den letzten traum
der mir noch bleibt
Hallo Anbas,
ein vielschichtiges Werk, das auf der äußeren Ebene eine Art Kaffeesatzleserei zeigt (alles ist verkrusteter Schaum) aber ein weiteres Mysterium birgt. Eines, das sich einst selbst blinden Sehern erschloss, den Propheten einer Vorwelt.
Die sind mittlerweile verstummt und mit ihnen "ihr" Geheimnis. Schlimmer noch, der Wunsch nach all-einendem Wissen liegt mit ihnen begraben.
Was geblieben ist? Die Sucht nach materiellen Gütern, der einzig noch erfahrbaren "Wahrheit", der Ausschmückung eines leeren Seins. Und die Hoffnung auf Zuspruch eben dafür.
Durch die (super gelungene) Metapher des verkrusteten Schaums in einer ausgetrunkenen (!) Tasse deutest du an, was einmal war: Fluffiges, Schönheit, Aufbruch - die unbeweglich am Rande hängengeblieben sind. Insofern bewegst du dich textuell vom Allgemeinen zum Persönlichen. Zeigst zumindest, dass dein lyrisches Ich nicht unbeteiligt geblieben ist ...
Für mich ein wirklich gutes Gedicht. Schlicht und doch stark.
Liebe Grüße
Trainee