Gelandet

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sufnus

Mitglied
Hey Franke! :)
Den Sportunterricht habe weiland ich in seiner optischen (alte Turnhalle), akustischen (eine Trillerpfeife, mondieu!) und olfaktorischen (no comment) Darreichungsform zutiefst verachtet. Auch witterte ich früh die ungute vaterjahnhaftige Geisteshaltung, die dem mens-sana-usw-Konzept innewohnte. Viel wichtiger für meiner Erbitterung (zwischen uns sei Wahrheit) war jedoch dies: Ich war einfach voll unfähig in allen Fragen von Kondition & Koordination.
Wenn es nun im sinnebeleidigenden Universum des Schulsports ein Epizentrum gab, dann war dies ohne Zweifel die Hochsprunganlage. Bis weigerte ich mich standhaft dieses Gebilde a tergo zu nehmen, weshalb ich den Flop mit Missachtung strafte und eine eigene Technik entwickelte, die irgendwo zwischen Scherensprung und Hürdensprung angesiedelt war.
Die realisierten Sprunghöhen waren eher bescheiden. Aber beim Publikum minus den Sportlehrer waren meine Einlagen beliebt. Dass ich bereits aus beachtlicher Entfernung von der Richtstätte absprang und meinen rasanten Anlauf mit wildem Kriegsgeschrei begleitete, dürfte zum Unterhaltungswert beigetragen haben und war ein unstiller Protest gegen die Gesamtsituation.
Dies alles in Rechnung stellend, kann ich Deinem Gedicht, lieber Franke doch sehr viel abgewinnen. Du weckst eine farbige Mixtur von Erinnerungen bei mir. Und übrigens verachte ich Sportunterrricht noch immer zutiefst. ;)
LG!
S.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo sufnus,

was den Sportunterricht angeht sind wir uns absolut einig.
Leider liegt aber auch dann im Leben die Latte manchmal zu hoch, wichtig ist aber, dass man trotzdem gesprungen ist.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 21812

Gast
Sehr kurz,
aber äußerst prägnant und tief.
Gerne gelesen.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Arthur,

gerade diese Verdichtung ist ja das Ziel in der Lyrik.
Wenn mir dieses hier gelungen ist, freut mich das.

Liebe Grüße
Manfred
 

Günter Wendt

Mitglied
Am Ende
ist es gleichgültig
ob die Latte zu hoch lag

Du liegst weich
blickst nach oben
im Wissen um den Sprung
Auf. Den. Punkt.
Die Latte liegt immer zu hoch. Vor dem Sprung.
Ich stelle mir in ähnlichen Situationen den Titel von den Band Queen vor:

Spread your little wings and fly away
Fly away, far away
Pull yourself together
'Cause you know you should do better
That's because you're a free man

Danach liegst du weich auf dem Rücken, blickst hoch und denkst daran wie schön der Flug war. Das Hindernis ist jetzt Vergangenheit.
 
Hi Manfred,

ein unheimlich starker Text ! Trotz dem imaginören Sprung (iSv sich von der Erde entfernen) hat er eine unglaubliche Sogwirkung zum Basalen.. Dieses "du liegst weich" hat für mich den Text ganz besonders nuanciert und plötzlich in so eine Art "hoffnungsvolles Urvertrauen" hin geöffnet..

mes compliments

Dio
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Günter!

Das ist eine wunderbare Interpretation und trifft genau den Punkt.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Dio!

Ja, dieses weich liegen ist auch der Rückblick auf ein erfülltes Leben.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 



 
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