Geschichte vom kleinen Igel Nadelspitz

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Writeolm

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1. Nadelspitz trifft Schlamina
2. Nadelspitz und das tiefe dunkle Wasser
3. Nadelspitz und die fliegenden Kinder

4. Nadelspitz und die Angst vor dem Wasser

Nadelspitz trifft Schlamina

(2018 1 FG)

Der kleine Igel Nadelspitz kann nicht schlafen. Hin und her wälzt er sich im warmen Bett aus Blättern und Reisig.
"Gib‘ doch endlich Ruhe“, schnuffelte seine Mama ungehalten. "Hör‘ nur, wie draußen der kalte Wind bläst. Um diese Jahreszeit sollten alle Igel schlafen, auch du, mein kleiner Nadelspitz!“ Sprach sie und rollte sich schnell wieder eng zusammen.
Doch so sehr der kleine Nadelspitz auch seine Augen zusammenkniff, es ging einfach nicht.
"Vielleicht hilft es ja, wenn ich kurz hinausschaue in den kalten Wind, vor dem wir Igel uns so gern verstecken.“
Er wartete, bis seine Mama ruhig und gleichmäßig atmete. Dann aber streckte und reckte er sich, bis er auf seinen dünnen Igelbeinen stand und schlich auf vorsichtigen Pfötchen weiter und weiter in Richtung des gut versteckten Ausgangs. Immer kühler wurde es, je näher er diesem kam. Schließlich hatte er es geschafft. Er stand im Freien.
"Brrrrrr, das ist ja ungemütlich hier“, knurrte er fröstelnd und wollte gleich wieder zurück ins warme Zuhause.
"Hallo!“, rief es da mit piepszarter Stimme. "Wer bist du denn?“ Überrascht blickte Nadelspitz nach links und nach rechts. Er konnte niemanden entdecken. Auch oben und hinter ihm war nichts zu sehen. Auf einmal stupste ihm etwas gegen die Nase, aber selbst als er einen Schritt zurücktrat, um besser sehen zu können, war da nichts.
War da wirklich nichts? Doch! Nadelspitz wunderte sich. Direkt vor ihm bewegte sich ein großer Stein. War es wirklich ein Stein? Aber seit wann bewegen sich Steine? Das gibt es doch nun wirklich nicht.
"Bist du das?", fragte Nadelspitz neugierig und rückte etwas näher. Blitzschnell schossen mitten aus dem seltsamen Stein zwei butterweiche Stängel gegen des kleinen Igels hochempfindliche Schnauze und verschwanden so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren.
"Komm‘ mir nicht zu nah, sonst setzt es was!“, piepste die Stimme recht energisch. "Bei euch Igeln muss man achtsam sein. Ihr esst uns sogar!“ Die Stimme klang nicht sehr freundlich. Nadelspitz schüttelte vorsichtig seinen Kopf, immer darauf bedacht, sich nicht selbst zu piksen.
"Nein, wo denkst du hin, ich ganz sicher nicht. Ich mag keine Steine, und außerdem bist du viel zu groß. Du würdest sicher nicht in meinen Mund passen. Aber sag‘, wer bist du? Kannst du auch nicht schlafen?“
"Ach du dummer kleiner Igel“, rief es Nadelspitz nun wieder freundlicher entgegen, "Ich bin doch kein Stein. Mein Name ist Schnecka Schlupf, aber meine Freunde sagen einfach Schlamina zu mir. Möchtest du denn mein Freund sein, kleiner Igel Nadelspitz?“
"Oh ja, das wäre wundervoll! Ich habe eine Freundin!!“, jubelte er und rieb seine Vorderpfoten eifrig aneinander. Auch Schlamina war froh und ließ ihre Fühler lustig tanzen..
"Aber, mein neuer Freund Nadelspitz“, gab sie zu bedenken, "Der Winter steht vor der Tür, und auch wir Schnecken müssen uns vor der langen kalten Zeit schützen. Ich habe ganz vergessen, mir ein geeignetes Versteck zu suchen. Das muss ich schleunigst nachholen.“
Nadelspitz überlegte kurz und legte seine Stirn in nachdenkliche Falten. Natürlich konnte man das nicht sehen, waren doch dichte Stacheln davor.
"Ich habe eine Idee!“, fiel es ihm plötzlich ein. "Du kommst einfach mit in unser Igelheim. Niemand wird dir etwas zuleide tun, schließlich sind wir Freunde.“ Schlamina nickte hocherfreut, und leise, ganz ganz leise schlichen die beiden in die Wärme der Igelhöhle. Argwöhnisch beäugte Schlamina die Igelmama, doch die schnarchte friedlich und bekam von alledem nichts mit.
"Psssst, komm’ her!“, forderte Nadelspitz seine kleine Freundin auf und hob sie vorsichtig in die Höhe. Kichernd ließ er sich mit ihr auf den Rücken fallen und bettete sie zärtlich im dicken weichen Bauchfell. Natürlich achtete er auf genügend Abstand von den gefährlich spitzen Stacheln überall sonst an seinem Körper. Dann rollte er sich zusammen, und Schlamina hatte noch nie ein wärmeres Bett für den langen Schlaf des Winters gehabt.
Im Frühling schließlich, als die Sonnenstrahlen so warm wurden, dass alle schlafenden Tiere gähnend die Augen öffneten, waren Nadelspitz und Schlamina so fest miteinander verbunden, dass niemand mehr sagen konnte, wo der Igel aufhört und Schlamina beginnt.
Fröhlich stürzen sie sich in neue Abenteuer, und wer weiß, vielleicht trefft ihr ja die beiden irgendwo...



Nadelspitz und das tiefe dunkle Wasser
(2021 2 FG)

Es ist Frühling.
Nadelspitz und Schlamina haben gut geschlafen und vom kalten stürmischen Winter nichts mitbekommen. Ausgeruht streifen sie über die heimische Wiese und stecken ihre neugierigen Nasen überall hinein. Wollen wir die zwei beobachten? Gut, dann legen wir uns ganz vorsichtig auf den Bauch und rutschen langsam näher. Seht ihr die Fühler von Schlamina? Oben auf den Spitzen sind ihre Augen. So richtig gut kann sie damit nicht sehen. Wenn sie irgendwo anstößt, zieht sie ihre Fühler ein und sieht gar nichts mehr. Nadelspitz dagegen trippelt auf seinen vier Pfoten unbekümmert voran. Grashalme, Tannenzapfen oder kleine Steine sind für ihn kein Hindernis. Er schiebt das links und rechts zur Seite, und weiter geht es.
Plötzlich steht Frau Igel vor den beiden. Schlamina versucht sich hinter Nadelspitz zu verstecken. “Manchmal vergisst selbst die beste Mutter“, dachte sie ängstlich, “dass man die Freunde der eigenen Kinder nicht aufisst.“ Doch ihre Sorge war grundlos, denn Frau Igel meinte mit erhobener Pfote: “Hör zu, mein Sohn! Du kannst mit deiner schleimigen Freundin den ganzen Tag herumtollen. Doch zwei Sachen bitte ich zu beachten. Erstens bist du noch vor Sonnenuntergang zu Haus.“ Nadelspitz blickte seine Mutter eindringlich an. Diese überlegte kurz und ergänzte schließlich: “Du kannst gerne mitkommen, wenn du magst.“ Dabei zwinkerte sie Schlamina freundlich zu.
“Zweitens, und das ist besonders wichtig, haltet euch von den Weidenbäumen fern. Dort ist es für kleine Igel und noch kleinere Schnecken sehr gefährlich. Gleich hinter den Bäumen beginnt das tiefe dunkle Wasser, und schon viele sind hineingefallen. Man sagt, dass nicht alle wieder aufgetaucht sind. Also denkt an meine Worte.“ Frau Igel nickte zur Bekräftigung und verschwand schnell im hohen Gras.
Nadelspitz und Schlamina schauten sich an, lachten fröhlich und spielten Verstecken. Zuerst versteckte sich Nadelspitz. Schlamina zog ihre Fühler ein und fing an zu zählen. Bei 10 ging die Suche los. Nadelspitz wusste natürlich, dass Schlamina nicht die Schnellste war und hat sich gleich hinter dem Löwenzahn tief zu Boden geduckt. Es dauerte gar nicht lange und Schlamina rief: “Hab’ dich, hab’ dich!“
Dann musste Nadelspitz zählen. Schlamina schlich davon, um das allerbeste Versteck zu finden. Nadelspitz fing an. Als er bei 100 war, nahm er die Pfoten von den Augen. “Jetzt wird sie wohl endlich ein Versteck gefunden haben“, sprach er zu sich selbst und rannte los. Er suchte und suchte, aber er fand Schlamina nicht. Selbst als er mit seiner feinen Nase nach der Freundin schnuffelte, half ihm das nicht weiter.
“Wo ist sie bloß“, fragte er sich ratlos und rieb sein stacheliges Hinterteil an einem Stamm. Auf einmal erstarrte er und hielt die Luft an. Sein Herz klopfte wie verrückt. Vor Schreck hatte er sogar vergessen, seine Stacheln aufzustellen. Vorsichtig, ganz ganz vorsichtig, drehte er sich um. Und da sah er ihn. Riesengroß und bedrohlich stand er vor ihm, der Weidenbaum. Nadelspitz hatte nur einen Gedanken: “Weg hier, so schnell es geht, weg hier.“ Er wollte losrennen, doch da stand der nächste Weidenbaum. Überall waren die, vor ihm, neben und auch hinter ihm. “Was mache ich nur?“ Und mit ängstlicher Stimme fing er an zu rufen: “Schlamina, hörst du mich? Schlamina, kannst rauskommen. Ich finde dich nicht, du hast gewonnen.“ Stille. Nichts. Keine Antwort.
Gerade als Nadelspitz vor lauter Verzweiflung nach seiner Mama rufen wollte, hörte er die vertraute piepszarte Stimme von Schlamina: “Hier bin ich. Schau nur vor dir, die vielen Steine in den Pfützen.“ Nadelspitz atmete auf, so erleichtert war er. Einer dieser Steine bewegte sich. Es war fast so wie vor dem Winter, als er Schlamina zum ersten Mal begegnete. Auch da hatte er sie mit einem Stein verwechselt. Jetzt aber rannte er Schlamina voller Freude entgegen. Noch im Laufen machte er seine Stachelbrust auf, damit er seine Freundin umarmen konnte. Überglücklich drückten sich beide ganz fest, und Nagelspitz kugelte mit Schlamina mitten durch die Pfützen. Es war ihm ganz egal, dass er dabei vollkommen nass wurde. Hauptsache, er war nicht mehr allein.
Nach einer Weile wollte Nadelspitz mit der Kugelei aufhören. Ihm und besonders Schlamina war es schon schwindelig. Doch es ging nicht. Er fand in den Pfützen einfach keinen Halt. Alles war schlammig und glatt. Zu allem Überfluss rutschten sie immer weiter einen glitschigen Abhang hinunter. Erst ganz langsam, dann aber ging es schneller. Über sich sah Nadelspitz keinen Himmel mehr. Es wurde dunkel, obwohl es noch heller Tag sein müsste.
Überall waren Weidenbäume. Schlamina hielt sich mit aller Kraft an ihrem Freund fest. “Das tiefe dunkle Wasser, deine Mama, Hilfe, Hilfe, wir werden alle beide hineinfallen. Kannst du eigentlich schwimmen?“, rief sie mit einer Stimme, die vor Angst weder piepste noch zart klang. Doch Nadelspitz konnte nicht antworten. Er hatte alle Pfoten voll zu tun, spitzen Steinen und Ästen auszuweichen. Sie rutschten und rutschten den Hang hinab. Lange konnte es nicht mehr dauern bis zum tiefen dunkeln Wasser. Nichts konnte sie aufhalten. Nichts.
Im hohen Bogen, fast so wie Skispringer von der Sprungschanze springen, kugelten die beiden ins Wasser. Platsch machte es!
Kalt war es und dunkel. Sie sanken langsam aber unaufhaltsam immer tiefer. Natürlich hatten beide große Angst und wollten schreien. Aber das geht ja nicht unter Wasser. So blubberten einzig ein paar Luftblasen nach oben.
Die Lage war aussichtslos.
Doch plötzlich spürten sie Halt unter sich. Nadelspitz konnte stehen. Schnell versuchte er in Richtung Ufer zu laufen. Doch da bewegte sich der Boden unter ihm, und es ging aufwärts. Es dauerte nicht lange, und sie kamen an die Wasseroberfläche. Natürlich holten sie zuerst kräftig Luft. Dann schüttelte sich Nadelspitz das Wasser aus den Stacheln und Schlamina schimpfte empört: “Was für eine Sauerei, das ganze Haus steht unter Wasser. Wie bekomme ich das bloß wieder trocken?“
Da bewegte sich der Boden unter ihnen wieder, jetzt aber ziemlich kräftig. “Na ihr habt ja Probleme. Wenn ich euch nicht gerettet hätte, gäbe es jetzt einen Igel und eine Schnecke weniger. Und was macht ihr, kaum dass ihr wieder Luft bekommt? Der eine schüttelt sich so, dass mich seine Stacheln stechen und die andere meckert. Am liebsten würde ich euch wieder ins Wasser werfen.“ Bevor Nadelspitz und Schlamina antworten konnten, schob sich ihr Untergrund wie von Geisterhand bis zum Ufer. “So, jetzt runter von mir. Ab mit euch auf das Festland.“
Da standen die beiden endlich wieder auf trockenem Boden. Aus dem dunklen Wasser vor ihnen tauchte plötzlich ein Baumstamm auf. Seltsamerweise hatte dieser Augen, die sie direkt anblickten. Schlamina fing schon wieder an zu zittern: “Oh ist das unheimlich. Bist du etwa ein Wassergeist?“ “Nein, ganz sicher nicht.“, antwortete der Baumstamm lachend, “Aber Wassergeist klingt gut. Gefällt mir.“ Und damit schob er sich ächzend und schnaufend auf das Ufer und setzte sich neben Nadelspitz und Schlamina.
“Habt keine Angst, ich tue euch nichts. Schließlich habe ich euch doch eben erst gerettet. Aber bevor wir weitersprechen, sollte ich mich wohl zuerst vorstellen. Mein richtiger Name ist Castorius Kellenschwanz. Ich lebe hier zwischen Ufer und Wasser und bin ein Biber.“
Nadelspitz blickte seinen und Schlaminas Retter staunend an und fing an zu stottern:
“A..a…also zu…zuerst, Herr Cas…Castor…Hundeschwanz….“ Da unterbrach ihn der Biber laut lachend: “Nur Kelle bitte, Kelle reicht vollkommen. Nennt mich einfach Kelle. Alles andere ist viel zu umständlich. Vielleicht erzähle ich euch später einmal, warum meine Eltern sich so einen seltsamen Namen ausgedacht haben. Jetzt aber“, und damit erhob sich Kelle, “zeige ich euch den schnellsten Weg nach Haus. Es wird schon dunkel.“
Nadelspitz dachte an die Worte seiner Mama, und noch bevor die Sonne unterging, erreichten sie die warme und sichere Igelhöhle.
Die Igelmama schaute die beiden aufmerksam an und fragte mit strenger Stimme: “Und?
War alles in Ordnung? Habt ihr mir etwas zu sagen?“
“Nein, nichts. Was soll schon sein? Wir haben Verstecken gespielt.“ Nadelspitz zuckte mit den Schultern und verschwand ziemlich schnell in seinem Bett. Auf seiner Brust, im weichen kuscheligen Fell, weit weg von den gefährlichen Stacheln, gähnte Schlamina müde: “Was meinst du, ob wir Kelle nochmal wiedersehen?“
“Unbedingt. Ich möchte wissen, wie er uns aus dem Wasser geholt hat. Außerdem sollten wir uns bedanken. Das haben wir in der Aufregung vollkommen vergessen. Heute aber nicht mehr. Schlaf gut, Schlamina.“
Und in der Nacht träumten sie beide von Castorius Kellenschwanz und wie es wäre, mit ihm befreundet zu sein…



Nadelspitz und die fliegenden Kinder
(2021 3 FG)

Der kleine Igel Nadelspitz schlief noch tief und fest, als Schlamina ihn weckte. ”Nadelspitz”, rief sie aufgeregt, ”Nadelspitz, wach auf!”. Langsam kam der Igeljunge zu sich und wollte anfangen sich zu strecken und zu recken, so wie man das morgens nach dem Aufwachen meistens macht. Doch dazu kam er nicht, denn Schlamina schlug ihm ihre Fühler um die Nase: ”Jetzt spitz’ endlich die Ohren. Deine Mama redet draußen mit Kelle, dem Biber.” Nadelspitz brauchte noch einen Augenblick um zu verstehen. Dann aber zog er die Decke über sich und Schlamina. Er traute sich kaum zu atmen. ”Das gibt Ärger”, flüsterte er und drückte Schlamina vor Aufregung fest an sich. ”Aua, nicht so arg”, beschwerte sich diese, ”Ich bekomme ja kaum Luft.” ”Entschuldige, aber was machen wir denn nun? Kelle erzählt sicher, was gestern am tiefen dunklen Wasser geschehen ist. Mama wird stinksauer sein, weil wir trotz Verbot dort waren. Bestimmt bekommen wir Hausarrest oder…” Nadelspitz sprach den Satz nicht zu Ende. ”Oder? Was oder? Sprich weiter”, drängte Schlamina. ”Oder meine Mama schickt dich weg.” Schlamina erstarrte und fing an zu zittern: ”Oder deine Mama frisst mich einfach auf. Dann hätte sie das Problem gleich gelöst.”
Plötzlich wurde den beiden die Decke weggezogen. Mama Igel stand vor ihnen und fragte mit freundlicher Stimme: ”Na ihr zwei, gut geschlafen? Schön, dann kommt aus dem Bett, das Frühstück ist fertig.”
Am Tisch war es recht still. Nadelspitz erschrak fast, als seine Mama plötzlich das Wort an Schlamina richtete: “Sag’ mal, Schlamina, wieso bist du eigentlich immer bei uns? Hast du denn kein Zuhause, keine Familie?“ Die kleine Schnecke schüttelte traurig den Kopf: “Nein, hab’ ich nicht. Bin ganz allein. Meine Mama sagte eines Tages, sie wolle frischen Kohl holen. Doch sie kam nie wieder.“ Das wiederum rührte die Igelfrau fast zu Tränen. Ganz spontan wollte sie Schlamina in die Arme schließen, doch mit ihrem riesigen Stachelkleid machte sich das schlecht. So lächelte sie Schlamina einfach an und meinte mit mütterlicher Stimme: “Ab heute ist das hier dein Zuhause. Niemand wird dir etwas zuleide tun. Dafür werde ich sorgen.“ Nadelspitz liebte seine Mama in diesem Augenblick ein großes Stück mehr als an normalen Tagen. Schlamina überlegte, ob sie vielleicht “Mama“ zur Igelin sagen könne.
“Mama?“, Nadelspitz blickte die Igelin unsicher an, “Wieso hast du nicht geschimpft?“ “Geschimpft? Dafür gibt es keinen Grund mehr. Ich denke, ihr seid gestern ziemlich erschrocken, als es abwärts ins tiefe Wasser ging. Nochmal werdet ihr euch nicht in diese Gefahr begeben.“ “Nein, ganz bestimmt nicht.“ Nadelspitz schüttelte heftig den Kopf und Schlamina auch, so dass ihre langen Fühler lustig tanzten. “Dann ist ja alles gut. Und nun raus mit euch. Geht spielen. Vor Sonnenuntergang seit ihr wieder hier.“ Mama Igel schob die beiden aus der Höhle und machte sich an die Hausarbeit.
Gerade, als sie fröhlich losrennen wollten, hörten sie hinter sich eine laute Stimme: “Hallo ihr zwei, kennt ihr mich nicht mehr?“ Es war Kelle, der Biber. “Bitte einsteigen, die Türe schließen und gut festhalten.“ Kelle deutete nach hinten. “He? Einsteigen? Wo denn?“ Nadelspitz und Schlamina wunderten sich. “Vielleicht hat der Biber zuviel Wasser geschluckt und ist jetzt …hm…doof?“ Doch Kelle war alles andere als doof. “Seht ihr meinen flachen großen breiten Schwanz?“, fragte er die beiden lachend. “Biber haben solche Schwänze. Die sehen ein bisschen aus wie die großen Schaber, mit denen man Pfannkuchen aus der Pfanne holt oder Pizza aus dem Holzofen.“ Nadelspitz und Schlamina guckten sich den Biberschwanz aus der Nähe an und staunten: “Wow, das ist ja ein Ding. Wozu brauchst du sowas großes?“ “Um euch aus dem Wasser zu retten natürlich. Oder dachtet ihr wirklich, im tiefen dunklen Wasser gibt es einen Fahrstuhl? So, und würdet ihr jetzt bitte Platz nehmen auf meiner Kelle.“ “Kelle, wieso Kelle?“ Nadelspitz verstand jetzt gar nichts mehr.
“Ist ganz einfach. Hoch auf den Schwanz. Unterwegs erzähl’ ich euch alles. Und jetzt gut festhalten.“ Nadelspitz und Schlamina stiegen auf des Bibers breiten Schwanz und versuchten, festen Halt zu finden. Dann rannte Kelle los. Zuerst langsam, damit seine beiden Passagiere nicht gleich wieder herunterfielen. Dann aber wurde er schneller. “Juppiii, das macht Spaß“, jauchzte Nadelspitz, und die Schnecke Schlamina war in ihrem Leben noch nie schneller unterwegs. “Schön, dass es euch gefällt“, rief Kelle in den Wind. “Mein richtiger Name ist Castorius Kellenschwanz. Ihr erinnert euch bestimmt? Gut. Niemand aber sagt das zu mir. Wäre viel zu lang und zu umständlich. Darum nennen mich all meine Freunde nur Kelle. Ohne Castorius, ohne Schwanz, einfach nur Kelle. Bei uns Bibern nennt man nämlich den Schwanz auch Kelle, müsst ihr wissen.“ Schlamina hatte aufmerksam zugehört und schrie mit aller Kraft, damit es Kelle vorn auch verstehen konnte: “Dann ist ja Kellenschwanz doppelt gemoppelt, oder?“ Obwohl Kelle ziemlich außer Atem war, musste er lachen: “Stimmt, Schlamina, du hast vollkommen recht. Das ist wirklich doppelt gemoppelt. Es gibt schon verrückte Namen, da ist meiner nicht der einzige. Sicher kennst auch du welche.“ Kelle wurde langsamer und rannte eine scharfe Kurve. “Stopp! Halt an! Auf der Stelle!“ Nadelspitz brüllte aus Leibeskräften. Kelle reagierte sofort. Quietschend kam er zum Stehen. “Was ist los? Warum schreist du hier herum?“ Nadelspitz zeigte nach vorn: “Na siehst du denn nicht, die Weidenbäume? So war es gestern auch, und plötzlich lagen wir im Wasser.“ “Gestern wart ihr auch allein und unvernünftig. Heute sind wir zusammen, da geschieht euch nichts. Ich hab’ vorhin mit eurer Mama geredet, sie hat nichts dagegen. Ich musste ihr nur versprechen, auf euch acht zu geben.“ Kelle blickte die beiden erwartungsvoll an. “Und? Was ist? Können wir weiter?“ Schlamina stupste ihren Stachelfreund auf die Schnauze, weil dort nichts piekte und meinte mutig: “Können wir. Weiter gehts.“ Noch langsamer setzte Kelle die Reise fort und nahm sogar einen kleinen Umweg in Kauf. Normalerweise würde er in vollem Tempo abwärts rutschen und platschend im Wasser landen, doch mit den beiden Angsthasen hinten auf der Kelle ging das natürlich nicht.
“Da sind wir. Ihr könnt absteigen.“ Kelle drehte sich zu seinen beiden Passagieren um. “Hat euch die Reise gefallen?“ Nadelspitz strich seine Nadeln glatt: “War toll, ich könnte ständig so reisen.“ Alle lachten fröhlich, bis der Biber einen Schritt zur Seite machte. “A…a…aber das ist doch genau die Stelle, wo du uns gestern aus dem Wasser gezogen hast“, stammelte Nadelspitz ängstlich. “Was machen wir denn hier?“
“Ganz einfach“, erklärte Kelle, “Ihr lernt schwimmen, das beste Mittel gegen Angst vor tiefem dunklen Wasser. Jeder kann ins Wasser fallen. Das passiert schon mal. Wichtig ist, dass man nicht untergeht.“ Als Kelle die skeptischen Blicke seiner beiden Freunde sah, ergänzte er schnell: “Es macht außerdem großen Spaß. Schaut mal dort drüben.“ Kelle zeigte in Richtung einer kleinen Insel, gar nicht weit weg von ihnen. Dort sah man plötzlich kleine braune Kullerbälle aus dem Gestrüpp fliegen und mit lautem Platsch im Wasser landen. “Los, hoch auf meinen Schwanz. Wir müssen näher ran, da können wir besser sehen.“ Kelle schwamm mit Nadelspitz und Schlamina langsam näher. Erst als sie von den braunen Kullerbällen nassgespritzt wurden, hielt er an. “Das am Ufer ist Zara Zahnstein. Sie ist schon etwas älter und hat Probleme mit den Zähnen. Aber sie ist eine tolle Mama. Bei ihr hat noch jedes Kind schwimmen und vor allem Tauchen gelernt. Seht nur hin.“ Die Biberin mit den gelben Zähnen stand am Ufer. Ihre Kinder, diese kleinen braunen Fellbündel, waren entzückend anzusehen. Sie standen fein ordentlich eines hinter dem anderen. Dann kletterte das erste auf den flachen Schwanz der Mutter. Plötzlich schnellte dieser hoch. Wie mit einem Katapult flog das Biberkind durch die Luft, jauchzend vor Freude, bis es dann mit lautem Platsch im Wasser landete. So dauerte es nicht lange, und alle ihre Kinder schwammen im tiefen dunklen Wasser. Zara Zahnstein zählte ihre Kinder. Das klappte wunderbar, denn ihre Augen waren besser als die Zähne: “Eins, zwei, drei.“ Biber haben oft nur ein Kind, Zara Zahnstein hatte drei, andere sogar vier. Als Frau Biber sicher war, dass alle im Wasser schwammen, rief sie ihnen zu: “Achtung! Fertigmachen zum Tauchen. Auf mein Kommando. Eins, zwei und los.“ Alle kleinen Biber waren plötzlich weg. Schlamina und Nadelspitz rieben sich die Augen. “Was ist mit ihnen? Sind sie jetzt für immer da unten? Wieso kommen sie nicht wieder hoch?“ Nadelspitz klang echt besorgt. “Da müsst ihr noch ein bisschen warten“, beruhigte Kelle seine Freunde. “Manchmal dauert es 15 Minuten, bis sie ihre Nasen wieder aus dem Wasser strecken. Heute allerdings werden sie nicht solange unten bleiben, sie lernen das Tauchen ja erst.“ Kaum hatte Kelle das gesagt, schon hörte man ringsherum das Wasser blubbern, und schnell waren alle Kinder wieder oben. Schnaufend schwammen sie zu ihrer Mama ans Ufer.
Zara Zahnstein hatte Kelle mit seinen beiden Freunden längst entdeckt und winkte ihnen zu: “Na, wollt ihr auch mal. Bin gerade dabei, meinen Kindern das Tauchen beizubringen. Da könnt ihr euch gleich anschließen.“ Kelle lachte und rief zurück: “Danke für das Angebot. Ich denke aber, dass Nadelspitz und Schlamina zuerst richtig schwimmen sollten, bevor sie durch die Luft ins Wasser fliegen. Wir haben gestern gesehen, was da um ein Haar geschehen wäre.“ Alle drei lachten Zara Zahnstein freundlich zu, dann schwamm Kelle zurück ans feste Land.
Nadelspitz und Schlamina waren schon ganz aufgeregt. “Lernen wir jetzt schwimmen, Kelle? Zeigst du uns wirklich, wie das geht? Das wäre so toll.“ Kelle überlegte kurz und schüttelte den Kopf: “Schaut mal hoch, die Sonne verschwindet gleich hinter der großen Weide. Das mit dem Schwimmen müssen wir leider auf morgen verschieben, sofern ihr nichts besseres vor habt.“ Natürlich hatten Nadelspitz und Schlamina nichts besseres vor. Da freute sich Kelle und brachte die beiden bis zum großen Ahornbaum. Kelle verabschiedete sich: “Von hier kennt ihr den Weg, und hier treffen wir uns morgen wieder.“ “Bis morgen“, rufen Igel und Schnecke im Chor. “Ja, hier kennen wir uns aus.“ Und im Schatten des Ahorn fanden sie den Weg nach Haus.
Bevor die Sonne ihre letzten Strahlen mit den Abendwolken löschte, lagen die zwei im Bett. “War schön heute, nicht wahr“, meinte Schlamina müde zu Nadelspitz. “Ja, das war es. Ich bin froh, dich als Schwester zu haben.“ Nadelspitz schob Schlamina ganz vorsichtig in seinem weichen Brustfell zurecht und hatte gerade noch Kraft für ein leises Gute Nacht.



Nadelspitz und die Angst vor dem Wasser
(2021 4 FG)

Die ganze Nacht hatte es geregnet. Alles war nass, und zwischen Sonne und Erdboden lag weißer Nebel.
Nadelspitz und seine neue Schwester Schlamina warteten seit einer halben Stunde unter dem Ahornbaum, doch Kelle war weit und breit nicht zu sehen. “Vielleicht hat er keine Lust mehr, uns das Schwimmen beizubringen. Bestimmt werden wir uns ganz schön ungeschickt anstellen“, gab die Schnecke zu bedenken. Nadelspitz schüttelte nachdenklich seinen stacheligen Kopf und entgegnete: “Das glaube ich nicht, Schlamina, da muss etwas anderes dahinterstecken. Wollen wir nicht einfach nachschauen, wo er sein könnte?“ Schlamina wedelte energisch mit den Fühlern: “Du meinst, wir sollten ihn suchen gehen? Und was ist, wenn er dann doch kommt? Nein, wir warten noch ein paar Minuten, und dann gehen wir zurück zu Mama.“ Schlamina blieb wie angewurzelt stehen: “Mama? Habe ich Mama gesagt? Ja, ich habe wirklich Mama gesagt.“ Und da tanzte sie und lachte über das ganze Gesicht. Nadelspitz braucht manchmal etwas länger, um zu verstehen. Das ist oft so bei Jungs. Gerade aber als es ihm wieder einfiel, kam Kelle angerannt. “Bloß gut, dass ihr gewartet habt. Bei mir zu Haus gab es einen Erdrutsch. Dabei wurden einige Bäume mitgerissen und haben den Ausgang meiner Höhle versperrt.“ Nadelspitz schaute den Biber verwundert an: “Wenn deine Tür versperrt war, wie bist du denn dann rausgekommen?“ “Ganz einfach“, erklärte Kelle, “Unser Biberbau hat immer zwei Eingänge. Einer davon ist über und der andere unter Wasser. Das hat schon manchem von uns aus der Patsche geholfen. Durch den Erdrutsch hat es den oberen Eingang verschüttet. Unter Wasser aber war alles frei, also konnte ich meine Höhle verlassen.“
Schlamina nickte verstehend und fragte in die Runde: “Und nun, was machen wir jetzt?“ Kelle blickte zum Himmel und meinte besorgt: “Tut mir leid, meine Freunde. Aus dem Schwimmunterricht wird leider nichts. Es wird gleich wieder anfangen zu regnen. Ich muss zum Bau zurück und sehen, dass nicht noch mehr Schäden entstehen.“ Nadelspitz schaute Schlamina an. Diese hob eifrig ihren rechten Fühler, ganz so, wie Menschen das mit ihrem Daumen machen, wenn sie etwas gut und richtig finden. “Wir kommen mit und helfen dir“, entschied Nadelspitz mit fester Stimme. Der Biber freute sich sehr darüber. Er wusste natürlich, dass die beiden viel zu klein und zu schwach waren, um ihm bei der schweren Arbeit richtig helfen zu können. Manchmal aber ist es viel wichtiger, nicht allein zu sein.
Ein kurzer Sprung, und schon saßen Nadelspitz und Schlamina auf des Bibers Schwanz. “Festhalten!“, rief Kelle, und los ging es. Diesmal war Eile geboten, darum wählte der Biber den schnellsten Weg. Gerade als sie die ersten Weidenbäume erreichten, fing es wieder an zu regnen. Kelle rannte noch schneller, und seine beiden Freunde hatten Mühe, sich festzuhalten. “Achtung!“, brüllte Kelle mit aller Kraft, “jetzt geht es abwärts.“ Mit Höchstgeschwindigkeit rutschen die drei die glitschige Böschung zum tiefen dunklen Wasser herunter. Kelle spreizte seine Zehen weit auseinander und bremste heftig. Der nasse Schlamm spritzte durch die Gegend, und als sie zum Stehen kamen, mussten sich Schlamina und Nadelspitz erst mal die klebrigen Erdklumpen aus den Augen wischen. Als sie wieder klar sehen konnten, war Kelle schon an seinem Biberbau. Soweit es ging, steckte er den Kopf in den Eingang. Er wollte prüfen, wie groß die Schäden waren. Gerade, als seine beiden Freunde zu ihm eilen wollten, geschah es. Von oben hörte man ein leises Grollen, das schnell lauter wurde. Im aufgeweichten Boden hatte ein großer Baum seinen Halt verloren und kippte zum Ufer herunter. “Weg, renn’ weg, schnell“ riefen Igel und Schnecke mit angstvollen Augen, doch es war zu spät. Bevor Kelle aus seinem Eingangsloch herauskam, fiel der schwere Stamm direkt auf seinen Schwanz. Kelle hing kopfüber in dem Loch und konnte sich nicht nach oben ins Freie schieben. Auch Umdrehen funktionierte nicht, dazu war es viel zu eng. Schlamina und Nadelspitz rutschten vorsichtig bis an den Rand des Loches und schauten ins Dunkel hinunter. “Alles in Ordnung?“, fragte Nadelspitz und hätte sich am liebsten selbst in den Hintern gebissen. “Was für eine Frage, natürlich ist nichts in Ordnung“, murmelte er betroffen und schüttelte den Kopf. Dann ging er zum Ast und versuchte ihn vom Biberschwanz zu schieben. Doch der Ast war viel zu schwer. Nadelspitz hatte keine Chance. “Ich schaffe es nicht“, rief er traurig zu Kelle in die Tiefe. “So kommen wir nicht weiter“, antwortete dieser. “Du musst Hilfe holen. Durch den Regen steigt das Wasser im Fluss immer höher. Ich kann es schon mit meinen Vorderpfoten fühlen. Wenn ich nicht bald herauskomme, werde ich ertrinken. Viel Zeit bleibt nicht mehr.“ Nadelspitz war froh, dass Kelle noch lebte und rief zurück: “Hilfe, ja klar. Hilfe. Ich renne zu meiner Mama. Die weiß immer einen Ausweg.“ “Zu spät, Nadelspitz. Dafür haben wir keine Zeit. Ich denke auch nicht, dass deine Mama den Ast wegbekommt. Hast du ja auch nicht geschafft.“ Nadelspitz wusste, dass Kelle recht hatte. Da meldete sich Schlamina: “Ich hab’s. Wir holen Zara Zahnstein. Sie wohnt doch gleich da drüben auf der Insel.“ Nadelspitz rannte los. “Gut, dass es Schlamina gibt“, dachte er. “So klein wie sie auch ist, hat sie doch die besten Ideen.“ Mit vollem Anlauf sprang Nadelspitz ins Wasser. Er war schon einige Meter vom Ufer entfernt, da bekam er einen riesigen Schreck. “Was mache ich denn nur, ich kann doch gar nicht schwimmen.“ Aufgeregt planschten seinen Pfoten im Wasser, doch er ging nicht unter. Im Gegenteil, es ging immer besser. Zara Zahnstein hatte mitbekommen, das etwas nicht stimmte. “Welcher Igel springt schon freiwillig ins Wasser?“, fragte sie sich. “Was ist los, Nadelspitz?“, rief sie ihm zu. Nadelspitz wollte antworten, doch er verschluckte sich und bekam nur ein Krächzen und Keuchen heraus. Zara Zahnstein drehte sich zu ihren drei Kindern um: “Ihr wartet hier auf mich. Bin bald wieder da.“ Sie sprang ins Wasser und tauchte ab. Direkt neben Nadelspitz kam sie an die Wasseroberfläche und zog den Igel auf ihren Schwanz. Dieser war ganz außer Puste und konnte nicht sprechen. Das musste er auch nicht, denn Zara Zahnstein sah selbst, was passiert war. “Dann wollen wir mal. Bitte Abstand halten, weg von dem Ast“, ermahnte sie Schlamina und Nadelspitz. Mit ihren großen gelben Zähnen fing sie an, den Ast zu zernagen. Das ging schnell, fast so schnell wie mit einer richtigen Kettensäge. Die Späne flogen nur so durch die Luft. Mit einem knirschenden Geräusch zerfiel der Ast in zwei Stücke. Jetzt war es kein Problem mehr, den eingeklemmten Schwanz von Kelle zu befreien. Gemeinsam mit Zara schob Nadelspitz das dicke Holz zur Seite. Ächzend stemmte sich Kelle aus dem Eingang seines Baues. Vollkommen erschöpft saßen alle vier auf der einen Hälfte des Astes und atmeten tief ein und aus. “Das war knapp“, sagte Kelle und wischte sich einen Wassertropfen aus dem linken Auge. “Was hätte ich nur ohne euch gemacht.“ “Brauchst nicht zu heulen“, grinste Zara Zahnstein, “Ist doch alles gut gegangen. Macht’s gut, die Kinder warten. Ach, und ich muss unbedingt meine Zähne putzen.“
“Was für ein aufregender Tag“, rief Kelle laut, als Zara weg war. “Wir wollten heute Schwimmen lernen, und dann sowas.“
“Schwimmen lernen?“, lachte Nadelspitz und platzte fast vor Stolz. Kelle gab ihm einen leichten Stoß, dass der Igel fast vom Ast kugelte.
“Hast du gut gemacht. Danke.“ Dann stupste er behutsam einen von Schlaminas Fühlern an: “Ohne dich hätte ich mich sehr allein gefühlt in diesem dunklen Loch. Danke, dass du bei mir warst.“ Schlamina wurde ein bisschen verlegen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Da plötzlich hörte es auf zu regnen und die Abendsonne schimmerte durch die Wolken. “Ja, ja“, rief sie erleichtert, “Doch ich glaube, wir müssen nach Haus. Die Sonne geht bald unter.“
Als Igel und Schnecke schließlich im Bett lagen, kuschelte sich Schlamina fest in das weiche Brustfell ihres Bruders und fragte gähnend: “Hattest du große Angst in dem tiefen dunklen Wasser?“
Was er antwortete, hörte Schnecka Schlupf nicht mehr. Sie war eingeschlafen.
 
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molly

Mitglied
Hallo Writeolm,

Ich mag Igel gern und nun kommt Nadelspitz noch dazu. Schön erzählt!

Viele Grüße molly
 

Writeolm

Mitglied
Guten Tag, molly!

Das ist doch schön, wenn dir Nagelspitz gefallen hat. So eine Rückmeldung ist unglaublich
wichtig, besonders auch, wenn man gerade begonnen hat, hier etwas zum Besten zu geben.

Danke und viele Grüße! Writeolm
 

ahorn

Mitglied
Hallo Writeolm,
Eine kleine, runde Geschichte mit ein paar Zacken hast du gezaubert. Zacken? Ist eben eine Igelgeschichte. :rolleyes:

Hin und her wälzt er sich im warmen Bett aus Blättern und Reisig.
Er wälzt sich in seinem warmen Bett aus Blättern und Reisig hin und her.

„Gib‘ doch endlich Ruhe“, schnuffelte seine Mama ungehalten. „Hör‘ nur, wie draußen der kalte Wind bläst. KEIN ZEILENUMBRUCH Um diese Jahreszeit sollten alle Igel schlafen. Auch du, mein kleiner Nadelspitz!“ KOMMAsprach sie und rollte sich schnell wieder dicht zusammen.
Schnuffeln kommt eher von schnüffeln, somit einatmen!
zürnte seine Mutter
Das sie spricht, ist klar. Eher: forderte sie ihn auf. Dann rollte sie sich wieder (eng) (zusammen) ein.

Doch s So sehr der kleine Nadelspitz auch seine Augen zusammenkniff, es ging einfach nicht.
Was ging nicht? er konnte einfach nicht einschlafen.

„Vielleicht hilft es ja, wenn ich kurz hinausschaue in den kalten Wind, vor dem wir Igel uns so gern verstecken.“
Verdrehter Satz.
Vielleicht hilft es ja, wenn ich kurz in den kalten Wind hinausschaue, vor dem wir Igel uns so gern verstecken.
Bloß, wie schaut man in den kalten Wind?
Vielleicht hilft es ja, wenn ich kurz meine Nase in den kalten Wind halte, vor dem wir Igel uns so gern verstecken.
Jedoch verstecken sie sich? Warum gern?
Vielleicht hilft es ja, wenn ich kurz meine Nase in den kalten Wind halte, vor dem wir Igel uns verkriechen sollten.

Er wartete, bis die Atemzüge seiner Mama ruhig und gleichmäßig wurden.
Unnötiger passiv.
Er wartete, bis seine Mama ruhig und gleichmäßig atmete.

Dann aber streckte und reckte er sich, KEIN ZEILENUMBRUCHbis er auf seinen dünnen IgelbeinChenen stand und schlich auf vorsichtigen Pfötchenotenweiter und weiter in Richtung des gut versteckten Ausgangs.
Was sind vorsichtige Pfoten?
er schlich mit Vorsicht, damit seine Mutter nicht erwachte, zum (von Außen gut versteckten) Ausgang

Je näher er diesem kam, umso kühler würde es.
Umso schräg, desto plumps. ;)
Umso näher er diesem kam, desto kühler würde es.[

Schließlich hatte er es geschafft und PUNKT Er stand im Freien.
„Brrrrrr, das ist ja ungemütlich hier“, fröstelte er und wollte eben wieder zurück ins warme Zuhause. „Hallo!“ KOMMA rief es da mit piepszartem Stimmchen. „Wer bist du denn?“
Fröstelte ist kein Inquit! Er fröstelte oder ihm fröstelte es. Dann Punkt und neuer Satz.
Er wollte (eben) gerade zurück ins warme Zuhause, da hörte er eine piepsige Stimme. „Hallo.Wer bist du denn?“
Eine piepszarte Stimme ruft? Bitte lass die ‚chen‘, es sei denn, du schreibst in Dialekt. ;)

Überrascht blickte Nadelspitz Nadelspitz blickte nach links und nach rechts. Er konnte niemanden entdecken.
Auf einmal stupste ihm etwas ihm stupste irgendetwas gegen die Nase, aber selbst als er einen Schritt zurücktrat, KEIN ZEILENUMBRUCH um besser sehen zu können, war da nichts.
Von wem kommt dieses doch? Warum das Anführungszeichen?

Plötzlich bewegte sich direkt vor ihm ein großer Stein. War es wirklich ein Stein? Aber seit wann bewegen sich Steine? Das gibt es doch nun wirklich nicht. „Bist du das?“, fragte Nadelspitz neugierig und rückte etwas näher vor.
Wer hat’s erzählt?
Nadelspitz schüttelte sich. Konnte es sein, dass ein Stein sich bewegte? Er rückte vor, schnüffelte und fragte: „Bist du das?“

Blitzschnell schnell wie ein Blitz schossen mitten aus dem seltsamen Stein zwei butterweiche Stängel gegen des kleinen Igels seine hochempfindliche Schnauze und PUNKT Sie verschwanden so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren.
„Komm‘ mir nicht zu nah, sonst setzt es was!“, piepste die Stimme recht energisch.
Welch Stimme? ‚Fiepte‘ kommt energisches Piepsen nahe.
fiepte der Stein ihn an.

„Bei euch Igeln muss man achtsam sein, KEIN ZEILENUMBRUCH schließlich wollt ihr uns sogar essen!“ Die Stimme klang jetzt gar nicht mehr freundlich.
‚Schließlich wollt ihr uns sogar essen‘ Was für ein Satz? ihr fresst uns.
Wann klang die ‚Stimme‘ freundlich?
schnauzte, kläffte er ihn an.

Nadelspitz schüttelte vorsichtig seinen Kopf, immer darauf bedacht, sich nicht selbst zu piksen.
Wie pikt sich ein Igel?
Nadelspitz schüttelte sich erneut.

„Nein, wo denkst du hin, ich ganz sicher nicht. Ich mag keine Steine, und außerdem bist du viel zu groß. Du würdest sicher nicht in meinen Mund passen. KEIN ZEILENUMBRUCH Aber sag‘ doch bitte, wer bist du? KEIN ZEILENUMBRUCH
Kannst du auch nicht schlafen?“
„Ach du dummer kleiner Igel“, rief es Nadelspitz nun wieder freundlicher entgegen, KEIN ZEILENUMBRUCH
„Ich bin doch kein Stein. Mein Name ist Schnecka Schlupf, aber meine Freunde sagen einfach Schlamina zu mir. KEIN ZEILENUMBRUCH
Möchtest du denn mein Freund sein, kleiner Igel Nadelspitz?“
Wie ruft es freundlich entgegen und warum?
Schlamina ist eine Schnecke und Igel haben sicherlich Schnecken gern, zum fressen gern. ;)
Da fehlt was!

„Oh ja, das wäre wundervoll! KEIN ZEILENUMBRUCH
Ich habe eine Freundin!!“, jubelte er und rieb seine vorderpfötchen pfoten eifrig aneinander.
Auch Schlamina war froh, dass sie nun einen Beschützer hatte, der ihr kleines Leben etwas sicherer machen würde.
Abgesehen davon, dass du die Erzählperspektive spontan änders, finde ich kleines Leben eher abwertend. Na ja, ist im konjunktiv gehalten. Guten Appetit Nadelspitz. ;)

„Aber, mein neuer Freund Nadelspitz“, gab sie mit besorgter Stimme zu bedenken, „Der Winter steht vor der Tür, KEIN ZEILENUMBRUCH
und auch wir Schnecken müssen uns vor der langen kalten Zeit schützen. KEIN ZEILENUMBRUCH
Ich habe ganz vergessen, mir ein geeignetes Versteck zu suchen. Das muss ich schleunigst nachholen.“
Besorgter Stimme zu bedenken! Doppelmoppel. Zu bedenken genügt.
Geeigneten Unterschlupf! Verstecken sollte sich eine Schnecke auch im Sommer. ;)

Nadelspitz überlegte kurz und legte seine Stirn in nachdenkliche Falten.
Natürlich konnte man das nicht sehen, waren doch dichte Stacheln davor.
Oberlehrer! Igel können sich auch bestimmt nicht mit Schnecken unterhalten. Es sei denn ... Das hatten wir bereits.
Nadelspitz runzelte seine Stirn.

„Ich habe eine Idee!“ , fiel es ihm plötzlich ein. KEIN ZEILENUMBRUCH „Du kommst einfach mit in unser Igelheim. Niemand wird dir etwas zuleide tun, schließlich sind wir Freunde.“
Schlamina nickte hocherfreut, und leise, ganz ganz leise schlichen die beiden zurück in die Wärme der Igelhöhle.
Hocherfreutes Nicken? Schlamina kann nicht zurückschleichen, obwohl sie schleicht, denn sie war zuvor nicht darin.
Schlamina Nichte derart heftig, sodass Nadelspitz ihr ihre Freunde ansah. Dann schlichen beide, leise, ganz ganz leise in die warme Igelhöhle

Argwöhnisch beäugte Schlamina zur die Igelmama, doch die schnarchte friedlich und bekam von alledem nichts mit.
Kichernd ließ er sich mit ihr auf den Rücken fallen und bettete sie zärtlich im an sein im dickenes weichenes Bauchfell PUNKT KEIN ZEILENUMBRUCH Ganz weit entfernt von den gefährlich spitzen Stacheln, die seinen sonstigen Körper bedecken.
Im Frühling schließlich, ...

Gruß
Ahorn
 

Writeolm

Mitglied
Hallo Ahorn,
zuerst sage ich ehrlich Danke für deine intensive Rückmeldung. Ich stehe am Anfang des Schreibens und empfinde sie als wichtig und gut. Ich habe an den Zacken gefeilt. Einige sind noch da, du siehst es im korrigierten Text. Die Fehler bezüglich fehlendem Komma, Zeitform, ß sind beseitigt. Du hast recht, manchmal verliere ich mich im Schachtelsatz.
Ich arbeite daran und habe das, was mich nach deinem Hinweis hier selber störte, geändert.
Deiner Bitte nach Vermeidung der "chen" bin ich nachgekommen. Fast. Manchmal finde ich es aussagekräftig, wie zum Beispiel hier:
schlich auf vorsichtigen Pfötchen
Aus meiner Sicht unterstreicht es dann die Behutsamkeit, mit der sich Nadelspitz davonschleicht.
Das "Doch!" ist in dem Fall Fingerzeig. Achtung. Erhöhte Aufmerksamkeit! Jetzt passiert gleich etwas. Vielleicht sogar eine Art Zeilenumbruch, um etwas allein, und damit hervorgehoben, hinzustellen.
Naja, und dann halt "schnuffeln" oder "piepszart"; klar gibt es das so nicht. Ebenso kuscheln Igel nicht mit Schnecken, auch das steht außer Frage.
Doch es gibt Ausnahmen. Nadelspitz und Schlamina gehören mitsamt ihren Geräuschen und ihrer Lebensart dazu. Damit man das glaubt, muss ihre Geschichte gut zu lesen sein. Dafür braucht es Fantasie und Handwerk. Letzterem versuche ich besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Danke für deine Unterstützung dabei.

Viele Grüße
Writeolm
 

ahorn

Mitglied
Hallo Writeolm

Doch!
Wunder?
Was soll dieses Wort allein auf Wald und Flur?
Doch!

Doch! Wunder? Was soll dieses Wort allein auf Wald und Flur? Doch!

Merkst du etwas?
Gleicher Text, andere Wirkung. Dein Doch ist eher eine Interpretation, die dem Leser, Vorleser zusteht, jedoch nicht dem Erzähler/Autor.

Auf einmal stupste ihm etwas gegen die Nase, aber selbst als er einen Schritt zurücktrat, um besser sehen zu können, war da nichts. Oder? Doch!
Nadelspitz wunderte sich. Direkt vor ihm bewegte sich ein großer Stein.


Oder

Auf einmal stupste ihm etwas gegen die Nase, aber selbst als er einen Schritt zurücktrat, um besser sehen zu können, war da nichts. Doch! Nadelspitz wunderte sich. Direkt vor ihm bewegte sich ein großer Stein.

Wer erzählt, handelt Nadelspitz. Er solle es tun. Ihm steht das doch zu.

Gruß
Ahorn
 

Writeolm

Mitglied
An alle, die den Nadelspitz mögen:

Seine Abenteuer findet Ihr in Zukunft an dieser Stelle. Jede neue spannende Geschichte setze ich hier ein.

Danke und viele Grüße

Writeolm
 

Inge. B

Mitglied
Hallo Writeolm,
habe gerade Nadelspiitz und die fliegenden Kinder gelesen und freue mich auf weitere Abenteuer
Gruß
Inge
 

Writeolm

Mitglied
Hallo Inge,
der kleine Kerl hat es mir auch angetan.
Ich freue mich mit dir auf neue Erlebnisse.
Danke und schönes Wochenende
Writeolm
 

Writeolm

Mitglied
Hallo Winterjasmin,
danke für deine gute Bewertung und die lieben Worte. Bestimmt geht es bald weiter mit neuen Abenteuern.
Herzliche Grüße
Writeolm
 



 
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