Hallo, mein armer Lapismont,
ich weiß gar nicht, was du hast - das kann doch passieren, dass einem in dichterischem Überschwang ein Text mal nicht so gerät, wie einem das vorgeschwebt hat, passiert mir laufend. Nur stelle ich dann meinen Text, dem ich selbst kritisch gegenüberstehe, nicht ins Forum. Da du aber meinen Kommentar kraft deines Moderatorentums in irgendein FL verschoben hast, muss ich annehmen, dass du nur Zustimmung zu diesem Text erwartet hast. Das, entschuldige bitte, ich will dich nun wahrlich nicht kränken, denn was hätte ich davon, mir in dir den beleidigten Poeten zu schaffen?, tut mir sehr leid, ich bin aber der Ansicht, dass man als angehender Literat auch schon mal ein paar zutreffende Worte verkraften lernen muss, zumal ich dir nicht an den Wagen fahren wollte, sondern es mir wirklich nur um deinen Text ging. Ich nehme hiermit die Ausdrücke Blödsinn und Schwulst in tiefer Zerknirschung zurück und bitte demütig um Verzeihung. Leider bleibe ich aber dabei, dass ich den Text nicht gerade überwältigend finde, sondern wirr und unlogisch - für mich kein Zeichen für ein gutes Gedicht. Diese Ansicht musst du mir schon lassen.
Aber ich will meine Ansicht begründen:
1. Strophe:
In den Fängen der kalten Jägerin -
du nennst sie Diana -
rollst du mit den Wogen,
lässt dich zerbrechen an ihren Klippen
und strandest besoffen im Tang.
Anzunehmen, dass du vom Meer als dem Du sprichst. Nun hat aber deine Diana Klippen, wenn ich die Formulierung richtig lese.
Diana mit Klippen und nicht mit Pfeil und Bogen - nun ja, eine recht eigenwillige Version einer Diana. Sprachlich zu bemängeln in diesem Kontext das "besoffen". Schöner wäre hier
"und strandest trunken im Tang", zumal du hier noch einen Stabreim hättest und dich an die Sprachebene gehalten hättest.
2. Strophe:
Du tanzt keinen Walzer mit ihr,
gehst nicht auf einen Trip in die Welt,
du ertrinkst nur vergessen im Meer.
Erst jetzt begreife ich, dass das Du nicht das Meer ist, das mit den Wogen rollt, sondern ein offensichtlich menschliches Wesen. Woher aber die Wogen? Völlig überflüssig das "nur" in Zeile 3.
3. Strophe:
Was hilft dir der Anker,
der hakt nur das Tau für die Mannschaft,
darüber bricht die Gischt dein Urteil,
und nach den Möwen kommt ein Traktor,
der harkt deine Reste vom Strand.
Sachlich zunächst: Ein Anker hakt kein Tau für die Mannschaft, sondern soll verhindern, dass das Schiff weiterfährt.
Aber über den Anker bricht die Gischt "dein" Urteil. Hier hätte ich doch ein "ihr Urteil" erwartet, außerdem bricht die Gischt in diesem Fall nicht, sondern spricht. Dann kommen Möwen, danach ein Traktor, der harkt (?) "deine Reste" vom Strand. Ich stehe ahnungs- und fassungslos vor der Tragödie und stellt mir das Harken des Traktors vor.
4. Strophe:
Ein nachtkalter Mond strahlt dir entgegen.
Er ist keine Dame,
was er in den Zähnen kaut,
sind nur die Gezeiten,
dein Ende,
und alles was bleibt ist ein Lied.
Jetzt wird es komisch. Das Du, das jetzt nur noch als vom Traktor weggeharkter Rest existiert, fühlt offensichtlich noch etwas, nämlich: dass ihm ein nachtkalter Mond entgegenstrahlt.
Vielleicht doch nicht als Rest weggeharkt? Ein wenig verblüffend die Erklärung, dass der Mond keine Dame ist (hier ist der Leser aber tüchtig unterfordert) und dass er die Gezeiten "in den Zähnen" kaut. Muss ich nicht kommentieren. Die Gezeiten sind, verstehe ich das richtig?, offensichtlich das Ende des vom Traktor weggeharkten Restes. Der Leser ist, wenn er es bisher noch nicht war, zumindest jetzt etwas verwirrt. Aber du gibst ihm einen Trost zum Ausklang mit auf den Weg, denn nun ist alles, was bleibt, ein Lied. Von und mit Freddy Quinn: "Junge, komm bald wieder"?
Ich hoffe, du verstehst jetzt, warum ich etwas drastisch werden musste.
Liebe Grüße, Fettauge