gib mir zu denken

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Walther

Mitglied
gib mir zu denken dass ich
nicht vergesse woher wir
treiben

sandburgen sind sicher das
meer leckt jetzt meine finger
wund

die strähne die ich dir aus
dem gesicht streich ist sie
grau

dir will ich gefäß sein dich
auffangen damit du trinken
kannst

das salz der erde trocknet
in salinen schenkst mir dein
herz

deine lider sind meine lieder
ein sandkorn rührt zu tränen
liebste
 

revilo

Verboten
wunderbar, lieber Walther... Das Beste, was Du je geschrieben hast... Da passt einfach alles...
Verbeugung von revilo
 
B

Beba

Gast
Auch mir gefällt dieser ungereimte Walther. Einzig darüber

dir will ich gefäß sein dich
auffangen damit du trinken
kannst
bin ich gestolpert, denn das finde ich dann doch etwas dick aufgetragen und so nicht recht passend zum gelungen Rest.

Nur meine Ansicht.

LG
Beba
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther,

das ist das schönste Gedicht seit langem hier in der Lupe.

Mein Favorit:

sandburgen sind sicher das
meer leckt jetzt meine finger
wund
Am 26.05. fahre ich für zwei Wochen an die Ostsee - schau mer mal!

Liebe Grüße
Manfred
 
weil das ein Liebesgedicht ist kommentier ich hier inhaltlich nicht.
2 Dingelchen hab ich gesehen.
10 aber die geb ich erst, wenn irgendeiner aus Boshaftigkeit 4 oder 3 Punkte vergibt.

So muss man schreiben (können).

chapeau! ,-)

serge
 
@ Beba: ich glaube Mr W kehrt hier die Geschlechterrollen um.
wahrscheinlich hab ich aber nur mehr hm getrunken, als Du und versteh jetzt alles sofort.
 

Walther

Mitglied
Lb. revilo,

Dein Eintrag und die Wertung machen mich etwas sprachlos. Ich habe über diesem Text lange gesessen und ihn immer und immer wieder verbessert. Das scheint sich am Ende gelohnt zu haben.

Tausend Dank dafür!

LG W.

Lb. Beba,

diese Strophe ist für mich nicht ganz unwichtig, weil sie das gegenseitige Insichaufnehmen und gemeinsame Ernähren, das ja über das Körperliche hinausgeht, aufgreift. Ich habe bewußt alte Metaphern aufgegriffen und neu mit Sinn füllen wollen.

Gegen einen besseren Formulierungsvorschlag würde ich mich nicht wirklich wehren, weil eines, also das dicke Auftragen, jedenfalls nicht beabsichtigt war. Eigentlich sollte in eher stillen Versen der Liebe ein "Denkmal" gesetzt werden.

Danke für Deine schöne Wertung und den Eintrag.

LG W.

Lb. Franke,

auch Dir einen besonderen Dank. An Deiner Meinung liegt mir viel, weil Du Textarbeit und Lyrik besonders gut drauf hast - und man faktisch immer von Dir was lernen kann.

LG W.

Lb. Serge,

Wein oder Nichtwein, her mit der 10! :D Im Ernst: Danke für Deine lobenden Worte, die für mich mindestens so wichtig sind wie die Wertung selbst. Und wenn Du es dann doch noch schaffen könntest, würde ich sie natürlich auch noch gerne nehmen. ;)

Frohes Dichten!

LG W.
 

Walther

Mitglied
Lb. serge,

die "Salz der Erde" Metapher durchzieht das Gedicht. Neues Leben ist ohne das Verschenken von Herzen kaum möglich.

Hilft das weiter?

LG W.
 
E

equinox

Gast
Lieber Walther,

so wie Du in Deinem Gedicht, war es mir in Käpt´n ein Bedürfnis, die Liebe spiegeln zu lassen.

Neues Leben kann nur durch gegenseitiges Verschenken der Herzen entstehen
schade nur, wenn nur einer das Gefäß ist.

Wie ich geseheh habe wurde an dem Vers gekrittelt, darum mein Vorschlag (da Du nichts dagegen hast):

Du könntest Gefäß durch Füllhorn tauschen
dann

würde es auch besser zu der ganzen Meer - Szene passen.

Ansonsten mal wieder schön geschrieben :)


Trunkende Grüße

equinox
 

Walther

Mitglied
Lb. equinox,

das Wort "Füllhorn" paßt nicht ganz zum Bild. Ein Füllhorn http://de.wikipedia.org/wiki/Füllhorn ist bereits gefüllt mit "Glück" etc. u.a. Es entstammt der griechischen Mythologie.

Hier ist das Gefäß der Liebe aus dem Christentum gemeint: http://www.jesus-christus-mensch-gott.de/main/lehre/jesus_urkirche.php Das ist zwar ein ähnliches Bild, aber eben doch nicht das, was ich formulierte.

Vielen Dank für Deinen und Deine Überlegungen, die sehr nachdenkenswert sind.

LG W.
 
E

equinox

Gast
Naja, gedacht an die Doppeldeutigkeit von bereits voll und bereit zu füllen...
ich finde es ja auch schön so wie es ist...meiner Meinung nach braucht es keine Verbesserung...aber nun gut...ich bin eh Dein Fan und von daher...VOREINGENOMMEN :)

LG equinox
 
Ja, lieber Walther , ich gebe Dir zu denken (trotz der vielen positiven Wertungen).
Ich habe mich an den Zeilenumbrüchen gestoßen. Mir ist zwar nicht entgangen, dass Du absichtlich jede dritte Zeile mit nur einem Wort besetzt, aber ich kann mich mit dieser Darstellung nicht anfreunden:

Mein Gegenentwurf:

gib mir zu denken
das ich nicht vergesse
woher wir treiben

sandburgen sind sicher
das meer leckt jetzt
meine finger wund

die strähne die ich dir
aus dem gesicht streich
ist grau

dir will ich gefäß sein
dich auffangen
damit du trinken kannst

das salz der Erde
trocknet in salinen
schenk mir dein herz
[damit ich nicht auch eintrockne]

deine lider sind meine lieder
ein sandkorn rührt zu tränen
liebste

Dass Du dem Gedicht keine Überschrift gegeben hast, ist wohl mit der ersten Gedichtzeile begründet.

So weit die Einlassungen eines Traditionalisten (siehe mein Profil), der sich mit verrätselnden Lyrikern generell schwer tut. Mein Hauptfehler: Ich bin wohl zu leicht verständlich .

Lieben Gruß
Eberhard
 

Walther

Mitglied
Lb. revilo,

nochmals besten Dank. In der anderen Sache melde ich mich diese Woche per Email.

LG W.

Lb. equinox,

danke für Deine freundlichen Worte. Jeder von uns hat AutorInnen, die er/sie gerne liest und kommentiert. :)

LG W.

Lb. Eberhard,

der Satz eines Vers libre ist genauso wichtig wie die Worte/Wörter. Beides bildet, wenn er gelingt, eine sich verstärkende Einheit.

Ich bin selbst in der traditionellen Formen zuhause, erlaube mir aber, gelegentlich die Grenzen zu überschreiten. Diesen Versuch gestatte ich mir, da ich hoffe, inzwischen eine solide handwerkliche Grundlage erworben zu haben. Formenlyrik herkömmlicher Art ist nicht so leicht, wie sie aussieht, besonders, wenn die Sprache "fließen" soll in der Form, so als müsse sie genau so dastehen. Das ist die wahre Kunst, und alles, was leicht ist, ist das Gegenteil von leicht.

Ich verlange und erwarte nicht, daß mein Vers libre den Lesern zusagt. Es freut mich sehr, wenn er es tut. Hier scheint das gelungen zu sein. Davor waren ein halbes Dutzend kaum beachtet. Und das neue Gedicht ist es ebenfalls nicht. Man sieht also die Gratwanderung.

In S1 ist das "das" wie von mir geschrieben ein "dass". In S3 steht eine Frage, die Du in eine Aussage verwandelt hast. Die Frage hatte einen Grund. Auch S5 enthält eine Frage, die Du zur Aussage umgebogen hast.

Wie Du siehst, sind die Worte und Wörter mit Bedacht gesetzt. Sie haben, nach langem Bearbeiten, ihren festen Platz in Rhythmik, im Sinnzusammenhang, in der Sprachmelodie.

Danke für Deine Mühe bei der Bearbeitung.

LG W.
 

HerbertH

Mitglied
lieber walther,

nur gut dass ich noch ab und an zeit finde zum lupelesen ...

denn so hab ich dein gedicht endlich doch noch gefunden.

ich bin ja selbst ein schlimmer verrätseler - manchmal...

die kunst ist wohl, den schmalen grat zu finden, dass die lesenden zwar rätseln, aber doch noch ihre lösung finden - die dann vielleicht zu der des autors passt :)

ich rätsele noch ein wenig, aber meine lösung ist nicht allzu fern ;)

dass es mir gefällt, dein gedicht, schon jetzt, das siehste hoffentlich :)

liebe grüße

herbert
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Walther,
da ich nun auch gewertet habe, bitte ich um ausführliche Berücksichtigung & Erwähnung meines Tuns. :D;)
Allerdings möchte ich nicht unbesprochen lassen, dass dein Gedicht anrührend schön ist. Besonders die Sache mit den Salinen.
Jubelperser-Grüße
Heidrun
 



 
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