glashaus

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Hakan Tezkan

Gast
hallo elke, das ist ein wahrlich tolles gedicht, voller trauer, um dieses kleine stück. einzig "im kling", das ich lieber als "im klingen" gesehen hätte, und "in zeitlupe fehlt mir", wo ich keine verknüpfung gemacht hätte, stören mich ein wenig. ansonsten ein sprachlich gewohnt starkes werk.

hakan
 
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Heidrun D.

Gast
Bei dir, liebe Elke, könnte ich - ohne deine Gedichte überhaupt zu lesen - immer zwischen 9 und 10 ankreuzen.-
Allerdings wäre das jammerschade. ;)

Auch dieses Gedicht spricht mich sehr an. - Wer sich zur Schau stellt, auf welche Art auch immer, sollte keine Steine nach seinen Bewunderern werfen. Begnügt er sich jedoch auf Dauer mit seinem gläsernen Käfig, so fehlt ihm etwas, vielleicht das Entscheidende.

Schöne Grüße
Heidrun
 

ENachtigall

Mitglied
glashaus

im glashaus
fällt mir ein stein
vom herzen ein stückchen
lächelfels
im kling des verstimmten stumm
filmt mich das leben
in zeitlupe
wenn es weh tut
fehlt mir ein stein
im glashaus
ein stückchen
andersklang

© elke nachtigall
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, lieber Hankan.

Bei meinen nachträglichen Rezitationen fiel mir die Fehlstellung der "Zeitlupe" auch schon auf und ich habe das umgestellt.
Das "Kling" gehört zum "Klang" wie das ying zum yang, deshalb lasse ich es bewußt so.

Liebe Grüße, Elke
 
H

Hakan Tezkan

Gast
"kling, klang" "ying, yang". lustige idee. ist mir gar nicht so aufgefallen, jetzt passts aber.

gern gelesen.

hakan
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe Heidrun,

verwöhne mich nie mit Vorschusslorbeer; ich fürchte, das macht träge ;-). Dennoch freue ich mich sehr, deine Wellenlänge mit meiner Lyrik so zu treffen.

Redensarten und Sprichwörter reizen förmlich zur Verwendung in der Lyrik. Sie tragen traditionelle Anschauungen und zeitloses Denken in unsere Sprache, zementieren aber auch Sprache im unreflektierten Gebrauch. Ich habe zum Beispiel bis zur Vergasung aus meinem aktiven Sprachgebrauch gestrichen, weil ich es pietätlos finde, so etwas angesichts der brutalen Realität des Holokaust heute noch in den Mund zu nehmen. Dabei habe ich die Herkunft der Redensart übrigens nicht zurück verfolgt, weil das für mich in dem Fall unerheblich ist. (Will ich aber irgendwann nachholen.)

Das "Glashaus" ist eine merkwürdig exhibitionistische Form selbstgewählter Isolationshaft, egal ob alleine, zu zweit oder als Gruppe. Ich weiß nicht, welcher Standort der bedauernswertere ist: darin oder davor.

Liebe Grüße, Elke
 

Joh

Mitglied
Hallo Elke,

das Glashaus erscheint vor meinem Inneren immer wieder wie eine Pyramide, eigenartig. Schön und doch steckt darin die Kühle der Vereinzelung, in einer Gesellschaft, die sich mehr als Individuen denn als gemeinschaftliche Wesen mit individueller Ausprägung versteht. Dein Kling-klang yin-yang erinnert mich ein wenig an die Weltsicht Keostlers. Schönes Gedicht!

liebe Grüße, Johanna
 

Leise Wege

Mitglied
Liebe Elke,

Dein Glashaus... es lässt soviel an Blick zu - von außen, sowie von innen. Stark wie Du das Durchsichtige sichtbar machst. Ein sehr sehr tolles Gedicht!
Wird meine Gedankenwelt noch öfter beschäftigen.
Lg Moni
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, liebe Johanna.
die Kühle der Vereinzelung
Mit dieser Formulierung triffst du das Gefühl sehr genau, das mir beim Schreiben dieser Zeilen vorschwebte.
Interessant auch deine Assotiation zur Koestlerschen Weltsicht. Mein gedanklich verwandtes Thema war unlängst Emergenz, emergente Systeme.

Lieben Gruß, Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe Moni,

ich bin begeistert (und auch ein wenig überrascht), dass meine Zeilen so einen Eindruck hinterlassen; sind der Worte doch wenige, gewählt positioniert, in Gedanken diverse Figuren variantenreich durchgespielt und dann gestoppt mit dem Gefühl, es brenzelt beim Lesen.
Am Ende scheint es gelungen, aus der Ursprungszeile ich bin eine flasche (kein Witz) mehr als nur triefendes Selbstmitleid heraus zu holen.

Lieben Gruß, Elke
 

ENachtigall

Mitglied
glashaus

im glashaus fällt mir ein stein
vom herzen ein stückchen lächelfels
im kling des verstimmten stumm
filmt mich das leben
in zeitlupe wenn es weh tut
fehlt mir ein stein im glashaus
ein stückchen andersklang

© elke nachtigall
 

Kosmone

Mitglied
glashaus

Hoho, Elke

Seh' ich da die Liebe zu den Blumen?

Bedenke: Es ist die Vorsehung, dass der Stein das Glashaus bricht, mit lautem Getöse, denn der Krug geht so lange zum Brunnen bis er......
Nun, wirf alles ein, brich den goldenen Käfig auf, überdauern wird einzig eh der "Lächelfels", gar als Brocken im Universum, da, glaub' ich sollte ich ihn vorher suchen gehen.



Kosmone, filmt den Ego-Trip.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Kosmone,
danke für den Besuch im glashaus.
Seh' ich da die Liebe zu den Blumen?
Denkst du da an Gewächshäuser oder wie verstehe ich das richtig?
"Mein" Lächelfels ist eher die leicht brüchige versteinerte gute Mine zum bösen Spiel; also leider nicht die denkbar andere Variante eines Findlings, auf den man sich setzen mag, um der schönen Dinge zu frohlocken, die da kommen könnten.
Der Glashaus-Gedanke transportiert vielleicht diese kühle Transparenz der antiseptischen Individualität und Vereinzelung. Nicht mehr oder weniger.

Freut mich, dass dir das Gedichte einen Kommentar entlockt hat!

Liebe Grüße, Elke
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Elke,

warum hast du das Gedicht nochmals bearbeitet?

Für mich hat es seinen Charme so weitgehend verloren und ich bin richtig traurig darüber. -

Was ist daran schlimm, wenn man einige Minuten über einen Text nachdenken muss? Ist es die Aufgabe der Dichterin, alles mundgerecht zu servieren?

Heidrun
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe Heidrun,

ich bin an dem Punkt, wo ich die Eigenwilligkeit meines Stils nicht noch durch kniffelige Zeilenumbrüche bis zur Unkenntlichkeit der inhaltlichen Strukturen verzerren will; so dass am Ende nur wirklich noch die hartgesottensten Lyrikcracks ahnen, was ich meinte (womit ich dich nicht mit Letztgenannten gleichsetzen möchte, wenngleich du schon eine außergewöhnliche Offenheit für lyrische Eskapaden mitbringst, im positiven Sinne wie ich finde!).

Liebe Grüße, und danke, Elke
 

Kosmone

Mitglied
Guter Gruss, gute Elke


sieh her...

[ 4] Lächelfels besteigend
[ 4] streif den Faltensorgen nach
[ 4] kummerstark die Grate neigend
[ 4] Glückstein aus den Rissen brach

[ 4] morsche Krumen ohne Namen
[ 4] splittern mühelos im Staub
[ 4] ernte neu den alten Samen
[ 4] des Antlitz Lächelfels beraubt

Kosmone, Jäger der guten Worte.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Kosmone,

ich lese und staune! Vielmals bedankt für die feinen Reime zur weisen Reise ins inspirative Lächelgebirge.

Herzlich gegrüßt, Elke
 
P

penelope

Gast
liebste elke,

ja, ein stein vom herzen, doch: ach: in einem glashaus: wie ich das nachempfinden kann! wollte vielmehr denken: das eigenspiel einer figur, nie beliebig, da immer ihr beleibtes, wie auch immer geraten, in welchem mit sich selbst weichem treffen und wollte denken vielmehr: daß mein/dein/menschliches gelingen nie ordentlich sei. da beide wörter so vollkommen anderen ordnungen angehören, daß sie sich nicht schneiden: in zeitlupe wenn es weh tut/fehlt mir ein stein im glashaus... hmmm, ordentliches gelingen also wäre: eine falle, nämlich kategorienschleuder: hereinfallendes denken, herausbrechend zugleich, das modisch klingt, „irgendwie gut" weil gegen den strich. doch, ja, auch mir fehlt ein stückchen andersklang...


dein ewiges herz ist wunderschön...

lg penelope
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo penelope,

aufs Neue witterst du mit unnachahmlichem Gespür die Essenz aus den Zeilen und machst mit deinen Worten Dichte wieder durchsichtig. Meinen ganz lieben Dank dafür!

daß mein/dein/menschliches gelingen nie ordentlich sei
Grüße von Elke
 



 
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