Also, bester Joseph, mit Verlaub, es ist genau umgekehrt; es ist eine Illusion, zu glauben, dass die Menschheit nicht ohne Geschichten auskommen würde. Die sprachlosen Affen kommen doch auch zurecht, wenn man sie lässt. Und wenn sie sprechen könnten, vielleicht würden sie uns beantworten, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen; denn wenn sie uns danach fragen würden, wir wären sprachlos trotz der vielen Geschichten und Religionen. Und auf phantastische Geschichten legt doch keine Affe wert. Und nun hat die Hirnforschung festgestellt, dass selbst unser ICH eine Illusion ist und es den freien Willen gar nicht gibt. Na ja, eigentlich haben wir es ja immer schon gewusst. Man schaue sich nur irgendein x-beliebiges Tier an; nehmen wir mal den gemeinen Strandfloh. Ihn trifft man nicht selten verhältnismäßig weit am Lande im feuchten Sand an, wo er sich unter Algen befindet, mit denen er angespült wurde. Das Wiederfinden seines schmalen, am Strande gelegenen Lebensraumes bedeutet für ihn eine Lebensfrage. Interessanterweise findet er stets zurück. Man könnte den Floh mitten in der Sahara aussetzen, er würde mit Sicherheit zielstrebig zum Meer wandern, und zwar, ohne jemanden nach dem Weg gefragt zu haben, und ohne die Hilfe eines Reiseleiters von Neckermann in Anspruch zu nehmen. Auch unsere Brieftauben finden sich zurecht. Diese Tatsachen versetzen uns Menschen leicht in Erstaunen. Anhand des Flohverhaltens erkennen wir ja, dass eine äußerst zweckbezogene Handlung auch ohne geistiges Selbstbewusstsein zustande kommt. Also, wir würden dennoch unseren Mercedes finden, unseren Sonntagsanzug, und bestimmt auch den Knopf für die Atombombe. Die Frage stellte sich nun, warum wir trotzdem ein Selbstbewusstsein haben. Ach ja, klar, um Geschichten zu erfinden zum Zeitvertreib und zur Verklärung der Welt, damit sie erträglicher erscheint. Das Ärgste ist, dass jene Leute sich auch noch bei ihrem Unsinn vor Stolz in Affenmanier auf die Brust schlagen.
LG E.