Go to hell, Sergeant Snyder. Resilienzlyrik vom 12.2. 1981

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Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft,
sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
nicht hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann,
knie- und hüftsteif lehnend an einer Fichte. Das bringt mich,
o piktogrammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er vielleicht
auch morgen.​
 

Willibald

Mitglied
[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft,
sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
nicht hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald. Der große Stratege und Leuteschinder, knie- und hüftsteif lehnend an einer Fichte, nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Das bringt mich,
o piktogrammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft,
sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
nicht hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

Mitglied
[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft dem Rumpf,
sprach Meditativ-Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich, gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

Die
[blue]Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
nicht hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, den großen Strategen und Leuteschinder.
Kniesteif lehnend an einer Fichte schluckte er Schnaps aus dem Flachmann.
Das bringt mich, o piktogrammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras?"
Vielleicht
lehnt er
morgen
auch dort?​
 

Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft dem Rumpf,
sprach Meditativ-Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich, gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
nicht hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, den großen Strategen und Leuteschinder. Kniesteif lehnend an einer Fichte schluckte er Schnaps aus dem Flachmann. Das bringt mich, o piktogrammische Muse und Herrin, auf eine verwandte, feine Idee.
"Fortasse
et cras?"
Vielleicht
lehnt er
morgen
auch dort?​
 

Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Auf dem Flaschenhals des engen Tales pfeift der Wind
so kalt. Die Fische frieren in der Tiefe der Wörnitz.
Vor drei Stunden tranken wir glorreichen Sieben
das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben:
Tullamore, eine Kruke. Das hilft,
sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik mit Visueller Poesie ("carmen figuratum"), 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Als er das sagte, pfiff auf dem Flaschenhals
des engen Tales der Wind so kalt. Die Fische
froren in der Tiefe der Wörnitz. Vor drei Stunden
tranken wir glorreichen Sieben das letzte Glas irischen Whiskey, gestiftet von Ben: Tullamore, eine Kruke.
Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Noch gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich, gewärmt von Benjamins Whiskey,
es echot mir dunkel im Kopfe umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

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[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik mit Visueller Poesie ("carmen figuratum"), 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
im Wintermanöver nicht weit von Dinkelsbühl
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes und versuche unter der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammer Hand.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider,
er mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke („Eure Säcke“?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Als er das sagte, pfiff auf dem Flaschenhals
des engen Tales der Wind so kalt und die Fische
froren in der Tiefe der Wörnitz. Drei Stunden später
tranken wir glorreichen Sieben das letzte Glas
Tullamore, gestiftet von Ben, eine Kruke.
Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Noch gestern ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, Caesar performt,
in Ovid reingeschaut, die Freunde bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verbannt
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und, fröstelnd im kalten Germanien,
las ich des gemordeten („Et tu, mi fili?")
Caesars Latein, dann die Verse der Trauer. Denn:
Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene Zeit
nach Feldwebel Schneider.

Hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins Whiskey.
Im Kopfe echot mir dunkel umher,
was Caesar schreibt über Elche,
zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

Mitglied
[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder
Resilienzlyrik im "carmen figuratum" eingebannt: Feldwebel Schneider, 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
nicht weit von Dinkelsbühl im Wintermanöver
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes, versuche, im Scheine der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammen Fingern.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider
und mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke (Eure Säcke?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Der Wind pfiff so westerwaldkalt auf dem Flaschenhals
des engen Tales, als er das sagte. Tief in der Wörnitz: frierende Fische. Drei Stunden tiefer im Tag tranken
wir glorreichen Sieben Tullamore, gestiftet von Ben, eine Kruke. Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Erst gestern, ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, mühsam geblättert:
Ovid, der Verbannte, mein alter Bekannter bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verschlagen
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
mehr schlecht als recht unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und fröstelnd im kalten Germanien, las ich
des gemordeten Caesars Sätze („Et tu, mi fili?"),
die story von germanischer Jagd auf germanische Elche.
Denn: Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene, angstarme Zeit
post Feldwebel Schneider.

Also, hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins
irischem Whiskey im Magen. Im Kopfe echot mir
dunkel umher, was Caesar so schreibt von germanischen
Elchen. Zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

Mitglied
[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder!
Resilienzlyrik, im "carmen figuratum" eingebannt: Feldwebel Schneider, 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
nicht weit von Dinkelsbühl im Wintermanöver
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes, versuche, im Scheine der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammen Fingern.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider
und mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke (Eure Säcke?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Der Wind pfiff so westerwaldkalt auf dem Flaschenhals
des engen Tales, als er das sagte. Tief in der Wörnitz: frierende Fische. Drei Stunden tiefer im Tag tranken
wir glorreichen Sieben Tullamore, gestiftet von Ben, eine Kruke. Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Erst gestern, ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, mühsam geblättert:
Ovid, der Verbannte, mein alter Bekannter bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verschlagen
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
mehr schlecht als recht unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und fröstelnd im kalten Germanien, las ich
des gemordeten Caesars Sätze („Et tu, mi fili?"),
die story von germanischer Jagd auf germanische Elche.
Denn: Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene, angstarme Zeit
post Feldwebel Schneider.

Also, hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins
irischem Whiskey im Magen. Im Kopfe echot mir
dunkel umher, was Caesar so schreibt von germanischen
Elchen. Zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

minitaurus

Mitglied
Lieber Willibald

Ich frage mich, ob es sich bei "Resilienzlyrik" um einen neuen Gattungsbegriff handelt oder wenigstens handeln könnte. Ich würde mir das jedenfalls wünschen, denn ich meine, wir könnten mehr Resilienzlyrik gut gebrauchen.
Kunstvoller ist sie schon, die neue Version, das ist gewiss; das muss man anerkennen. Der Ausstrahlung nach kommt mir die alte Version aber stärker vor. Wobei ich sagen muss, dass ich die Einwände von Monochrom und James Blond nicht teile. Kann es nicht sein, dass hier die Kunst den Menschen, der erlebt hat, eher undeutlicher gemacht hat?
Ich stimme JB zu, wenn er schreibt:
Eine subjektive Betrachtung hinsichtlich der Textwirkung erscheint mir dagegen aussichtsreicher. Mir zeigt sich der Text als Melange einer ganzen Reihe von Zutaten: Biografisches, Anektdotisches, Kurioses, Lehrreiches, Ikonografisches und Poetisches mischen sich hier auf eine besondere Weise.
Was aber den [blue]humorigen Nachgeschmack[/blue] betrifft, sehe ich hier eher eine sicher auch dem Autor bewusste Aussichtslosigkeit dieser Methode, die Snyders dieser Welt zu bekämpfen. Will sagen: für mich dominiert hier eher die Melancholie, die Sackgassen manchmal an sich haben.

NB zu Monochrom, der kein Wort des Bedauerns für seinen Lesefehler finden kann und lieber diesen Thread verlässt: Fehler zu machen ist menschlich, und mehr noch: Fehler können auch ein großes kreatives Potential entfalten. Voraussetzung dafür ist aber, man gesteht sie zumindest sich selbst ein (wenn man sie denn erkennt, was ich in diesem Fall glaube annehmen zu dürfen).
 

Willibald

Mitglied
[blue]Go to Hell, Sergeant Snyder!
Resilienzlyrik, im "carmen figuratum" eingebannt: Feldwebel Schneider, 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
nicht weit von Dinkelsbühl im Wintermanöver
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes, versuche, im Scheine der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammen Fingern.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider
und mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke (Eure Säcke?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Der Wind pfiff so westerwaldkalt
auf dem Flaschenhals des engen Tales,
als Schneider das sagte. Tief in der Wörnitz:
frierende Fische. Drei Stunden tiefer im Tag tranken
wir glorreichen Sieben Tullamore, gestiftet von Ben, eine Kruke. Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Erst gestern, ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, mühsam geblättert:
Ovid, der Verbannte, mein alter Bekannter bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verschlagen
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
mehr schlecht als recht unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und fröstelnd im kalten Germanien, las ich
des gemordeten Caesars Sätze („Et tu, mi fili?"),
die story von germanischer Jagd auf germanische Elche.
Denn: Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene, angstarme Zeit
post Feldwebel Schneider.

Also, hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins
irischem Whiskey im Magen. Im Kopfe echot mir
dunkel umher, was Caesar so schreibt von germanischen
Elchen. Zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

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Resilienzlyrik, im "carmen figuratum" eingebannt: Feldwebel Schneider, 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
nicht weit von Dinkelsbühl im Wintermanöver
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes, versuche, im Scheine der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammen Fingern.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider
und mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke (Eure Säcke?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Der Wind pfiff so westerwaldkalt
auf dem Flaschenhals des engen Tales,
als Schneider das sagte. Tief in der Wörnitz:
frierende Fische. Drei Stunden tiefer im Tag tranken
wir glorreichen Sieben Tullamore, von Ben, eine Kruke.
Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Erst gestern, ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, mühsam geblättert:
Ovid, der Verbannte, mein alter Bekannter bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verschlagen
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
mehr schlecht als recht unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und fröstelnd im kalten Germanien, las ich
des gemordeten Caesars Sätze („Et tu, mi fili?"),
die story von germanischer Jagd auf germanische Elche.
Denn: Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene, angstarme Zeit
post Feldwebel Schneider.

Also, hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins
irischem Whiskey im Magen. Im Kopfe echot mir
dunkel umher, was Caesar so schreibt von germanischen
Elchen. Zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja wohl
auch morgen.​
 

Willibald

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Resilienzlyrik, im "carmen figuratum" eingebannt: Feldwebel Schneider, 12.2.1981.

[blue]Gratia, Musa, tibi: nam tu solacia praebes,
tu curae requies, tu medicina venis.
Danke dir, Muse, denn du bringst Trost,
die Angst beruhigst du, dein Kommen ist Medizin.
Ovid: Tristia; IV, 10[/blue]​


Hier sitz ich, gar kein Prometheus, nachts
nicht weit von Dinkelsbühl im Wintermanöver
am Fuße des Hesselberges auf strohbedecktem
Boden des Zeltes, versuche, im Scheine der Lampe
Verse, nein, Zeilen zu formen mit klammen Fingern.

„Die Härteübung, die Schweinekälte”,
sagte vorgestern Feldwebel Schneider
und mahlte die Worte zwischen den Kiefern
und glich dabei dem König der Elche,
„all das wird euch Säcke (Eure Säcke?)
schrumpfen lassen, auf Erbsengröße.”

Der Wind pfiff so westerwaldkalt
auf dem Flaschenhals des engen Tales,
als Schneider das sagte. Tief in der Wörnitz:
frierende Fische. Drei Stunden tiefer im Tag tranken
wir glorreichen Sieben Tullamore, von Ben, eine Kruke.
Das hilft, sprach Ben, bei Kälte, barbarisch.

Erst gestern, ohne Schlaf im Mumien-Schlafsack,
habe ich, mit Handschuh-Fingern, mühsam geblättert:
Ovid, der Verbannte, mein alter Bekannter bei Reclam.
Der Dichter beklagt seine „tristia fata”. Verschlagen
nach Tomis, weit weg vom warmen Italien, lebt er
mehr schlecht als recht unter lauter Barbaren, der arme Poet.

Und fröstelnd im kalten Germanien, las ich
des gemordeten Caesars Sätze („Et tu, mi fili?"),
die story von germanischer Jagd auf germanische Elche.
Denn: Ich brauch das Latinum in Bayern
für jene vergleichsweise goldene, angstarme Zeit
post Feldwebel Schneider.

Also, hier sitz ich, mit einem Glas von Benjamins
irischem Whiskey im Magen. Im Kopfe echot mir
dunkel umher, was Caesar so schreibt von germanischen
Elchen. Zu finden im „Gallischen Krieg”
Buch Römisch Sechs, Kapitel ZwoSieben:

[blue]Die
Elche
im Barbarenland
sie gleichen großen Ziegen.
Und sie können sich gar nicht
hinlegen zum Ausruhn,
weil sie der Gelenke entbehren.
Sie lehnen sich, um Schlaf zu finden,
an Bäume. Die schlauen Barbaren
sägen die hohen Schlafbäume an:
So fallen die Bäume ("arbores cadunt")
und fällen die Elche ("caedunt alces").[/blue]
Übrigens sah ich vorhin Feldwebel Schneider
hinter den Zelten am Wald, knie- und hüftsteif an einer Fichte. Der große Stratege und Leuteschinder nahm einen Schluck Schnaps aus dem Flachmann. Du bringst mich, o pikto-grammische Muse und Herrin, auf eine verwandte Idee.
"Fortasse
et cras."
Dort lehnt
er ja
wohl
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