G
Gelöschtes Mitglied 15780
Gast
Hallo Blumenberg - (hast Du einen Vornamen? Deine Heimseite hat, soweit ich gesehen habe, kein Impressum.)
Nehme ich mir Deinen Satz rückwärts vor, fange ich mit der erkenntnistheoretischen Bestimmung an. Diese ist in der Summa Theologiae des Thomas der Anfang der Untersuchungen, quaestio 1. Dort wird die Wissenschaftsfähigkeit der philosophierenden Theologie bejaht.
Dann wird die Frage, ob Gott ist, wissenschaftlich aufgeworfen. Das geht so, daß zuerst einmal die Möglichkeit eines unendlich Guten widerlegt wird, das heißt bei Leibniz "Theodizeeproblem". Dieser Beweis der Nichtexistenz Gottes muß dann widerlegt werden. Ich finde das bewundernswert.
Das schlichteste Argument für die Existenz Gottes ist das "Ich bin" als Selbstaussage Gottes.
Wesentlich, und man sollte es nicht überlesen, ist die (von Heidegger so genannte) "ontologische Differenz", die ja bekanntlich nicht von Heidegger stammt, sondern von Boethius, Hauptgedanke des Traktats "De hebdomadibus": Gott ist kein existierendes Ding, sondern er ist das Existieren aller existierenden Wesen. Das Sein, an dem die Seienden bloß teilhaben. Genaugenommen ist er also nicht seiend (!), sondern das reine "zu sein" selbst. Hätte Thomas nicht die septuagintagestützte Vulgata vorliegen gehabt, sondern den hebräischen Originaltext, hätte er sich nicht mit dem künstlichen Partizip "ens" (griechisch "ôn") abgeben müssen, sondern mit dem klaren ähjäh, "ich bin" (Septuaginta: "eimi ho ôn", "ich bin der Seiende".
Aber er nimmt auf Boethius bezug,
und das sollten wir auch.
Zweitens.
Bei genauer Betrachtung aller fünf Wege, das Zusein des Zuseins zu beweisen, dürfte folgendes auffallen: Jeder der fünf Beweise schließt mit der Identifikation des Bewiesenen mit dem "deus": "und das nennen wir Gott".
Aber es lohnt sich, die Probe aufs Exempel zu machen. Die Leseraufmerksamkeit lese den jeweiligen Beweis, ganz offen und ohne Vorannahme dessen, worauf der Beweis hinausläuft (sonst merkt man die Absicht und ist verstimmt), und halte offen, wie die Leseraufmerksamkeit das Bewiesene denn nennen würde. Ich komme regelmäßig - nicht auf "Gott" hinaus, sondern auf die Freiheit des schöpferischen Geistes, gleich, ob man diese Freiheit einen Dichter, einen Schöpfer oder einen originellen Menschen nennt. Oder einfach "Freiheit", wie ich das in diesem Gedicht getan habe.
grusz, hansz
Nun ja, wenn man sich so wie ich hier auf die Deutschen Idealisten bezieht und auf ihren Basisphilosophen Gottseibeiuns Kant, dann bezieht man sich auch auf die Scholastiker, denn mindestens auf der Thesenseite der Antinomien werden sie durchgeschossen; genau genommen zielt die Widerlegung dort auf Aristoteles' Metaphysik klein alpha (die angebliche Absurdität "aktualer Unendlichkeit", wie sie von Aristoteles dort dargelegt wird, wird selbst als Absurdität widerlegt).Es geht in der Mittelalterlichen Philosophie tatsächlich auch um die Festlegung von Gottesprädikaten, die sich aber einer erkenntnistheoretischen Bestimmung entziehen müssen, da sie über das menschliche Erkenntnisvermögen hinausgehen.
Nehme ich mir Deinen Satz rückwärts vor, fange ich mit der erkenntnistheoretischen Bestimmung an. Diese ist in der Summa Theologiae des Thomas der Anfang der Untersuchungen, quaestio 1. Dort wird die Wissenschaftsfähigkeit der philosophierenden Theologie bejaht.
Dann wird die Frage, ob Gott ist, wissenschaftlich aufgeworfen. Das geht so, daß zuerst einmal die Möglichkeit eines unendlich Guten widerlegt wird, das heißt bei Leibniz "Theodizeeproblem". Dieser Beweis der Nichtexistenz Gottes muß dann widerlegt werden. Ich finde das bewundernswert.
Das schlichteste Argument für die Existenz Gottes ist das "Ich bin" als Selbstaussage Gottes.
Wesentlich, und man sollte es nicht überlesen, ist die (von Heidegger so genannte) "ontologische Differenz", die ja bekanntlich nicht von Heidegger stammt, sondern von Boethius, Hauptgedanke des Traktats "De hebdomadibus": Gott ist kein existierendes Ding, sondern er ist das Existieren aller existierenden Wesen. Das Sein, an dem die Seienden bloß teilhaben. Genaugenommen ist er also nicht seiend (!), sondern das reine "zu sein" selbst. Hätte Thomas nicht die septuagintagestützte Vulgata vorliegen gehabt, sondern den hebräischen Originaltext, hätte er sich nicht mit dem künstlichen Partizip "ens" (griechisch "ôn") abgeben müssen, sondern mit dem klaren ähjäh, "ich bin" (Septuaginta: "eimi ho ôn", "ich bin der Seiende".
Aber er nimmt auf Boethius bezug,
und das sollten wir auch.
Zweitens.
Bei genauer Betrachtung aller fünf Wege, das Zusein des Zuseins zu beweisen, dürfte folgendes auffallen: Jeder der fünf Beweise schließt mit der Identifikation des Bewiesenen mit dem "deus": "und das nennen wir Gott".
Aber es lohnt sich, die Probe aufs Exempel zu machen. Die Leseraufmerksamkeit lese den jeweiligen Beweis, ganz offen und ohne Vorannahme dessen, worauf der Beweis hinausläuft (sonst merkt man die Absicht und ist verstimmt), und halte offen, wie die Leseraufmerksamkeit das Bewiesene denn nennen würde. Ich komme regelmäßig - nicht auf "Gott" hinaus, sondern auf die Freiheit des schöpferischen Geistes, gleich, ob man diese Freiheit einen Dichter, einen Schöpfer oder einen originellen Menschen nennt. Oder einfach "Freiheit", wie ich das in diesem Gedicht getan habe.
grusz, hansz