hänsel

4,20 Stern(e) 5 Bewertungen
G

Gelöschtes Mitglied 21263

Gast
Ein originelles Bild, das von Heiner Müller stammen könnte, wenn er über die Rettung des Unrettbaren referiert. Die Verzweiflung muss allerdings groß sein, denn die Länge (= Kürze) des Darms ließe durchaus den Blick zurück zu.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Patrick,

du verlässt gerne bekannte und bequeme Wege in der Lyrik. Dieser Weg zurück ist ein typisches Beispiel dafür. Das wird sicher nicht allen gefallen, muss es aber auch nicht.
Wenn ich ehrlich bin, bin ich mir selbst noch nicht sicher. Muss ich erst wirken lassen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Patrick,
das schreckt auf, und das ist von Interesse für mich.

Hm, ist es nicht so?
Wenn in der Kunst kein "Erschrecken" mehr ist, dann ist sie nur noch Dekoration.
Interessant auch "die Gedärme" als Metapher für eine Nabelschnur

Wie sagte noch Henry Miller: " Panta rhei; alles fließt in die ewige Scheiße"

Lg
aus meinem zugeperrten Restaurant
Ralf
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Fritz

Heiner Müller kannte ich gar nicht. Das fesselt mich, danke für den Tipp. Und Danke für das Lob. :)

L.G
Patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred

Ja, es ist ein schwieriger Text, ich hadere auch noch mit ihm, aber es wollte raus und da ich das Gefühl hatte so etwas hat durchaus seine Berechtigung habe ich es hochgeladen. :) Danke für deine netten Worte.

L.G
Patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ralf

Na... vielleicht ist dein geschlossenes Restaurant ja ein Antrieb wieder ein bischen umtriebiger zu werden in den Foren ;) hab deine Kommentare vermisst. Ob Lyrik schocken, oder aufschrecken sollte? Ja, manchmal, denke ich. Jedes hapern mit einer Aussage, ist auch die Frage, wo man seine eigenen Füße abgestellt hat und ob man sie vielleicht bewegen sollte.

L.G
Patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 21263

Gast
Hallo Patrick,

unbedingt lesen! Heiner Müller war ein messerscharfer Analyst des gesamtdeutschen Zustandes, hochgebildet, ein glänzender Rethoriker und Theatermann.
 

Baskerville

Mitglied
Gefällt mir sehr gut. In gewisser Weise ist das ja unser aller Schicksal. Wir sind alle die Produkte der Fehler und Probleme unserer Eltern oder entscheidender Bezugspersonen, die sie in unsere Erziehung eingetragen haben. Selbst wenn wir den Gegenpfad einschlagen, ist das eine Funktion der Einflüsse unserer Eltern, nur das Vorzeichen ist invertiert.
 
G

Gelöschtes Mitglied 19299

Gast
Gedärme - Metapher für Nabelschnur (Verbindung) kam mir auch schon in den Sinn.
Folgende Fragen tauchen auf:
Will Hänsel vielleicht die Verzweiflung seiner Eltern mittels seines Opfers (Schnitt) und folglich seines leeren Darmes abnehmen?
Die Leerung seines Darmes: Selbstverleugnung, damit die Eltern aus der Scheiße rauskommen? Das kann nämlich ein großer Einschnitt in seinem Leben sein.
Haben bzw. sollen dadurch die Eltern ihre Verzweiflung (Scheiße) auf Hänsel übertragen? Und dann weiter - an die folgenden Generationen?
Oder ist die Verzweiflung gar schon verdaut (zu Scheiße)?
Oder, geht es hier um die Zurückverfolgung, ums Zurückdrehen der Zeit Richtung Null - als Quasi-Auslöschung der Gegenwart und Vergangenheit?
Mmm...
Jedenfalls originell!

Gruß,
Keram
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es reizt mich, interessiert mich, Patrick,

den Archetypos eines allbekannten Märchens so wunderbar selbstbezüglich aufgeschnitten zu finden.

Der Archetypos ist der vom mißglückten Ariadnefaden in "Hänsel und Gretel", die untauglichen Brotkrumen, die von den Vögeln weggefressen werden wie die Saat auf dem Weg des bescheuerten Sämanns im Gleichnis von Mattäus 13.

Zusammengebracht mit dem Archetypos von den Eltern, die ihre Kinder im Wald verhungern lassen wollen. Und mit dem inneren Widerspruch, daß die zum Verhungern in den Wald Getriebenen ausgerechnet ihre letzten Brotstücke opfern, um in das Hungerhaus der Eltern zurückzukehren. Konsequent zuendegedacht: Der Darm muß leer sein.

Midrasch zum Märchen.

grusz, hansz

P.S.: Interessant, daß ein Gastronomenkollege meiner Café-ontreprenören Gattin schreibt: ohne "Erschrecken" wäre Kunst bloße "Dekoration". Die aufgerissenen Augen der Gäste (größer als der Mund). Die zum Weiterhungern verdammten Leser.

Der Sturm, der Sturm,
der höllische Wurm
 



 
Oben Unten