Es ist doch etwas anderes, ob man den Hals lang streckt (kann ich auch) oder einen langen Hals streckt (kann ich nicht, nur der Schwan; und die Giraffe, aber die kann nicht fliegen), oder nicht?Sprachlich besser wär "den Hals lang gestreckt".
Richtig, flach über dem Wasser (ohne Bemühen abzuheben, ohne Schwerfälligkeit, ohne Trappeln).Was, bitte, sollte man unter "flachem Fliegen" verstehen? Flach über dem Wasser?
Meinst du, in einem Haiku sind Andeutungen schöner, als Bilder klar zu benennen?Und warum den ganzen Schwan nochmal bemüh'n wenn's doch schon "federweiß" und "er" heißt - da kann's doch schon keine Gans mehr sein, ne? Und ein Silberreiher auch nicht - der streckt den Kopp nicht beim Fliegen.
Zu dieser Aussage fehlt mir eine Begründung."Im Glanz des Sees fliegen" klingt so krumm, dass man den baldigen Absturz besorgen muss.
Ganz einfach: weil es dein Haiku ist.Warum sagst du nicht einfach: ...
Warum stemmt er sich noch, wenn er doch schon sauste? Wie kann er noch den Spiegel brechen, wenn er durch sein Rumgeplantsche schon derart viele Wellen produziert hat?Mit sausendem Schwung
stemmt sich der Schwan vom See und
bricht ihm den Spiegel.
Auf Youtube habe ich es gesehen, in deinem Haiku leider nicht.Da hörte man, wie schwer das Vieh hochkommt, sähe ihn beim Abheben mit den Schwimmfüßen auf dem blanken Seespiegel trappeln und ihn damit zerstören:
Wer kein Idyll mag, sollte sich bei Sonnenuntergang nicht am See aufhalten. Oder zumindest mit Steinen nach den Schwänen werfen. Am besten aber von ganz von unberührter Natur fernhalten.Im Gegensatz zu deiner Version passiert da was, abseits der üblichen Idylle.
Die nicht – aber die Störche, die Reiher und die Kraniche könntens, tun’s aber nicht. Die knicken im Flug den Hals nach hinten. Coole Haikuh-Hirten wissen das. Und sie wissen, dass man mit „den Hals lang gestreckt“ den falschen Bezug in „Langer Hals gestreckt, fliegt er flach und federweiß“ vermeidet. War nur ein kleiner hint, die doitsche Sprache betreffend.Es ist doch etwas anderes, ob man den Hals lang streckt (kann ich auch) oder einen langen Hals streckt (kann ich nicht, nur der Schwan; und die Giraffe, aber die kann nicht fliegen), oder nicht?
Sorry, aber in deinem Dreizeiler fliegt erstmal nur der Hals. Das klingt luschtig.Richtig, flach über dem Wasser (ohne Bemühen abzuheben, ohne Schwerfälligkeit, ohne Trappeln).
Malen ist etwas anderes als Abmalen, Knipsen etwas anderes als Fotografieren. Knipsen und Abmalen kann jeder. Die Kunst fängt erst dort an, wo das Bild hinter dem Bild entsteht. Und sie besteht - beim Haiku - im Verzicht auf alles Über-Flüssige.Meinst du, in einem Haiku sind Andeutungen schöner, als Bilder klar zu benennen?
Der Schwan ist von Natur aus ein Brocken, unter allen hiesigen Vogerln jenes, der am schlechtesten fliegen kann und den meisten Krach dabei macht: Das „Sausen“ ist hier ein Geräusch. Eine Haikuh darf man nicht bloß sehen, man sollte sie auch hören. Sie spaziert dem Leser über alle Sinne.Warum stemmt er sich noch, wenn er doch schon sauste? Wie kann er noch den Spiegel brechen, wenn er durch sein Rumgeplantsche schon derart viele Wellen produziert hat?
Das ist jetzt ein bissl arg blöd. Eine Haikuh lebt nicht zuletzt von der Vergänglichkeit des Augenblicks. Mit Steinen nach Schwänen schmeißen nur Deppen. Aber den Seespiegel mit Steinen einwerfen tun fast alle – Kinder ebenso wie Erwachsene. Je ruhiger der ist, desto lieber.Wer kein Idyll mag, sollte sich bei Sonnenuntergang nicht am See aufhalten. Oder zumindest mit Steinen nach den Schwänen werfen. Am besten aber von ganz von unberührter Natur fernhalten.
Nein, der Hals fliegt nicht. Der Hals würde fliegen, wenn es hieße: "Gestreckter langer Hals, fliegt er …" oder vielleicht noch "Langer Hals[red],[/red] gestreckt, fliegt er …" Bei mir aber wird "gestreckt" als Verb/Partizip verwendet, so dass der Hals das Objekt ist und es ein (anderes) Subjekt gibt/geben muss, nämlich er (der Schwan). Daher kann der falsche Bezug nicht hergestellt werden.Sorry, aber in deinem Dreizeiler fliegt erstmal nur der Hals.
Es rumpelt dann aber immer noch, denn federweiß fliegt nichts, schon gar nicht im See oder in dessen "Glanz". Ein Haiku entsteht nicht durch Sprachverquasung, sondern durch die klare Einfachheit eines Sinnbildes. Wofür sollte dein Dreizeiler denn stehen?Den Hals lang gestreckt,
fliegt er flach und federweiß —
Schwan im Glanz des Sees.
Das Volk mag zwar Hunger gehabt haben, trotz alledem war der Verzehr von Schwänen im Mittelalter der königlichen oder päpstlichen Tafel vorbehalten. (Dieses kleine Perlchen nutzlosen Wissens entstammt historischer und nicht der Veterenärskenntnis. Da kann sich ein Fischdoktor schon mal irren.)Im Mittelalter kannte man ihn nur als Durchzügler, sah im Schwung seines Halses und in seinem weißen Gefieder etwas Erotisches, Reines, hat ihn aber gleichwohl totgeschossen und aufgefressen, wo und wie man nur konnte - das Volk hatte Hunger!
Lang den Hals gestreckt