Hallo, liebe Molly
Ich stibitze immer mal wieder über meinen „Tellerrand“, schaue in anderen Sparten, die mir nicht gar so liegen. Lyrik ist – wenn ich ehrlich bin – nicht wirklich mein Fall, allerdings sehe ich mir gerne an, was andere Autorinnen und Autoren so auf die Beine stellen.
Dein Haiku ist ein überschaubarer Text, ich wage mich mal ...

... nachdem ich mich ein wenig in die Materie und Theorie eingelesen habe.
Technisch / Struktur
Ein Haiku, bestehend aus drei Zeilen, im traditionellen japanischen Stil mit einer vorgegebenen Zahl an „Lauten“ geformt, welches sich
nicht in der Silbenzahl in europäischen Sprachen nachbilden lässt.
Inhalt
Traditionell deutet ein Haiku eine Jahreszeit an, als Wesensmerkmal gelten auch die nicht abgeschlossenen, offenen Texte, die sich erst im Erleben des Lesers vervollständigen. Im Text wird nicht alles gesagt, Gefühle werden nur selten benannt. Sie sollen sich erst durch die aufgeführten konkreten Dinge und den Zusammenhang erschließen. (Quelle: Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Haiku )
Interpretation
Jetzt kommt es auf meine persönliche Meinung an. Kurz und knapp: Die erste Version gefiel mir deutlich besser.
Ich will es mal erklären:
Hier haben wir bereits den Hinweis auf die Jahreszeit - den Frühling.
Kinder – als Synonym für die Zukunft der Menschen
reiten – als Sinnbild für eine aktive Handlung
Weg – ein Bildnis für die Entwicklung
Steckenpferde – sie sind nicht nur ein Name für ein Spielgerät sondern auch ein Synonym für Neigungen / Interessen / Hobbys / Leidenschaften / Träume.
Alles in allem ein positives Zukunftsbild, welches Hoffnung vermittelt.
Dann kam die Anpassung. Von der Wortwahl etwas pfiffiger, in der Kombination insgesamt aber das genaue Gegenteil der bisherigen Aussage.
Der Hinweis auf das „blühende“ wurde entfernt, die erste Zeile ist damit Aussage-Neutral, es könnten auch der Sommer (vertrocknet) oder der Herbst (verblüht) sein. Es ist nur noch das Heidekraut benannt. Und eine direkte Aufforderung an den Leser: „Schau!“ (ist dies nicht eher ungewöhnlich für einen lyrischen Text?)
Steckenpferde! Die Lerche
Steckenpferde – wie bereits erwähnt, ein Synonym für Neigungen / Interessen / Hobbys / Leidenschaften / Träume und nicht einfach nur ein Spielgerät.
Die Lerche – wird üblicherweise mit Frohsinn und Freiheit assoziiert.
Was sieht sie von oben? Der Hinweis auf die Kinder ist raus, die Lerche hat also nur noch einen Ausblick auf die Steckenpferde. Hierdurch wird es düster, in dieser Lesart (Verweis auf Frühling fehlt / Verweis auf Zukunft fehlt) schleicht sich eine bedrückende Stimmung ein, indem die Steckenpferde als zurückgelassen interpretiert werden können. Aufgegebene Träume und Leidenschaften, zurückgelassene Interessen.
(Die fliegende Lerche könnte auch ein Symbol für den nahenden Winter darstellen.)
Vielleicht:
Wege durch die Heide
gerittene Steckenpferde. Die Lerche
singt hoch oben.
oder
Steckenpferde
geritten auf Heidewegen. Die Lerche
singt hoch oben.
Erklärung:
Alle Elemente Deiner ersten Version sind in ihrer ursprünglichen positiven Kraft wieder enthalten. Die empfohlene Lerche trägt zusätzlich die positive Form und den Verweis auf den Frühling.
Herzlichst Grüßend
Frank
(OmG – fast zwei Seiten A4-Kommentar für drei Zeilen Lyrik. Ich wusste, warum ich mich hiervon fernhalte

)