Lb. Bernd, lb. Beba,
vielen Dank für Eure Einträge. So macht Haikudichten Spaß.
Als Postulat für das Haiku gilt: Im Weglassen liegt die wahre Meisterschaft. Daher sollten Adverbien / Adjektive wie "sachte" nur dann gebraucht werden, wenn sie absolut notwendig sind. Hier sind sie es nicht. Im dritten Vers ist dieser Zustand schon beschrieben. Ich habe das jetzt oben noch deutlicher gemacht, indem ich den gedachten Gedankenstrich gesetzt und durch das Einfügen des "sie" die Situation präziser dargestellt.
Mir fällt in vielen Diskussionen gerade beim Haiku auf, daß uns im Westen sowohl die Fähigkeit des zurückhaltenden Wortmalens als auch die Fähigkeit des ruhigen Hineinhorchens in einen Text etwas abgängig ist. Das ist auch der Grund, warum ich viele Vielschreiber in Sachen Haiku einerseits ob ihrer Chuzpe ebenso bewundere wie ich das Ergebnis i.d.R. sehr ärgerlich finde.
Auch hier doktern wir wieder an der Wortsetzung herum, anstatt einfach das Bild auf uns wirken zu lassen und es auszuleuchten, um dann die Assoziationen als genau das zu verstehen, was sie sind: Invididuelle Komplettierungen des Lesers, die durch den Autor und seine Worte heraufbeschworden sind. Sie sind, und das ist vielen, die hier sog. Haikus einstellen, nicht bewußt, geradezu das gewünschte Ergebnis eines guten Haiku: Er soll zum Weiterdichten anregen.
Haikus und ihre Geschwister sind immer dann gut, wenn sie genau das tun, was man von einem handwerklich guten Text erwartet: Raum lassen für das Fertigmalen des Bilds, Anregen zum Weiterdichten, Erkennen, daß hier ein Stück Naturerlebnis so vermittelt wird, wie man es nicht immer sieht. Und genau deshalb schreibe ich so wenig, weil es davon ebenso selten zu sehen wie korrekt zu memorieren und als guten Text niederzuschreiben gibt. Wobei wiederum nur ein sehr kleiner Teil überhaupt meine Festplatte verläßt.
Lieben Dank für die Anregungen!
LG W.