Entschuldigt die späte Reaktion - wir haben gerade Besuch bei uns diese Woche und da ist wenig bzw. keine Zeit für Online-Aufenthalte.
Dieses "Äginetenlächeln" soll - ein Sprung durch viele viele Jahrhunderte - auch Stefan George mit Vorliebe gezeigt haben. Ein elitärer Gesichtsausdruck, in den Verachtung hineinzulesen nicht allzu schwer fällt. Wer lächelt, der lacht nicht.
Das trifft es ziemlich auf den Punkt, lieber sufnus.
Die (real existierende) Nachbarin tut genau das: sie hält sich, vermutlich auch aufgrund der Tatsache, dass sie hier aufgewachsen ist und wir erst kürzlich zugezogen sind (noch dazu in ein Haus auf einem Grund, der bis vor einiger Zeit noch im Besitz ihrer Familie war) - für überlegen (und mich offensichtlich - weil ich von Haus aus immer erst einmal sehr freundlich bin - auch für leicht zu betakeln (=Wienerisch für "beschwindeln")). Da wurde schon einige Male das eine zugesagt und dann hinterrücks genau das andere getan. Da ich keinen Konflikt suche, versuche ich mich möglichst fern zu halten und es eher amüsant zu finden, dass sie denkt, sie hätte uns so gekonnt übers Ohr gehauen (es ging da zum Beispiel auf heimlich auf unseren Grund abgeleitetes Grundwasser bei Starkregenfällen und dann stand bei uns der halbe Garten unter Wasser...aber offiziell hatte sie die Pumpe natürich gleich nach unserer ersten Beschwerde deaktiviert...dumm nur, dass ich sie noch in der selben Nacht sah, wie sie mit Taschenlampe im Garten um drei Uhr morgens die Pumpe wieder ansteckte...).
Es tut mir, liebe Rachel, angesichts der angeregten Diskussion rund um ein Verhältnis-Drama hier schon fast ein wenig leid, dass es "nur" diese Art von "leisem" Drama ist, die da im Text bzw. dahinter steckt. Ich habe es sehr bewusst auch nicht dramatischer gestaltet, weil mir das Thema, dass eine äußere Ruhe und sogar Freundlichkeit bewahrt wird, ja wichtig war. Das ist für mich zum Beispiel "Drama" genug (auch, weil ich die "inneren Dramen" viel spannender finde als die äußeren...wie auch das Spekulieren, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht).
Und indem eine Affäre (oder sonst irgendein Grollauslöser) angedeutet wird, nimmt doch das Geheimnisvolle nicht wirklich zu - bei Fees Fassung ist ja gewissermaßen noch viel geheimnisvoller, warum hier so eine scheinfreundliche Feindschaft vorlilegt.
Auch da empfinde ich sehr ähnlich. Das Geheimnis ist die Nachbarin, die sich so verhält wie sie sich verhält und die nicht weiß, dass ich weiß, wo sie uns belügt oder für dumm zu verkaufen versucht.
Eine Umkehrung der Gegebenheiten, mehr angedeutet als auserzählt, könnte das Thema um einiges spannender machen.
Damit ist wohl auch klar, dass diese Vorstellungen sich gar nicht mit meiner Intention, was den Text angeht, decken. Er ist eine kleine Alltagsbeobachtung aus autobiographischer Quelle - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Die etwas vertrakt gewählte Metrik sollte die Beziehung der Nachbarinnen nochmal zusätzlich widerspiegeln. Ein Versuch von mir. Klar hätte ich das auch glatter, runder und mit anderen Zeilenumbrüchen schreiben können...aber das passte nicht zum Gefühl, das ich versucht habe, auch rund um die Worte festzuhalten. Claudi, du lagst da völlig richtig:
das Metrum hat seine Tücken. Dem ist, wie auch der Nachbarin, mit Vorsicht zu begegnen.
Ich hoffe, das klärt das Meiste - auch, wenn ich fürchte, nicht zur Zufriedenheit aller. Sorry.
Liebe Grüße euch allen und ein herzliches Danke fürs Reinschauen, Sich-Vertiefen und eigene Erweitern um andere mögliche Dramen. Freut mich, dass ich da etwas in Gang setzen konnte und euch offensichtlich gut beschäftigt habe. Auch, wenn's nicht so geplant war.
Herzlichen Dank auch an
@mondnein für die gute Bewertung und den Kommentar! Hab mich sehr gefreut. (auch über deine Sterne natürlich, sufnus)!
Claudia/fee