Halloween

3,00 Stern(e) 5 Bewertungen

Thylda

Mitglied
Die Tür zur Anderswelt steht heute offen.
Der Sommer geht, doch Winter naht schon bald
und Tage werden kühl, die Nächte kalt.
Auf Süßes lassen Rübenlampen hoffen.

Verkleidet ziehn sie froh von Haus zu Haus,
Gedichte und auch Lieder vorzutragen.
So Manchem kann jedoch ein Scherz zusagen.
Von fern und nah besucht man sich zum Schmaus.

An Halloween sehn unsre Ahnen zu,
wie es uns geht und wie wir weiter leben.
Das Lachen, Treiben hilft in ihrer Ruh.

Denn zwischen uns und ihrer Welt kann man
den Schleier heute Nacht ein wenig heben.
Doch morgen trennt er wieder streng, der Bann.
 

Thylda

Mitglied
Samhain/Hallowe'en

Liebe Mara

Eben um die alten Bräuche des Halloween oder Samhain (gälisch für "Sommerende") ging es mir. Allerdings wollte ich es eher beiläufig als die Normalität darstellen, die es in den schottischen Highlands ist. Genau wie Weihnachten den Enterhaken der Konsumgesellschaft zu spüren bekommen hat, ist es mit Halloween nicht anders. Aber ebenso wie es in den Familien noch das alte bedeutungsvolle Weihnachten gibt, gibt es auch Halloween ohne störendes Beiwerk noch, jedenfalls hier.

So, und jetzt muß ich mich mit den Kindern vorbereiten, wir gehen heute abend "guising", genau wie der Rest des Dorfes ;)

http://www.flickr.com/photos/99943997@N00/3998175609/in/faves-27319692@N03/
http://www.flickr.com/photos/ribarnica/1777477658/in/faves-27319692@N03/
http://www.flickr.com/photos/la_salebete/4497889655/in/faves-27319692@N03/
http://www.flickr.com/photos/motleyjust/4062757313/in/faves-27319692@N03/

Happy Halloween
Thylda
 

Thylda

Mitglied
PS Falls LLMitglieder einmal die schottischen Highlands bereisen möchten, stelle ich gerne ein paar Tips abseits der ausgetretenen Touristenpfade zur Verfügung. PN genügt :)

lg~
 

mara

Mitglied
Idee: Wie wär's, das Gedicht dann einfach "Samhain" zu nennen? Dann wäre die Verbindung ja hergestellt, ohne dass du irgend etwas ändern müsstest. :)

Viel Spaß heute Abend/Nacht!
 
A

AchterZwerg

Gast
prinzipiell hat archi recht aber auch tigerauge. es ist ein metrum erkennbar, nur paßt es nicht immer ganz.
Walthers salomonischer Einschätzung schließe ich mich an. :D
Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass ein Sonett jenseits seines Bestandes an Quartetten und Terzetten noch eine andere Sinngebung zeitigen sollte.
Diese fehlt hier leider völlig.
Positiv möchte ich anmerken, dass sich dieses Gedicht fein in das derzeitige Allgemeinangebot schmiegt.
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich kann hier nicht feststellen, dass jede Sinngebung fehlt.

Stattdessen ist viel aus Mythologie und Traditionen untergebracht.
Wie wir gesehen haben, ist auch der Sinn wichtig, der nicht direkt im Gedicht steht. So ist der Kürtbis nirgends erwähnt, spielt aber im Kontrast zur Rübe eine große Rolle.

Bei unserem Bäcker liegen Reformationsbrot und Kürbisgesichts-Kuchen friedlich nebeneinander.

Reformation und Samhain sind durch einen Feiertag verbunden, heute auch mit Allerheiligen (am nächsten Tag).


Ist "Süßes oder Saures" noch mit den Rüben verbunden?
Aus dem Gedicht heraus ziehen sich viele Fäden.

Was die formale Gliederung im Sonett betrifft: Es ist in zwei Teile gegliedert:

Die ersten beiden Strophen zeigen unsere Welt, unser Leben, Kinder, die von Tür zu Tür ziehen.
Die letzten beiden zeigen Mystik. Sie bilden das Tor zur Vergangenheit, zur Geschichte.
Sie werden den Gedanken in den Quartetten allgemeingültiger gegenübergestellt.
Der letzte Vers vollendet es dabei und schließt es ab.

Was sind die Gedanken, die fehlen? Ich verstehe es nicht.

In der jetzigen Fassung sehe ich auch keine Probleme mit Reimen mehr.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Thylda: "Allerdings wollte ich es eher beiläufig als die Normalität darstellen, die es in den schottischen Highlands ist."

Diesen Ansatz finde ich gut.

Nebenbei haben wir erfahren, dass die Verwendung von Rüben weit verbreitet ist.
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Bernd,
ich erinnere mich, dass dieses Thema seinerzeit mit einem der wenigen Sonettkenner, die das Forum aufzuweisen hat (gitano), ausführlichst erörtert worden ist. An einer Wiederholung bin ich nicht zureichend interessiert.
Wenn dir das "Sonett" so gut gefällt, bewerte es einfach mit 9. :)
Ich bin im Grunde sowieso der Meinung, dass Werke, die dir bemerkenswert erscheinen, nicht einfach unbelohnt bleiben sollten.
In diesem Sinne
einen schönen Abend
 
G

gitano

Gast
Hallo Thylda!
Es war ganz richtig und vorausschauend den Text unter "Gereimtes" einzustellen und nicht unter "Feste Formen".

Auch schon bei den ganz alten italienischen Formen gab es in der Versform sehr viele Varianten...na klar die Schlegeljünger kennen dafür nur den Fünfheber Jambus.
Selbst Guittone D`Arrezzo benutzte schon den Settenario als Sonettvers- und es ist sogar eine Sonettform danach benannt.

Viel bedeutender finde ich, dass man Dich leide rnicht auf das Wesentliche hinweist: Die Formalia sind beim Sonett weitestgehend auslegbar...außer man beabsichtigt in den klassichen Formen zu schreiben.

Was viel wesentlicher ist: Dein Text ist im inneren Wesen kein Sonett - und wird es - so wie angelegt ist - auch keines werden.
Das wesentliche Kennzeichnen eines Sonetts sind NICHT seine Formalia sondern die sehr spezielle Art und Weise der Inhaltsaufbereitung; und darin muß es in allererster Linie überzeugen - um ein Sonett sein zu können.

Ich werde jetzt kein Vortrag dazu haltenund Dich nicht langweilen mit Quellenangaben. Die Leute, die Sonette lieben werden diese Aufstöbern - durchackern und sacken lassen...danach hat man andere Blicke und Freude.


Eindimensionale Erzählweisen und auch Aneinanderreihungen von bloßen Ereignissen sind sonettfremd.

Anbei mal ein Beispiel eines wirklichen Sonetts:

Vittoria Colonna (1492 – 1547) entnommen aus:
Sonette der Völker - siebenhundert Sonette aus sieben Jahrhunderten
Ausgewählt und ins Deutsche übertragen von Karl Theodor Busch
Drei Brücken Verlag Heidelberg 1954

Wie eine Tigerin, der man die Jungen
Entrissen, lauf ich hinterm Tode drein,
Dem Frevler, schweigsam meinen Schmerzenschrein
Und stolz der Beute, die er abgerungen.

Mein Herz zu schmelzen, das vom Leid bezwungen,
Schließt er die Türen, eh ich trete ein;
Er macht zwar unser Leben schmal und klein,
Versagt doch, was wir gierig ausbedungen.

Dann schlägt er unsrer Sehnsucht zarte Schwingen,
Wenn sie gespannt in schnellem, weitem Flug,
Und schreitet hoch und stolz ob ihrem Sinken.

Not hat er nicht, auf große Zahl zu dringen,
Ihm sind sie all gewiß; er wartet klug
Auf süßre Stunde, bitter dann zu winken.

Schon der erste Abschnitt zeigt uns den Inhalt, die Haltung des LI und was es möchte (Mitgefühl, Anteilnahme...wenn möglich Rache) Die zutreffenden Wertungen werden sehr schlüssig ineinandergesetzt. UND: es werden sehr viele Aspekte des inhaltlichen Gegenstandes angesprochen und bewertet!
S2 dient zur Vertiefung und weiteren Explorierung der Gedanken und Argumente
S3: gerade wenn man Zutrauen hat, es am Schönsten ist, bekommt man einen herben Dämpfer - und er - freut sich noch darüber (Schicksal / Tod)

Denn das Sonett ist nicht die ungekrönte Königin der Dichtungen wegen den formalen Anforderungen - die sind vergleichsweise nicht schwieriger als bei einer Stanze ode reiner Ode - zumal es ca. 16 Formen des Sonetts gibt und einige Variationen - und damit rede ich nur vom italienisch stämmigen Sonett.
Was das Sonett eigentlich kennzeichnet ist sein inneres Wesen: die Art der Inhaltsaufbereitung - die dann mit der äußeren Form verschmilzt
und beileibe eignet sich nicht jeder Inhalt für ein Sonett.

Schauen wir in die ersten drei Epochen des Sonetts, so bemerken wir: das es immer disputierfähige Themen sind wie Liebe, Glaube, Philosophie nebst Ethik und Moral - auch Spott und Satire dazu
seltener: Politik, Kunst/Kunstwerke
ganz selten/garnicht zu: Technik, Wissenschaften, Landschaft, etc.

Ausgangspunkt ist ein disputierbares Thema...
Der Autor (LI) versucht den Inhalt so aufzubereiten das eine Art "Plädoyer" entsteht, - eine Art schlüssiger Rede- mit dem Ziel die Zuhörer / Leser für den eigenen Standpunkt einzunehmen, zu überzeugen! Dies ist die wichtigste Haltung des LI im Sonett. Das LI argumentiert, reflektiert, dialogisiert, fragt suggestiv für dieses Ziel.
Ein Plädoyer auf 14 Zeilen...für ein komplexes Thema erfordert:
sehr genauen Fokus
Objektivität ist nicht gefragt (Ausnahme: Lehrgedichte)- sondern für die eigene Sichtweise plädieren -aber die Mittel dazu (Rhetorik) sind dann doch wieder eher einer Hilfswissenschaft entnommen - und haben viel von der Erkenntnistheorie
sprachlich aber haben sie dann den Genius des einfachen
Formen der höchsten rhetorischen Redekultur (außer Satire)...Tropen,
Ein Sonett erzählt nicht eindimensional sondern hat immer auch eine parallele Bedeutungsebene, es berichtet und erzählt nur nebenbei und argumentiert im Vordergrund.
klare Bezüge / Bewertungen / Argumente /treffende Bilder
aber vor allem auch eine hohe Inhaltsdichte - sonst bekommt man gar nicht alles unter...
Sprachwitz, Klangkonzepte,...Rhythmik und vieles mehr...
die Conclusio am Ende kann - muss nicht sein....sie ist abe rmeist der krönende Schluss...wie eine Art Erfrischung oder auch Schlüssel zu einer bestimmten Sicht oder Erkenntnis.
Dies sind nur einige wenige Eigenschaften: es gibt weit mehr...

Vieles davon hat Dein Text nicht. Aber man kann es lernen!

Obwohl einzelne schöne Bilder enthalten sind

...war jetzt bischen viel...sorry bidde
aber von den Schlegeljüngern wirst Du bestimmt nicht klüger ;)
und Ciao
gitano
 

Thylda

Mitglied
Ihr Lieben

Ja, wir hatten Spaß, Walther, auch das Wetter hat mitgespielt. Die Kinder sind zum Aufwärmen mit Zuckerrausch und leuchtenden Augen in der Badewanne :)

Ich hatte über Samhain als Titel nachgedacht, fand dann aber Halloween besser, weil der Ausdruck Samhain nur vom gälischsprachigen Teil der Bevölkerung genutzt wird, liebe Mara.

Tja, an dem derzeitige Allgemeinangebot hast Du als reges Mitglied der LL einen wesentlichen Einfluß gehabt. Das konnte mir über all die Jahre, die ich hier bin, nicht entgehen, liebe Heidrun.

Danke auch Dir, lieber Bernd, Dich auf meinen Text einzulassen.

Liebe Grüße Euch
Thylda
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Auch hier:

Bitte zeigt euch die Zähne in privater Kommunikation oder lasst es bleiben.

cu
lap
 

Thylda

Mitglied
Lieber Gitano

Vielen lieben Dank für die sehr fundierte und ausgiebige Ausführung zu Sonetten. Ich bin kein Liebhaber dieser, obwohl ich mittlerweile der äußeren Form viel mehr abgewinnen kann. Das inhaltliche Korsett beschränkt für meinen Geschmack oft zu sehr. Deshalb habe ich hier zwar mit der äußeren Form gespielt aber es im Gereimten und nicht in den festen Formen eingestellt, wie Du ja selbst anerkennend bemerkt hast.

Lieber Tigerauge

Die Lyrik-Foren Übersicht zeigt an, daß Du hier geantwortet hast, ich kann Deinen Kommentar jedoch nicht entdecken. Deshalb kann ich Dir darauf auch nicht antworten.

Vielen Dank Euch
Thylda
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Es ist Halloween. Es ist Geisterstunde. Aber es gib jemanden, der die Stimmung verdirbt. Es ist die Moderatorin Lapismond. Lapismond ist unverhältnismäßig streng und verdirbt jede Party,. Nieder mit Lapismond!
 



 
Oben Unten