ENachtigall
Mitglied
Handzeichen
Ich sehe gern Hände.
Neuerdings sehe ich
alten Händen beim Sprechen zu.
Sie nesteln an Bettdecken, Nachthemden, Schläuchen auch,
am meisten aber an Stoff.
Sie fühlen ihn zwischen zwei, drei Fingerspitzen
wie edle Garne, kostbare Gewebe,
als prüften sie wählerisch die Ware des Tuchhändlers.
Wie mitten im Leben auf dem Markt
an einem Donnerstag.
Die Ruhelosen bewegen sich schneller.
Sie suchen großräumig in Reichweite den Halt.
Meistens finden sie das Bettgitter.
Sie halten sich fest,
wie Schiffsreisende an der Reling.
An Bord. Auf Deck.
Den Blick versteckt in sich selbst.
Noch nicht in die Tiefe fallen.
Ins Fassungslose.
Noch da sein.
Ein bisschen bleiben.
Noch etwas festhalten.
Immer noch stark.
Manchmal sehe ich sie flattern.
Ängstliche kleine Flügelschläge.
Wenn ich sie nehme,
fassen sie beherzt zu,
beruhigen sich still.
Zwei Glieder einer Kette.
Halten.
Einen Moment lang warm verwoben.
Wie ewig.
Wie damals.
Wenn ich vor Angst nicht schlafen konnte.
Darf ich deine Hand?
Sie hat sie mir immer gegeben.
Meine Schwester.
Die, mit der ich immer gezankt habe.
Da hält die Angst nicht mit.
Bei einer handvoll Ruhe
für einen Menschen.
Februar 2006
Ich sehe gern Hände.
Neuerdings sehe ich
alten Händen beim Sprechen zu.
Sie nesteln an Bettdecken, Nachthemden, Schläuchen auch,
am meisten aber an Stoff.
Sie fühlen ihn zwischen zwei, drei Fingerspitzen
wie edle Garne, kostbare Gewebe,
als prüften sie wählerisch die Ware des Tuchhändlers.
Wie mitten im Leben auf dem Markt
an einem Donnerstag.
Die Ruhelosen bewegen sich schneller.
Sie suchen großräumig in Reichweite den Halt.
Meistens finden sie das Bettgitter.
Sie halten sich fest,
wie Schiffsreisende an der Reling.
An Bord. Auf Deck.
Den Blick versteckt in sich selbst.
Noch nicht in die Tiefe fallen.
Ins Fassungslose.
Noch da sein.
Ein bisschen bleiben.
Noch etwas festhalten.
Immer noch stark.
Manchmal sehe ich sie flattern.
Ängstliche kleine Flügelschläge.
Wenn ich sie nehme,
fassen sie beherzt zu,
beruhigen sich still.
Zwei Glieder einer Kette.
Halten.
Einen Moment lang warm verwoben.
Wie ewig.
Wie damals.
Wenn ich vor Angst nicht schlafen konnte.
Darf ich deine Hand?
Sie hat sie mir immer gegeben.
Meine Schwester.
Die, mit der ich immer gezankt habe.
Da hält die Angst nicht mit.
Bei einer handvoll Ruhe
für einen Menschen.
Februar 2006