Haustiere (Haiku)

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Tula

Mitglied
Hallo Schreibfan

Ich denke im Haiku sollte das Bild für sich sprechen. Die Vermutung des Betrachters in der dritten Zeile wäre dahingehend "falsch". Die Mieze könnte sich die Pfoten lecken, das wäre "Haiku-richtig".
Insgesamt ist dieser allerdings nicht sehr aufregend. Das Thema eher albern und sprachlich nichts "besonderes".

LG
Tula
 

anbas

Mitglied
Hallo Schreibfan,

Haikus gehören wohl zu den lyrischen Formen, bei denen sich die verschiedenen Meinungsinhaber die heftigsten und unversöhnlichsten "verbalen Prügeleien" liefern. Aufgrund der z.T. sehr gegensätzlichen Meinungen (z.B. traditioneller Haiku vs. moderner Haiku ...) kann das, was der eine für konstruktiv hält, für den anderen eine unerträgliche Verschlimmbesserung sein ;).

Persönlich musste ich erst lernen, dass es eben nicht nur um einen Dreizeiler mit festgelegter Silbenzahl geht. Da gibt es viel mehr - zumindest, wenn man die klassische Version bevorzugt. So ist ein Haiku ein Naturgedicht, in dem man möglichst eine Jahreszeit erkennt, es wird beschrieben und nicht gewertet. Außerdem gibt es den sogenannten Haiku-Effekt - ein neues Bild, das sich am Ende ergibt.
Ich habe inzwischen sehr viel Respekt vor diesen kleinen Teilen. Da ich mir selber nicht klar bin, ob ich lieber den streng traditionellen Weg oder den etwas offeneren modernen gehen will - oder beide - postet ich meine Entwürfe und Versuche derzeit nicht oder nur selten. Ich muss mir erstmal klar sein, in welche Richtung ich will.
Möglicherweise macht es Sinn, sich erst sehr konsequent an die traditionelle Form zu halten und sich dann - wenn man sie beherrscht - weiter zu entwickeln, mit der Form "spielen", sie zu variieren.

Dein hier geposteter Haiku ist aus meiner Sicht eher ein Senryu, da er mehr ein Alltagsthema beschreibt als eine Naturbeobachtung - auch, wenn Tiere natürlich etwas mit der Natur zu tun haben ;). Tulas Kritik teile ich. "Die Katze schmatzt" hätte keine 5 Silben wäre aber, wenn man sich von der traditionellen Form etwas löst, auch eine Variante.

Soweit mein Senf dazu :D.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ich selbst schreibe seit vielen Jahren Haiku und ich gebe dir vollkommen Recht, anbas. Es gibt heftige Kämpfe, die oft über das Erträgliche hinausgehen ... und noch schlimmer einige Diskussionen hier in der LL. ;-)
Ich habe für mich persönlich mein eigenes Haiku-Denken und -Fühlen gefunden und schreibe nun ohne formale Einschränkungen wie 5-7-5, unterscheide aber auch nicht mehr zwischen Haiku und Senryu. Immerhin reicht das aus, damit meine Texte regelmäßig in einschlägigen Foren etc. erscheinen.

Man schaue sich an, was gerade die amerikanische Haiku-Gemeinde (incl. der Beatniks, vor allem Jack Kerouac) beigetragen hat. Haiku lebt und Haiku spiegelt unser modernes Leben wider. Diese Lyrikform Haiku ist geradezu prädestiniert dazu. Wer im Internet stöbert, der findet. Es lohnt sich. Das sage ich nicht nur, weil ich Mitglied der Deutschen Haikugesellschaft bin.

@Schreibfan,
was deinen Text anbelangt, muss ich Thula weitgehend Recht geben. Hier wäre viel weniger Einiges mehr! Ich würde noch nicht einmal die Hamster so direkt, sondern z.B. nur eine die Pfote leckende Katze (wie Thula vorschlägt) erwähnen. Das würde einem Haiku völlig reichen.

LG
Cellist
 



 
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