Hallo Schreibfan,
Haikus gehören wohl zu den lyrischen Formen, bei denen sich die verschiedenen Meinungsinhaber die heftigsten und unversöhnlichsten "verbalen Prügeleien" liefern. Aufgrund der z.T. sehr gegensätzlichen Meinungen (z.B. traditioneller Haiku vs. moderner Haiku ...) kann das, was der eine für konstruktiv hält, für den anderen eine unerträgliche Verschlimmbesserung sein
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Persönlich musste ich erst lernen, dass es eben nicht nur um einen Dreizeiler mit festgelegter Silbenzahl geht. Da gibt es viel mehr - zumindest, wenn man die klassische Version bevorzugt. So ist ein Haiku ein Naturgedicht, in dem man möglichst eine Jahreszeit erkennt, es wird beschrieben und nicht gewertet. Außerdem gibt es den sogenannten Haiku-Effekt - ein neues Bild, das sich am Ende ergibt.
Ich habe inzwischen sehr viel Respekt vor diesen kleinen Teilen. Da ich mir selber nicht klar bin, ob ich lieber den streng traditionellen Weg oder den etwas offeneren modernen gehen will - oder beide - postet ich meine Entwürfe und Versuche derzeit nicht oder nur selten. Ich muss mir erstmal klar sein, in welche Richtung ich will.
Möglicherweise macht es Sinn, sich erst sehr konsequent an die traditionelle Form zu halten und sich dann - wenn man sie beherrscht - weiter zu entwickeln, mit der Form "spielen", sie zu variieren.
Dein hier geposteter Haiku ist aus meiner Sicht eher ein Senryu, da er mehr ein Alltagsthema beschreibt als eine Naturbeobachtung - auch, wenn Tiere natürlich etwas mit der Natur zu tun haben
. Tulas Kritik teile ich. "Die Katze schmatzt" hätte keine 5 Silben wäre aber, wenn man sich von der traditionellen Form etwas löst, auch eine Variante.
Soweit mein Senf dazu
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Liebe Grüße
Andreas