Herbert Tamban Kopflos auf dem Deister - Recherche in den Tod - Teil 2

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ahorn

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Entblößt


Abgetaucht

Es stinkt im Dezernat

Andrea spurtete die Treppe hinauf, eilte den Gang entlang und just als er die Tür zu Neumanns Büro erreichte, schwang diese bereits auf. Ein untersetzter Mann, dessen Wampe nicht allein seine Vorliebe zum Gerstensaft aufzeigte, sondern dieser gleichfalls eine Wolke hinter sich herzog, die Andreas Vermutung unterstrich, drängelte sich an ihm vorbei und steuerte auf die Aufzüge zu.
Andrea wies ihm zuerst hinterher, dann sprach er Neumann an: „Wer war das? Hat der Penner sich verlaufen?“
„Komm rein, ich muss erst einmal lüften.“
Neumann trat ans Fenster, öffnetet es, streckte sodann seinen Kopf heraus und atmete tief durch. „Schmidt“, gurgelte er der frischen Brise entgegen, die in sein Büro wehte.
„Schmidt?“
Neumann wandte sich Andrea zu. „Der Riemer ist raus aus der Nummer.“
„Könntest du mich mal aufklären?“
„Aber nicht hier.“ Er schnüffelte. „Der Typ hat nie etwas von Körperhygiene gehört. Lass uns in die Teeküche gehen.“
Kaum hatte er es ausgesprochen, marschierte er an Andrea vorbei, der ihm sofort folgte.

Jenny verließ gerade die Teeküche, als die beiden ankamen.
„Jennifer, komm gleich dazu, dann brauche ich nicht alles dreimal zu erklären.“
Sie wandte sich Andrea zu, der bloß mit seinen Schultern zuckte, während Neumann eintrat, sich umwandte und „Jenny, koch mal ein Kaffee“ befahl.
„Wieso ich?“
„Weil ich dein Chef bin und es dir sage“, antwortete Neumann lapidar, lehnte sich an die Küchenzeile und verschränkte seine Arme.
„Der Riemer ist raus aus der Nummer?“, fing Andrea das Gespräch auf und schnappte sich die Kaffeekanne der Maschine.
Neumann verdrehte seine Augen. „Weil er nicht blöd ist.“
Wasser einlassend, grummelte Andrea: „Glaubst du ihm diese Stasigeschichte?“
„Stasigeschichte?“, hakte Jenny nach.
„Andrea, gib ihr nachher die Aufzeichnung, dann kann sie sich selbst ein Bild machen.“
Den Filter befüllend, wandte sich Andrea zu Neumann um. „Stark?“
„Sehr stark.“

Jenny setzte sich auf einen Stuhl, überschlug ihre Beine, lehnte sich über den Küchentisch und blätterte in einer Illustrierten. Andrea erkannt sofort, in welcher sie blätterte. Es war die Bärbel. Er dachte an Sandra, dabei verkrampfte sich sein Magen und ein Brechreiz stieg ihn ihm herauf.
„Der Riemer ist kein Vollidiot“, hörte er Neumann, als käme dessen Stimme von sehr weit.
„Aha Vollidiot“, murmelte Jenny, „Danach sah er mir gar nicht aus.“
„Könntest du diese Zeitschrift beiseitelegen“, fuhr Neumann sie an, während Andrea die Kaffeemaschine anstellte.
„Welch klar denkender Mensch wirft eine Leiche in eine Baugrube für ein Fundament, das er selbst geplant hat“, schnarrte Neumann.
„Woher weißt du das?“
„Andrea, vom Fischer, während du scheißen warst und der Pussy hinterhergelaufen bist.“
Jenny zog ihre Augenbrauen zusammen.
„Jungen Dame“, korrigierte sich Neumann.
„Amelie“, warf ihm Andrea entgegen.
„Blöder Name“, kommentierte Jenny, die Bärbel beiseite schiebend.
„Sie ist die Enkeltochter der Isenberg“, stellte Andrea klar.
„Ist sie hübsch?“, wollte Jenny wissen.
Neumann ballte eine Faust. „Das spielt keine Rolle.“
„Zumindest wusste Riemer von der Baugrube“, stellte Andrea lapidar fest.
„Genau das ist es.“ Neumann wandte sich Andrea zu. „Er hat die Statik berechnet und die war falsch.“
Andrea runzelte seine Stirn. „Wie falsch?“
„Falsch berechnet eben. Zuwenig Stahl oder Bewehrung, wie der Schmidt es mir sagte.“
Andrea wies zur Tür. „Der Schmidt, dieser Penner?“
„Dem Schmidt gehört Schmidt HochTief, die haben die Arbeiten ausgeführt.“
Jenny kicherte „Pfusch am Bau, wie bei meiner Tante Elfi, die …“
„Könntest du deine Tante bitte zu Hause lassen“, harschte Neumann sie an. „Was macht der Kaffee?“
Andrea wandte sich der Maschine zu. „Läuft!“
Neumann hob einen Arm. „Jetzt kommt es. Der Schmidt hat mir gesagt, dass er den Fehler sofort gesehen hatte. Jeder, wie er sagte, Student im dritten Semester dieses sehe.“
„Und“, hakte Andrea nach.
„Wenn ich auf die absurde Idee käme, eine Leiche in einer Baugrube … du weißt schon, dann würde ich die Statik dreimal kontrollieren.“
„Was hat der Schmidt dann gemacht?“, fragte Jenny.
„Bei Isenberg-Bau angerufen, woraufhin die Isenberg kurz darauf bei ihm aufschlug und ihm gesagt hat, er solle genau nach diesen Bewehrungsplänen betonieren.“
Andrea zog die Kaffeekanne heraus. „Damit das Fundament einstürzt?“
Neumann schüttelte den Kopf. „Nee, wegen der Kosten, wie er sagte. Mehr Eisen, höhere Kosten, aber die Isenberg wollte nicht mehr blechen.“
„Sage ich doch. Auf dem Bau sind alles Ganoven, wie bei meiner Tante…“
„Jenny, das ist nicht unser Ding.“
„Jawohl, Chef. Trotzdem kann es der Riemer gewesen sein. Er murkst ihn irgendwo ab, will die Leiche entsorgen, da fällt ihm die Baugrube ein, er entsorgt ihn.“ Sie tippte an ihre Brust. „Ich würde mir da keine Gedanken über die Statik machen.“
„Mensch, Jennifer, hast du die Akte nicht gelesen?“
Sie zuckte mit ihren Achseln. „Dirk, ich kam bis jetzt nicht dazu.“
„Was machst du den ganzen Tag?“
Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Kaffee kochen?“
Neumann stieß Andrea in die Seite. „Kläre unser Küken auf.“
„Der Fundort war der Tatort, oder zumindest in der Nähe.“
Jenny strich über ihre Schulter, als fegte sie Staub hinweg. „Woher?“
„Die Erde an des Toten Schuhe ist dieselbe wie am Fundort und es ist unwahrscheinlich, dass er als Leiche zur Baugrube spaziert ist.“
„Logisch“, gab sie in einer Stimmlage zu verstehen, welche eher ihr Unverständnis ausdrückte.
Andrea entnahm aus dem Küchenschrank eine Tasse, goss den Kaffee ein, stellte diese neben Neumann ab. „Dirk, ich folge deiner Logik, das heißt, der Mörder hatte nichts mit Isenberg-Bau zu schaffen, fand mehr aus Zufall die Grube, oder ...“
Neumann ergriff die Tasse. „Genau oder?“
„Dann lass uns zu Isenberg-Bau fahren und alle in Schwitzkasten nehmen“, warf Jenny in die Runde.
„Zu aufwendig, Jennifer.“ Neumann nahm einen Schluck und spie diesen, sein Gesicht zu einer Fratze verzerrt, aus. „Was ist das?“
Jenny verzog ihren Mund. „Viel Arbeit.“
Neumann starrte in seine Tasse. „Nee, das Zeug?“
„Kaffee“, antwortete Andrea.
„Sieht eher aus wie Tee und schmeckt wie Abwaschwasser.“ Neumann presste die Tasse an Andreas Bauch, der ihm diese abnahm.
„Die Isenberg und diesen Fischer sollten wir uns nochmals vornehmen, der kam mir von vornherein sonderbar vor“, konstatierte Andrea und stellte die Tasse auf der Küchenzeile ab.
„Die Isenberg überlassen wir anderen und der Fischer ...“, Neumann zupfte sich am Kinn, „tut nur schlau. Andrea, zücke deinen Block.“
Er zerrte den Block aus seiner Gesäßtasche. „Und?“
„Welche Namen hat der Fischer uns genannt?“
Andrea blätterte in seinen Block, strich mit einem Finger über eine Seite und las: „Frederick Friedson, Beatrix William.“ Er schlug sich an die Stirn. „Die William genau, die hat doch mit dem Riemer zusammengearbeitet. Sie wusste bestimmt etwas von der Baugrube.“
„Möglicherweise, spekulativ, nicht bestimmt“, konterte Jenny, stand auf und ging auf Andrea zu.
Neumann schwang seinen Kopf. „Wir sollten sie nicht außer Acht lassen, jedoch gilt für sie dasselbe, wie für den Riemer.“
„Dirk, worauf willst du hinaus?“
Andrea zur Seite schiebend, öffnete Jenny den Deckel der Kaffeemaschine, stierte hinein und murmelte: „Männer! Immer laut herumposaunen, wie toll sie sind, dabei könnt ihr nicht einmal Kaffee kochen.“
„Bitte!“
„Andy, der Kaffeefilter hat sich zusammengefaltet.“
„Der Friedson“, gab Neumann unbeeindruckt von sich.
„Der Friedson?“, wiederholte Andrea. „Aber der hat, so weit wir von dem Fischer erfahren haben, nichts mit Jsenberg-Bau zu schaffen.“
„Nichts?“ Neumann zog seine Augenbrauen herauf. „Vitamine B.“
„Schaut, jetzt steht er“, schnaufte Jenny. „Erneut Wasser auffüllen, dann gibt es frischen Kaffee.“
Andrea schürzte seine Lippen. „Als Bekannter könnte der sicher herausbekommen haben, wo Isenberg baut.“
„Nicht nur das, Sherlock Holmes. Der Riemer kennt ihn gleichfalls, nannte ihn einen Kumpel.“
„Woher ...?“
„Nachdem du zur Technik warst, habe ich mit ihm noch ein bisschen geplaudert. Der Klopfer ist jedoch ein anderer.“
„Dirk, welcher?“
„Der Riemer hat mir gesteckt, dass er den Friedson im Studium kennengelernt hat.“
Jenny wandte sich um. „Wo ist da ein Klopfer?“
„Andrea, teile unserer Jungdetektivin mit, wo der Riemer aufgewachsen ist.“
„In der DDR.“
„Da gab es auch Unis“, stellte sie fest. Allerdings den schnippischen Unterton, den sie dabei anschlug, reizte, trieb Andrea in Wut, die er nicht ihr, sondern Neumann entgegenwarf.
„Dirk, ich verstehe dich auch nicht.“
Neumann verschränkte seine Arme und grinste.
Andrea stieß ihn an. „Los, raus mit der Sprache.“
„Also, wenn es der Frederick Friedson ist, den ich vermute, dann stammt dieser von Norderney.“
„Den du vermutest?“
Neumann hob seinen Kopf, als betrachtete er die Deckenleuchte. „Nicht allein schlechte Journalisten haben ihre Quellen.“



Beatrix

Fred warf den größten Teil seiner Annahmen über Bord. Karola war zerrissen. Der Riss ging durch ihr Herz.
Einerseits faszinierte ihr Beatrix Lebenswandel, anderseits schmachtete sie nach Geborgenheit. Wenn er es könnte, wüsste, wer diese Beatrix war, er würde ihr seinen Zorn entgegenwerfen. Nicht anders als eine Prostituierte war sie, welche sich mit dem Versprechen der Ehe an fremde Männer hing. Danach warf sie ihre Verehrer auf den Müll, wenn sie genug von ihnen hatte.
Er war blöd, hatte Karola erlaubt, den gleichen Weg einzuschlagen. Beatrix bekam, außer Geschenken, keinen Heller von den Herren, das Portal bezahlte bei guten Bewertungen ihre Dienste.
War das Portal ein verkapptes Bordell? Nein! Die überwiegende Zahl der Mitglieder war auf der Suche nach dem Partner fürs Leben. Dennoch tolerierten die Betreiber jene Frauen, welche immerwährend neue Bekanntschaften suchten. Sie waren der Unterbau, der das Rad am Laufen hielt. Die Topseller, deren Erfahrungen neue Mitglieder lockte, in ihren Bann schlug.
Es waren Halsabschneider, welche die Not unbescholtener Menschen ausnutzten, um damit ihren Profit zu steigern. Auf der anderen Seite gaben sie Autorinnen die Chance, ihr Schaffen einem breiten Publikum zu unterbreiten. Keine Leistung ohne Gegenleistung, so war die Welt. Karola verweilte in der Mitte.

Das war nicht sein Problem. Er hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn sie sich Fremden hingab. Kurzweilige Abenteuern nachging, aber dieser Steven musste weg. Aus ihrem Leben getrieben werden. Seine einzige Chance lag darin, dass dieser sich in eine andere verknallt und Karola wegwarf, obwohl ihm bei dem Gedanken das Herz zerriss.
Sich als Steven auszugeben, Kontakte knüpfen, war für ihn abwegig, denn sogar so ein Casanova – er schätze ihn dermaßen ein – wäre verwundert darüber, dass ihn eine Frau nötigte, den Akt durchzuführen. Diese Tatsache verlangte, dass die Aktivität von der Frau ausging. Das Eheportal, in dem sich seine Karola herumtrieb, war dafür sicher geeignet. Allerdings die Hürden, die diese Betreiber dem Aspiranten zur Aufnahme in den Weg legten, zu hoch. Jedenfalls dann, wenn er sich zum Schein als Steven ausgab.
Im Endeffekt benötigte er bloß eine willige Frau. Willige Frau? Klar, weshalb war er nicht sofort darauf gekommen: Beatrix.

Er kratzte den Rest Haferschleim aus seiner Schüssel, als das Festnetztelefon klingelte. Nachdem er den Löffel abgelegt hatte, eilte er ins Wohnzimmer und war enttäuscht darüber, dass er nicht Karolas, sondern die Stimme der Verkäuferin des Brautmodengeschäfts vernahm. Die Frau entschuldigte sich bei ihm, dass es Verzögerungen gegeben hätte, dafür die Brautkleider nun zum Abholen bereitlägen. Auf einmal fiel es ihm wieder ein. Hatte er es verdrängt? Nachdem Karola ihm gebeichtet hatte, dass sie sich verlobt hätte, erwarben sie ein Brautkleid. Nein, zwei. Welch eine Frau kauft sich zwei Brautkleider? Außer, wenn sie verrückt war. Wollte seine Karola nicht mit Steven nach Florida? Oder hatte er es sich bloß eingebildet. Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, musste sogar eine sein, da sie zwischenzeitlich geschieden waren. Aber welche Änderungsschneiderin benötigte über ein Jahr, um ein Kleid auf Maß zu bringen. Er machte sich auf den Weg.

„Ihre Freundin ist nicht mitgekommen?“
„Meine Freundin?“
Die Verkäuferin lächelte. „Dass sie nicht Ihre Tochter ist, ist wohl eindeutig.“
„Das geht Ihnen bestimmt nichts an und weshalb sollte meine Frau mitkommen?“ Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Die für ihn junge Frau direkt darauf anzusprechen, wann er mit seiner Karola da gewesen war, war ihm peinlich. Nicht, dass sie annahm, er hätte Demenz.
Die Frau schritt an einen Kleiderständer, erfasste einen Bügel und hielt ihm ein Brautkleid entgegen. „Um es noch einmal anzuprobieren?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Gehen Sie schon einmal nach hinten durch. Ich bringe Ihnen dann Ihr Kleid.“
Hatte er sich verhört oder machte sie ihn lächerlich. „Bitte?“
„Wenn Sie da sind … nicht, dass Sie sich später beschweren.“
Was dachte sie von ihm? Klar. Eindeutig. Zwei Brautkleider, ein Ehemann, der sich als Vater der Braut ausgibt. „Ersatzkleid“, schnarrte er, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was für einen Blödsinn er sabbelte.
„Wie bitte?“
„Das zweite Kleid ist ein Ersatzkleid. Packen Sie einfach ein und gut.“
Sie zuckte erneut mit ihren Schultern. „Warum haben Sie … ist ja Ihre Sache.“

Nachdem er wieder daheim angekommen war, hing er die Kleider in den Kleiderschrank des Gästezimmers. Er wollte sie erst einmal vor ihr verbergen, nicht, dass sie in Hochzeitseuphorie verfiel. Was für ein Blödsinn, dachte er? Welche Frau erwarb ein Brautkleid, ohne dass der Termin der Hochzeit bereits feststand? Waren das seine Aussetzer? Gaukelte Karola ihm vor, dass dermaßen viel Zeit vergangen war? Dieses war die einzige plausible Lösung. Er hatte ihr nicht die Einwilligung zur Scheidung gegeben. Sie waren längst geschieden, obwohl er sich nicht daran erinnerte. Egal, ob, oder ob nicht, er musste dem Spuk ein Ende bereiten, notfalls mit Gewalt.



Legal, illegal, scheißegal

Andrea wusste nicht, ob er Dirk bewundern, oder dessen an der Illegalität tangierenden Plan missbilligen sollte. Vermutlich war es für ihn der berühmte Strohhalm, an dem er sich hielt, dachte Andrea. Nichts hatten sie. Der einzige Tatverdächtige schwamm ihnen von dannen und das Opfer mutierte zum Mysterium.
Dass jedoch Dirk Jenny nicht gebremst hatte, war für ihn alles andere als akzeptabel. Sicher, er hatte sich selbst angeboten, es zu tun, allerdings erst am folgenden Wochenende. Inwieweit er den Einwand, sie könne nicht allein nach Norderney fahren, ernst gemeint hatte, konnte Andrea nicht herausbekommen, denn kaum hatte er ihn ausgesprochen, stürmte Tim in die Teeküche. Der Tim.

Tim war in der Inspektion Hannover das berühmte Mädchen für alles. Er versorgte alle, die danach verlangten, nicht nur mit Akten, die diese benötigen, sondern gleichfalls mit den Dingen, die den Diensttag angenehmer gestalteten. Vom Rang war er Polizeiobermeister und wie Andrea erfahren hatte, vor Kurzem dazu befördert wurden. Er trug mit Stolz seine Uniform und zeigte jedem, ob er es sehen wollte oder nicht, seine Schulterabzeichen. Weshalb Tim überhaupt in Uniform seinen Dienst versah, war für Andrea schleierhaft, denn auf Streife ging er nie.
Polizeiobermeister Tim überragte ihn fast um einen Kopf, dabei war Andrea eher einer, der auf andere herabsah. Tim war, dafür brauchte er keine Ausbildung zum Ermittler, nicht die hellste Kerze auf dem Weihnachtsbaum. Jedoch eilte ihm der Ruf nach, nicht nur dem weiblichen Geschlecht zugetan, sondern ein Frauenschwarm zu sein. Ein Umstand, den Andrea nicht verstand. Vielleicht, dieses vermutete er, hatte Tim andere als geistige Qualitäten.
Dabei war Tim offiziell gar nicht für sie zuständig, eher ein Fremdkörper, wie ihn Dirk gern titulierte. Denn sie arbeiteten, gleichfalls ein Spruch von ihm, im Exil. Ein Exil, das Dirk, derart nahm es Andrea wahr, zu genießen schien. Denn sein Boss saß in Garbsen.
Ein Wasserschaden, wie Dirk es gern berichtete, hatte ein Geschoss in der Inspektion Garbsen beschädigt. Daraufhin die Führung dazu veranlasst, die dort arbeitenden Kollegen, mit Ausnahme von Dirks Team, auf andere Dienststellen in der Inspektion zu verteilen. Die Ausnahme bestand darin, dass Dirks Truppe Unterschlupf am Welfenplatz fand, und dieser war wahrlich nicht im Gebiet der Polizeiinspektion Garbsen. Andrea kam es gelegen, denn ein Chef, welcher selten seinen Chef sah, war ein angenehmer Zeitgenosse, und dass Dirk den Rückzug galant herauszögerte, sicher nicht seiner Fürsorgepflicht gezollt, sondern eher seinem Eigennutz.

Andrea schloss die Tür zu Neumanns Büro. „Dirk, was soll das, dass du Jenny …“
Neumann ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. „Warum? Sie hat sich doch selbst angeboten.“
Er trat auf ihn zu. „Das meine ich nicht.“
„Oh, höre ich Eifersucht aus deinen Worten.“
Die Stirn gerunzelt, stützte er sich auf Neumanns Schreibtisch ab. „Eifersucht?“
Sein Gesicht ihm zugewandt, blinzelte Neumann zuerst, bevor er grinste. „Jennifer allein mit Tim in einem Hotelzimmer, wer da nicht auf abwegige Gedanken kommt?“
Andrea winkte ab.
„Glaubst du, ich bin blind, seit Jennifer bei uns ist, schäkerst du mit ihr.“
„Jennifer ist eine Liebe.“ Neumann hielt sich die Hände vor seiner Brust. „Und hat Titten zum Versinken.“
„Du wieder.“ Andrea lächelte. „Du bist wohl selbst scharf auf sie?“
„Ist mir zu Grün hinter den Ohren. Ich stehe eher auf reife Frauen, da weiß man, was man bekommt.“
„Was ich meine, ist die ganze Aktion für sich. Was bringt es uns? Angenommen! Nur mal angenommen, Jenny kann überhaupt Proben finden, oder gar nehmen. Was bringt uns das?“
„Wir wissen, dass unser Kopfloser Frederick Friedson ist.“
„Wenn deine Quelle, die du mir nicht preisgibst, kein Dünnschiss erzählt hat.“
„Glaubst du an Zufall?“
„Das ist keine Glaubensfrage. Es ist illegal.“
„Ich würde es am Rande titulieren.“
„Dann gehst du zu den Eltern und erzählst ihnen, dass wir ihren Sohn kopflos auf dem Deister gefunden haben.“
Neumann tippte sich an die Schläfe. „Bin ich behämmert. Außerdem weiß dann der Täter, dass wir ihm näherkommen. Wir benötigen Zeit. Warum fährst du nicht?“
„Ich habe etwas vor.“
Neumann schob seinen Stuhl zurück und klopfte auf seine Oberschenkel. „Trotzdem bringst du mich erst einmal nach Hause.“
„Wieso? Ist deine Karre verreckt und der Bus hat keinen Sprit?“
„Fast richtig! Mein Wagen muss in die Inspektion.“
„Am Wochenende?“
Neumann grinste. „Na ja, ich kenne da jemanden, der macht es unter der Hand.“
Andrea wies zum Fenster, das weiterhin offenstand. „Aber das ist genau die entgegengesetzte Richtung.“
Neumann zog seine Augenbrauen zusammen. „Wieso, du hast doch eine Wohnung in Langenhagen?“
„Nicht mehr, ich wohne wieder bei meinen Eltern.“
Neumann lehnte den Kopf zur Seite. „Du fährst jeden Tag …“
Andrea zuckte mit seinen Schultern. „Nee, manchmal penne ich bei einem Kumpel auf‘m Sofa.“
„Deine Sache.“ Neumann stand auf. „Apropos, hat Norbert dir Grüße bestellt.“
„Wer ist Norbert?“
„Der Typ aus der Technik, dem du die Speichelprobe vom Riemer gegeben hast.“
Andrea kratzte sich an der Nase. „Nee, aber vom Tamban.“
„Woher kennst du Herbert?“
„Herbert heißt er?“
„Was macht der alte Zausel bei Norbert? Bestimmt wieder abhängen.“
„Getrunken hat er mit ihm.“
„Mit wem?“
„Mit dem aus der Technik, mir gesagt, ich soll dich an die Bolzen erinnern.“
Neumann schwang sein Bein. „Bolzen, nicht Bolzen!“
Andrea sah ihn fragend an.
„Bolzen, kicken, Fußball spielen“, grummelte Neumann.
„Wenn es Spaß macht?“
„Haben sie noch etwas gesagt?“
„Bist du neugierig?“
„Informiert sollte man sein.“
Andrea kratzte sich erneut an der Nase. „Die suchen irgendeine Monika. Handyortung und so. Bestimmt ein Fall von diesem Tamban.“
Neumann zuckte zurück. „Sagten sie wirklich Monika?“
„Ich bin nicht taub, kennst …“
„Jetzt bringst du mich erst einmal nach Hause“, fuhr Neumann ihm ins Wort.
„Wolltest du nicht deine Karre in die Werkstatt …“
Neumann schlug sich an die Stirn. „Stimmt. Du holst mich dann ab.“
Ohne Andrea eines weiteren Blickes zu würdigen, eilte Neumann zur Bürotür.
„Warte“, rief ihm Andrea hinterher, worauf er sich umwandte.
„Was gibt’s?“
„Wo ist deine Werkstatt?“
„Industrieweg“, rief Neumann und eilte heraus.
Andrea hatte zwar keinen Bock, seinen Chef nach Celle zu chauffieren, nahm jedoch den Umweg zum Anlass, einen alten Kumpel zu treffen.



Luxus

Fred schob den Ausschnitt des Pullovers über die rechte Schulter bis an seinen Hals.
Seine Karola zerrte den Ausschnitt zurück. „Lass das. Dein Gehirn möchte ich haben. Einen Carmen-Ausschnitt trägt man schulterfrei oder hast du es vergessen.“ Sie wandte ihr Gesicht der Windschutzscheibe zu und pullte an ihren Zehen, welche oberhalb des Handschuhfaches die Sonne genossen.
Er mochte es nicht, wenn sie ihre Beine heraufhob. Es bestand die Gefahr, bei einem Auffahrunfall unter den Gurt zu rutschen. „Schulterfrei“, brummelte er.
„Ich habe dir nicht gesagt, dass du dein Sportdress anbehalten sollst. Deine Meinung?“
„Du hast mich getrieben.“
„Gebeten?“
„Gut, damit du zufrieden bist. Ich fahre am nächsten Rastplatz ab und ziehe die Sportkleidung aus.“
„Warum?“
„Darum.“
„Dann bist du nackt.“
„Stimmt.“
Er trat das Gaspedal nieder. „Was macht er beruflich?“
„Wer?“
„Dieser Steven?“
„Sprich nicht so abfällig von ihm, außerdem weißt du es.“
Er hatte zwar keinerlei Ahnung, dennoch tat er, als wüsste er es. „Wollte es eben noch einmal wissen.“
„Selfmade-Millionär, denn für sein Erbe kann er nichts.“
„Erbe? Dann sind seine Eltern verstorben.“
„Nein. Seine Mutter lebt.“
„Du weißt nicht, was er jeden Tag macht, aber wie viel Geld er auf dem Konto hat.“
„Weiß ich nicht. Nur, dass er Firmenanteile und Immobilien besitzt.“
„Damit hat er geprahlt.“
„Das würde er nie machen. Hat mir …“

Das Klingeln von Karolas Smartphone unterbrach das Gespräch.
Nach einer schmachtenden Begrüßung von ihr erkannte er durch den Satz, dass sie auf dem Weg sei, wer an der anderen Seite des Gespräches war. Karola wandte ihm ihr Gesicht zu und grinste. „Den Zug habe ich nicht mehr erreicht, eine Freundin bringt mich.“
Fred kam die Galle hoch.
„Eine Busenfreundin.“ – „Natürlich stell ich sie dir vor.“ – „Da würde sie sich drüber freuen.“
Der Rest des Gespräches war für Fred belanglos. Sie kicherte, schmachtete und küsste ihr Telefon.
Bis Hamburg hauchte sie ihre Liebeserkundungen ihrem Purzel, wie sie ihn titulierte, entgegen.
„Bei welchem Hotel soll ich dich rauslassen?“, fragte er sie, nachdem sie endlich das Telefonat beendet hatte.
„Vier Jahreszeiten.“
„Nobel der Herr.“
„Seinem Stand angemessen.“

Fred deutete von rechts nach links. „Wo soll ich hier halten?“
„Vor dem Hotel natürlich.“
„Da war kein Parkplatz frei.“
„In zweiter Reihe.“
„Das ist verboten.“
„Mach! Ich laufe nicht durch die halbe Stadt.“
Fred fuhr ein weiteres Mal um den Block, bevor er vor dem Eingangsportal hielt. Er hatte gerade seinen Warnblinker angestellt, da eilte ein Herr, er trug Frack und Zylinder, auf seinen Wagen zu. Dieser nahm seine Kopfbedeckung ab, klemmte sie unter seine linke Achsel, öffnete die Beifahrertür und reichte seiner Karola den Arm. Ein zweiter Herr ohne Zylinder trat an die Fahrertür und streckte Fred seinen Arm entgegen, er wehrte ab und stieg ohne fremde Hilfe aus. Dafür räusperte sich der Herr und schielte ins Innere von seinen Wagen. „Der Autoschlüssel“, harschte ihn Karola über das Verdeck an.
„Ich gebe niemanden meinen Schlüssel.“
„Der Schlüssel“, zischte sie, dabei zeigte sie ihm ihre Zähne.
Fred beugte sich ins Innere, zog den Autoschlüssel ab und übergab diesen dem Herrn, welcher die Beute einem dritten Herrn ohne Frack, dafür im schwarzen Anzug überreichte. Der Herr mit Zylinder winkte einen Pagen herbei, der den Kofferraum öffnete und Karolas Koffer ans Tageslicht beförderte.
Der Anzugträger setzte sich in Freds Wagen und fuhr ab.

Der Portier marschierte voran, Fred folgte seiner Karola und ein Page trottete, den Koffer hinter sich herziehend, hinterher. Zumindest sah er dieses, als er an einer mit Spiegeln verhängten Wand vorbeiging.
Er konnte sich kaum von der Pracht des Hotels lossagen, hätte es gern erkundet, trotzdem schritt er zusammen mit Karola zur Rezeption.
Der Herr am Empfang nickte. „Bitte.“
„Herr Steinert hat mich avisiert“, verkündete Karola.
„Gewiss Gnädigste. Ingrid Bergmann Suite.“ Fred musterte den Herrn, beobachtete, wie dessen Pupillen schwankten, und vernahm: „Die Dame?“
Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, seine Karola als Dame zu bezeichnen, aber, er wandte sich erneut um, betrachtete das Interieur, sicher in diesem Hotel nicht außergewöhnlich. Während er sich auf eine Frau konzentrierte, die gekleidet in einem bordeauxroten Kostüm, einem glatzköpfigen, bierbäuchigen Knacker eine Zeitung reichte, hörte er „begleitet mich“ sowie „gewiss Gnädigste“, worauf er sich erneut dem Rezeptionisten zuwandte.
Der Page übernahm den Zimmerschlüssel und schritt voran.



Blutsbruder

Während Nick mit seiner Halskette spielte, starrte Andrea ihm in die Augen.
„Du bist verrückt.“
„Andy. Warum bin ich verrückt? Es ist meine letzte Chance, da herauszukommen.“
„Zuerst erzählst du mir, dass du eine Perle im Internet aufgerissen hast und dann …“
„Ich habe keine andere Wahl, außerdem kann man es rückgängig machen.“
Er kannte Nick, wie man sagte, bereits aus dem Sandkasten. Sie waren Rabauken und da schloss er Sandra mit ein. Keinen Schabernack ließen sie aus. Bloß dass sich Nick andauernd mit den großen Jungs anlegte, dann Sandra sich vor ihn stellte, ihre Fäuste präsentierte und ihn aus der Bredouille holte, wurmte ihn. Sie war zwar nicht stark, jedoch furchtlos. Außerdem gab es einen Ehrenkodex: Kein Junge vergriff sich an Mädchen. Sandra verzog. Er und Nick mussten zu den Pfadfindern. Nicks Eltern waren der Ansicht, dass er dort Anstand lernen würde: Alte Damen über den Zebrastreifen führen und so ein Kram. Seine Eltern schlossen sich der Auffassung an, obwohl ihre Hintergedanken eher in eine andere Richtung zielten.
Er war ein Schisser. Ohne angeschaltete Nachtlampe schlief er nie ein. Es war eine unbeschwerte Zeit. Er verlor seine Ängste, widmete sich der Ertüchtigung seines Körpers, während Nick der Gewieftere war. Egal, ob es das Entzünden eines Feuers oder der nächtliche Rückweg zum Lager war. Zu Blutsbrüdern wurden sie. Es gab nichts, was sie nicht gemeinsam unternahmen. Sogar ihre erste Freundin hatten sie gemeinsam. Er erinnerte sich genau an Melanie. Sie war eine Freundin einer Fliegerkameradin.
Auch so eine Idee von Nick. Er hatte ihn überredet, mit dem Segelfliegen zu beginnen. Ein Schisser war er zwar nicht mehr, dennoch hatte er Angst. Allerdings verflog diese buchstäblich nach seinem ersten Flug. Richtig heiß war er auf Melanie. Dabei war sie fünf Jahre älter, erfahren. Nick baggerte sie an. Er tanzte mit ihr, küsste sie, während er bloß zusah. Dann fuhren sie zu ihr nach Hause. Besser gesagt, er fuhr, er hatte gerade den Führerschein erworben, während die beiden sich auf dem Rücksitz vergnügten.
Eigentlich wollte er nicht mit hinauf in ihre Wohnung. Was sollte er dort? Zuschauen? Bereits im Flur rissen sie sich die Kleider vom Leib, eilten ins Schlafzimmer, warfen sich auf ihr Bett. Nick küsste ihre Brüste, beglückte sie mit seinen Fingern und er starrte sie an. Bis, bis sie ihre Beine spreizte, ihn ansah und „komm“ rief. Es war sein erstes Mal. Nicht einmal an ein Kondom hatte er gedacht. Nachdem er fertig war – es war bestimmt für sie kein Vergnügen –, kuschelte die beiden wieder und er beobachtete, wie Nick sie mit den Fingern, der Zunge, zum Höhepunkt trieb.
Lange trieben sie es nicht zusammen, vielleicht ein halbes Jahr, aber gelernt hatten sie von ihr. Sie sagte immer, beide zusammen wären sie der perfekte Liebhaber. Jedenfalls gelang es ihm, seinen Erguss so weit herauszuzögern, dass zumindest sie ihren Spaß hatte.
Nachdem sie beide ihr Abitur gebaut hatten, war die Frage für ihn, was nun. Für Nick stellte sich die Frage nicht. Er wollte zur Kripo. Daher meldeten sie sich bei der Aufnahmeprüfung an. Alle Hürden meisterten sie gemeinsam, bloß die Sportprüfung war für Nick ein Problem. Er schaffte nicht die nötigen Ergebnisse, außerdem behauptete einer der Prüfer, er wäre sowieso zu klein. Jedoch den größten Schlag bekam Nick dadurch, dass man ihm, Andrea, empfahl, sich beim Landeskriminalamt zu bewerben, denn dort suchte man andauernd durchtrainierte Beamte. Nick versuchte es auf dem Beschwerdeweg, denn zwei Mädels hatten die Aufnahmeprüfung bestanden, obwohl ihre Leistungen kaum besser waren als die von Nick und ihre Körperlänge unter der seinen war. Gleichberechtigung nannte er es. Ohne Erfolg. Er probierte es beim Bundeskriminalamt, die nahmen ihn auf. Nach all den Jahren trennten sich ihre Wege.

„Warum willst du raus? Ich dachte immer, es macht dir Spaß?“
Nick griff in sein gewelltes, weit über seine Schulter fallendes Haar. „Wie gefällt dir meine neue Frisur?“
„Rot steht dir nicht und lenke nicht ab.“
„Das ist Kupfer.“
„Nick!“
„Stehst du eher auf Blond?“
„Nick!“, donnerte er ihm entgegen. „Außerdem weißt du das.“
„Spaß. Was ist Spaß? Du weißt genau, dass das Abenteuer mich getrieben hat.“

Oh ja, dieses wusste er. Er erinnert sich genau an den Tag, als er es ihm erzählt hatte.
Eine Freundin von ihm hatte Geburtstag. Für ihn war Nathalie mehr als eine Freundin, er war scharf auf sie. Es war nicht das erste Mal, dass sie zusammen kochten. Allerdings wollte er ihr bei diesem Dinner seine Liebe gestehen. Candle-Light-Dinner. Er war gerade dabei, den Pizzateig zu kneten, da rief Nick ihn an. Er müsse unbedingt mit ihm sprechen. Kurze Zeit später - er hatte ihm Nathalies Adresse gegeben – erschien er. Ganz aufgelöst war er, kaum wiederzuerkennen.
Nachdem er Nathalie gebeten hatte, die Pizza zu belegen, den Tisch zu decken, zog er sich mit Nick in ihr Schlafzimmer zurück. Sie setzten sich auf ihr Bett und er erzählte ihm, berichtete ihm, dass sie ihn auserkoren hätten, als verdeckter Ermittler zu arbeiten. Dabei hatte er nicht einmal seine Ausbildung vollständig abgeschlossen. Er sprach von Abenteuer, Aufstiegschancen, dass man nicht ein zweites Mal diese Chance bekäme. Allerdings nicht euphorisch, sondern eher melancholisch stellte er es dar. Ihm war sofort klar, weswegen Nick seinen Rat verlangte. Verdeckter Ermittler hieß, alle Brücken zum alten Leben einzureißen.

Nathalie erschien im Schlafzimmer, sagte, dass das Essen fertig sei. Sie hatte sich im Bad umgezogen, nachdem sie zuvor ins Schlafzimmer geschneit war. In einem extrem kurzen Mini, einem bauchfreien Top stöckelte sie auf High Heels hinein. Einem Top, unter dem er nicht nur ihre prallen Brüste erahnen, sondern, wäre er vor ihr auf die Knie gefallen, mit Sicherheit, ihre üppige Pracht, die bar jeglichem Halt eines Büstenhalters stand, bewundert hätte. Sie stand vor Nick, lud ihn ein, mit an den Tisch zu kommen. Sie kamen ihrer Bitte nach, setzten sich vis-à-vis an ihren Esstisch, während Nathalie am Kopfende Platz nahm. Nick lobte ihre Kochkünste. Ansonsten sprach sie nicht viel, fast gar nicht. Allerdings die Blicke, die sie sich schmachtend, lechzten, überreichten, den Blick, den Nick ihm zuwarf, registrierte er. Dann strich Nick über ihren Arm.
„Du gefällst mir“, vernahm er seine Worte, woraufhin sie „du mir auch“ antwortete. Sie küssten sich.
Andrea wusste nicht mehr, ob Nathalie ihm verbal an den Kopf geworfen hatte zu verschwinden oder ihre Mimik für sich gesprochen hatte. Er ging.
Ein, zwei Tage später traf er Nathalie. Sie schwärmte von dieser Nacht, als wäre er ihre beste Freundin. Sie versuchte, ihn auszuquetschen, an welchem Ort sich Nick befände. Er wusste es nicht. Und wenn, dann hätte er es ihr nicht gesagt.

Nick und er benötigten keine Worte, um sich zu verstehen. Er las in seinen Gedanken wie in einem offenen Buch.
„Andy, hineingelegt haben sie mich.“
„Wie?“
„Ich bin für die bloß ein Strohmann. Ein für sie dummer Strohmann, der nach ihrer Pfeife tanzt.“ Nick ballte eine Faust. „Aber nicht mehr mit mir.“
„Aber ich dachte …“
„Lebendiger Briefkasten“, unterbrach er ihn. „Pah. Alles nur ein Fake. Ablenkungsmanöver, nicht mehr, nicht weniger. Ich habe dir doch von der Prostituierten erzählt, die mir im Bordell in Uelzen aufgefallen war.“
Andrea wusste nicht, wen er meinte. Bei den seltenen Treffen berichte Nick oft das Eine oder Andere, ohne Namen zu nennen oder ihm die Hintergründe zu erzählen. Nick benötigte schlicht jemanden zum Quatschen und da war der beste Freund, der Blutsbruder, die beste Adresse.
„Ja“, log er. „Und?“
„Na ja, viel gemacht hat sie nicht. Wenn es hochkam, einen Freier pro Nacht. In diesem Bordell hatten die Frauen, mit muss, vier bis fünf. Wenn es weniger waren, gab es Prügel. Ein widerlicher Typ war das. Oder er schickte sie auf die Straße. Wie oft hatte ich Lust, dem Typen eine reinzuhauen. Dabei steckte er mit ihnen unter eine Decke.“
„Mit ihnen?“
Nick lehnte sich vor. „Mit meinen, unseren Kollegen. Ich bin lange genug im Milieu, dass ich einen Bullen vom Weitem rieche.“
Instinktiv schnüffelte Andrea an seinem Oberarm. Trotzdem wusste er nicht, worauf er hinaus wollte.
„Andy, die Schlampe tanzt auf zwei Hochzeiten. Entweder gehört sie nur der Szene an, ist wirklich eine Hure oder beim Syndikat.“
„Syndikat?“
„Hör auf! Ich darf dir nichts sagen. Nicht einmal das wenige, was ich weiß. Sie ist ein Maulwurf oder …“
„Ein Briefkasten?“
„Verstehst mich jetzt? Ich bin bloß ein Ablenkungsmanöver. Alles, was ich weitergegeben, alles, was ich gesehen habe, nur ein Fake.“
Angst keimte in ihm auf. Konnte es sein, dass der Dienstherr Nick preisgab? Er kannte es bloß aus Filmen. Einen jungen Beamten zu opfern, die Ganoven in die Irre leiten, damit erfahrende Kollegen in Ruhe arbeiten konnten.
„Beruhige dich.“ Nick schnellte seinen Arm nach vorn, als führe er einen Karateschlag aus. „Ich weiß mich zu verteidigen.“
„Du?“
„Du denkst nur an körperliche Gewalt.“ Er tippte an seine Schläfe. „Ich arbeite mit meinem Kopf.“ Er kicherte.
„Was ist daran witzig?“
„Nichts. Ich musste nur daran denken, wie ich einen dieser Bullen so richtig aufs Korn genommen habe. Dessen Gesicht war ein Bild für die Götter.“
„Erzähl’s!“
„Vergiss es.“
Andrea ahnte, wohin die Reise ging.
„Deshalb willst du … eine neue Existenz.“
Nick winkte ab. „Quatsch! Ich habe dir gerade verklickert, dass ich selbst das Ruder übernehme.“
Langsam begann er, an ihm zu verzweifeln.
„Rede Klartext und nicht wie ein Waschweib.“
„Danke für das Kompliment!“
„Bitte!“
„Richtig dahinter bin ich erst vor ein paar Tagen gekommen. Ich machte gerade Kasse …“
„Kasse? Ich dachte, du stehst hinter der Bar?“
„Normal schon, aber wenn zu wenige im Service sind, muss ich schon mal die Frühschicht übernehmen.“
Andrea stellte sich vor, wie Nick von Tisch zu Tisch tänzelte. Diese abwischte, um dann, dabei seinen Block gezückt, an den nächsten trat und die Gäste, in einer nasalen Stimmlage säuselnd „Was darf ich ihnen bringen“ zu fragte.
„Du kannst ja gern vorbeikommen, wenn ich Frühschicht habe. Echt ein Knochenjob.“
Diesmal winkte er ab und lachte lauthals. „Danke. Vor Lachen mache ich mir bestimmt in die Hose.“
Nick grinste. „Damit ich dich trockenlege.“
Als wäre das Wort „Trocken“ ein Kommando für den Kellner, trat dieser an sie heran. „Darf ich ihnen noch etwas bringen?“
„Ein Cosmopolitan“, antwortete ihm Nick, woraufhin Andrea sich ein zweites Alkoholfreies bestellte.
„Du bist ganz schön heruntergekommen? Erst ein Aperol-Spritz und jetzt ein Cosmopolitan. Nick, früher standest du auf Härteres.“
„Man gewöhnt sich an alles. Aber der Cosmopolitan ist hier echt in Ordnung. Nicht so gut wie meiner, aber ... außerdem muss ich heut noch arbeiten.“
„Eis an den Mann bringen?“
„Nee Spätschicht. Service. Da kann ich schlecht mit einer Fahne an die Tische.“
„Komm zu Potte, du hast Kasse gemacht …“
„Später!“
„Wie?“
„Die wollten mich schon länger nach Hamburg verschicken.“
„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, sang Andrea vor sich hin.
„Du bist heute eine richtige Ulknudel. In ein piekfeines Restaurant.“
„Mit einer Bar?“
„Auch, aber nur als Vertretung.“
„Service“, nuschelte Andrea, ohne darüber nachzudenken.
„Wenn ich an meine Füße denke. Als Aushilfe gern, aber den ganzen Tag?“
„Wegen deiner Füße hast du abgelehnt?“
„Warum? Dafür gibt es Fußbäder, kann ich dir empfehlen, wenn du …“
„Nick!“
„Nein. Erst haben sie es gesagt, dann es herausgezögert. Das stank mir von Anfang an. Jedenfalls machte ich Kasse und da kam sie.“
„Wer?“
„Die Nutte, wenn es eine ist.“
„Du hast sie gefragt, für wie viel sie es macht?“
„Sehr witzig. Außerdem habe ich nie … sie unterhält sich belanglos mit meinem Kollegen, bis er hereinkam, sich gleich an sie schmiegte.“
„Wer?“
„Ein Bulle. Ich wittere die. Außerdem hat sie ihm gleich gesagt, wie viel sie will und ihn aufgefordert, sie zum Essen einzuladen.“
„Und?“
„Gut, die eine oder andere Freischaffende hängt bei uns an der Bar ab, aber nicht am Nachmittag und verhandeln habe ich sie nie gehört. Ich dachte mir zuerst, vielleicht ist sie wirklich eine Nutte, hat ihr Gewerbe von Uelzen nach Celle verlegt, kennt hier nicht die Gepflogenheiten oder so. Dann steckte sie die Knete in ihre Handtasche, kramte darin herum und holte ihre Puderdose hervor, dabei …“
„Eine Nutte Puder sich ihre Nase? Wie verwerflich!“
Er sollte sich mal wieder richtig besaufen, irgendwie schien ihm der Aperol bereits in den Kopf zu steigen, dachte sich Andrea, während er weiter zuhörte.
„Sie sind dann raus. Er rechts und sie links lang, aber vorher hat sie ihm etwas in die Hosentasche gesteckt.“
„Das Wechselgeld!“
„Was wohl? Bestimmt einen USB-Stick.“
„Mit ihren schönsten Fotos.“
„Dem nicht genug, als sie ihre Puderdose … du weißt schon, glitt ihr eine Visitenkarte aus der Tasche. Was stand darauf?“
„Ihre Telefonnummer.“
„Es war die Visitenkarten von dem Restaurant, in dem ich arbeiten soll. Klickerst?“
Wenn er mit ihm nicht befreundet gewesen wäre, hätte er ihn für verrückt gehalten. Nein! Wäre der Kellner nicht an ihren Tisch gekommen, hätte er es ihm gesagt.
„Könnte ich gleich abkassieren. Schichtwechsel.“
Andrea blickte Nick an. „Ich bezahle, immerhin weiß ich, was sich gehört.“
„Danke. Die wollen mich kaltstellen, mich nicht dabeihaben.“
Andrea schaute den Kellner an, während er bezahlte. „Stimmt.“
„Danke und noch einen schönen Nachmittag, die Herrschaften.“
„Bei meinem nächsten Treffen mit meinem Kontaktbullen, obwohl nach einem Bullen riecht er nicht, eher Anwalt oder so, habe ihn gleich auf den Pott gesetzt.“
Andrea reizte die Anspielung. „Kam was heraus?“
„Auf mein Risiko.“

Es war zwar weder abartig noch – jedenfalls in Nicks Fall - normal, was er vorhatte, allerdings, sah Andrea auf den ersten Blick nicht das Risiko, abgesehen von irgendwelcher kurzzeitigen Nebenwirkung. Daher vermutete er es eher in der Tätigkeit, die er ausüben sollte, wenngleich Kellnern eher zu den risikoarmen Berufen gehörte. Zumindest, wenn er davon absah, dass ein ungehaltener Gast mit seinem Essen warf.
„Ich habe eine Idee, wie wir herausbekommen, ob sie dich foppen.“
„Welche?“
„Ganz einfach. Wir sind zurzeit an einem Mord dran“, er blinzelte Nick zu, „haben Verdächtige. Wenn ich dir die Namen stecke und in ein paar Tagen schlägt bei uns das Landes- oder das Bundeskriminalamt auf, dann …“
„Macht Sinn.“
Andrea zückte seinen Kugelschreiber, seinen Block, klappte diesen auf, setzte den Schreiber an.
„Andy, bist du behämmert?“
„Wieso?“
„Das weiß sogar ein Kindergartenkind. Wenn, dann schreib auf ein hinters Blatt oder“, Nick neigte seinen Kopf zur Seite, „schnappe dir den Bon meines Einkaufs.“
„Bekommst du öfter Hinweise auf Kassenbons?“
„Kam schon mal vor.“
Andrea lehnte sich vor, ergriff Nicks Weidenkorb, zog diesen an sich heran. „Bist du auf Diät gesetzt?“
„Erstens ist Gemüse gesund und zweitens“, Nick strich über seine Taille, „muss ich auf meine Linie achten.“

Nachdem Andrea die Namen in Druckbuchstaben auf dem Zettel verewigt hatte, legte er ihn zurück. „Wann geht es los?“
„Meine Tasche habe ich bereits gepackt. Viel benötige ich nicht. Morgen.“
Ein Schreck zuckte durch Andreas Körper. „Morgen?“
„Meine letzte Schicht heute.“
„Warum erzählst du es mir erst heute? Ich dachte, wir sind beste Kumpel, dann …“
„Hör mal, wenn, dann kann ich mich beschweren. Wer hat dir vor mehr als vierzehn Tagen auf die Mailbox gequatscht?“
Andrea schluckte und versuchte, seine Schuld zu verbergen. „Auf dem Flugplatz wolltest du mich treffen. Ich dachte, du wolltest eine Runde drehen, hatte keine Zeit, außerdem war das Wetter scheiße.“
„Weshalb sollte ich mit dir eine Runde drehen, bin am Fliegen.“
Andrea kam aus dem Staunen nicht heraus, nicht einmal das hatte er ihm gesteckt. „Wie?“
„Meine Papiere sind echt.“
„Aber ohne Lappen?“
„Bist du so doof oder tust du bloß so?“
Diesmal konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. „Etwa als Flugschüler?“
„Kann man so bezeichnen, obwohl …“
„Hör auf, sonst pisse ich mir wirklich in die Hose. Aber wie machst du das?“
Nick neigte den Kopf vor und runzelte die Stirn. „Andy, wie lange kennen wir uns?“, er zupfte an seiner Kette. „Aber was macht man nicht alles für die Kunst.“
„Hab ich vergessen!“
„Arschloch!“
„Danke! Was zupfte andauernd an dieser dämlichen Kette herum?“
„Dämlich? Hey, das ist ein Geschenk?“
Andrea nickte bedächtig, presste die Lippen und verkniff sich diesmal ein Lachen. „Oh, so weit ist es schon?“
„Bist du behämmert! Von ihr.“
„Ich dachte, du hast bloß mit ihr gechattet?“
„Habe ich, nein, wir schreiben uns weiterhin. Wie es soeben ist, kam es zum Date. Ich bin aber nicht hin, habe ihr, in der Zeit, in der wir uns treffen wollten, gesteckt, dass ich an Bord muss. Dabei saß ich zwei Tische weiter. Du weißt, die Kunst der Verkleidung beherrsche ich. Eigentlich wollte ich sie nur Live sehen, dennoch konnte ich nicht an mich halten und habe sie angesprochen. Seitdem weiß ich, sie ist es.“
„Bord?“
„Was soll ich ihr denn verklickern, wo ich bin? Ein wenig Lügen ist nicht verboten. Ich arbeite an der Bar eines Kreuzfahrtschiffs.“
Seinen Mut bewunderte er - sowie seine Dreistigkeit.
„Du kannst es nicht lassen. Da hat sie dir die Kette geschenkt.“
„Quatsch! Wer schenkt einem fremden Freak eine Kette. Mit der Post kam sie“, Andrea sah Nicks schmachtenden Ausdruck, „mit einem total süßen Text dazu“, gab er ihm, in einer Tonlage, die seinem Gesichtsausdruck entgegenkam, zu verstehen, während er die Kette vollends befreite. „Zeilen, die total süß zu dem Anhänger passen.“
Andrea empfand es alles andere als süß, was er sah. Seine Sorge um Nick schlug in Angst um. Er krampfte, versuchte seine Gefühle im Zaum zu halten. Denn der Anhänger, den er erblickte, war der gleiche, den Sandra geschenkt bekommen hatte. War dieses das Risiko, was er einging? Ging es um Leben oder Tod? Mit einem fahrigen Griff steckte er den Block, den Stift ein, erhob sich. Er versuchte es zumindest. Denn seine Knie erweichten wie Butter. „Ich muss dann los“, stammelte er. „Wir bleiben in Verbindung. Du weißt, wie du mich erreichst.“
Während er sich abwandte, sah er, wie Nick mit den Fingern winkte, dabei den Anhänger anschmachte. „Wir sehen uns.“



Blankenese

Karola hatte ihn zurückgerufen, ihm die Wertmarke für seinen BMW in die Hand gedrückt, die der Page, nachdem sie ihm ein Trinkgeld zugesteckt, auf dem Wohnzimmertisch hinterlegt hatte.
Fred verließ das Hotel, übergab dem Portier, die Marke, woraufhin dieser den Anzugträger herbeiwinkte. Nachdem jener die Marke übernommen hatte, marschierte er davon und fuhr nach wenigen Augenblicken mit dem BMW vor. Fred übernahm den Wagenschlüssel, schritt zum Wagen, woraufhin ihn der Herr mit einem ‚gnädigste‘ verabschiedet. Fred platze der Kragen. Aus tiefster Brust warf er ihm entgegen, dass es ‚gnädiger Herr‘ hieße, ansonsten empfehle er ihm, einen Optiker aufzusuchen.

Fred hatte keinen Grund, Karola nachzuspionieren, sie ging mit ihrer Obsession offen um, nahm ihn mit auf ihre Reise. Dennoch lockte ihn der Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Hotels, welches, als wäre es ein Wink des Schicksals, ein Kraftfahrzeug verließ. Er wendete umgehend und blockierte den freien Platz. Sehen wollte er ihn. Den endgültigen Beweis erlangen, dass Steven kein Geist, kein Gespinst ihrer Fantasie war. Denn wäre dieses, dann hätte er verloren, dann war sie verrückt.
Von seiner Position vermochte er keine Gesichter zu erkennen, dafür war er zu weit weg. Daher ergriff er sein Smartphone und benutze dieses als Fernglas.
Für ihn unbekannte Menschen, stiegen, vom Portier geführt, aus ihren Wagen, verschwanden im Hotel. Die Zeit verging, verstrich, gefühlt ewig, wartend.

Er blickte auf die Uhr des Wagens. Noch hatte er Zeit, keinen Druck, denn sie waren kurz nach dem Hahnenschrei aufgebrochen und sein Termin erst später. Hätte er einen Koffer gepackt, diesen mitgenommen, dann drängte ihm die Zeit weniger. Jedoch hätte ihn dann seine Karola gefragt, wohin er wolle, oder weitaus schlimmer angenommen, dass es ihm danach trachtete, ihrer Liaison beizuwohnen.
Dass sie am selben Tag zu diesem Steven wollte, an dem er sich mit Beatrix traf, dann zu allem Überfluss den Zug verpasst hatte, war gelinde gesagt …
„Scheiße“, brüllte er der Windschutzscheibe entgegen.
Er wusste zwar nicht mehr, wann er das Treffen mit Beatrix vereinbart hatte, bloß das und wie. Zumindest kannte er die Indizien. Den Terminkalender, den seine Karola ihn vermacht hatte, von dem sie damals behauptete, dass es ihre sei, war, da war er sich sicher, Beatrix Eigentum.
Er roch den Wein, das Parfüm seiner Karola als klebte es auf seiner Haut, schmeckte den Braten, die angebrannten Kartoffeln und hörte ihre Stimme:
„Habe mir gedacht, dass du nicht aufwachst, du mir nichts glaubst. Du bist jedoch ein Kopfmensch, bevor meine Idee greift, gebe ich dir Tipps, Hinweise. Diese zu interpretieren, zu inhalieren, aufzunehmen, ist deine Hausaufgabe. Dann kommst du zumindest nicht auf dumme Gedanken.“
Er schloss die Augen, sah, wie sie ihren Blazer aufknöpfte und einen Taschenkalender zum Vorschein brachte, woraufhin er sie anstarrte. „Du hast nichts unter deiner Jacke an!“
Sie schaute an sich herab. „Wieso? Ist ein BH nichts! Das trägt Frau. Zeigt mir mal wieder, dass du von Frauen keinen blassen Schimmer mehr hast. Hier mein Terminkalender.“
Er übernahm den Kalender, studierte ihn. „Prostituierst du dich?“
„Spinnst du. Wir ... ich nehme kein Geld. Ich bekomme Tantiemen. Außerdem gehe ich nicht mit allen Männern ins Bett, manchmal gehen wir spazieren oder in ein Museum. Was hältst du von mir?“
„Das Geld, die Tantiemen, hast du unter deinem Kopfkissen versteckt?“
„Wäre unbequem?“ Sie lachte. „Natürlich angelegt. Alles versteuert.“
„Versteuert?“
„Selbstredend. Wer macht jedes Jahr die Steuererklärung?“
„Du! Du hast die meiste freie Zeit.“
„Siehst!“
Er blätterte. „Pausen hast du eingelegt.“
„Der Kalender ist vom letzten Jahr. Ich war zweimal verlobt.“
Er zog seine linken Mundwinkel empor, hörte sie.
„Ein Eheversprechen ist ein Versprechen, da kann ich nicht mit einem anderen, du verstehst. Wenn man verheiratet ist, dann sicher, aber während der Verlobungszeit verbittet der Anstand.“
Dass der Kalender nicht ihr gehörte, fand er zügig durch Vergleich der Handschrift heraus.
Das nächste Indiz für ihn, dass er den Termin mit Beatrix eingefädelt hatte, waren diese Ausweise.

Ob Karola es darauf angelegt hatte, dass er die Ausweise fand oder sie ihn unbedarft dazu animiert hatte, den Wohnzimmerschrank zu säubern, hatte er kein Beweis. Jedenfalls lagen die drei Dokumente, er klopfte gegen das Handschuhfach, seit, wie lange wusste er nicht, an einem sicheren Ort.
Erneut glitt er zu dem Abendessen, an dem alles begonnen hatte.
„Ich habe die Dokumente geholt. Sterbeurkunde sowie Pass.“
Sie legte ihm ihre Beweise vor die Nase, umschritt den Tisch, nahm Platz und schaute ihn an, woraufhin er die Papiere begutachtete und grinste. „Seit wann heißt du Williams?“
Sie fletschte die Zähne. „Schau genau hin.“
„Dann bist du Bigamistin!“
„Jetzt spinnst du total.“ Sie schwankte mit dem Kopf. „Ja. Ich gebe dir zum Teil Recht. Der Rest geht mich wohl nichts an. Wenn Mum nicht mehr unter uns verweilt ...“

Dennoch war er, bis er die Ausweise gefunden hatte, am Schwanken gewesen. Er dachte sich, sie hätte den Kalender, den Ausweis von ihrer Freundin erhalten, um ihn an der Nase herumzuführen, ihn zu foppen. Allerdings zusammen mit den anderen zwei Ausweisen, den Fotos, die beinahe identisch waren, stellte sich der Sachverhalt für ihn anders dar. Ihr verlangte es danach, ein Leben wie Beatrix zu führen. Sie hatte den Ausweis, den Kalender gestohlen, gab sich als Beatrix aus, lebte zumindest an und dann deren Leben. Jedoch dem nicht genug. Zwei weiteren Frauen entriss sie ihre Existenz. Wie sie es geschafft hatte auf allen Dokumenten ihr Konterfei zu platzieren, wie sie die Behörden betrogen hatte, interessierte ihm genauso wenig, wie die Frage, wer Eske van Doorn, Theodora Od war.
Dieses waren seine Indizien. Wie der Termin mit Beatrix zustande gekommen war, wie er es geschafft hatte, blieb im Nebel seiner Erinnerung. Bloß, dass der Name eines Fremdgehportals im Kalender markiert war und ‚Bingo‘ in Druckbuchstaben danebenstand, gab ihm die Richtung an. Er selbst hatte den Termin avisiert.

Eine protzige Limousine lenkte seine Aufmerksamkeit. Seine Karola, gehüllt in ihrem silbernen Minikleid, verließ das Hotel. Das Kleid hatte sie ihm, kurz nachdem der Page die Suite verlassen hatte, vorgeführt. Sie sah hinreißend, zum Anbeißen, aus. Mit der rechten Hand fasste sie eine silberne Clutch und mit der linken setzte sie sich eine Sonnenbrille auf. Die Hüfte schwingend, stöckelte sie auf ihren High Heels, die gleichfalls wie ihr Kleid glänzten, auf die Limousine zu.
Der Portier öffnete ihr die rechte Fondtür und nachdem sie galant eingestiegen war, verneigte er sich, bevor er jene schloss.
Ob eine weitere Person im Fond saß, sah er nicht. Die Scheiben waren getönt.

Als die Limousine an ihm vorbeigefahren war, wendete er, unterstützt von einem Hupkonzert, und heftete sich an ihre Fersen.
Er fühlte sich wie Matulla, wie ein Detektiv, welcher im Auftrag eines gerissenen Anwaltes, die Bösen verfolgte, um die Guten zu retten. Mit dem Unterschied, dass er nicht auf einem Filmset, sondern sein Gefährt im wahren Straßenverkehr steuerte. Nach drei Vollbremsungen sowie zwei Ausweichmanövern hatte er die Limousine aus den Augen verloren.
Am Millerntor-Station beschloss er, die Erfahrung ‚Verfolgung‘ unter der Rubrik ‚Man kann nicht alles‘ abzuheften und entschied, den Weg gen Autobahn einzuschlagen.
Fred erreichte die Kreuzung an der Max-Brauer-Allee, da erblickte er den Wagen auf der Linksabbiegerspur. Zu seinem Glück war er nicht der Erste in seiner Schlange, somit konnte er in einem sicheren Abstand warten. Er beobachte die linke Spur und bog, nachdem sich eine Lücke aufgetan hatte, wiederum unter einem Hupkonzert, in die Max-Brauer-Allee ab.
Mit den Erfahrungen des ersten Fehlversuches verblieb er in einem sicheren Abstand hinter der Limousine. Die Fahrt ging gen Elbe. Am Rathaus Altona bogen sie rechts Richtung Elbchaussee ab. Auf dieser blieben sie. Fred ließ stets zwei, drei Wagen zwischen ihnen, denn er musste einzig darauf achten, ob sie hielten oder abbogen. Dies taten sie in Blankenese.
Ihr Weg führte sie über eine mit Bäumen flankierte Straße, an deren Fußwegen ausladende Gärten von Villen endeten. Nach einer scharfen Linkskurve erhöhte die Limousine nicht mehr ihre Geschwindigkeit, dafür leuchtet ihr linker Blinker. Fred blieb zurück, fuhr rechts heran.
Ein schmiedeeisernes Tor schwang auf und der Wagen rollte auf das Gelände. Fred setzte seine Fahrt fort. Das Tor schloss sich und die Limousine verschwand hinter einer zweimannhohen Hecke.

Zu Freds Glück hatte die Hecke ein fußballgroßes Loch. Er öffnete die Fahrerschreibe, lehnte sich hinaus und steuerte seinen BMW so weit vor, bis sein Kopf das Loch verdeckte.
Eine Villa lag vor ihm, zumindest sah er ein Teil von dieser. Sie war eher ein Palast. Den Teil, den er erblickte, war der Entscheidende. Es war das Eingangsportal.
Die Limousine stand vor dem Eingang. Der Fahrer, mit unter der linken Achsel eingeklemmter Chauffeursmütze reichte Karola seine Hand, worauf sie galant aus dem Wagen glitt. Sie schritt die drei Stufen zur Haustür hinauf, verweilte, während der Chauffeur in den Wagen stieg und abfuhr.
Seine Karola war allein. Sie sprach, zumindest bewegten sie ihre Lippen, bevor sie eintrat.
Eine Frau, gekleidet in einem schwarzen Kleid, mit schwarzen Strümpfen, einer weißen Schürze und Haube auf ihrem Kopf, trat heraus, sah sich um und verschwand wieder in der Villa.

Fred fühlte sich, als wäre er in einem Derrick. Er verstand nicht, was hier abging.
Nachdem er sein Smartphone auf den Beifahrersitz gelegt hatte, stieg er aus. Er schritt zum Tor. Kein Firmenschild, geschweige ein Namensschild fand er vor. Nicht einmal ein Klingelknopf oder eine Gegensprechanlage erblickte er. Einzig, er eile zu seinem Wagen zurück, die Optik einer Kamera verfolgte ihn.

Die Rückfahrt nach Hause war wie ein Albtraum für ihn. Hatte ihn Karola die letzten Wochen angelogen, beschwindelt? Er kannte Derartiges allein aus Krimis.
Ein Millionär, ein Gönner überhäuft eine attraktive Frau mit Geschenken sowie Versprechen, um zu gegebener Zeit ihre Leistung einzufordern. Diese arme Seele dann bedrängte, bei Orgien seine Geschäftsfreunde zu beglücken.
Ein Brechreiz überkam ihm. Am ersten Rastplatz hielt er an und übergab sich. War dieses Stevens Achillesferse. Christines Worte, der Satz seiner Nachbarin, hallten in seinem Schädel. Stille Wasser sind trüb. Diesmal korrigierte er nicht, denn das stille Wasser war Steven.
Wieder auf der Autobahn verwarf er seine Gedanken. Er vermochte sich nicht vorzustellen, dass Karola sich prostituierte. Unter Umständen war sie eine Nymphomanin, dass irgendein Schwein sie mit Geld zum Sex zwang, lag außerhalb seiner Vorstellungskraft. Das Portal war Dreh- und Angelpunkt. Da war er sich sicher.

Fred blieb eine Zeit lang vor seiner Garage im Wagen sitzen, nicht um zu grübeln, dieses hatte er auf der Fahrt zur Genüge getan. Er wollte sich sicher sein, dass niemand ihn in Karolas Klamotten sah.
Weshalb sie, als sie aufbrachen, ihr Heim in Hannover verließen, derart eilig gehabt, sodass sie ihm irgendwelche Klamotten zugeworfen hatte, war ihm schleierhaft. Zumindest ging er davon aus, denn er trug sie im Wagen und sie hatte es damit begründet, dass er sonst Stunden vor dem Kleiderschrank gestanden hätte.

Er hing seinen Schlüsselbund ans Schlüsselbrett, schlüpfte aus Karolas Stiefeletten und stellte sich mit dem Gesicht vor den Garderobenspiegel. Nach einem Blick auf seine in durchscheinenden, anthrazitfarbenen Zwirn gehüllten Füße, zerrte er zuerst die linke Seite des Pulloverausschnittes samt den Trägern seines Sportdresses über seine Schulter, dann den Linken, bis seine Schultern entblößt waren. Er zwinkerte. „Na Steven, werden wir mal sehen, was Beatrix aus dir herauskitzelt“, grummelte er seinem Spiegelbild entgegen, während er darüber nachsann, wie er diese Beatrix in Köln überzeugen konnte, mit diesem Steven das Bett zu teilen. Verstand sich von selbst, ohne sie zu bezahlen.



Jungfrau Maria

Andrea wandte sich der Hotelzimmertür zu und rief: „Es ist offen!“
Im nächsten Moment trat Sandra in das Zimmer, wandte sich, bevor sie auf ihn zuschritt, um, fragte ihn, ob er im Lotto gewonnen hätte, während ihre Lippen sich den seinen näherten.
Er küsste sie. „Für dich nur das Beste.“
„Trotzdem finde ich es ein wenig übertrieben. Ein einfaches Hotel hätte es auch getan.“
Sie löste sich von ihm, ging zum Bett, schwang den Rock ihres weißen Minikleides und setzte sich auf dasselbe.
„Es kommt eher auf das Bett an.“
„Wieso?“
Sandra hüpfte auf und ab. „Quietschen sollte es nicht.“
„Willst du dich frisch machen, dich umziehen?“
„Meinst du, mein Kleid ist nicht sexy genug?“
Den Satz: eher im Gegenteil, verkniff er sich. Dafür ging er auf sie zu, beugte sich vor, bis sein Mund erneut ihre Lippen berührte.

Andrea linste in das Café und erspähte den Herrn, der auf Sandra wartete. Nur dieser kam infrage, denn er war der einzige Single und die rote Rose, an der er roch, war das ausgemachte Zeichen. Er saß an einem Bistrotisch und sah, dermaßen machte es für ihn den Anschein, sich nervös um.
„Ich gehe zuerst hinein.“
„Wieso?“ Er sah, beäugte, wie Sandra die Stirn runzelte, dabei ihr linkes Auge zukniff. Für ihn ein untrügliches Zeichen, dass sie die Frage ernsthaft meinte.
„Damit er nicht die Lunte riecht, Beatrix.“
„Beatrix?“
„Sandra!“
Sie schlug sich gegen die Stirn und zischte: „Na klaro, ganz vergessen.“

Der Mann, der sich im Chat Reinhold nannte, machte auf ihn einen seriösen Eindruck. Sein haselnussfarbenes Haar war für einen Mittfünfziger voll, sein Teint eher blass. Seine lehmbraune Stoffhose, seine gleichfarbigen Slippers sowie sein elfenbeinfarbiges kurzärmliges Hemd schienen für Andrea seine Angabe, er wäre Lehrer, zu unterstreichen.
Reinhold hob seinen Arm, während Sandra die Position ihrer Beine wechselte und am Saum ihres Kleides zupfte - soweit Andrea dieses aus seinem Blickwinkel sehen konnte. Ihm wurde damit bewusst, dass ihr Selbstbewusstsein zuvor nur gespielt war.
Die Bedienung trat an die beiden heran und verdeckte Sandra. Nachdem jener sich abgewandt hatte und auf ihn zu geschritten war, erkannte er, dass Sandra Reinhold anlächelte. Nicht nur dies, sie hatte ihre Beine ihm zugewandt und ihr oberes Knie mit ihren Händen umschlungen.
Die Kellnerin baute sich vor Andrea auf, zückte ihren Block und schnarrte: „Was darf ich ihnen bringen?“
„Kaffee.“
„Kaffee?“
Er kannte diese Art Nachfrage. Da er kein Verlangen danach spürte, eine Litanei von unzähligen Kaffee-Kreationen über sich ergehen zu lassen, konkretisierte er seine Bestellung. „Schwarz ohne Zucker.“
„Kuchen?“
„Danke nein.“

Nachdem die Kellnerin sich verdünnisiert hatte, zog Andrea sein Smartphone aus der Hosentasche, tat so, als beschäftige er sich mit diesem, obwohl er Sandra beobachtete, die beiden fotografierte. Sie grinste, lachte, unterhielt sich mit Reinhold, strich über seine Hand, seinen Arm, lehnte sich vor bis …
Die Kellnerin versperrte ihm erneut die Sicht.
„Ihr Kaffee, schwarz. Kann ich gleich abkassieren. Schichtwechsel.“
„Sicher!“ Andrea schnappte sich den Bon, zückte seine Brieftasche, rundete auf und überreichte ihr einen Schein. „Bitte. Rest für Sie.“
„Danke!“
Die Kellnerin verschwand, und er blickte zum Tisch, an dem Sandra …
Sie waren verschwunden.
Er hatte versprochen, auf sie aufzupassen. Ohne dem Kaffee einen Blick zu würdigen, sprang er auf, eilte zur Eingangstür, durch die sich, in dem Augenblick, als er sie erreichte, eine Horde von Touristen zwängte. Ihr sommerliches Erscheinungsbild, ihre für ihn eindeutig ostasiatischen Züge sowie die lächelnde Brünette, die einen Stock, an dem ein Tuch baumelte, hinauf hielt, zeigten ihm dieses an.
Er stemmte sich dem Strom entgegen, drängelte hindurch, bis er sich durch die Türlaibung quetschte, den Bürgersteig betrat, irgendwo einfädelte und dem Pflaster, die Arme von sich gestreckt, kopfüber entgegensegelte. Der Aufprall war zwar schmerzhaft, jedoch, zumindest im Bereich seiner Nase nicht steinig. Das Aroma, welches ihm heraufstieg, erklärte den Umstand prompt. Andrea ging auf die Knie, stand auf, zückte ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche, setzte es an und entfernte die Hinterlassenschaft des Vierbeiners. Während er das versiffte Taschentuch in einen Mülleimer warf, sah er sich um. Jedoch erblickte er weder diesen Reinhold noch seine Sandra. Sollte er die Verfolgung aufnehmen, sie suchen? Hatte sie es nicht von vornherein abgelehnt, dass er sie begleitete, er ihr Schutz geben wollte? War sie von ihm geflüchtet? Er sah sich erneut um. Wenn nicht? Andrea griff an die Gesäßtasche, ertastete sein Smartphone. Sollte er sie anrufen?

„Erst umsehen“, flüsterte er. „Rechts, links?“
Er wandte sich nach links, eilte an den Restaurants, an den Cafés vorbei, bis er einen Mann in lehmbrauner Stoffhose und kurzärmligen elfenbeinfarbigen Hemd erblickte, der von links aus einer Seitenstraße kam. Dieser schmiegte seinen linken Arm um die Taille einer Frau, die ein weißes Minikleid anhatte. Ohne sich umzuwenden, umfasste sie seinen Körper, legte den Kopf an seine Schulter und schlenderte mit ihm gen Rhein.
Andrea blieb stehen, fasste sich ans Kinn. Er war zu weit weg, um sie genau zu erkennen? Weshalb kamen sie aus der Seitenstraße? War es eine Verwechslung? Die beiden weiter beobachtend, eilte er voraus. Er hatte die Ecke noch nicht erreicht, da hörte er bereits den Grund, weswegen sie aus dieser Richtung gekommen waren. Als er am Ziel ankam, sah er ein Mädchen, eine junge Frau, die fiedelte. Er kannte Sandra zur Genüge. Straßenmusiker zogen sie an. Er griff in seine Hosentasche, trat an die Geigerin heran, warf eine Münze in ihren auf dem Boden liegenden Strohhut, kehrte ihr den Rücken zu und hielt wieder nach Sandra und Reinhold Ausschau.
Weiterhin umschlungen, gingen sie Stufen hinab. Als sie aus seinem Sichtfeld verschwanden, hetzte er weiter vor, bis er sie erneut erblickte. Springbrunnen und Wasserläufe, die über gepflasterte Stufen plätscherten, in denen Kinder spielten, sah er. Sandra löste sich von Reinhold, lief auf einen dieser Bäche zu, hockte nieder und steckte ihre Rechte ins Wasser. Reinhold ging zu ihr, worauf sie ihn bespritzte, dann aufsprang, ihre Arme um seinen Hals legte und ihn küsste. Innig, sehr innig küsste sie ihn. Andreas stockte der Atem. Es war kein Kuss, den jemand im Schauspiel verteilte, sondern einer, der tief aus dem Herzen, aus der Seele, kam. Diesem Reinhold schien es gleichfalls zu ergehen. Er legte seine Hände an ihr Gesäß, quetschte es, erwiderte ihren Kuss, in dem – Andrea konnte es zwar nur ahnen – er seine Zunge in ihren Mund stieß.
Er schloss seine Augen, wechselte in seine Wohnung und hörte Sandra Stimme.
„Vielleicht willst du dabei sein, zusehen. - Ich bin schwach geworden. - Ich bin nicht hingegangen. - Es überkam mich einfach, hat mich gereizt. - Was machst du, wenn ich dich betrüge? - Ach Schatz, wie lange kennst du mich? - Duschen, was Schickes anziehen und Tasche packen. - Du nun wieder. - Stehst darauf, wenn ich ohne Büstenhalter … Das willst du doch nicht wissen. - Vor oder nach? – Andrea, du Lüstling.“
Sandra löste die Verbindung, schnappte sich Reinhold Hand und zerrte ihn weiter gen Rhein. Wie in Trance folgte Andrea ihnen, sah, wie sich auf eine Bank setzten, kuschelten und scheinbar den Fluss betrachteten. Jedenfalls in den Momenten, in denen sie nicht ihre Lippen aneinanderpressten, ihre Zungen versenkten.
Andrea war nicht nur entsetzt, sondern Wut stieg in ihm empor. Alles gefakt. Keine Recherchen hatten Sandra getrieben. Hätte er nachgehakt, sich informiert. Denn von vornherein ging es ihr bloß darum, ihn zu betrügen, mit ihrer Liaison ungestört das Bett zu teilen. Mehr noch, mit seinem Segen den Akt zu begehen. Gut, okay, vielleicht hat ihre Chefin sie beauftragt, allerdings, Andrea erinnerte sich, hörte ihre Stimme: „Du glaubst nicht, wie verzahnt diese Portale untereinander sind. - Die Eigentumsverhältnisse. - Hier FickMe! Was dort abgeht, brauche ich dir bestimmt nicht zu erklären, gehört einer Holding, die gleichfalls das Portal PrettyHollyday betreibt.“
Dieses war ihr Auftrag. Nicht mehr, nicht weniger. Die Hintergründe sollte sie aufdecken und nicht, wie sie ihm vorgetragen, weisgemacht, angelogen hatte, die Männer befragen. Das Risiko eingehen, dass diese mehr verlangten. Nein. Sie ging kein Risiko ein, sie kannte ihn. Wie lange ging das? Wie sollte er reagieren? Sollte er auf sie zueilen, ihr seine Erkenntnisse zuwerfen oder sie weiter beobachten? Verlangte sie dieses von ihm? Er schloss erneut kurzzeitig die Augen.
„Du verlangst von mir, dass ich mit einem anderen schlafe. - Jetzt weiß ich, warum du mir behilflich bist. Die Vorstellung, dass ich mit einem anderen vögel, geilt dich auf.“
Wollte sie ihn erniedrigen?
Andrea konnte seine trübseligen Gedanken nicht weiterspinnen, denn die beiden standen auf und kamen eng umschlungen auf ihn zu. Er rannte die Treppe hinauf, wartete. Warum? Welchen Grund hatte er, auszuharren? Logisch wäre es, zum Hotel zurückzugehen, seine Sachen zu packen und nach Hause zu fahren. Er blieb stehen, schaute sich um, spurtete zu einem Baum, versteckte sich hinter diesem. In sicherer Entfernung flanierten sie an ihm vorbei, steuerten die Philharmonie an. Nachdem sie nach links abgebogen waren, aus seinem Blickfeld verschwanden, rannte er los, bis er sie erneut erblickt. Er ging in Deckung. Sandra und Reinhold betraten den Heinrich-Böll-Platz, überquerten diesen und – soweit kannte er sich in Köln aus – schlenderten gen Dom.
Er nahm die Verfolgung wieder auf, hetzte, schlich, je nachdem, wie sie vorangegangen waren, hinter ihnen her, immer darauf bedacht, von ihnen nicht entdeckt zu werden. Er fixierte sie, nahm die Welt um sich herum nicht mehr wahr, stürzte in einen Tunnel, um sie nicht zu verlieren.

Sie betraten den Dom. Er hielt inne, schloss sich einer Gruppe Touristen an, die in das Gotteshaus drangen. Es war das erste Mal, dass er den Dom bewunderte. Die Architektur, die Kunst, die Anmut und Größe nahm ihn gefangen. Für ein paar Sekunden vergaß er seine Absicht, das Ziel, welches er sich gesetzt hatte, und verlor sie aus seinem Blickfeld. Nervös, gar ängstlich, schaute er sich um. Schweiß legte sich auf seine Stirn, obwohl die Temperatur im Inneren des Prachtbaues eher zum Frösteln einlud. Erneut stand er vor der Frage: Rechts oder links. Diesmal entschied er sich für rechts. Er bahnte sich den Weg, drängte die Besucher, die andächtig ihren Kopf erhoben hatten, beiseite, tänzelte durch eine Gruppe Nonnen. Ein Husten ließ ihn stoppen. Er wandte sich der Quelle zu und erblickte abseits des Mannes, der weiterhin in einem Anfall verharrte, seine Sandra sowie diesen Reinhold.
Sie standen eng umschlungen, ihre Rücken zu ihm gekehrt, vor einer Statue. Eine Marienstatue, wie er annahm. Mit der Kirche, mit dem Glauben hatte er es nicht. Allerdings trug die Frau ein Kind. Wenn er alles kombinierte, was er über das Christentum wusste, schlussfolgerte er, dass es sich um Maria handelte. Andrea trat zurück, verbarg sich hinter einem der Hauptpfeiler des Kreuzschiffes und beobachtete sie. Sandra löste sich von Reinhold, kniete nieder und … er glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, jedenfalls sah es für ihn derartig aus, betete. Nie hatte Sandra ihm erzählt, dass sie gläubig war, geschweige, dass er es gesehen hatte. Er griff an seinen Nacken. Wenngleich, damals, als sie Kinder waren? Nostalgie? Reinhold wandte sich von ihr ab, durchquerte das Hauptschiff. Andrea folgte ihm. Sandra würde bestimmt nicht ohne ihren Reinhold – welche queren Gedanken überkamen ihn? Nein. Er musste der Wahrheit in die Augen schauen. Reinhold war ihr Freund und damit basta. Das hieß nicht, dass ihre Liebe zu ihm, seine zu ihr, einfror, gar jäh ein Ende nahm. Vielleicht im Gegenteil neu erblühte. Ihr eventuell etwas fehlte. Etwas, was er ihr nicht gab oder zugeben vermochte. Andrea musste es mit ihr klären, möglicherweise kamen sie zu einer Lösung. Er liebte sie, wollte sie nicht verlieren. Daher ging er nicht zu ihr, stellte sie nicht vor die Wahl, stellte sie nicht bloß.
Reinhold steuerte eine Gruppe Touristen an, gesellte sich zu ihnen, als gehöre er dazu und ergriff die Hand einer Frau. Ihr Alter vermochte Andrea nicht einzuschätzen, zu weit ab von ihm war sie. Ihren Kopf zierte eine weit über die Schulter reichende, lockige kupferrote Mähne. Ihr schlanker, jedoch nicht gerade von weiblichen Rundungen verwöhnter Körper steckte in einem kanarienvogelgelben Sommerkleid. Sie wandte sich Reinhold zu, legte ihre rechte Hand auf seine Schulter und, obwohl ihre Füße in Sandalen steckten, deren Absätze sie mehr beim Gehen behinderten als beflügelten, hob sie diese an, bis allein die Spitzen ihrer Schuhe den Boden berührten. Sie küsste ihn, zaghaft, vertraut, bevor sie miteinander sprachen. Zumindest bewegten sich ihre Lippen.
Nachdem sie wieder die Absätze abgesetzt hatte, stöckelte sie zur Seite und Reinhold unterhielt sich mit einem ihm nahestehenden Mann. Er kehrte diesem seinen Rücken zu, worauf dieser ihm auf denselben klopfte und er abtrat. Ohne sich weiter umzuschauen, bewegte sich Reinhold – Andrea versuchte, es zu denken, zu akzeptieren – Sandras Freund, Richtung Ausgang. Er folgte ihm, sah, wie er sein Smartphone zückte, zu telefonieren schien. Am Portal blieb er stehen, schaute sich um. Andrea versteckte sich erneut hinter einem Pfeiler. Ein Mann, gekleidet in einem schwarzen Anzug, nahm seinen Hut ab, betrat den Dom und schritt auf Sandras Freund zu. Dieser begrüßte diesen mit Handschlag. Der in schwarz Gekleidete zückte einen Umschlag aus seiner Anzugjacke, übergab diesen Reinhold, worauf er ihn musterte und sich vom Fremden verabschiedete. Andrea folgte ihm zurück zu der Gruppe. Dieser stellte sich erneut neben die Kupferrote, übergab ihr den Umschlag. Sie stellte sich erneut auf die Zehenspitzen, küsste ihn auf die Wange. Während sich die Gruppe samt den beiden in Bewegung setzte, steckte sie den Umschlag in ihre Handtasche.
Andrea schlug sich an die Stirn und murmelte: „Ich Vollidiot.“
Sandras Freund war natürlich verheiratet. Bestimmt war er der, bei dem sie beinahe schwach geworden war.
„Beinahe.“
Mit Sicherheit war er niemand anderes als der Typ, mit dem sie selbst ein Date hinter seinem Rücken abgemacht hatte. Dabei wollte er an diesem Abend mit ihr ausgehen. Sie dagegen meinte, den Abend eher für Recherchen zu nutzen.
„Quietschen sollte es nicht.“
Nicht einmal verheimlichen tat sie es ihm.
„Hier“, sie reichte ihm ein Kuvert, „habe ich dir besorgt. Otello. Du wolltest doch gern in die Oper. Mein Ding ist es nicht.“
Damit hatten sie freie Bahn. Er würde in der Oper sitzen, Verdi lauschen, während sie sich mit diesem Reinhold – er versuchte sich zu bändigen – ihrem Liebhaber, ihrem Freund im Hotel vergnügte.
Er hatte den Gedanken nicht zu Ende gedacht, da stand er, ohne dass er es zuvor gewollt hatte, wieder an dem Pfeiler, der unweit der Marienstatue den Dom stützte. Sie stand und … er schluckte, neben ihr der Typ im schwarzen Anzug. Sie wandte sich um, blickte in seine Richtung. Er eilte einen Pfeiler weiter, ab von ihr. Der in Schwarz Gekleidete kehrte ihr den Rücken zu, ging. Sie folgte ihm, schloss auf und seit an seit durchschritten sie den Dom, gen Ausgang. Andrea blieb ihnen auf den Fersen.
Nachdem sich der Anzugträger seinen Hut aufgesetzt hatte, verließen beide die Domplatte beim Römischen Nordtor. Sie überquerten die Fahrbahn der Trankgasse, wandten sich sodann nach rechts. Sandra verweilte vor dem Schaufenster eines Uhrengeschäftes, ergriff dann seine Hand, worauf er sie vom Fenster abzog und den Marsch fortsetzte. Sie gingen über den Bahnhofsvorplatz, steuerten die wartenden Taxen an. Allerdings sprach weder er noch sie einen Fahrer an, sondern er führte sie zu einem schwarzen BMW, welcher für Andrea eindeutig im eingeschränkten Halteverbot parkte. Zuerst öffnete der Fremde ihr die Beifahrertür, worauf sie einstieg, dann die Fahrertür. Er stieg ein, starrte den Wagen, fuhr ab. Andrea vermocht gerade den ersten Buchstaben des Kennzeichens zu erblicken.
„Hannover“, murmelte er.
Seine Knie erweichten ihm. Was war das?
„Der Umschlag.“
Worin war sie hineingeraten. Er musste sie anrufen. Mit zitternden Fingern zückte er sein Smartphone, wählte das ihre an. Kein Anschluss, nicht erreichbar, erklärte ihm die weibliche Stimme.



Ende Abtaucht
'Rescherche in den Tod' Fortsetzung folgt
 
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Hallo Ahorn,

Zuwenig Stahl oder Bewäehrung, wie der Schmidt es mir sagte.
Bei Isenberg-Bau angerufen, woraufhin die Isenberg kurz darauf bei ihm aufschlug kein Komma und ihm gesagt hat, er solle genau nach diesen Bewäehrungsplänen betonieren.
Jawohl Komma Chef.
Dirk, ich folge deiner Logik, das heißt Komma der Mörder hatte nichts mit ...
Zu aufwendig Komma Jennifer.
... spie diesen, sein Gesicht zu einer Fratze verzehrrt, aus.
Andrea zur Seite schiebend, ...
„Der Friedson?“, wiederholte Andreas.
Nicht nur das Komma Sherlock Holmes.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

beim Durchscrollen stach es mir zufällig ins Auge: Deinem Sherlock Holmes fehlt noch das e ...

... anderseits schmachtete sie nach Geborgenheit.
Beatrix bekam, außer Geschenken Komma keinen Heller von ...
Die überwiegende Zahl der Mitglieder waren auf der Suche ...
Dennoch tolerierten die Betreiber kein Komma jene Frauen, welche immerwährend ...
Kurzweiligen Abenteuern nachging, aber dieser Steven musste weg.
Das geht Ihnen Sie bestimmt nichts an ...
Wenn Sie da sind … nicht, dass Sie sich später beschweren.
Packen Sie einfach ein und gut.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

Das ‚Ihnen‘ passt aber besser zu ‚Fred‘. Ja, okay, es kann nicht jeder so eine Sprachbegabung haben wie wir ... :cool:

Vom Rang war er Polizeiobermeister und wie Andrea erfahren hatte (ohne fehlt hier irgendwie was, denn es besteht kein ... oh, verdammt, wie heißt denn das ... von wegen Sprachbegabung o_O Das Wort 'hatte' bezieht sich nicht auf dieselbe Aktion, dass man eine doppelte Nennung vermeiden könnte), man ihn erst vor Kurzem dazu befördert hatte. Da ich meinen Vorschlag vor dem Komma für richtig halte, würde ich den Nachsatz mit der Beförderung so formulieren: ist er erst vor Kurzem dazu befördert worden.
Denn sie arbeiteten, gleichfalls von ihm ein Spruch von ihm, im Exil.
Andrea hatte zwar keinen Bock Komma seinen Chef nach Celle zu chauffieren, nahm ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

ich gönne mir mal den Luxus ... ;) Oder ist das moderne Sklaverei? Armer Fred ...:(

„Schulterfrei“ Komma brummelte er.
... Begrüßung von ihr erkannte er, kein Komma - allerdings, wenn man diesen Einschub ganz bewusst betont liest, wäre es richtig. Ob es orthografisch allerdings richtig ist, wage ich zu bezweifeln. durch den Satz, dass sie auf dem Weg sei, wer an der anderen Seite ...
... ein Page trottete, den Koffer hinter sich herziehend, hinterher.
Fred musterte den Herrn, beobachtete, wie dessen Pupillen schwankten, und vernahm:

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

Winnetou und Old Shatterhand? ;)

Jedoch den größten Schlag bekam Nick kein Komma dadurch, dass man ihm, Andrea Komma empfahl, sich beim Landeskriminalamt zu bewerben, denn dort suchte man andauernd durchtrainierte Beamte. Nick versuchte es auf dem Beschwerdeweg, denn zwei Mädels hatten die Aufnahmeprüfung bestanden, obwohl ihre ...
... jedoch wollte er ihr bei diesem Dinner kein Komma seine Liebe gestehen.
Er war gerade dabei Komma den Pizzateig zu kneten, da ...
Sie hatte sich umgezogen. Wo hat sie sich denn umgezogen? Macht man das für gewöhnlich nicht im Schlafzimmer? Das war jedoch besetzt ...
Ein für sie dummer Strohmann, der nach ihrer Pfeife tanzt.
... berichte Nick oft das Eine oder Andere Komma ohne Namen zu nennen kein Komma oder ihm die Hintergründe zu erzählen.
In diesem Bordell hatten die Frauen, mit muss (was willst Du damit sagen?), vier bis fünf.
... dass ich einen Bullen von Weitem rieche.
Andy, die Schlampe kein Komma tanzt auf zwei Hochzeiten.
Angst keimte in ihm auf.
„Ich arbeite mit meinem Kopf Punkt“ Er kicherte.
Diese abwischte, um dann, dabei seinen Block gezückt, an den nächsten trat und die Gäste kein Komma was darf ich ihnen bringen, in einer nasalen Stimmlage kein Komma säuselnd fragte: "Was darf ich Ihnen bringen?"
Nick, früher standest du auf Härteres.
„Wenn ich an meine Füße denke. Als Aushilfe gern, aber den ganzen Tag Fragezeichen
„Wegen deiner Füße hast du abgelehnt Fragezeichen
„Die Nutte, wenn es eine ist.“
...und verhandeln keine Komma habe ich sie nie gehört. Ich dachte mir zuerst, vielleicht ist sie wirklich eine Nutte, hat ihr ...
„Eine Nutte pudert sich ihre Nase Fragezeichen Wie verwerflich? Ausrufezeichen"
... ehre eher Anwalt oder so, habe ich ihn gleich auf den Pott gesetzt.“
„Bist du auf Diät gesetzt Fragezeichen
„Erstens ist Gemüse gesund und zweitens“, ...
„Kann man so bezeichnen, obwohl …“
„Andy, wie lange kennen wir uns Fragezeichen
„Was soll ich ihr denn verklickern, wo ich bin? Ein wenig lügen kein Komma ist nicht verboten.

Puh! Gut, dass ich früh genug angefangen habe. Sonst wäre ich nicht komplett durch gekommen. Muss gleich zur Arbeit.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Rainer Zufall,

ich danke dir.

Winnetou und Old Shatterhand?
Die Frage ist nur: wer ist wer?

Wo hat sie sich denn umgezogen? Macht man das für gewöhnlich nicht im Schlafzimmer? Das war jedoch besetzt ...
:) Jo. Ist ja ihre Wohnung. Ich habe sie ins Bad gesperrt. ;)

(was willst Du damit sagen?),
Ich? :rolleyes: Nichts!

Diese abwischte, um dann, dabei seinen Block gezückt, an den nächsten trat und die Gäste kein Komma was darf ich ihnen bringen, in einer nasalen Stimmlage kein Komma säuselnd fragte: "Was darf ich Ihnen bringen?"
Manchmal kommt man einfach nicht auf das Einfachste. :D Gefällt mir.

Ein wenig lügen kein Komma ist nicht verboten.
Den eigentlichen Fehler hast du nicht erkannt. ;)
Lügen nicht lügen.

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

zunächst einmal: Lügen nicht lügen. Wenn Du es so gemeint hast, ist der ganze Satz falsch. Dann müsste es heißen (z. B.): Ein paar Lügen sind nicht verboten. Das "ist" in Deinem Satz bezieht sich jedoch auf die Tätigkeit des Lügens, welches demzufolge ein Verb ist, das kleingeschrieben wird. Also: Ein wenig lügen ist nicht verboten. Alles klar? :cool:

Dann mache ich mich mal auf nach Blankenese.

Fred verließ das Hotel, übergab dem Portier kein Komma die Marke, woraufhin ...
... woraufhin ihn der Herr mit einem ‚Gnädigste‘ verabschiedete. Fred platzte der Kragen.
Dennoch lockte ihn der Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Hotels, welchen (ansonsten hätte das Hotel das Kfz verlassen. ;) Das Kfz hat aber den Parkplatz verlassen, nicht wahr?), als wäre es ein Wink des Schicksals, ein Kraftfahrzeug verließ.
Er wusste zwar nicht mehr, wann er das Treffen mit Beatrix vereinbart hatte, bloß das wo und wie. Zumindest kannte er die Indizien. Den Terminkalender, den seine Karola ihm vermacht hatte, von dem sie damals behauptete, dass es ihrer sei, war, da war er sich sicher, Beatrix' Eigentum.
Er roch den Wein, das Parfüm seiner Karola Komma als klebte es auf seiner Haut, ...
... aber während der Verlobungszeit verbittet es der Anstand.
Ob Karola es darauf angelegt hatte, dass er die Ausweise fand oder sie ihn unbedarft dazu animiert hatte, den Wohnzimmerschrank zu säubern, dafür hatte er keinen Beweis.
Jedenfalls lagen die drei Dokumente, er klopfte gegen das Handschuhfach, seit kein Komma wie lange Komma wusste er nicht, an einem sicheren Ort.
... lebte zumindest an und dann ab und an deren Leben.
... Behörden betrogen hatte, interessierte ihn genauso wenig, wie ...
Eine protzige Limousine lenkte erregte seine Aufmerksamkeit.
Er fühlte sich wie Matulla, wie ein Detektiv, ... nur ein "l" ...
...dafür leuchtete ihr linker Blinker.
Sie sprach, zumindest bewegten sie sich ihre Lippen, bevor sie eintrat.
Einzig, er eilte zu seinem Wagen zurück, die Optik einer Kamera verfolgte ihn.
Fred blieb eine Zeit lang vor seiner Garage im Wagen sitzen, nicht Komma um zu grübeln, dieses ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Ahorn,

schön, dass ich Dir die Augen öffnen konnte. Ja, manchmal sieht man den Wald voller Bäume nicht. :)

Nein, ich muss morgen leider arbeiten.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Neues Kapitel Jungfrau Maria eingefügt.

Und Schluss. Sommerzeit :) :cool:. Ich mache erst mal Erholungsurlaub von Herbert und seinen Kumpanen
 
Hallo Ahorn,

... während ihre Lippen sich den seinen sich näherten.
... schienen für Andrea seine Angabe, er wäre Lehrer Komma zu unterstreichen.
... aus der Hosentasche, tat so Komma als beschäftige er sich mit diesem, obwohl er Sandra beobachtete, die beiden fotografierte.
Ohne sich umzuwenden, umfasste sie seinen den Körper von ihm, legte den Kopf kein Komma an seine Schulter und schlenderten mit ihm gen Rhein.
Sandra löste die Verbindung, schnappte sich Reinhold Hand und zerrte ihn weiter gen Rhein.
... wie sie sich auf eine Bank setzten ...
Alles gefakt (schreibt man das echt so? Oder so: gefaket? Sieht auch doof aus. Ich weiß es nicht). Keine Recherchen hatte Sandra getrieben. entweder 'hatten' oder 'betrieben'
... wie sie ihm vorgetragen, weiß (kann man es auch rot oder grün machen? Ich denke es heißt 'weisgemacht') gemacht, angelogen hatte, die Männer befragen.
Welchen Grund hatte er Komma? auszuharren?
... immer darauf bedacht Komma von ihnen nicht entdeckt zu werden.
... verbarg sich hinter einem der Hauptpfeiler des Kreuzschiffes und beobachtete sie.
Das hieß nicht, dass ihre Liebe zu ihm, seine zu ihr, einfror, gar jäh ein Ende nahm.
Der in schwarz Gekleidete zückte einen Umschlag aus seiner Anzugjacke, übergab diesen Reinhold, worauf er ihn musterte und sich vom Fremden verabschiedete.
Während sich die Gruppe samt den beiden in Bewegung setzten ...
„Hier", sie reichte ihm einen Umschlag, "habe ich dir besorgt. Otello. Du wolltest doch gern in die Oper. Mein Ding ist es nicht.“
Seine Knie erweichten ihm.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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