Ich bedanke mich ganz herzlich für die Beiträge! Reaktionen und Fragen sind mir auch wichtiger als Sternchen. Jeder projiziert natürlich in das Gedicht seine eigene Welt, und dazu ist es ja auch da. Es löst sich von mir ab, und kann ganz unterschiedliche Bedeutung gewinnen. Aber das ist euch ja nichts Neues.
Meine vorläufigen Gedanken dazu, auch, um einige Fragen zu beantworten, meistens erfährt das noch Ergänzungen:
Zu Revilo. Man durchquert eine Landschaft, das ist der treffende Ausdruck, wenn man zu Fuß geht oder fährt. Also ganz einfach. Hier ist die Landschaft natürlich wesenhaft, also „Mensch“, der das als eine Art Störung (Über-schreitung, Tula) erlebt.
Beschrieben ist landschaftlich der späte Herbst, aber hier geht es um das zeitlose Herbstliche im Menschen. Der Herbst in der Natur vergeht und wird zum Winter. Deswegen die Überschrift „herbstlich“ und nicht Herbst.
Das Herbstliche ist hier als fühlendes, verletzliches und gläubiges Wesen dargestellt. Dieses Wesen fühlt sich trübe, spät im Leben, nicht mehr so attraktiv und ist deshalb traurig, wenn die Menschen (Gesellschaft) es aus seiner Sicht achtlos behandeln. Aus ihrer Perspektive trampeln sie vielleicht auch, weil ihnen kalt ist, und um warme Füße zu kriegen, oder sie schnell nach Hause wollen. Die Jahreszeit lädt außerdem dazu ein, sich in sich zu kehren und das Äußere nicht so stark zu beachten. Das späte Herbstwesen interpretiert das Geschehen aber aus seiner eigenen Konstitution heraus für sich als abwertend, und die Begegnung mit den Menschen als für ihn traumatisierend.
Hinzu kommt, und das verletzt das Herbstwesen tief im Innern, dass die Schritte der Menschen das Wasser in den Pfützen erschüttert, und der sich darin spiegelnde Himmel (Gott) verzerrt (auch in den Tropfen auf den Blättern, etc.), den es anbetet. Dies betrifft seine persönliche Urverbundenheit, Religiosität. Es kann nicht zu seinem klaren Inneren und damit zu seinem inneren Frieden finden. (Ich selbst bin nicht religiös.)
Deshalb klärt sich sein Glaube, d.h., die Pfützen werden wieder zu klaren Spiegeln, wenn die, durch die Landschaft trampelnden, Menschen endlich fort sind, d.h., wenn niemand da ist, der ihn verletzen kann, auch nicht absichtslos. Deswegen kann er sich besonders nachts ungestört seiner Spiritualität hingeben und zu sich finden. (Zu Tula. Die Natur verlangt in der Regel nichts, sie akzeptiert, überschreitet keine Grenzen, soweit ich das erlebe).
Es geht also, aus meiner (vorläufigen) Perspektive, in diesem Gedicht eher um die Verletzbarkeit eines älteren oder "herbstlichen" Menschen, der dem Tempo, der Achtlosigkeit, Gleichgültigkeit und Unkenntnis der Gesellschaft ausgesetzt ist, und nicht die innere und äußere Möglichkeit hat, sich so abzugrenzen, dass er geschützt ist, und aus dieser Position menschlich bereichernd kommunizieren und zu sich finden könnte.
Ich bin jetzt 68. Der sozialen Umgebung ist nicht unbedingt bewusst, dass man „jung“ fühlt. Gefühle altern nicht. Die Projektion auf mich, bzgl. des körperlichen Alterns, und wie es mir gefühlsmäßig geht, ist in der Regel unzutreffend, falsch. Ich verstehe die jungen Leute besser, als sie mich. Aber lieb sind sie, oder versuchen es, zu sein.
Soweit meine Sichtweise auf die sprachlichen Bilder und deren Verknüpfung. Mir ist bewusst, dass diese Interpretation eine Einengung des metaphorischen Raumes bedeutet. Beim Schreiben des Gedichtes bewegte ich mich nur in der Logik der Bilder.
Mit welchen Inhalten füllt ihr das Geschehen in den Zeilen und dazwischen?
Lastro