Christoph Thoma
Mitglied
Meine Frau und ich schreiben uns Zettel. Viele Zettel. Weil wir uns nicht mehr alles merken wollen. Weil wir uns oft tagelang nicht sehen. Weil der Betrieb „Familie“ ja irgendwie laufen muss. So finde ich also heute folgende Aktennotiz: „Hilfe, ich wollte nur ein Telefon. Was Du gekauft hast, ist ein PC. Umtauschen. Zurückbringen. So mit mir nicht!“
Zur Vorgeschichte: unser altes – also wirklich altes Telefon – mit Wählscheibe und sonst nichts, hatte plötzlich den Dienst verweigert. Offensichtlich war der Lautsprecher im Hörer defekt. Was die Kommunikation mit Anrufern ziemlich erschwerte. Meine Frau schrieb mir auf den Einkaufszettel: „Neues Telefon kaufen!“
Gesagt getan. Ich ließ mich beraten und erwarb im handlichen Karton ein sogenanntes „Funktelefon“ mit Feststation und herumtragbarem Handgerät – sprich Hörer. An den Tasten und den rätselhaften Symbolen müsse ich mich nicht weiter stören: „So sind Telefone heute!“ - Dafür hätten sie aber auch Telefonbuch-Funktion, automatische Wiederwahl, Kindersicherung, eine ganze Palette von Klingeltönen und ein „absolut krasses Farb-Display“! Mir war nicht so ganz klar, was die junge Verkäuferin damit meinte, aber kann man so etwas zugeben?
Ich hätte es zugeben sollen, weil meine Frau sich von meinen schwachen Argumenten überhaupt nicht beeindrucken ließ: „Du solltest ein Telefon kaufen. Das da ist ein PC. So was haben wir schon!“ – Auf meinen schüchternen Einwand – gelernt ist gelernt – dass Telefone eben heute so sind, geriet ich in eine Art Tropensturm. Und es hagelte mir unbekannte Begriffe wie: „Schutzfolie für das Display“, „Ladevorgang“, „Öko-Akku“, „Standard-Einstellung“, „Schutzzustand“, „Persönliche Programmierung“, „Neueintrag“, „Löschfunktion“...
„Ich will ein Telefon!“ – Wenn meine Frau sich was in den Kopf gesetzt hat, dann lässt sie so schnell nicht locker. Und ich erfuhr jetzt so nach und nach, dass sie schon seit 24 Stunden dabei ist, die 64 Seiten dicke Beschreibung zu lesen und umzusetzen, sprich das neue Fernsprechgerät in Betrieb zu nehmen. „Ich will nur ein Telefon!“
Von wegen „plug and play“ – Einstöpseln und Loslegen; auch „plug and pray“ – Einstöpseln und Beten half nichts: zuerst musste der aus zwei wiederaufladbaren Batterien bestehende Akku „mindestens 16 Stunden“ geladen werden. Weil aber die Feststation des neuen Dings mit unserer Telefonanlage verbunden ist, die Büro und Privatbereich vernetzt, registrierte es alle in dieser Zeit ankommenden Telefonate. Auch wenn wir zum Telefonieren immer in den Keller rannten, um den Ladevorgang nicht zu stören. Danach blinkte dann das neue Telefon nervig vor sich hin. Weil es den eingehenden Anruf registriert und gespeichert hatte, obwohl das keiner von uns wollte und keiner von ihm erwartete.
Ein paar Zettelblöcke weiter, hab‘ ich dann herausgefunden, dass man den Speicher leeren und die Nummern löschen kann bzw. muss, wenn man irgendwie erreichen will, dass dieses blöde „einfache“ Telefon nicht mehr wie ein beschrankter Bahnübergang vor sich hin blinkt. Und weil ich gerade dabei war, hab‘ ich dann auch noch versucht, meiner Frau die Sache schmackhafter zu machen, indem ich ihr die zwei Dutzend gespeicherter Klingeltöne in allen Lautstärken vorspielte. Sie ließ sich von all dem digitalen Lärm nicht im Geringsten beruhigen und beharrte auf ihrer Forderung: „Ich will nur ein Telefon!“
Keine Anruferliste, keine blinkenden Briefumschläge, keine Menüs, keine Speicherplätze. Das alles will meine Frau nicht, und – ehrlich gesagt – ich auch nicht. Wir wollen nur ein Telefon. Keine Ladeanzeige, kein Blinklicht, keine permanentpräsente „Net-Work-Verbindung“. Wir wollen keinen Schnellkurs in Programmieren, wir wollen nur ein Telefon.
Wir haben jetzt nur noch eine Frage, die man vielleicht telefonisch klären kann. Unser megageiles Digital-Multifunktionsgerät hat zwei Jahre Garantie. Uns würde interessieren, ob die auch dann gilt, wenn wir den blinkenden Handapparat samt dämlich tutender Feststation an die Wand knallen, dass sie kleben bleiben.
Und im Übrigen zahlen wir Höchstpreise für alte, noch einwandfrei funktionierende Telefone. Sie erinnern sich: das waren sehr stabile, unverlegbare grüne oder dunkelrote Geräte mit einer Wählscheibe von 0 bis 9. Damit konnte man prima telefonieren.
Mehr nicht. Aber das ging.
Zur Vorgeschichte: unser altes – also wirklich altes Telefon – mit Wählscheibe und sonst nichts, hatte plötzlich den Dienst verweigert. Offensichtlich war der Lautsprecher im Hörer defekt. Was die Kommunikation mit Anrufern ziemlich erschwerte. Meine Frau schrieb mir auf den Einkaufszettel: „Neues Telefon kaufen!“
Gesagt getan. Ich ließ mich beraten und erwarb im handlichen Karton ein sogenanntes „Funktelefon“ mit Feststation und herumtragbarem Handgerät – sprich Hörer. An den Tasten und den rätselhaften Symbolen müsse ich mich nicht weiter stören: „So sind Telefone heute!“ - Dafür hätten sie aber auch Telefonbuch-Funktion, automatische Wiederwahl, Kindersicherung, eine ganze Palette von Klingeltönen und ein „absolut krasses Farb-Display“! Mir war nicht so ganz klar, was die junge Verkäuferin damit meinte, aber kann man so etwas zugeben?
Ich hätte es zugeben sollen, weil meine Frau sich von meinen schwachen Argumenten überhaupt nicht beeindrucken ließ: „Du solltest ein Telefon kaufen. Das da ist ein PC. So was haben wir schon!“ – Auf meinen schüchternen Einwand – gelernt ist gelernt – dass Telefone eben heute so sind, geriet ich in eine Art Tropensturm. Und es hagelte mir unbekannte Begriffe wie: „Schutzfolie für das Display“, „Ladevorgang“, „Öko-Akku“, „Standard-Einstellung“, „Schutzzustand“, „Persönliche Programmierung“, „Neueintrag“, „Löschfunktion“...
„Ich will ein Telefon!“ – Wenn meine Frau sich was in den Kopf gesetzt hat, dann lässt sie so schnell nicht locker. Und ich erfuhr jetzt so nach und nach, dass sie schon seit 24 Stunden dabei ist, die 64 Seiten dicke Beschreibung zu lesen und umzusetzen, sprich das neue Fernsprechgerät in Betrieb zu nehmen. „Ich will nur ein Telefon!“
Von wegen „plug and play“ – Einstöpseln und Loslegen; auch „plug and pray“ – Einstöpseln und Beten half nichts: zuerst musste der aus zwei wiederaufladbaren Batterien bestehende Akku „mindestens 16 Stunden“ geladen werden. Weil aber die Feststation des neuen Dings mit unserer Telefonanlage verbunden ist, die Büro und Privatbereich vernetzt, registrierte es alle in dieser Zeit ankommenden Telefonate. Auch wenn wir zum Telefonieren immer in den Keller rannten, um den Ladevorgang nicht zu stören. Danach blinkte dann das neue Telefon nervig vor sich hin. Weil es den eingehenden Anruf registriert und gespeichert hatte, obwohl das keiner von uns wollte und keiner von ihm erwartete.
Ein paar Zettelblöcke weiter, hab‘ ich dann herausgefunden, dass man den Speicher leeren und die Nummern löschen kann bzw. muss, wenn man irgendwie erreichen will, dass dieses blöde „einfache“ Telefon nicht mehr wie ein beschrankter Bahnübergang vor sich hin blinkt. Und weil ich gerade dabei war, hab‘ ich dann auch noch versucht, meiner Frau die Sache schmackhafter zu machen, indem ich ihr die zwei Dutzend gespeicherter Klingeltöne in allen Lautstärken vorspielte. Sie ließ sich von all dem digitalen Lärm nicht im Geringsten beruhigen und beharrte auf ihrer Forderung: „Ich will nur ein Telefon!“
Keine Anruferliste, keine blinkenden Briefumschläge, keine Menüs, keine Speicherplätze. Das alles will meine Frau nicht, und – ehrlich gesagt – ich auch nicht. Wir wollen nur ein Telefon. Keine Ladeanzeige, kein Blinklicht, keine permanentpräsente „Net-Work-Verbindung“. Wir wollen keinen Schnellkurs in Programmieren, wir wollen nur ein Telefon.
Wir haben jetzt nur noch eine Frage, die man vielleicht telefonisch klären kann. Unser megageiles Digital-Multifunktionsgerät hat zwei Jahre Garantie. Uns würde interessieren, ob die auch dann gilt, wenn wir den blinkenden Handapparat samt dämlich tutender Feststation an die Wand knallen, dass sie kleben bleiben.
Und im Übrigen zahlen wir Höchstpreise für alte, noch einwandfrei funktionierende Telefone. Sie erinnern sich: das waren sehr stabile, unverlegbare grüne oder dunkelrote Geräte mit einer Wählscheibe von 0 bis 9. Damit konnte man prima telefonieren.
Mehr nicht. Aber das ging.